FUKUSHIMA wie gehts weiter ?

ralfkannenberg

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man geht wohl davon aus, dass etwas die Hälfte der Toten durch Luftverschmutzung durch das Verbrennen von Biomasse (vor allem in Innenräumen, aber nicht nur) und etwa ein Drittel[1], entspricht etwa 1 Million pro Jahr weltweit, durch das Verbrennen von Kohle verursacht wird.
Hallo UMa,

die Wikipedia-Quellen habe ich auch gesehen, allerdings werden nur die Zahlen von Menschenhand verursachter Luftverschmutzung bezüglich Feinstaub genannt, nicht aber die Zahlen von natürlicher Feinstaub-Emission. Ich finde, diese Zahlen sollten man auch kennen, um sich ein besseres Bild machen zu können.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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@ralf:

Natürlich gibt es auch natürliche Quellen für atmosphärische Partikel - ich glaube, das sind sogar 90% oder so. Aber man darf das jetzt nicht einfach alles in einen Topf werfen: die meisten Partikel sind Salzkörner aus dem Meer, oder Sand aus der Sahara, aber es gibt auch organischen Kohlenstoff etwa aus Buschfeuern (siehe den Video, den ich in meinem letzten Beitrag erwähnt hatte). Trotzdem sind besonders die kleinsten Partikel (PM10 und PM2.5) die gefährlichsten, und bei den kleinsten Partikeln dominieren eben die anthropogenen Quellen, wobei die grösste einzelne Quelle eben die Kohlekraftwerke sind. Es geht also bei Gesunheitsbetrachtungen nicht einfach um die totale Menge.

UMa schrieb:
man geht wohl davon aus, dass (...) etwa ein Drittel[1], entspricht etwa 1 Million pro Jahr weltweit, durch das Verbrennen von Kohle verursacht wird.

Das stimmt in etwa mit den oben verlinkten WHO-Zahlen überein (ein Drittel von 3.7 Mio ist etwa 1 Mio). Man muss sich diesen Satz einfach mal auf der Zunge zergehen lassen. 1 Million Tote - pro Jahr. Man stelle sich vor, Atomenergie würde so viele Tote produzieren - man hätte längst alle AKW abgeschaltet. Wenn man annimmt, die gebauten AKW hätten Kohlekraftwerke verdrängt, lässt sich das (über die letzten 50 Jahre) sicher zu etlichen Millionen Menschen aufsummieren, die ihr Leben dem Bau von AKWs zu verdanken haben.

Siehe z.B. diese Grafik: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/28/World_energy_consumption_outlook.png

Demnach hat Kohle einen Anteil von 27%, Atomenergie einen Anteil von 7% am Weltenergieverbrauch*. Das wären auf einen Schlag ca. 260'000 Menschen mehr, die bei einem vollständigen, weltweiten Ausstieg aus der Atomenergie und einem Ersatz der AKW durch Kohlekraftwerke sterben würden - pro Jahr.

*Bemerkenswert an der Figur finde ich übrigens, dass Erneuerbare 15% ausmachen. Ich bin dem nachgegangen und habe diese Quelle gefunden: http://www.eia.gov/totalenergy/data/monthly/pdf/sec10_3.pdf Demnach ist knapp die Hälfte dieser Energie (heute = Zahlen von 2013) auf das Verbrennen von Biomasse (Holz, Bioabfälle, Biotreibstoff) zurückzuführen. Vom Rest werden 55% von der Wasserkraft bestritten, "neue Erneuerbare" (= Sonne, Wind, Erde) machen 45%, bzw. ca. einen Viertel des ganzen Erneuerbaren Sektors aus.
 
Zuletzt bearbeitet:

UMa

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Hallo Bynaus,
*Bemerkenswert an der Figur finde ich übrigens, dass Erneuerbare 15% ausmachen. Ich bin dem nachgegangen und habe diese Quelle gefunden: http://www.eia.gov/totalenergy/data/monthly/pdf/sec10_3.pdf Demnach ist knapp die Hälfte dieser Energie (heute = Zahlen von 2013) auf das Verbrennen von Biomasse (Holz, Bioabfälle, Biotreibstoff) zurückzuführen. Vom Rest werden 55% von der Wasserkraft bestritten, "neue Erneuerbare" (= Sonne, Wind, Erde) machen 45%, bzw. ca. einen Viertel des ganzen Erneuerbaren Sektors aus.
die Zahlen in dieser Quelle sind für die USA, nicht die Welt.

Grüße UMa
 

Bynaus

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Du hast recht, das hatte ich irgendwie überlesen. Die Zahlen für die Welt finden sich hier:

http://www.eia.gov/forecasts/ieo/more_highlights.cfm

Demnach ist ca. 80% des erneuerbaren Stroms (2010) auf Wasserkraft zurückzuführen. Mit den Zahlen zu Kohle & Nuklear kann man natürlich die gleiche grobe Abschätzung machen wie oben, und kommt dann statt auf 260'000 auf 320'000 gerettete Menschenleben pro Jahr dank der teilweisen Verdrängung von Kohle durch AKW. Auch okay. :)
 

UMa

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Hallo Bynaus,

wobei die Projektionen für z.B. PV bei der EIA wie seit langem viel zu niedrig sind.
http://www.eia.gov/forecasts/ieo/pdf/apph.pdf

Projektion Solar EIA 2013
2015 113GW
2020 157GW
2025 183GW
2040 266GW

Ist PV
2012 100-105GW
2013 135-140GW
Projektion z.B. solarbuzz
2014 180-190GW
2017 ~400 GW
2018 ~500 GW

Grüße UMa
 

Bynaus

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wobei die Projektionen für z.B. PV bei der EIA wie seit langem viel zu niedrig sind.

Kann gut sein - über die Zukunft lässt sich bekanntlich vortrefflich streiten, bis sie eintrifft... :) Mir ging es ja hier nicht um die Projektionen, sondern um eine Daten-Grundlage für meine Abschätzung - die zukünftigen Zahlen spielten da keine Rolle. Aber ich bin jetzt doch neugierig: du schreibst, "seit langem": Hast du denn Zahlen von früheren Projektionen der EIA, die man mit den tatsächlichen Zahlen der letzten Jahre vergleichen könnte?
 

ralfkannenberg

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Aber hier ist ein Bericht der Weltbank über die Verschmutzung in China
http://siteresources.worldbank.org/INTEAPREGTOPENVIRONMENT/Resources/China_Cost_of_Pollution.pdf
Auf Seite 77 z.B. sind die statistisch zu erwartenden Toten durch Luftverschmutzung angegeben. ca. 228000 durch 'Respiratory disease', 230000 durch 'Cardiovascular disease', und 255000 durch 'Cerebrovascular disease' Zusammen über 700000 Tote pro Jahr. Wichtiger ist vielleicht, um wie viel die Menschen eher sterben, insgesamt ein Verlust von ca. 12 Mio Lebensjahren.
Hallo UMa,

bei solchen Zahlen lohnt es sich, etwas nachzufragen:

wie kommen die Autoren der Studie darauf, dass diese Todesfälle aufgrund von "Air Pollution" aufgetreten sind ?

Im Kleingedruckten finde ich lediglich das folgende:

Note: Deaths are the product of the population in the survey report of the national 5th population census and the
disease-specific death rates in the Health Statistical Yearbook.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Nathan5111

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Ich denke, wir sollten uns jetzt langsam mal von dem 'Argument' "Todesfälle" verabschieden und zu einer wissenschaftlichen Betrachtung zurückkehren.
 

ralfkannenberg

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Ich denke, wir sollten uns jetzt langsam mal von dem 'Argument' "Todesfälle" verabschieden und zu einer wissenschaftlichen Betrachtung zurückkehren.
Hallo Nathan,

ich finde das Argument Todesfälle sogar ausserordentlich wichtig, denn es ist korreliert mit der Dringlichkeit, mit der ein Missstand zu beseitigen ist. Ich habe übrigens gestern zufällig in einem der beiden Schweizer Gratisblättchen gelesen, dass pro Jahr weltweit über 2 Millionen Menschen an Alkohol sterben. Während letzteres aber irgendwie freiwillig in Kauf genommen wird ist ersteres unfreiwillig.

Und bei dieser hohen Sterberate lohnt es sich, die Richtigkeit dieser Zahlen zu überprüfen, wobei ich die Zahl selber nicht anzweifle, sondern vielmehr die Frage aufwerfe, ob die Betroffenen ohnehin verstorben wären oder ob sie wirklich an der Air Pollution verstorben sind. Eine erhöhte Energiegewinnung mithilfe von AKW würde im ersten Fall nämlich keine Abhilfe schaffen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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ralfkannenberg schrieb:
sondern vielmehr die Frage aufwerfe, ob die Betroffenen ohnehin verstorben wären oder ob sie wirklich an der Air Pollution verstorben sind.

Natürlich wären diese Menschen irgendwann ohnehin verstorben - wie jeder andere Mensch auch. ;) Aber genau darum geht es: Menschen sterben nachweislich - und "verfrüht", wenn du willst - an den Folgen von Luftverschmutzung (was sich z.B. in Form von Infektionen der Atemwege, Lungenkrebs etc. zeigt). Die gefährlichsten Partikel sind die kleinsten, und die stammen vorwiegend aus Kohlekraftwerken. Es ist deshalb plausibel, dass die Mehrheit der Menschen, die an den Folgen der Luftverschmutzung* sterben (einige Millionen pro Jahr weltweit), noch leben würden, wenn Kohlekraftwerke durch AKW ersetzt würden.

*Hier ist v.a. die Verschmutzung draussen gemeint - einige Millionen sterben auch an der Luftverschmutzung im Inneren von Wohnungen, etwa durch schmutzige Heiz/Feuerstellen und/oder Zigarettenrauch. Wie in der WHO-Studie, die ich verlinkt hatte, dargelegt, verteilen sich die Opfer von Luftverschmutzung draussen vs. drinnen in etwa gleich, dh, 50% der Menschen, die an Luftverschmutzung-induzierten Atemwegserkrankungen sterben, tun das wegen der Luftverschmutzung draussen (feststellbar weil sie z.B. zu Hause keiner besonderen Luftverschmutzung ausgesetzt sind). Und die meisten davon letztlich wegen Kohlekraftwerken.
 

ralfkannenberg

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Nicht schlecht! Wieviele Kilometer waren das denn?
Hallo Bernhard,

so breit ist der Zürichsee in Zürich nicht, da gibt es sogar jedes Jahr eine offizielle, die von der Stadt organisiert wird. Um für diese zu üben war ich mal am Ufer des Sees entlang geschwommen (und wieder zurück), das waren 1200 Meter; die offizielle Überquerung hat eine Länge von 1400 m. Das ist aber wegen der grossen Zahl Teilnehmer ein rechtes Getrete.

Danach habe ich noch zwei Überquerungen organisiert; weil es am ersten Mal gewittrig war, war ich bis kurz vor dem Start mit den Wetterverantwortlichen in Zürich in Kontakt; die haben mir um 18 Uhr dann das ok gegeben, aber da bin ich nur die kurze Route vom Hafen Riesbach aus geschwommen (600 m), und weil es den Leuten so gut gefallen hatte - der See war fast 30° warm, eine Woche später nochmals meine normale Route, also 1100 m, aber weil es so warm war wieder zurück; auf dem Rückweg schwimmenwir aber diagonal rüber und schwimmen direkt zum Bootsverleih - aus Sicherheitsgründen miete ich ja bei sowas ein Boot, falls jemand mal einen Krampf bekommt. Meistens finden sich genügend Freiwillige, das zu vorübergehend rudern. Das sind dann nochmals 1200 m, also zusammen 2300 m.

Ich hatte mir auch überlegt, die offizielle Überquerung von Meilen nach Horgen mitzumachen, doch das sind 3 km und ich schwimme zwar sicher, aber nicht schnell und bin deswegen nicht mitgegangen. Schade, denn ich habe erfahren, dass es genügend Schwimmer meiner Geschwindigkeit gegeben hatte.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

zabki

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Natürlich wären diese Menschen irgendwann ohnehin verstorben - wie jeder andere Mensch auch. ;) Aber genau darum geht es: Menschen sterben nachweislich - und "verfrüht", wenn du willst - an den Folgen von Luftverschmutzung

Wie wird dieses verfrühte Ableben denn gerechnt? Zählt 10 Tage vorzeitiges Sterben als Todesfall? Oder 10jähriges? Wie werden solche Unterschiede erfaßt? (Mir ist klar, daß es sich um eine Art Hochrechnen handelt).
 

Bynaus

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Für die Details müsstest du die Forscher selbst fragen bzw. die Publikationen lesen. Da der Luftverschmutzung draussen praktisch ausnahmslos alle Menschen ausgesetzt sind (es lebt ja niemand zeitlebens in einem Reinraum...), kann man wohl bei jedem Menschen, der an einer von Luftverschmutzung verursachten Atemwegserkrankung stirbt, die Differenz zur mittleren Lebenserwartung berechnen, und daraus die Anzahl verlorene Lebensjahre der Gesamtbevölkerung bestimmen. Ausserdem kannst du auch einfach einen Strich für jeden Toten machen, und am Schluss des Jahres den Bruchteil jener abziehen, deren Atemwegserkrankungen nach aller Wahrscheinlichkeit auf andere Ursachen zurückzuführen sind (Raucher, Minenarbeiter, etc.).
 

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
kann man wohl bei jedem Menschen, der an einer von Luftverschmutzung verursachten Atemwegserkrankung stirbt, die Differenz zur mittleren Lebenserwartung berechnen
Hallo Bynaus,

das ist zu einfach, da es auch Menschen gibt, die aufgrund ihrer Veranlagung, einer Krankheit, eines Unfalls o.ä. an einer Atemwegserkrankung versterben können.

Diese müsste man also vorgängig bestimmen und von der Gesamtzahl subtrahieren, um eine wirklich robuste Abschätzung erhalten zu können.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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das ist zu einfach, da es auch Menschen gibt, die aufgrund ihrer Veranlagung, einer Krankheit, eines Unfalls o.ä. an einer Atemwegserkrankung versterben können.

Deshalb hab ich ja explizit geschrieben: "an einer von Luftverschmutzung verursachten Atemwegserkrankung". Veranlagung darf man darüber hinaus auch nicht einfach ausschliessen, schliesslich werden solche Veranlagungen ja auch häufiger ausgelöst, wenn sie entsprechenden Stressoren ausgesetzt sind.
 

UMa

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Hallo Bynaus,

du schreibst, "seit langem": Hast du denn Zahlen von früheren Projektionen der EIA, die man mit den tatsächlichen Zahlen der letzten Jahre vergleichen könnte?
die Zubauzahlen für Wind und PV brechen in den IEA Projektionen regelmäßig ein.
Die Zahlen finden sich z.b. in neueren IEA (ab ca 2009/10) in Tabellen Appendix. In älteren leider of non-hydro-ren nicht weiter unterteilt, dort evtl nähere Infos im Text.
aktueller IEA 2013
http://www.eia.gov/forecasts/ieo/
alte IEA 1995-2011
http://www.eia.gov/forecasts/ieo/ieoarchive.cfm
Dann gibt es noch den AEO Table Browser, mit Zahlen für einzelen Jahre, nicht in 5er schritten. IEA aber nur 2013 und 2011
http://www.eia.gov/oiaf/aeo/tablebr...=1-IEO2013&region=0-0&cases=Reference-d041117

Grüße UMa
 
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