Blödsinn, dass die Technologie sowohl theoretisch als auch im Testbetrieb funktioniert glaube ich Dir sofort. Nur halt im Praxisbetrieb nicht.
Aus welchem Grund? Wenn die Technologie im Testbetrieb funktioniert - wo ist dann das Problem?
Ich hatte mal gefragt, wie hoch Du den noch verbliebenen Aufwand bis zur Praxisreife schätzst, das hast Du aber noch nicht beantwortet. Ich will hier nicht vorgreifen.
Das musst du nicht mich fragen, sondern z.B. GE Hitachi. Die setzen 6 Jahre bis zur Fertigstellung des ersten Reaktors an. GB will es innerhalb von 25 Jahren realisiert haben. Die tatsächlich benötigte Zeit wird wohl irgendwo dazwischen liegen.
wenn da was für die Praxis drin läge, würden sich die Investoren um das Projekt reissen
Es ist nicht so einfach. Wir reden hier nicht von einem Smartphone oder so, sondern um ein politisch und gesellschaftlich (aber nicht technisch) heikles Projekt und Milliardeninvestitionen, von denen nicht klar ist, ob sie sich auszahlen (wieder - nicht technisch: ich rede von der Möglichkeit von Protesten / politischen Manövern, etc.). Damit muss man bei der Atomenergie immer rechnen, und das ist es, was ich meine, wenn ich von "die Finger verbrennen" rede. Das heisst nicht, dass es sich nicht grundsätzlich lohnen würde.
Und das ist sicher nicht die Politik: wenn Du dem Wahlbürger mitteilst, dass Du das Atommüll-Problem lösen kannst, dann wird auch der Stammtisch-Wähler Dir seine Stimme geben.
Erstens werden diese neuen Reaktoren noch nicht lange diskutiert - geh mal auf die Strasse und frage die Leute, ob sie schon mal von Atomreaktoren gehört haben, die mit Atommüll laufen. Zweitens gibt es den IFR/EBR zwar schon seit 1995, aber erst in den letzten Jahren ist wieder Bewegung in die Sache gekommen. Drittens werden die entsprechenden interessierten Kreise schnell aufspringen und Zweifel sähen. Einige Einwände werden teilweise berechtigt sein, andere werden reine Panikmache sein - das sehen wir ja heute schon.
Nicht bei einem Top-2-Issue
Dochdoch. Die meisten glauben ja offenbar, der Atommüll löst sich auf, wenn man aus der Atomenergie aussteigt... Oder viel eher - sie wissen gar nicht, dass es solche Alternativen gibt.
Nur dass es niemand will ...
Dem ist nicht so, siehe potentielle Interessenten in GB und den USA.
Wenn es sicher ist, ja, ich habe da auch nie etwas anderes behauptet.
Was ist schon "sicher"? Nichts ist absolut und perfekt sicher, der IFR nicht, auch ein Windrad nicht. Der IFR ist sehr sicher im Vergleich zu anderen Reaktor-Designs, z.B. ist er tatsächlich "passiv sicher". Anderseits wird er z.B. mit flüssigem Natrium gekühlt, und es ist nicht falsch, dass man diesen Reaktor nicht unbedingt in den Händen instabiler Regimes sehen möchte. Aber wir reden ja auch nicht davon, ihn im Iran zu bauen, sondern im hier im Westen. Ich würde sagen, der Reaktor ist "ausreichend" sicher, um damit das grössere Problem des Atommülls zu beseitigen. Die Vorteile, davon bin ich überzeugt, überwiegen bei weitem die Nachteile.
Kann sein dass ich bezüglich der Uran-Vorräte in meiner Kindheit in der Schule angelogen worden bin, ich habe diese Zahlen nie hinterfragt.
"Angelogen"... Die Uran-Exploration führt zu bekannten Reserven, die mit einem gegenwärtigen Verbrauch in Beziehung gesetzt werden können, um daraus eine strategische Reichweite zu berechnen. Rohstoffe sind aber, wie ich schon oft erwähnt habe, keine "Warenlager", die irgendwann einfach leer sind. Erstens kann weitere Exploration zu einer Erhöhung der Reserven führen. Zweitens sind nicht alle Lagerstätten zum gleichen Preis abbaubar bzw. wirtschaftlich. Je höher der Weltmarktpreis, desto grösser die Reserven. Irgendwo ab 300 $/kg lohnt es sich, Uran aus dem Meerwasser zu gewinnen (diese Zahl war wohl deinem Lehrer damals so nicht bekannt) - da gibt es so viel davon, dass der Preis wohl "für immer" auf diesem Wert gepuffert bleiben wird.
Schwach- und mittelradioaktiv. Sind das wenigstens die, die so hohe Halbwertzeiten haben ?
Das Lager für hochradioaktive Abfälle ist in Bau. Es gibt sogar einen Dokumentarfilm darüber.
Ein geologisches Tiefenlager zu bauen ist an sich keine grosse Hexerei. Das Problem ist nur, dass wir nicht wissen, ob es denn auch wirklich so lange halten wird. Deshalb will die Abfälle ja auch nicht verbuddeln, sondern verbrennen.
Verstehe ich nicht: wenn das o.g. Endlager so supertoll funktioniert, dann kann man doch den bestehenden Atommüll dort endlagern und aussteigen. Und wenn es zu klein ist: kein Problem, baut man weitere - gemäss Deinen Aussagen ist das ja problemlos möglich. Das ist sicher nicht eine Option, die ich ablehnen würde.
Und wie löst du den Unterschied zwischen Anspruch und Realität in der Stromproduktion? Ah ja, schon vergessen: mit Fossilen Energieträgern. Weil es viel wichtiger ist, dass AKWs abgeschaltet und Atommüll verbuddelt wird, als dass der Klimawandel endlich vernünftig angepackt wird.
Ich habe von 200 Jahren gesprochen, nicht von 4000 Jahren.
Ja, entschuldige mich. Du musst nur bis in die Frühneuzeit absteigen. Lebenserwartung 45 Jahre, oder so.
Es sieht ja danach aus, dass man eines bauen könnte, aber keines bauen kann.
Im Moment ist keiner im Bau. Das heisst nicht, dass man keinen bauen könnte, wenn man wollte. Das ist etwa so wie wenn du anzweifeln würdest, dass Airbus einen A380-900 bauen kann. Sie bauen ja jetzt keinen, wie sollen wir wissen, dass sies können, wenn ihn dann jemand kaufen will? Selbstverständlich kann Airbus einen A380-900 bauen, wenn er dann mal angeboten wird und ihn jemand will. Selbst wenn er heute erst auf dem Papier existiert.
Dann schicken wir den Atommüll eben nach Russland und die entsorgen den für uns.
Klar. Wir tauschen ihn gegen Putin's Gas. Energetisch ein sehr sinnvoller Tausch - für die Russen. Die freuen sich sicher auch über das zusätzliche CO2. Da wird die Tundra endlich ein bisschen erträglicher!
Genauso wie bei den Kindern und Frauen aus der 3.Welt, die billig in meiner Fabrik arbeiten und für die man auch keine Sozialversicherungen zu bezahlen braucht ?
Ich sehe deinen Punkt nicht. Im Gegensatz zu menschenwürdigen Arbeitsbedingungen gibt es keinen moralischen Imperativ zur Energiearmut. Wenn du das toll findest, darfst du gerne so leben. Bloss Mehrheiten dafür wirst du nicht finden.
Aber natürlich hat niemand Interesse ....... - wohl wieder diese ganz schrecklich böse Lobbies, die das verhindern ... - also bald verzweifele ich noch bei solchen Argumenten.
Wo habe ich geschrieben dass niemand Interesse habe? Dass schrecklich böse Lobbies am Werk seien? Ich hab sogar einen Link gesetzt, der zeigt, wie es im Moment um das Interesse steht!
Und was ist mit dem Wärme-Silo bei Wohnhäusern ?
Wie gesagt: du willst deinen teuer erkauften EE-Strom doch nicht vor allem zur Heizung der Atmosphäre verbrennen, oder?
Und was ist mit der Stromübertragung, z.B. Hochspannungsleitungen ?
Stromübertragung ist natürlich ein weiterer Problempunkt der Erneuerbaren. Es windet oder sonnt halt nicht überall gleich. Ein AKW kann man dort hinstellen, wo mans braucht, aber für Erneuerbare brauchst du lange Überlandleitungen, die ja auch sehr viele Fans haben, besonders in Deutschland. Noch ein weiteres NIMBY-Problem...
Manchmal wünschte ich mir, ich könnte auch so schwarz/weiss denken.
Sieht denn die Realität anders aus? Siehe Deutschland und Japan!
Ich sehe jetzt irgendwie nicht, warum Frau Merkel aufgrund des Baus irgendwelcher Kraftwerke abgewählt werden sollte.
Klar - für dich ist es ja offenbar auch ok, dass man weitere Kohlekraftwerke baut. Was zählt, sind offenbar gute (öffentlich formulierte) Absichten, nicht Taten! Kohlekraftwerke sind ja das kleinere Übel, und Studien zur Gefährlichkeit von Feinstaub etc. sind in etwa so ernstzunehmen wie Berichte zur Kalten Fusion...
Du hast aber auch eingeräumt, dass wenn man mehr Geld hätte, dass man dann die Erneuerbaren vorantreiben könnte, Stichwort: Zwischenspeicher
Ja, du kannst schon gewaltige Batterien bauen, die dann stets nur zu einem kleinen Teil ausgelastet sind, ausser wenns grad windet, dann müssen sie bereit stehen. Oder du baust grosse Elektrolyse-Anlagen, die aus Wasser und Windstrom Wasserstoff (oder Methan) produzieren wenns grad windet und wieder verbrennen, wenn man den Strom braucht. Mit genügend Geld kann man alles verwirklichen. Bloss dass niemand das nötige Kleingeld dafür hat.
Nein, aber es macht satt, wenn man genügend davon hat.
Ja wenn! Mehr als ein paar Erdnüsschen können wir uns nicht leisten. Und die Spaghetti sind nicht giftig, sie werden nur schlechtgemacht.
nur Plutonium (also das ist natürlich schon mehr als "nur") oder auch der andere Atommüll ?
In diesem Fall vor allem das Plutonium aus der Waffenproduktion. Der Reaktor wird auf diese Aufgabe zugeschnitten. Aber man kann ihn auch für "normalen" Atommüll aus Leichtwasserreaktoren zuschneiden.