Ist solch eine Umlaufbahn realistisch?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

reeper1000

Registriertes Mitglied
http://finalfrontier.coltan.ch/wp-content/uploads/nibiru.gif


Es geht mir nicht darum, ob diese Theorie der Wahrheit entspricht,
allerdings würde mich mal interessieren ob aus dem reinen Wissen, welches vorliegt, solch eine Umlaufbahn, wie sie auf diesem Bild dargestellt ist, überhaupt möglich ist?
Dass sich quasi ein Objekt, ein zweiter Stern, oder sonst irgendetwas, einem anderen Körper nähert, ihn einmal eng umkreist & sich dann wieder distanziert?
Ich habe soetwas bisher nur in Doppelsternsystemen gesehen, wenn ein Planet unter der gravitativen Beeinflussung zweier Sterne steht.


lg
 

Kibo

Registriertes Mitglied
Hallo Reeper,

ganz prinzipiell sind elliptische Umlaufbahnen nichts besonderes bei Objekten die schon länger gravitativ aneinander gebunden sind. Ein großes Objekt, das allerdings frisch ins Sonnensystem eintaucht hat in der Regel aber eine viel zu hohe Relativgeschwindigkeit um einen solchen Bogen zu schlagen, ein solches objekt rauscht also quasi einfach durch.

mfg
 

Bernhard

Registriertes Mitglied
Hallo zusammen,

Ein großes Objekt, das allerdings frisch ins Sonnensystem eintaucht hat in der Regel aber eine viel zu hohe Relativgeschwindigkeit um einen solchen Bogen zu schlagen, ein solches objekt rauscht also quasi einfach durch.
so eine Aussage erscheint mir als zu ungenau, da ich die Relativgeschwindigkeit der Sterne beispielsweise innerhalb unserer Milchstraße (und in etwa auf den Äquipotentiallinien der Galaxis) eher durch eine gausssche Glockenkurve mit Mittelwert Null beschreiben würde. Die Bahn im Bild könnte demnach auch eine parabolische oder hyperbolische Bahn beschreiben. Die vagabundierende Sonne würde das dargestellte Sonnensystem also wieder verlassen, allerdings würde die Bahn dieser Sonne dabei auch eine Richtungsänderung erfahren. Die Stärke der Richtungsänderung hängt davon ab, wie Nahe sich die beiden Sterne kommen. Meiner Meinung nach ist das Bild also OK.

Man sollte zusätzlich aber noch nachsehen, wie das Bild verwendet wurde, um hier nicht unnötig zu spekulieren.
MfG
 
Zuletzt bearbeitet:

Bynaus

Registriertes Mitglied
Zunächst einmal muss man unterscheiden, ob es sich wirklich um eine "Umlaufbahn" handelt, also ein Objekt, das an den Stern, den es umkreist, gravitativ gebunden ist (dann umkreist das Objekt den Stern aber nicht nur "einmal", sondern stetig). In diesem Fall wäre das eine Bahn mit einer sehr hohen Exzentrizität (nahe, aber unter 1). Oder aber, ob es sich um eine hyperbolische Bahn handelt, also ein Objekt, das aus den Tiefen des Raumes kommt, den Stern umkreist und dann weiterzieht, zurück in die Tiefen. In diesem Fall ist es keine gebundene "Umlaufbahn", und die Exzentrizität beträgt über 1.

Es gibt natürlich Objekte auf derart exzentrischen "Umlaufbahnen": Kometen. ISON ist ein aktuelles Beispiel. Seine mittlere Entfernung zur Sonne ist irgendwo bei ein ein paar hundert oder tausend AU, aber er nähert sich ihr auf bis zu 1 Mio km, bevor er sich wieder entfernt (was nun nicht mehr geschehen wird, da er zerbrochen ist - aber zumindest grundsätzlich). Da Objekte auf solchen Bahnen früher oder später unweigerlich die Bahn eines Planeten kreuzen, können sie nicht über astronomische Zeiträume auf diesen Bahnen verweilen. Früher oder später werden sie bei einem nahen Vorbeiflug abgelenkt: entweder in die Sonne, aus dem System hinaus, oder sie kollidieren mit eniem der Planeten.

Planeten auf exzentrischen Umlaufbahnen sind übrigens nicht so selten und kommen auch nicht nur in Doppelsternsystemen vor. Eine mögliche Erklärung für die Entstehung von "Hot Jupiters" sieht vor, dass ein Planet auf eine derart exzentrische Bahn gerät, die dann aber bei wiederholten Vorbeiflügen am Stern durch Gezeitenkräfte "zirkularisiert" wird, dh, sie wird immer enger und legt sich schliesslich im ursprünglich geringsten Abstand kreisrund um den Stern.
 

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
was nun nicht mehr geschehen wird, da er zerbrochen ist
Hallo Bynaus,

irgendwie scheint das der grosse Wunsch mancher Astronomen zu sein, dass der arme ISON zerbricht, und bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage wird das kommuniziert.

Zumindest der SOHO konnte ihn heute morgen um 6:30 Uhr - also vor knapp 3 Stunden und über 10 Stunden nach der grössten Annäherung mit seinen beiden Schweifen sehen. Da wird man noch etwas abwarten sollen, ehe man beurteilen kann, wie stark der ISON bei der Sonnenpassage in Mitleidenschaft gezogen wurde.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
Zuletzt bearbeitet:

Bynaus

Registriertes Mitglied
Du hast recht, Ralf, das war mir zum Zeitpunkt des Schreibens noch nicht bewusst. Mea culpa.
 

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
Du hast recht, Ralf, das war mir zum Zeitpunkt des Schreibens noch nicht bewusst. Mea culpa.
Hallo Bynaus,

aus Sicht der Wissenschaft wäre es vermutlich interessanter, wenn ein Komet quasi vor den Kameras des SOHO zerbrechen würde, aber für mich als einfacher Beobachter ist es natürlich interessanter, wenn ich ihn noch beobachten kann. Ich selber konnte ihn ja noch nicht sehen.

Ausserdem hat man den Kometen ja auch nach all' der Berichterstattung über ihn irgendwie liebgewonnen, so blöd das tönen mag.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
allerdings würde mich mal interessieren ob aus dem reinen Wissen, welches vorliegt, solch eine Umlaufbahn, wie sie auf diesem Bild dargestellt ist, überhaupt möglich ist?
Hallo reeper1000,

das dürfte in unserem Sonnensystem sogar der "Regelfall" sein, denn meines Wissens haben die meisten Objekte der Oort'schen Wolke solche langgestreckten elliptischen Bahnen mit einem Perihel im Bereich der Jupiter- bis zur Saturnbahn. Man rechnet damit, dass sich in dieser Oort'schen Wolke mehrerer Billionen individuelle Objekte aufhalten, wobei ich hierbei die Wikipedia-Angabe "trillion" amerikanisch übersetzt habe.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
das dürfte in unserem Sonnensystem sogar der "Regelfall" sein, denn meines Wissens haben die meisten Objekte der Oort'schen Wolke solche langgestreckten elliptischen Bahnen mit einem Perihel im Bereich der Jupiter- bis zur Saturnbahn.

Rickmann (2013; dx.doi.org/10.1111/maps.12080) schreibt über die historische Entwicklung der Idee einer Oortschen Wolke:

To be stable, the source population must have perihelia far enough for planetary perturbations to be negligible. From the work of Van Woerkom (1948), Oort knew that this means well beyond Saturn’s orbit.

Ein Perihelion deutlich ausserhalb des Saturn-Orbits also, sonst sind diese Bahnen nicht (über die Geschichte des Sonnensystems) stabil.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Oben