@Toni:
Was mir allerdings ein bisschen "Sorgen" macht, ist das dichte "Beisammensein" der drei Neptun-großen Planeten. Bei den Massen, die da im Spiel sind, kann doch solch eine enge Nachbarschaft auf Dauer nicht gutgehen? Gleiches gilt dann auch für die zwei erdgroßen Planeten nahe des Sterns. Der Abstand zwischen den beiden scheint mir nur ein geringes Vielfaches des Abstandes Erde-Mond zu betragen? Müssten die sich nicht gegenseitig beeinflussen??!
Nun, diese Planeten gehorchen den Newtonschen Gesetzen, und lassen sich entsprechend "einfach" simulieren. Diese Stabilitätsanalyse hat ergeben, dass das Planetensystem stabil ist. Wie kann das sein?
Der Punkt ist wohl, dass die Planeten nicht in einer beliebigen Beziehung zueinander stehen, sondern sich sehr nahe an Resonanzen befinden. In der exakten Resonanz würden sie einander allerdings immer in derselben Konstellation begegnen, was zu einem instabilen System führen würde. Doch so lange sie nahe, aber nicht exakt in der Resonanz zueinander kreisen, ist sichergestellt, dass sie sich 1) selten begegnen und 2) die Nettowirkung der gegenseitigen Gravitation sich nicht zu destabilisierenden Werten aufschaukeln kann.
Der Mond kreist ja auch nicht wirklich um die Erde! Seine Bahn, die er gemeinsam mit der Erde um die Sonne zieht, ähnelt eher einer Schlangenlinie!
Letzteres ja, aber ersteres stimmt in diesem Sinn nicht. Die Geometrie spielt keine grosse Rolle, was zählt ist die Bahnenergie des Mondes relativ zur Erde - und die zeigt ganz klar, dass er sich in einem Orbit um die Erde befinden muss (seine Bahnenergie relativ zur Erde ist kleiner als Null). Ein erdnaher Asteroid hingegen, der tatsächlich "direkt" um die Sonne kreist, hat gegenüber der Erde eine Bahnenergie, die stets grösser als Null ist.
Ich vermute mal, dass die beiden oben von mir beschriebenen Planeten-Paare in nicht allzu ferner Zukunft einen ähnlichen "Tanz" beginnen werden.
Nein. Dazu müsste einer der Planeten einen der anderen "einfangen", sprich, dessen Bahnenergie gegenüber dem einfangenden Planeten müsste irgendwie unter Null reduziert werden. Das ist alles andere als einfach (bei kleinen Objekten wie Asteroiden ist es denkbar, dass ein Satellit des eingefangenen Körpers ausgeworfen wird: der Satellit hat einen beträchtlichen der Gesamtmasse des Systems. Aber bei einem Neptun wird es wohl keine derart grossen Satelliten geben).
Vielleicht sollten wir - falls Systeme wie "KOI-351" der Normalfall sind - die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte unseres Sonnensystems noch einmal gründlichst überdenken und überarbeiten?!
Das passiert ständig und war eine der Hauptmotivationen für die Keplermission überhaupt!
Es wäre doch durchaus denkbar, dass die Sonne einen weiteren Gasriesen besessen haben könnte, der in der Frühzeit des Sonnensystems immer mehr nach innen wanderte und dabei das innere Planetensystem vollkommen durcheinander brachte, bis er dann eines Tages nicht nur einige Planeten zerstörte (Asteroidengürtel?), die Achsen von Planeten kippte oder ihre Rotation völlig zum Erliegen brachte - und dann eines Tages (auf Grund der zahllosen Wechselwirkungen) entweder in die Sonne stürzte oder aus dem System von ihr hinauskatapultiert wurde?
Ob das so möglich ist müsste eine Simulation zeigen. Die Frage, die zumindest bei mir sofort auftaucht, wäre: warum soll nur dieser Planet gewandert sein, und nicht die anderen? Und warum willst du eine einzige Ursache für eine ganze Reihe von Phänomenen?
Es gibt durchaus Ideen, im Rahmen des "Nizza-Modells" einige (aber nicht alle) der von dir angesprochenen Aspekte mit einem "verlorenen" Gasriesen (bzw. Eisriesen, von der Grösse Uranus oder Neptun) zu erklären. Demnach wäre einst ein dritter solcher Planet jenseits von Saturn um die Sonne gekreist, im Rahmen einer Neuordnung des Sonnensystems vor ca. 3.8 Mrd Jahren jedoch verloren gegangen.
BTW, der Asteroidengürtel ist KEIN zerstörter Planet. Praktisch alles Material, das uns von dort erreicht, enthält "kosmische" Anteile von Eisen vermischt mit Silikaten und kommt deshalb eindeutig von kleinen Objekten die nie genug Masse hatten, um auch nur einen Eisenkern auszubilden.
Ebenso ungeklärt scheint mir auch immer noch die Frage, die bereits vor vielen Jahren Harald Lesch in seiner Sendung "Alpha Centauri" thematisierte: "Wohin hat die Sonne ihren einstigen Drehimpuls abgegeben??"
Das ist nicht ungeklärt: ihr Drehimpuls (bzw. der Grossteil des Drehimpulses der Gaswolke, aus der sich das Sonnensystem gebildet hat) steckt in den Planeten sowie im Sonnenwind, den sie in den letzten 4.5 Mrd Jahren ins All geschickt hat. Das ist nicht besonders mysteriös oder ungeklärt.
Das denke ich auch. Aber falls dann zwei Planeten von der Größe der Erde und der Venus als Doppelplanet um ihr gemeinsames Zentrum "tanzen", dann könnte es doch durchaus sein, dass sie im Laufe der Jahrmilliarden keine eigene Rotation mehr haben, sondern dass sie sich in gebundener Rotation gegenseitig immer die gleichen Seiten zuwenden? Dann gibt es auch keinerlei Gezeitenkräfte mehr, die auf diese beiden Planeten einwirken würden!
Ja, wenn genügend Zeit vorhanden ist, wird das der Endzustand sein. Dann gibt es nur noch die statische Gezeitenwirkung, dh, die beiden Planeten sind ein wenig langgezogene Ellipsoide, wie zwei Rugbybälle, deren lange Achsen aufeinander zeigen.