Hallo TomS,
... dass dieser Ansatz zu eng gefasst ist, um das Universum zu beschreiben.
Sicher. Aber es geht ja um einen Anfang. Und da trifft man zunächst nur makroskopische Dinge mit ihren jeweiligen Relationen zueinander an, die sich dann mit Hilfe mathematischer Gleichungen beschreiben lassen. Mein Einwand war ja, dass es - aufgrund des Vorhandenseins makroskopischer Dinge als notwendige Vorbedingung für Beobachter, die in der Lage wären, das Universum zu beschreiben, in dem sie leben - keine Universen geben kann, die nicht mathematisch beschreibbar wären. Folglich ist das Charakteristikum "mathematisch beschreibbar" aus dem Umstand ableitbar, dass es im Universum makroskopische Dinge gibt. Die Notwendigkeit, dass deshalb der Mathematik das Primat des Seins zukommt, ergibt sich daraus allerdings noch nicht.
Mit dem Zählen fing es an, dann ging es mit dem Rechnen weiter. Irgendwann haben kluge Leute damit begonnen, das Zählen und Rechnen als solches genauer zu betrachten und entwickelten auf diese Weise die Mathematik weiter. Über die Frage, ob Mathematiker die mathematischen Gesetze erfinden oder entdecken, kann man sich trefflich streiten. Meiner Ansicht nach tun sie beides. Sie setzen Grundlagen und loten aus, was daraus folgt, wenn man bestimmte Algorithmen befolgt. Sobald ich Zahlen habe, verlasse ich die konkrete Welt und bewege mich in einer abstrakten Welt. Um den Bezug zur konkreten Welt wiederherzustellen, muss ich die deduzierten Gleichungen mit konkreten Daten belegen. Das nennt man dann u.a. Physik. Eine Präexistenz der Mathematik kann ich daraus jedoch nicht ableiten - und schon gar nicht, dass aus dem Vorhandensein von mathematischen Gesetzmäßigkeiten die Notwendigkeit einer physischen Manifestierung derselben gegeben ist.
Ich denke nicht, dass man die reine Mathematik physikalisch fundieren kann ...
Ich auch nicht, aber der Werdegang, der zur Formulierung einer reinen Mathematik führt, vollzieht sich nun mal auf dem Boden der Lebenswirklichkeit der Menschen. Reine Mathematik ist ein reines Abstraktum, siehe oben.
Ich denke nicht, dass es verdrehter ist als jede andere Ontologie.
Na ja, also die Annahme, dass ein reines Abstraktum Ursache dessen ist, was als Ausgangspunkt für die Erstellung desselben Abstraktums dient, erscheint mir schon reichlich verdreht. Zumindest ist mir die nachgeordnete Stellung der Mathematik zur Realität, aus der sie abgeleitet wurde, plausibler als das Umgekehrte.
Im Rahmen jeder andere Ontologie, die nicht auf Mathematik beruht, ist der Weg von der Ontologie zur Berechenbarkeit ebenso ein Mysterium.
Na, das halte ich jetzt aber für ein Gerücht. Sobald es Dinge gibt, lassen sich auch Berechnungen anstellen. Da ist nichts Mysteriöses daran.
Viele Grüße!