Einfall in Schwarzes Loch

Chrischan

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Moin,

seit einiger Zeit beschäftigen mich ein paar Dinge betreffend des Einfalls von Materie in ein SL, welche ich einfach nicht schaffe zu klären. Zum großen Teil mögen meine eingerosteten Mathe-Kenntnisse dafür schuld sein, jedoch sind meine Versuche dies aufzuarbeiten leider u.a. aus Zeitmangel gescheitert. Im Netz konnte ich bisher auch keine (mir verständlichen) Erklärungen finden.

Vorweg möchte ich die m.M.n. relevanten Punkte ansprechen und zur Verständlichkeit vorweg zwei Begriffe definieren:
Außenbeobachter“: Ein unendlich entfernter Beobachter der relativ zum SL ruht und vom SL nicht gravitativ beeinflusst wird.
Außenzeit“: Die Eigenzeit des Außenbeobachters. Diese Zeit soll gewissermaßen eine „normale“, nicht vom SL gedehnte Zeit darstellen.
Als Außenbeobachter könnten wir praktisch auch uns auf der Erde bei der Beobachtung des zentralen SL in unserer Milchstraße nehmen. Zumindest praktisch gesehen sind die Abweichungen für diese Betrachtung nicht relevant.

Die allgemeine Beschreibung des Einfalls klingt in etwa so (der Astronaut steht nur als Synonym für jegliche Masse/Energie):
Fällt ein Astronaut in ein SL, so wird er, gemessen in seiner Eigenzeit, den EH einfach überschreiten ohne davon etwas zu bemerken. Betrachtet von einem Außenbeobachter hingegen wird der Astronaut sich nur dem EH asymptotisch nähern, dabei zunehmend rotverschoben und zeitlich gedehnt. Der Astronaut wird jedoch niemals in endlicher Außenzeit den EH überschreiten.

Nun die Punkte, die mir z.Z. unklar sind. Hierbei geht es mir besonders um die Betrachtung der Effekte für den Außenbeobachter in der Außenzeit.

1) Hawkingstrahlung
Da die virtuellen Teilchen „normalerweise“ innerhalb 10^-20 Sekunden sich wieder annihilieren, können sie in dieser Zeit max. eine Strecke von ~3 Pikometer zurücklegen. Die außerhalb des EH entstandenen Teilchen befinden sich während ihrer „Realwerdung“ also sehr nah am EH.
Ist dadurch nicht die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Hawkingstrahlung
a) Wieder zum EH zurückfällt (bei v<c; welche v haben diese virt. Teilchen?)?
b) aufgrund der Zeitdilatation innerhalb endlicher Außenzeit kaum dem SL entweichen kann?

2) Einfall in ein SL
Bei endlicher Außenzeit (z.B. Big Crunch, Big Rip) würde der Astronaut in seiner Eigenzeit nicht mehr den EH einfach überschreiten, sondern würde sich dem EH nähern und schließlich beim Erreichen (oder sehr kurz davor) aufhören zu existieren (wie der Rest des Universums).

Ähnliches würde passieren, wenn die Hawkingstrahlung zur Verdampfung des SL in endlicher Außenzeit führen würde. Der Astronaut würde in seiner Eigenzeit sich dem EH nähern. Kurz vor Erreichen des EH würde dieser aber anfangen zu schrumpfen. Der Astronaut würde dem immer weiter schrumpfenden EH hinterher fallen bis am Ende das SL komplett verdampft ist. Wenn ein SL komplett verdampft, müsste am Ende die gesamte Energie, welche das SL zu „Lebzeiten“ akkresziert hat, wieder freigesetzt werden.

3) Akkretion
Fällt Materie in ein SL, so sammelt sich die einfallende Materie für einen Außenbeobachter am EH ohne diesen in endlicher Zeit zu überschreiten.
Da die einfallende Masse den EH nicht überschreitet, sollte der EH auch nicht wachsen. Der Schwarzschild-Radius sollte eigentlich nur von der Masse innerhalb des EH abhängen.
Beispiel: Ein SL mit 10 Sonnenmassen „verschlingt“ eine Jupitermasse. „Klassisch“ betrachtet sollte der Schwarzschild-Radius dadurch um ca. 2,8m wachsen. Da die einfallende Jupitermasse in Außenzeit den EH nicht überschreitet, sollte der EH in Außenzeit auch nicht wachsen, sondern konstant bleiben.
a) Somit sollten SL nur einen EH besitzen, der der Masse entspricht, welche sich bei der Entstehung des EH innerhalb dessen befand. Die gesamte später eingefallene Masse befindet sich in einer Schale außerhalb des EH.
b) Für eine Testmasse außerhalb des EH wirkt das SL jedoch mit seiner gesamten Masse (Masse innerhalb EH und Masse am EH). Dies würde zu SL führen, die z.B. 50 Sonnenmassen haben, jedoch nur einen EH besitzen entsprechend 10 Sonnenmassen.
c) Der EH wird auch bezeichnet als der Bereich, an dem die Fluchtgeschwindigkeit gleich c ist. Also, selbst Photonen nicht mehr entweichen können. Die Fluchtgeschwindigkeit rührt aber von der gesamten Masse her und nicht nur von der Masse innerhalb des EH. Deshalb müsste der EH eigentlich doch wachsen…
d) Wächst der EH doch, was passiert dann mit der Masse, welche sich am EH befindet? Überschreitet diese doch den EH in endlicher Außenzeit? Oder wird sie mit verschoben? Wenn ja, wie?

4) Verschmelzung zweier SL
Wenn die Zeitdilatation am EH unendlich wird, dann können sich die EH’s zweier SL nicht durchdringen. Bei der Kollision zweier SL müssten sich die EH an einem Punkt fast berühren und dann abplatten. Eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Eizelle nach der ersten Teilung… Beide SL’s würden immer mehr abplatten, aber in endlicher Außenzeit nicht miteinander verschmelzen.


Meine Versuche mir das Dilemma zu erklären führten bisher in diese Richtung:
(Dies soll keine Vorstellung einer eigenen These sein, sondern nur die Resultate meiner Grübeleien darstellen. )
Da die Überschreitung des EH nur radial mit exakt v=c geschehen kann und Materie nicht auf v=c beschleunigt werden kann könnte folgern, daß nur Photonen den EH überschreiten können.
Insofern müsste jede Materie vor Überschreitung des EH komplett zerstrahlen.
Da vor dem EH die Zeitdilatation noch nicht unendlich ist, wäre dadurch ein Einfall von „Materie“ (in Form von Photonen) innerhalb endlicher Außenzeit möglich.
Jedoch würde der einfallende Beobachter in seiner Eigenzeit nicht mehr den EH einfach überschreiten. Er würde auch in seiner Wahrnehmung zerstrahlen.
Dies würde jedoch im Widerspruch zu den allgemeinen Beschreibungen stehen…


Ich habe bewusst hier meistens die Außenzeit gewählt, weil diese unserem, als Beobachter des Universums und auch dieser Phänomene, Zeitempfinden entspricht.
Gerade im Punkt 3 stecken Widersprüche, welche mir zeigen, dass irgendetwas an der gesamten Betrachtung nicht korrekt sein kann. Ich stehe hier echt auf dem Schlauch…

Gruß,
Christian
 

Entro-Pi

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Hi Crischan,

das sind gute und vor allem gut formulierte Fragen. Würde mich auch interessieren, was die etwas besser informierten Foristen dazu sagen können. Insbesondere wundert mich der scheinbare (?) Widerspruch zwischen ART und dem vermuteten Wachstum von SL.

Wenn es dich nicht stört würde ich auch gerne noch 2 weitere Fragen anhängen.

I) Was sieht eigentlich der einfallende Astronaut, wenn er zurrück schaut? Sind dann für ihn alle ihm nach stürzenden Objekte bzw. Strahlungen immer stärker blauverschoben je näher er dem EH kommt? Könnte es daher sein, daß er gewissermassen "von" hinten" zerstrahlt wird?

II) Chrischans Frage zur Akkretion wirft eigentlich auch die Frage zur Entstehung von normalen, stellaren SL auf. Soweit mir bekannt entstehen die, wenn ein ausreichend schwerer Stern am Ende seines Zyklus' in sich zusammenfällt. Dabei wird die Materie im Inneren immer stärker zusammen gedrückt, bis schließlich ein SL entsteht. Hier stellt sich eigentlich auch die Frage der Akkretion. Für den aussenstehenden Beobachter müsste dann doch der Rest des Sternes (edit: mit Rest meine ich hier nur Materie, die bei der Supernova/Hypernova(?) in Richtung Sternzentrum geschleudert wurde, aber sich bei Entstehung des SL außerhalb des EH befand) wie bei anderen SL auch einfach am EH rotverschoben zu werden anstatt in das SL zu stürzen. Und wenn dem so wäre, dann müssten doch praktisch alle stellaren SL identisch groß sein. Oder mache ich hier einen Denkfehler?

Gruß
 
Zuletzt bearbeitet:

Chrischan

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Hallo Entro-Pi,
Wenn es dich nicht stört würde ich auch gerne noch 2 weitere Fragen anhängen.
kein Problem...

Gerade deine Frage 2 war mir auch schon durch den Kopf gegangen. Jedoch denke ich, daß sich diese klären wird sobald erstmal die allgemeine Akkretion verstanden ist.

Gruß,
Christian
 

Bernhard

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4) Verschmelzung zweier SL
Wenn die Zeitdilatation am EH unendlich wird, dann können sich die EH’s zweier SL nicht durchdringen. Bei der Kollision zweier SL müssten sich die EH an einem Punkt fast berühren und dann abplatten. Eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Eizelle nach der ersten Teilung… Beide SL’s würden immer mehr abplatten, aber in endlicher Außenzeit nicht miteinander verschmelzen.
Hallo Christian,

wegen der Nichtlinearität der Feldgleichungen darf man nicht so ohne weiteres von einem SL auf zwei SL schließen. Wie das Verschmelzen der EHs visuell aussieht wurde mittlerweile vom Einstein-Institut (MPG) ja sehr genau simuliert und im www veröffentlicht.
MfG
 

Chrischan

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Hallo Bernhard,
Wie das Verschmelzen der EHs visuell aussieht wurde mittlerweile vom Einstein-Institut (MPG) ja sehr genau simuliert und im www veröffentlicht.
ja, die Simulationen kenne ich. Jedoch ist mir ehrlich gesagt nicht klar, in welcher Zeit diese gerechnet sind. Also wurde die Verschmelzung in der Eigenzeit der SL gerechnet oder in der von mir so bezeichneten Außenzeit? D.h. tritt die Verschmelzung auch in endlicher Außenzeit ein, oder nicht?


wegen der Nichtlinearität der Feldgleichungen darf man nicht so ohne weiteres von einem SL auf zwei SL schließen.
Dies ist so ein Aspekt, der meine Gedankenknoten lösen könnte. Allerdings ist mein Mathe inzwischen so arg eingerostet, daß ich mit "Dingen" höher also Vektorrechnung praktisch nicht mehr viel anfangen kann... :eek:

Gruß,
Christian
 

Bernhard

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Also wurde die Verschmelzung in der Eigenzeit der SL gerechnet oder in der von mir so bezeichneten Außenzeit? D.h. tritt die Verschmelzung auch in endlicher Außenzeit ein, oder nicht?
Es gibt in der Außenzeit verschiedene Phasen des Systems mit zwei SL. Die letzte Phase bezeichnet den eigentlichen Verschmelzungsvorgang, der auch in der Außenzeit sehr schnell passiert. Ich habe da etwas mit Millisekunden in Erinnerung.
 

TomS

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Zu 1)
Man darf sich nicht vorstellen, dass die Hawkingstrahlung am EH selbst lokal entsteht; es handelt sich um einen nichtlokalisierbaren Effekt; außerdem handelt es sich gerade nicht um Teilchen-Antiteilchen-Paare die gemeinsam entstehen und auch wieder annihilieren (was eine Wechselwirkung voraussetzen würde); Hawkingstrahlung existiert jedoch bereits für die nicht-wechselwirkende Theorie, und da gibt es keine Annihilation; Hawkings Formeln sind richtig, seine wortreichen Erklärungen dazu leider extrem irreführend

Zu 2)
Ja, wenn das Universum schneller kollabiert als der Astronaut zu Fall durch den EH braucht, dann wird das Standardszenario ungültig; ich kenne jedoch keine exakte Lösung der Gleichungen für ein SL in einer kollabierenden Raumzeit :-(
 

Chrischan

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Hallo TomS,

1 ist also ein Verständnisproblem meinerseits zur Hawkingstrahlung. Hatte irgendwie im Kopf es wären immer Teilchen-Antiteilchen-Paare... Danke, ist somit für mich erstmal geklärt (zumindest eine andere Baustelle).


Ja, wenn das Universum schneller kollabiert als der Astronaut zu Fall durch den EH braucht, dann wird das Standardszenario ungültig
Da die Zeitdilatation am EH doch unendlich wird, bedeutet das doch das der Austronaut niemals in endlicher "Außenzeit" den EH überschreiten kann. Das würde doch bedeuten, daß in der (endlichen) Zeit seit dem Urknall noch keine Masse in der Lage war irgendeinen EH zu überschreiten. Wo liegt da der Gedankenfehler?

Gruß,
Christian
 

TomS

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1 ist also ein Verständnisproblem meinerseits zur Hawkingstrahlung. Hatte irgendwie im Kopf es wären immer Teilchen-Antiteilchen-Paare...
das ist auch nicht unbedingt falsch; irreführend ist, dass die am EH entstehen; es ist eher so, dass der Vakuumzustand, der in unendlich ferner Vergangenheit als "leer" erscheint, in unendlich ferner Zukunft als "mit thermischer Strahlung gefüllt" beschrieben werden muss; besser kann man das in Worten nicht beschreiben; das paper gibt's online als pdf

Da die Zeitdilatation am EH doch unendlich wird, bedeutet das doch das der Austronaut niemals in endlicher "Außenzeit" den EH überschreiten kann. Das würde doch bedeuten, daß in der (endlichen) Zeit seit dem Urknall noch keine Masse in der Lage war irgendeinen EH zu überschreiten. Wo liegt da der Gedankenfehler?
da gibt es keinen Denkfehler, das ist (aus Sicht eines außenstehenden Beobachters) korrekt
 

Chrischan

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Hallo TomS,
da gibt es keinen Denkfehler, das ist (aus Sicht eines außenstehenden Beobachters) korrekt
oh, das hatte ich jetzt nicht erwartet...

Wie sieht es dann mit dem Wachstum eines SL aus?
3) Akkretion
[...]
Da die einfallende Masse den EH nicht überschreitet, sollte der EH auch nicht wachsen. Der Schwarzschild-Radius sollte eigentlich nur von der Masse innerhalb des EH abhängen.
dann müssten doch praktisch alle stellaren SL identisch groß sein.
Dürften damit nicht auch die EH`s der SL seit ihrer Entstehung aus Sicht eines außenstehenden Beobachters (wie z.B. uns) nicht mehr gewachsen sein? Müsste dann nicht ein SL, welches bei seiner Entstehung vor z.B. 10 Mrd. Jahren 5 Sonnenmassen hatte und in den 10 Mrd. Jahren bis heute 10000 Sonnenmassen akkresziert hat (welche aber immer noch knapp ausserhalb des EH "hängen") zwar mit 10005 Sonnenmassen gravitativ auf seine Umgebung wirken, aber dennoch nur einen EH entsprechend 5 Sonnenmassen haben?

Gruß,
Christian
 

TomS

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Nun, alles was wir aus der Entfernung feststellen können ist, dass da eine große, gravitierende Masse existiert. Wenn wir mal vernachlässigen, dass die Massenansammlung der Akkretionsscheibe nicht kugelsymmetrisch ist, dann kann man folgendes feststellen: ob die Gravitation
- durch ein SL der Masse M
- oder durch einen Stern gleicher Masse M
- oder durch ein SL (Masse m[SUB]1[/SUB]) plus eine kugelsymmetrische Massenverteilung (Masse m[SUB]2[/SUB]) knapp außerhalb des EH mit Gesamtmasse M = m[SUB]1[/SUB] + m[SUB]2[/SUB]
ist außerhalb der Massenverteilung nicht unterscheidbar.

Aus Sicht des SLs sowie der einfallenden Massen wächst das SL und insbs. sein EH, aus Sicht des außenstehenden Beobachters wächst der EH nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:

Chrischan

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Hallo Tom,

erstmal vielen Dank für deine Erläuterungen.

Ich glaube das muss ich aber erstmal verdauen. Ich dachte ich hätte ein paar massive Gedankenfehler bei der Akkretion. Aber jetzt...

Nochmal vielen Dank und Gruß,
Christian
 

Bernhard

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Aus Sicht des SLs wächst das SL und insbs. sein EH, aus Sicht des außenstehenden Beobachters wächst der EH nicht.
Man könnte hier eventuell mal wieder erwähnen, dass bei dem freien Fall einer Testmasse auf das SL, die Testmasse aufgrund der wachsenden Rotverschiebung des zurück gesandten Lichtes für reale Meßgeräte in endlicher Zeit nicht mehr detektierbar ist. Es sieht also auch von außen so aus, als hätte das SL die Testmasse in endlicher Zeit geschluckt.
 

TomS

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Ja richtig, aber darum geht es ja zunächst gar nicht.

Es geht nur darum, dass a) der EH aus Sicht des äußeren Beobachters nicht wächst (obwohl dieser berechnen kann, dass der EH aus Sicht der einfallenden Masse doch wächst) und dass b) die Gravitation im Außenraum unabhängig davon ist, dass also kein Widerspruch vorliegt.
 

Boogi

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Hi,

ich klinke mich hier mal ein:
- Der Außenbeobachter sieht den reinfallenden Astronauten am EH einfrieren.
- Der Astronaut erreicht in endlicher Eigenzeit die zentrale Singularität.
Jetzt die Frage:
Wenn der Außenbeobachter regelmäßig Funksignale zum Astronaut schickt, wie viele erreichen den Astronauten (aus dessen Sicht) bevor er die zentrale Singularität erreicht?
1. Endlich viele. Der Astronaut sieht also nicht wie das Universum hinter ihm blitzartig altert.
2. Unendlich viele, da die Zeitdilatation am EH unendlich ist. Der Astronaut sieht also bei Erreichen des EH das Universum blitzartig bis zum Ende aller Tage altern.

Ich tendiere ja zu 1. Aber wie ist es genau?

Gruß
Boogi
 

Chrischan

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Hallo Boogi,
Wenn der Außenbeobachter regelmäßig Funksignale zum Astronaut schickt, wie viele erreichen den Astronauten (aus dessen Sicht) bevor er die zentrale Singularität erreicht?
1. Endlich viele. Der Astronaut sieht also nicht wie das Universum hinter ihm blitzartig altert.
2. Unendlich viele, da die Zeitdilatation am EH unendlich ist. Der Astronaut sieht also bei Erreichen des EH das Universum blitzartig bis zum Ende aller Tage altern.
auch ich hätte zu 1) tendiert. Da dies für mich jedoch einen Widerspruch ergab, eröffnete ich diesen Thread.

Nach den hier erhaltenen Erläuterungen ist für mich jetzt aber klar, dass dieses Szenario
2) Einfall in ein SL
Bei endlicher Außenzeit (z.B. Big Crunch, Big Rip) würde der Astronaut in seiner Eigenzeit nicht mehr den EH einfach überschreiten, sondern würde sich dem EH nähern und schließlich beim Erreichen (oder sehr kurz davor) aufhören zu existieren (wie der Rest des Universums).
kein Widerspruch ist.

Insofern würde ich zumindest den zweiten Teil deiner Antwort 2) für richtig halten.
Der Astronaut sieht also bei Erreichen des EH das Universum blitzartig bis zum Ende aller Tage altern.
Ob die Funksignale den Astronauten aber erreichen, bin ich mir nicht sicher. Das geht in die Richtung der (noch unbeantworteten) Fragen von Entro-Pi aus Post #2.

Gruß,
Christian
 

mac

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Hallo Chrischan,

Insofern würde ich zumindest den zweiten Teil deiner Antwort 2) für richtig halten.Ob die Funksignale den Astronauten aber erreichen, bin ich mir nicht sicher.
hm. Das Eine geht nicht ohne das Andere.

Da gab es doch auch noch die Aussage von, ich glaube 'Ich' war's, daß der Ereignishorizont der akkretierten Materie 'entgegen wächst', sie ihn also gar nicht 'aktiv' überschreiten muß.

Herzliche Grüße

MAC
 

TomS

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Da für den Astronauten eine endliche Zeit vergeht, sieht er nur ein endliches Zeitintevall aus dem Außenraum. Wenn er beim Radius r=R startet, sieht er genau zum Startzeitpunkt t=0 Licht, das sich gerade bei R befindet. Nun fällt er hin zu kleinerem r<R wobei ihn zu jedem Zeitpunkt t>0 Licht von einer weiter entfernten Kugelschale r'>R erreicht. r schrumpft, r' wächst.

Bis zum Erreichen des EHs in endlicher Eigenzeit sieht der Astronaut also Licht einem endlichen Raumbereich und damit aus einer endlichen Vergangenheit. Bis zum Erreichen der Singularität bei t=T gilt das selbe Argument.

Man könnte das exakt berechnen, indem man sowohl die Bahn des frei fallenden Astronauten als auch die Bahn der einfallenden Lichtstrahlen in einer geeigneten Metrik löst und daraus das Volumen (den Radius R') berechnet, innerhalb dessen die Lichtstrahlen den Astronauten von t=0 bis t=T erreichen.

Wenn nun kein statisches sondern ein kollabierendes Universum vorliegt, hängt es letztlich davon ab, ob der Astronaut vor dem Kollaps die Singularität erreicht. Da helfen aber keine qualitativen Überlegungen, man benötigt ein exaktes Modell eines kollabierenden Universums mit SL-Singularität. Das kenne ich noch nicht, muss ich nachschauen.
 

Chrischan

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Hallo Tom,
Wenn nun kein statisches sondern ein kollabierendes Universum vorliegt, hängt es letztlich davon ab, ob der Astronaut vor dem Kollaps die Singularität erreicht. Da helfen aber keine qualitativen Überlegungen, man benötigt ein exaktes Modell eines kollabierenden Universums mit SL-Singularität. Das kenne ich noch nicht, muss ich nachschauen.
was ein kollabierendes universum mit einem SL macht, ist sicher nicht trivial... Aber muss es denn so kompliziert sein? Ich meine, aus rein praktischer Sicht, reichen nicht die Tatsachen das die Zeitdilatation am EH unendlich ist und das der EH nur radial mit v=c überschritten werden kann? Folgt daraus dann nicht, dass
a) in dem Moment in dem der Astronaut den EH in seiner Eigenzeit überschritten hat das Universum unendlich gealtert sein wird
b) der Astronaut den EH gar nicht überschreiten kann, weil er nicht auf v=c beschleunigen kann

Aus a) würde ich dann, rein praktisch, folgern, dass die Aussage von Boogi "Der Astronaut sieht also bei Erreichen des EH das Universum blitzartig bis zum Ende aller Tage altern." richtig ist. Unabhängig davon wie das Ende des Universums aussieht.

Aus b) würde für mich erstmal ein Widerspruch entstehen. Das passt nicht zur allgemeinen Aussage, dass der Astronaut in seiner Eigenzeit den EH einfach überschreiten kann.

Gruß,
Christian

P.S. Der Einfall in ein Schwarzes Loch ist offensichtlich alles andere als trivial...
 

Chrischan

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Hallo MAC,
Da gab es doch auch noch die Aussage von, ich glaube 'Ich' war's, daß der Ereignishorizont der akkretierten Materie 'entgegen wächst', sie ihn also gar nicht 'aktiv' überschreiten muß.
letzte Nacht kam mir dazu auch noch eine Idee (Ausgelöst durch Bernhard's Hinweis auf die Feldgleichungen). Wollte sie eigentlich nicht posten, weil ich keine Ahnung habe ob das in die richtige Richtung geht oder kompletter Humbug ist. Wie bereits geschrieben, komme ich da selbst nicht weiter...
Diese Aussage scheint aber in eine, zumindest ähnliche Richtung zu gehen wie meine Grübeleien.

Hintergrund: Wenn der EH bei der Akkretion nicht wächst, dann könnten massereiche und sehr alte SL trotzdem nur einen kleinen EH besitzen. Insofern könnte Materie/Energie in einem Bereich am SL vorbeifallen, der zwischen dem "realen" EH und dem "theoretischen" EH (entsprechend der gesamtem Masse des SL) liegt. Da der EH (ich weiss, nicht korrekt sondern nur populär-wissenschaftlich) auch als Grenze beschrieben wird, an dem die Fluchtgeschwindigkeit = c ist, sollte dies nicht möglich sein. Die Fluchtgeschwindigkeit sollte von der Gesamtmasse (Masse innerhalb des EH und Masse am EH) abhängen. Durch Akkretion sollte der EH also doch wachsen...

Diskutiert wurde bisher der EH als Effekt des SL und damit seine Größe abhängig von der Masse innerhalb des EH, er also gewissermassen von innen nach aussen wirkt. Was aber, wenn der EH ein Effekt des Raumes wäre und somit von aussen nach innen wirkt. Der Raum bildet gewissermassen den EH um eine Masse herum. Sammelt sich Materie durch Akkretion am EH, bildet der Raum quasi einen neuen EH um den alten herum. Die Materie überschreitet damit den EH nicht, sondern wird "einverleibt". Praktisch würde der EH somit doch wachsen...

Sorry, leider recht holprig ausgedrückt. Eine Analogie zur Gravitation: Gravitation ist keine Eigenschaft der Masse (Übertragen durch Botenteilchen), sondern eine Eigenschaft des Raumes (Krümmung der Raumzeit).

Gruß,
Christian
 
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