Was tun mit einem Impuls-Antrieb?

Bynaus

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Eine Frage, die mich derzeit aus verschiedenen Gründen beschäftigt, ist folgende: nehmen wir an, es wäre möglich, einen (lokal) reaktionslosen Antrieb zu entwickeln, der nur Energie braucht, um Schub zu entwickeln (und zwar so viel, dass die Energieerhaltung nicht verletzt wird), also keinen Treibstoff, und der eine genügend grosse spezifische Leistung entwickeln kann, um von der Erdoberfläche aus ins Weltall zu starten. Halt eben das, was in "Star Trek" der Impuls-Antrieb zu leisten vermag (Warp lassen wir jetzt mal weg :) ). Wie das genau gehen soll, spielt keine grosse Rolle, darum geht es mir hier nicht (man kann sich z.B. Dinge wie Woodwards Mach-Lorentz-Thruster denken).

Zum Beispiel: Ein Flug zum Mond braucht im Minimum etwa ein Delta-v von 13 km/s. Für ein 10t Raumfahrzeug (sagen wir mal) würde das also bedeuten, E_kin (10t@13 km/s) = m/2 * v^2 = 5000 * 13000^2 = 845 GJ = 230 MWh. Das enstpricht etwa dem Energieinhalt von 140 Barrel Öl, was natürlich ziemlich viel ist (vor allem, wenn man nur 10 Tonnen Nutzlast damit transportieren kann...). Ein Lithium-Ionen Akku mit einer Speicherkapazität von 0.5 MJ/kg müsste 1690 Tonnen schwer sein, um diese Energie zu speichern. Anderseits würden natürlich auch 1 Gramm Uran-235 (83 TJ/kg) oder 10 Mikrogram Antimaterie (90 PJ/kg) die benötigte Energiemenge enthalten, wobei die Apparaturen, um die Energie aus diesen Trägern freizusetzen, natürlich ungleich schwerer wären.

Was denkt ihr, was geschehen würde? Nehmen wir an, diese Erfindung wäre öffentlich und für alle zugänglich. Wie würde das unsere Welt verändern, welche positiven und negativen Entwicklungen würdet ihr sehen? Ich hab meine eigenen Gedanken dazu, die ich gerne im Verlauf des Threads einbringen werde, aber für den Moment will ich hier nicht in irgend eine Richtung vorbahnen.
 

ralfkannenberg

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Was denkt ihr, was geschehen würde? Nehmen wir an, diese Erfindung wäre öffentlich und für alle zugänglich. Wie würde das unsere Welt verändern, welche positiven und negativen Entwicklungen würdet ihr sehen? Ich hab meine eigenen Gedanken dazu, die ich gerne im Verlauf des Threads einbringen werde, aber für den Moment will ich hier nicht in irgend eine Richtung vorbahnen.

Hallo Bynaus,

auch wenn Du das vermutlich gar nicht hören willst: ich würde den Hype zu nutzen versuchen und mich als Testperson zur Verfügung stellen, mal kostenlos zum Mond oder noch besser zum Mars zu fliegen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
@ralf: ich wäre enttäuscht, wenn nicht zumindest die Hälfte der User hier das wollen würden! :) Aber ich hab das Gefühl, man denkt bei solchen Dingen immer nur erst bis zum ersten Hype, und selten darüber hinaus. Eure Gedanken zu dem, was nach dem ersten Hype geschieht, würden mich interessieren.
 

ralfkannenberg

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Eure Gedanken zu dem, was nach dem ersten Hype geschieht, würden mich interessieren.
Hallo Bynaus,

ich verstehe leider zu wenig von diesen Dingen, insbesondere müsstest Du mir bei den Fragen helfen, wie schnell man sich mit dem Ding bewegen kann und wie weit man damit kommt.

Wenn es möglich wäre, damit eine Art "Shuttle-Dienst" zum Mars einzurichten, so dürfte eine ähnliche Aufbruchstimmung herrschen wie damals, als man nach Amerika ausgewandert ist. Und zudem würde es wohl Forschungsstationen auf dem Mond und auf dem Merkur geben.

Ob auch ein Forschungsflug zum nächsten Fixstern sinnvoll erscheint kann ich ohne weitere technische Angaben überhaupt nicht beurteilen; so Ideen, dass dann ganze Familien mit genügend grossen Raumschiffen losfliegen und die Urenkel dann ankommen könnten also völlig schwachsinnig sein.

Nehmen wir also mal an, eine Kolonialisierung der nicht zu ungemütlichen Nachbarplaneten/-Monde (d.h. Schwefelsäureregen bei hohen Drücken ist ungemütlich !) würde sich realisieren lassen, so würde das m.E. auch geschehen.

Eine weitere Frage ist, ob eine solche Entdeckung auch einen technologischen Einfluss auf der Erde selber haben könnte; ein solcher würde wohl noch vor der Kolonialisierung von Mond/Mars/Merkur stattfinden.

Möglicherweise gibt es auch Materialien oder Fabrikationen, die "weit weg" von der Erde im schwerelosen Raum besser funktionieren, z.B. Fabriken, die mit dünnen Sonnensegeln betrieben werden, die hunderte von Kilometern gross sind. Wenn man preisgünstig an solche Orte hinkommt, könnte ich mir auch solche "Fabriken" vorstellen.

Und seien wir ehrlich: es würde auch Unfälle geben; je nach Schwere könnte das diese Technologie verzögern oder gar ganz stoppen.

Fazit:
(1) Kolonalisierung erdähnlicher Planeten in der Nähe
(2) Nutzung der neuen Technologie auf der Erde
(3) Nutzung neuer Fabrikationsmöglichkeiten im Weltraum "in der Nähe"


Freundliche Grüsse, Ralf
 

mac

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Hallo Bynaus,

die wichtigste Information fehlt noch: Was kostet die kWh?

Herzliche Grüße

MAC
 

Bynaus

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@Mac: Ich würde mal von der heutigen Welt ausgehen. Man könnte sich auch fragen, was passiert, wenn bestimmte neue Technologien die kWh-Kosten auf einen bestimmten Betrag senken.

@Ralf:

ich verstehe leider zu wenig von diesen Dingen, insbesondere müsstest Du mir bei den Fragen helfen, wie schnell man sich mit dem Ding bewegen kann und wie weit man damit kommt.

Es ist der Weltraum: du kannst dich mit dem Ding so schnell bewegen wie du willst (innerhalb der Relativitätstheorie, sprich, <c natürlich), und du kommst beliebig weit, wenn du beliebig viel Zeit mitbringst. Der limitierende Faktor wird wohl, wie angedeutet, das Gewicht der Energiequelle sein, die du mitnehmen kannst, um damit den Antrieb zu betreiben.

Da man damit von der Erdoberfläche abheben können muss (wie ich angedeutet hatte), kannst du daraus schliessen, dass die spezifische Leistung zumindest für eine stete Beschleunigung mit 1 Ge ausreicht.

Die Möglichkeiten, die du nennst, sind natürlich auch jene, die mir zuerst einfallen würden und die, sagen wir, dem "standard-Sci-Fi-Szenario" entsprechen. Nun zeichnet sich aber Geschichte gerade dadurch aus, dass es nie so kommt, wie man zuvor gedacht hatte, dass es kommen könnte. Welche Brüche mit dem klassischen Szenario, welche Überraschungen sind denkbar?
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Bynaus,

@Mac: Ich würde mal von der heutigen Welt ausgehen.
OK, dann passiert fast das Gleiche wie heute: fast nix. Nur weil man schneller zum Mars kommt, wird es ja nicht viel billiger, also die Bruttopersonalkosten der Astronauten waren da sicher nicht der entscheidende Kostenfaktor. Wenn es wirklich billiger wird z.B. 1/100 der heutigen Kosten, dann sieht das Ganze schon wieder anders aus.

Tourismus? Vielleicht, aber auch zu 1/100 der heutigen Kosten sehe ich da noch keinen Massentourismus.
Industrie? Das ist ein langer Weg. Die bekannten industriellen Fertigungsprozesse benötigen Gravitation. Die unbekannten müssen erst noch entwickelt werden. Das hängt aber nicht nur von den Energiekosten ab. Wenn es dazu Parallelentwicklungen gäbe, z.B. 1,2E11 Pa Seile, (und dergleichen mehr) dann sieht das Ganze schon wieder anders aus, dann könnte man auch irdische Fertigungsprozesse ins All verlegen.

Muß jetzt erst mal schluss machen, vielleicht später noch mehr?

Herzliche Grüße

MAC
 

Kibo

Registriertes Mitglied
Es kommt meiner Meinung nach wirklich darauf an, ob man genug Impuls zum entkommen des irdischen Schwerkrafttrichters hat. Ist das nicht derfall müsste man ja erst einmal mit gewöhnlichen Antrieben zum LEO und dann sinken die Kosten natürlich kaum. (Nur in Kombination mit Weltraumlift)
Hat man genügend Impuls, findet sich sicher auch eine Möglichkeit genügend Energie für den aufstieg bereitzustellen. Wahrscheinlich nimmt man dann nuklear, oder externe Versorgung mit Laser/Mikrowellen.
Das taugt dann auf jeden Fall schon einmal als interplanetarer Antrieb, könnte einen Boom im Asteroidenbergbau auslösen.

mfg
 

FrankSpecht

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Ich denke, es wird Kloppe geben, da sich die Staaten und/oder Industrien nicht auf eine gemeinsame, friedliche Nutzung der Ressourcen im All einigen können.
 

Bynaus

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@Mac: Die Energiekosten sind ein marginaler Bruchteil der Kosten bei einer heutigen Weltraummission. Elon Musk meinte mal, dass das Auffüllen der Tanks einer Falcon 9 nur gerade 200'000 Dollar kostet. Das eigentlich teure an der Raumfahrt ist die fehlende Wiederverwendbarkeit - eine solche wäre mit einem Impulsantrieb problemlos möglich. Man bräuchte nicht einmal ein Wiedereintrittssystem für die Erdatmosphäre zu entwickeln: alles, was man tun muss, ist das Raumfahrzeug genügend abzubremsen, bevor es die Erdatmosphäre erreicht. Natürlich gibt es auch andere teure Aspekte: Lebenserhaltungssysteme, Strahlenschutz, Kommunikation, etc. Aber ich denke nicht, dass die Energiekosten derart limitierend wären.

Ich hab mal ein bisschen recherchiert: weltraumtaugliche Atomreaktoren können heute bis zu etwa 200 W/kg entwickeln (hier sind Watt in Form von Elektrizität gemeint). Für 1 Ge Beschleunigung an der Erdoberfläche brauchen wir ca. 50 W/kg*, es sollte also mehr als genügend Schub für Nutzlast übrig bleiben. Das heisst, alles was wir brauchen, ist ein Raumschiff, das weniger als vier Mal schwerer ist als der Atomreaktor, der den Impuls-Antrieb mit Energie versorgt. Damit könnten wir dann überall hin (so lange halt der Treibstoff des Reaktors reicht).

Die Frage ist: was genau würden wir damit tun? Klar, im ersten Moment: Touristenflüge, Bergbau auf Mond und Asteroiden. Es würde wohl auch wissenschaftliche Expeditionsraumfahrzeuge geben. Man muss sich nur mal die Möglichkeiten vorstellen: wohin würden wir? Auf den Mars? Zu den Polen des Merkurs? Zu den Geysiren von Enceladus? Zu den Vulkanen auf Triton? Und wer würde alles gehen, wer würde wohin gehen, aus welchen Gründen? Weder Strahlung noch langandauernde Schwerelosigkeit wären ein grosses Problem (es gäbe genügend Nutzlastreserven für Abschirmung, und bei stetiger Beschleunigung ist Schwerelosigkeit stets ein vorübergehender Zustand). Was würden Militärs damit anfangen wollen? Welche Prioritäten würden sie setzen?

Ich sehe aber natürlich auch mögliche Probleme: Es wäre z.B. keine grosse Sache, einen solchen Impuls-Antrieb an einen Asteroiden zu kleistern und, sagen wir, auf Kollisionskurs mit der Erde zu bringen. Oder aber, ganz ohne Zugang zu Nuklearwaffen einen kinetischen Imaktor zu bauen, der im Kuipergürtel Anlauf nimmt um sein irdisches Ziel mit der Schlagkraft einer Atomwaffe, aber ohne jeglichen Fallout zu treffen (und entsprechend gäbe es wieder Möglichkeiten, einem solchen Impaktor rechtzeitig ein inertes Ziel, z.B. einen kleinen Asteroiden, in den Weg zu stellen - sofern man den Impaktor natürlich rechtzeitig entdeckt...).

* So gerechnet: pro Sekunde wird die Geschwindigkeit um 9.81 m/s erhöht, sprich die kinetische Energie erhöht sich (pro kg) um 0.5 * 9.81^2 Joule, was einer Leistungsaufnahme von knapp 50 Watt entspricht.
 
Zuletzt bearbeitet:

ralfkannenberg

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wohin würden wir? Auf den Mars?
Ja :) Habe ich ja schon geschrieben.

Zu den Polen des Merkurs?
Ja :) Habe ich ja schon geschrieben.

Zu den Geysiren von Enceladus?
:) :) Wenn es nicht zulange dauert wäre das meine Nr.1-Destination. Mit der Option eines Abstechers auf Dione, da soll es ja auch einen Ozean unter der Oberfläche geben.

Zu den Vulkanen auf Triton?
Ich kann es irgendwie nicht begründen, aber irgendwie reizt mich diese Option weniger, obgleich Triton vermutlich der grösste der Kuipergürtel-Planetoiden ist, halt eingefangen ...


Ich sehe aber natürlich auch mögliche Probleme: Es wäre z.B. keine grosse Sache, einen solchen Impuls-Antrieb an einen Asteroiden zu kleistern und, sagen wir, auf Kollisionskurs mit der Erde zu bringen. Oder aber, ganz ohne Zugang zu Nuklearwaffen einen kinetischen Imaktor zu bauen, der im Kuipergürtel Anlauf nimmt um sein irdisches Ziel mit der Schlagkraft einer Atomwaffe, aber ohne jeglichen Fallout zu treffen (und entsprechend gäbe es wieder Möglichkeiten, einem solchen Impaktor rechtzeitig ein inertes Ziel, z.B. einen kleinen Asteroiden, in den Weg zu stellen - sofern man den Impaktor natürlich rechtzeitig entdeckt...).
Gestern erst waren die Femen-Aktivistinnen ins Studio von Heidi Klum eingedrungen und haben dort protestiert - wenigstens mal 2 schöne Frauen bei dieser Casting-Show, aber das ist hier off topic.

Was ich sagen will: Attentäterinnen sind vermutlich besser "ausgebildet" und hätten ein Verbrechen machen können. Schon heute könnten Selbstmordattentäter vermutlich ohne allzuviel Aufwand ein Endlager plündern, den Inhalt pulvereisieren und in einer Grossstadt verteilen. Wozu Menschen fähig sind hat man ja auch am 11.September vor 12 Jahren gesehen. Ich denke nicht, dass sich das Potential solcher unsinnigen Taten wesentlich ändert, nur weil man einen Impuls-Antrieb hat: auch heutzutage schon könnte man Attentate machen.

Man kann sich aber auch schützen, d.h. protokollieren, wohin so ein Raumschiff fliegt und was es dort "macht".


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
@Ralf: Ja, sicher, nur weil's möglich ist heisst das nicht, dass es auch geschehen wird. Aber gerade auf der Staatenebene würde sich wohl einiges ändern, wenn plötzlich jedes Land mit Zugang zu einem solchen Impulsantrieb potentiell auch Waffen mit der Schlagkraft von Atomwaffen zur Verfügung hat. Gut, vielleicht würde das vielmehr zu einer weltweiten Stabilisierung der Beziehungen führen...

Andere Meinungen? Ideen? Befürchtungen?
 

Kibo

Registriertes Mitglied
Wie gesagt, der Antrieb brauch Strom, am besten nuklear.
Wenn man schon so einen Reaktor entwickeln muss um solch ein Teil zu benutzen, dann könnte man auch gleich eine Atombombe mit bauen, wenn man es denn wirklich darauf anlegen würde...
 

Bernhard

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wenn plötzlich jedes Land mit Zugang zu einem solchen Impulsantrieb potentiell auch Waffen mit der Schlagkraft von Atomwaffen zur Verfügung hat.
Hallo Bynaus,

das verstehe ich nicht. Warum impliziert ein Impulsantrieb automatisch "Waffen mit der Schlagkraft von Atomwaffen"? SRMeister baut zur Zeit doch auch keine A-Bombe? BTW: Was ist daraus eigentlich geworden, (oder hat SRMeister die Erde schon verlassen)? Kleiner Witz am Rande. Mir ist nur noch eingefallen, dass die Änderung der Ruhemasse aufgrund der inneren Energie doch bereits im Erdschwerefeld gemessen werden können müsste. Reicht zum Nachweis des Effektes also bereits eine sehr genaue Waage aus?
MfG

Eigentlich Nein. [Witz]Ich halte chemische Antriebe in der Raumfahrt sowieso für nicht mehr zeitgemäß[/Witz]. Ionenantriebe wurden bereits sehr erfolgreich benutzt und ein Impulsantrieb brächte deutlich mehr Sicherheit in der Raumfahrt. Ich würde derartige Entwicklungen sehr begrüßen.
MfG
 

Alex74

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Gestern erst waren die Femen-Aktivistinnen ins Studio von Heidi Klum eingedrungen und haben dort protestiert - wenigstens mal 2 schöne Frauen bei dieser Casting-Show, aber das ist hier off topic.
Ralf, einer Deiner besten Beiträge! Und das soll all Deine anderen, immer hervorragenden Beiträge nicht abwerten! :D

Zum Thema:
Ich würde mich da erstmal raushalten. Ganz einfach weil es eine neue Technik wäre. Es gibt zu wenige neue Entwicklungen, die anfangs nicht haufenweise Tote fordern...

Politisch wäre es ein ganz heißen Eisen. Ich kann mir das beim besten Willen nicht völlig reibungslos vorstellen.
Es ist ferner absehbar, daß Kolonien irgendwo, sobald sie selbsterhaltend existieren können (was wir aber in keinem Fall mehr erleben würden) zumindest zum Teil politische Unabhängigkeit fordern würden.
Das würde deswegen umso spannender werden, als daß sicher vieles von der Ausrüstung dort im Besitz privater Konzerne ist, die wiederum bei den entsprechenden Regierungen intervenieren würden, deren Gerichte wiederum gar nicht anders könnten als Unabhängigkeitsbestrebungen als illegal zu bewerten.
Ich sehe keinen Grund wieso die Geschichte hier anders oder friedlicher verlaufen sollte als vor 50-500 Jahren.

Wirtschaftlich würden sicher sehr schnell Stationen und Städte auf Titan entstehen. Zum einen weil es dort relativ einfach ist, Siedlungen zu bauen (im Gegensatz zu fliegenden Stationen auf Jupiter, wo es ähnlich interessante Gasresourcen gibt) und der Rohstoff ebenfalls sehr lukrativ ist - sofern der hypothetische neue Brennstoff Methan nicht überflüssig macht.

Wissenschaftlich würden einige der ganz großen Fragen geklärt werden können. Stichworte Leben auf Mars, Europa und Enceladus.

Kulturell würde sich enorm viel bewegen.
Wenn, nach sehr vielen Jahren, die ersten Kolonien eigenständig werden und ohne Unterstützung der Erde überleben können, wird die Menschheit (bzw. das was sich aus ihr entwickelt) praktisch nicht mehr auszulöschen sein, bzw. gute 4 Milliarden Jahre Aufschub bekommen.

Bis die ersten Ergebnisse all dieser Entwicklungen eintreten würden, würden aber auch so noch einige Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte ins Land gehen, vielleicht ähnlich "schnell" wie von der Entdeckung der Neuen Welt bis zur effektiven Kolonisierung (die ja auch 100-300 Jahre dauerte), zumal man Kolonien auf anderen Planeten nicht so einfach bauen kann wie auf anderen Inseln.

Gruß Alex
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
@Kibo:

Wie gesagt, der Antrieb brauch Strom, am besten nuklear.

Ich glaube, mit etwas nicht-nuklearem hätten wir keine Chance (und da zähle ich die Antimaterie dazu).

Wenn man schon so einen Reaktor entwickeln muss um solch ein Teil zu benutzen, dann könnte man auch gleich eine Atombombe mit bauen, wenn man es denn wirklich darauf anlegen würde...

Das stimmt natürlich - anderseits ist es schon ein Unterschied. Jedes Raumschiff mit solchem Antrieb ist potentiell eine Bombe, während nicht jeder Atomreaktor eine ist. Man kann sehr wohl Atomreaktoren betreiben, ohne je den Schritt zur Bombe zu machen. Aber man kann keine Impulsantriebe haben, ohne die gleichzeitige Möglichkeit, sie mit hoher Geschwindigkeit in eine Planetenoberfläche zu bohren.

@Bernhard:

Warum impliziert ein Impulsantrieb automatisch "Waffen mit der Schlagkraft von Atomwaffen"?

Weil ein 10 Tonnen Impaktor, der mit ~90 km/s auf der Erdoberfläche einschlägt, eine kinetische Energie von einer Megatonne TNT hat. (4e15 J) Ein Raumschiff, das problemlos von der Erde zum Pluto und zurück kann (z.B.), hat kein Problem, 90 km/s zu erreichen. Die Atmosphäre bietet nur einen minmalen Schutz: bei 90km/s ist der Impaktor da in einer Sekunde durch, das reicht kaum, um irgendwas aufzuhalten oder abzubrennen.

@Alex:

Es ist ferner absehbar, daß Kolonien irgendwo, sobald sie selbsterhaltend existieren können (was wir aber in keinem Fall mehr erleben würden) zumindest zum Teil politische Unabhängigkeit fordern würden.

Das ist absolut absehbar, langfristig. Sich in der Gruppe von anderen Gruppen abzugrenzen, ist Teil der menschlichen Natur. Das muss aber nicht zwingend Gewalt bedeuten. Wenn mehr oder weniger jeder selbst ein Raumschiff bauen und eine Kolonie gründen kann - dann schaut eben auch jeder für sich selbst. Sicher, einige Welten wären rohstoffmässig interessant, und da gäbe es sicher irdische Staaten, die versuchen würden, sich die besten Kuchenstücke frühzeitig zu sichern. Aber anderseits gibt es da draussen so viele Rohstoffe in solch gewaltigen Überflüssen, dass das fast ein wenig lächerlich erscheint. Trotzdem frage ich mich, welche militärischen Aspekte (abseits der genannten Gefahr durch Impaktoren) hier eine Rolle spielen könnten. Gibt es, in einem solchen Umfeld, Orte im Sonnensystem, die strategisch interessant wären?

Welche Gasressource auf Titan meinst du? Methan? Der Abbau von Energierohstoffen über interplanetare Distanzen kann auch mit einem Impulsantrieb nicht lukrativ werden: man muss mehr Energie (in Form von Uran/Thorium für den Reaktor, der den Impulsantrieb mit Energie versorgt) hineinstecken, als man damit gewinnt. Auf Titan selbst wäre das Methan völlig uninteressant, weil man ja keinen Sauerstoff hat, mit dem man es reagieren könnte. Titan könnte dennoch interessant sein, einfach weil er eine relativ sichere, vor Strahlung geschützte Umgebung bietet - abgesehen von der extremen Kälte, natürlich. Aber interessant wäre der Ort nur schon, weil es offenbar der einzige Ort im Sonensystem ist, wo Menschen flügelschlagend mit eigener Kraft abheben könnten. :)

Würdet ihr interstellare Missionen erwarten?
 

Kibo

Registriertes Mitglied
Hallo Bynaus,
.... abgesehen von der extremen Kälte, natürlich. Aber interessant wäre der Ort nur schon, weil es offenbar der einzige Ort im Sonensystem ist, wo Menschen flügelschlagend mit eigener Kraft abheben könnten. :)

Du hast leider keine Quelle genannt, daher schiebe ich eine schöne nach :)

http://what-if.xkcd.com/30/

Und ja, ich erwarte dann eine interstellare Mission. Aber auch dann wird alleine die Vorbereitung Jahrzehnte dauern.

mfg
 

Alex74

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Der Abbau von Energierohstoffen über interplanetare Distanzen kann auch mit einem Impulsantrieb nicht lukrativ werden
Das liegt wie gesagt schon an dem Umstand, daß wenn man eine Energiequelle hat um solche Distanzen schnell zurücklegen zu können, eine Energiequelle wie Methan ziemlich obsolet sein sollte...
Allerdings, als Quelle für Kohlenstoffe für die Güterproduktion könnte es vielleicht dennoch interessant sein.

Zur interstellaren Mission:
Ich glaube ja, sofern die nahesten Sterne binnen 10-20 Jahre zu erreichen wären. Egal welche Art Impulsantrieb man wählt, man wäre zwangsläufig auf einen Radius von weniger als 8 LJ beschränkt, das sind 4 Sternsysteme (Alpha Centauri, Barnards Pfeilstern, Wolf 359, Lalande 21185). Und wir sind uns sicher einig, daß das eine internationale Kooperation sein würde.
Für mich stellt sich bei dieser Reichweite die Frage, zu welchem Stern man aufbrechen würde. Was glaubt Ihr, welche Ziele innerhalb von 8 LJ (nach aktuellen Informationen über diese Sterne) man diskutieren würde?

Aber solch eine Mission würde man erst angehen wenn man schon über diverse Erfahrungen in unserem Sonnensystem verfügen würde. Denn eine solche Mission hätte sicher nicht zum Ziel, nur hin und direkt wieder zurück zu fliegen; das Missionsziel wäre es mit Sicherheit, zunächst in einen Orbit um den Stern zu schwenken, eine längere Zeit lang das Sternsystem zu kartografieren und möglichst viele Informationen über die Planeten dort aus nächster Nähe zu sammeln (mittels Sonden), und die Energieversorgung auf Dauer durch einen Gasriesen dort sicherzustellen und eine Bodenstation auf einem der terrestrischen Planeten zu errichten.
Das alles geht nur wenn man bereits hier genug Erfahrung damit gesammelt hätte, z.B. den Wasserstoff des Jupiter anzuzapfen und eben Stationen auf fremden Körpern zu bauen.
Selbst wenn heute und jetzt eine solche revolutionäre Technik gefunden würde, wir würden das alles nicht mehr erleben und unsere Kinder auch nicht mehr.

Gruß Alex
 
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