Beverly schrieb:
Wobei es meines Wissens Berechnungen gibt, denen zufolge die Venus nach ihrer Entstehung sehr erdähnlich gewesen sein soll - also mit flüssigem Wasser und Ozeanen.
Sagen wir mal, es gibt hoffnungsvolle Berechnungen, die zeigen, dass eine solche frühe Venus nicht ausgeschlossen ist. Was natürlich nicht heisst, dass es so war. Ein Punkt, der dagegen spricht, ist z.B. das genaue Ausmass der Deuterium-Anreicherung: sie legt eine Wassermenge nahe, die einem globalen Ozean von nur gerade 100 m Tiefe nahelegt (verglichen mit den 3 km der Erde). Vielleicht war die Venus also von Anfang an ein Wüstenplanet.
Nach einigen hundert Millionen Jahren trockneten deshalb die Ozeane aus und das in ihnen gebundene CO2 kam in die Atmosphäre und führte zu dem extremen Treibhauseffekt.
Nicht unbedingt das CO2 aus den Ozeanen (so viel ist das nicht). Wenn die Venus wirklich einen Ozean hatte, dann hat dieser das vulkanische CO2 zu Kalk ausgefällt (wie es auch die Erde tut). Kalk ist unter Bedingungen, bei denen Wasser existieren kann, chemisch stabil, aber wenn die Temperaturen im Dampftreibhaus steigen, zerfällt er und verwandelt sich in CaO und CO2 zurück. Dieses "ausbacken" von Kalk hat schliesslich zum "durchgedrehten" Treibhaus auf der Venus geführt. Wenn die Venus jedoch keine Ozeane hatte, dann hat sich das CO2 aus dem Vulkanismus einfach fortlaufend in der Atmosphäre gesammelt, ohne den Kalk-Zwischenschritt.
Ich habe mich gefragt, was wäre, wenn die Venus mehr Masse und mehr Wasser gehabt hätte.
Die Frage ist, ob der Wasserstoff entweichen kann oder nicht. Kann er, verliert die Venus sowohl die primordiale Atmosphäre, als auch später das Wasser. Ja, je mehr Wasser sie am Anfang hat, desto länger geht es, bis es verschwunden ist - einverstanden. Aber solche Prozesse sind selten linear: wenn in einem selbststeuernden System etwas aus dem Ruder läuft, dann meist ziemlich schnell und gleich ziemlich massiv (etwa der Übergang ins Dampftreibhaus und schliesslich zum "durchgedrehten" Treibhauseffekt). Was heissen kann, zehn Mal so viel Wasser muss nicht zehn Mal längere Lebenszeit des Ozeans bedeuten.
Das hier ist ein interessanter Artikel, das ein Szenario wie von dir beschrieben diskutiert:
http://arxiv.org/abs/1208.1760
Demnach könnte es sein, dass eine Wasserwelt (also ein komplett von Wasser bedeckter Planet) so lange Wasser im Dampftreibhaus verliert, bis Kontinente auftauchen und das Klima zu regulieren beginnen. Das könnte ein eleganter Weg sein, eine Wasserwelt in eine erdähnliche Welt überzuführen.
Eine ähnliche Idee sieht vor, dass ein Planet sein Wasser bereits in der Dampftreibhaus-Phase komplett verlieren und so zu einem "Land-Planeten" (einem Dune-ähnlichen Wüstenplaneten) werden könnte, ohne jemals das Endstadium der Venus zu erreichen:
http://www.astro.washington.edu/courses/astro557/HZ_DRY_PLANET.pdf
Aber dafür müssen die Parameter genau richtig sein, und es ist unklar, ob die Erde via dieses Szenario vor dem Venus-Endzustand "gerettet" werden könnte. Alle Szenarien erfordern aber natürlich, dass die Gravitation tief genug ist, um das effiziente Entweichen von Wasserstoff zuzulassen.