SpaceX - Ankündigungen, Realität, Zukunft

oldphys

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Hallo Bynaus,

...Nach Challenger hat man eine Notfalltüre mit ausfahrbarer Stange eingebaut, an der die
Astronauten unter bestimmten Bedingungen die Kabine hätten verlassen können...
es fält mir schwer, mir auch nur ein Szenario vorzustellen, bei dem dieses "Rettungspaket"
für bis zu sieben Insassen hätte lebensrettend sein können; weißt Du da Näheres?

gruß oldphys
 

Bynaus

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Sieh mal hier: http://spaceflight.nasa.gov/shuttle/reference/shutref/escape/inflight.html

Das war vorgesehen für den Fall, dass der Orbiter sich im stabilen Gleitflug befindet, aber keine Piste erreichen kann. Ein solcher Zustand könnte z.B. auch die Folge eines Problems beim Aufstieg sein. Wenn z.B. bei einem Start klar geworden wäre, dass die SRBs wie bei Challenger demnächst eine Katastrophe auslösen werden, hätte man sie vorzeitig absprengen können. Ein Aufstieg in den Orbit wäre dann für das Shuttle dann zwar nicht mehr möglich gewesen, aber es hätte danach immer noch einen suborbitalen Transkontinentalflug durchführen können. Der Wiedereintritt wäre kein Problem gewesen, da das Shuttle ja für einen Wiedereintritt von orbitalen Geschwindigkeiten ausgelegt war (man hätte sich einfach rechtzeitig und sicher vom nur teilweise entleerten Externen Tank trennen müssen, was mit Hilfe der orbitalen Manövriertriebwerke - mit eigener, vom ET unabhängiger Treibstoffversorgung - möglich wäre). Die Besatzung hätte das Shuttle dann nach Erreichen der dichteren Atmosphärenschichten über die Stange verlassen können, bevor es auf der Land- oder Wasseroberfläche aufgeprallt wäre.
 

Lina-Inverse

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Hallo Bynaus,

das stimmt so höchstwahrscheinlich nicht:
Wenn z.B. bei einem Start klar geworden wäre, dass die SRBs wie bei Challenger demnächst eine Katastrophe auslösen werden, hätte man sie vorzeitig absprengen können.
Um die SRB's abzutrennen musste der Schub selbiger unter ein bestimmtes Limit gefallen sein (440kn laut Wiki, von nominal 12000kn, sonst kann man sie nicht gefahrlos abtrennen (Kollsion mit dem ET oder Shuttle). Für einen vorzeitigen Brennschluss waren die SRB's aber nicht konstruiert (man konnte sie nicht abschalten, theoretisch ginge es, aber bei den SRB's gabs das einfach nicht). Ich kann jedenfalls keinerlei Quelle finden das es eine Möglichkeit gab die SRB's vorzeitig abzutrennen - im Gegenteil.

Gruss Michael
 

Bynaus

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Du hast recht dass die SRBs sicher nicht auf ein solches Szenario ausgelegt waren (ich kann auch keine Bestätigung für das obige Szenario finden, für das ich mich nur auf meine Erinnerung, mal ein entsprechendes Szenario gelesen zu haben berufen kann - aber kann auch sein dass dieses Abortszenario erst nach dem regulären Abwurf der SRB praktikabel ist) - im Zweifelsfall hätte man dies aber immer noch zumindest versuchen können. Alternativ könnte man eventuell (?) einfach den Orbiter vom Haupttank lösen (Treibstoffversorgung der Haupttriebwerke vorher kappen...) und den Tank mit den immer noch befestigten SRBs weiterfliegen / weiterbeschleunigen lassen. Das sollte ihnen zumindest eine gewisse Stabilität beim weiteren Flug geben, so dass sie nach einiger Zeit und in einiger Entfernung gefahrlos gesprengt werden können. Sicher, der Orbiter wird sich danach wohl überschlagen und vielleicht sogar auseinanderbrechen, aber das gibt der Crew zumindest einige Minuten Zeit, einen ungeordneten Ausstieg zu versuchen - besser als nichts.
 

oldphys

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Hallo Bynaus,

Sieh mal hier: http://spaceflight.nasa.gov/shuttle/reference/shutref/escape/inflight.html

Das war vorgesehen für den Fall, dass der Orbiter sich im stabilen Gleitflug befindet, aber keine Piste erreichen kann....

danke für den Link! Und ja, selbst im stabilen Sinkflug konnte ich es mir nicht vorstellen, da ich aus der Erinnerung heraus
wusste, dass sie während der Start- und Landephase ihre Schutzanzüge tragen mussten und ich nie davon gehört hatte,
dass die (womöglich auch noch redundante) Rettungs-Fallschirme enthalten könnten.
Ich glaube trotzdem, dass es ein Glück war, dass sie dieses letztendlich installierte Rettungssystem nie in Anspruch nehmen
mussten.
Traurig nur, dass es für die beiden anderen, tödlichen Szenarien keine "Rettungskapsel" o.ä. gab. Wenn ich mich recht entsinne,
hieß es nach Jahren der Verschwiegenheit über den Zustand der Insassen, dass die Bergung der Leichen von Challenger
gezeigt hatte, dass die Astronauten die unmittelbare Explosion der Tanks und des Shuttle in ihren Schutzanzügen sogar überlebt
hatten und erst beim ungebremsten Aufprall zu Tode kamen; ich nehme mal an, dass diese Meldung keine "Ente" war, kann aber
natürlich nach so vielen Jahren nicht mehr sagen, wann und wo ich das gelesen oder in einer "Aufarbeitungs-Doku" im TV gesehen
und gehört hatte.
Vielleicht weiß ja hier jemand, wo man das nachlesen kann.

gruß oldphys
 

ralfkannenberg

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Wenn ich mich recht entsinne,
hieß es nach Jahren der Verschwiegenheit über den Zustand der Insassen, dass die Bergung der Leichen von Challenger
gezeigt hatte, dass die Astronauten die unmittelbare Explosion der Tanks und des Shuttle in ihren Schutzanzügen sogar überlebt
hatten und erst beim ungebremsten Aufprall zu Tode kamen
Hallo oldphys,

leider auch nur aus der Erinnerung: von Verschwiegenheit war eigentlich keine Spur und schon rasch wurde bekannt, dass man Teile der Kleidung und organische Überreste - überraschend - am Erdboden gefunden hat, diese also nicht bei der Explosion mit ihren sehr heissen Temperaturen vollständig verbrannt sind. Allerdings gab das keinerlei Anlass für den Umkehrschluss, dass die Opfer bis zum Aufprall gelebt hätten oder dass ihre Körper die Explosion unversehrt überstanden hätten.

Vermutlich war den Opfern noch "bewusst", dass sie einen Unfall erlitten haben und diesen nicht überleben würden, was Schmerzen anbelangt "gelitten" aber haben sie vermutlich nicht.

Was vielen Leuten übrigens nicht bewusst ist: die Besatzung von Apollo 8 hätte den Unfall von Apollo 13 nicht überlebt, weil das Landemodul noch nicht fertiggestellt war und man nur eine Attrappe der Mondfähre in denselben Massen und mit demselben Gewicht mitgeführt hat.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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oldphys

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Hallo Ralf,

Hallo oldphys,
leider auch nur aus der Erinnerung: von Verschwiegenheit war eigentlich keine Spur und schon rasch wurde bekannt,
dass man Teile der Kleidung und organische Überreste - überraschend - am Erdboden gefunden hat, diese also nicht
bei der Explosion mit ihren sehr heissen Temperaturen vollständig verbrannt sind...

o.k., das mit der Verschwiegenheit mag in der Fachpresse anders gewesen sein, aber bei den "bedauerlichen" Überresten
habe ich Erinnerungen von aus dem Meer geborgenen, u.U. sogar relativ - sorry für den Ausdruck! - "intakten" Leichen
im Schutzanzug im Hinterkopf (ist ja bei Kenntnis dessen, dass ein menschlicher Körper im freien Fall "nur" ca. 200 km/h
schnell werden kann und aus strömungstechnischen Gründen mit der Längsachse ins Wasser eintauchen wird) nicht gerade
unwahrscheinlich!
Kann das aber leider nicht mit Quellen belegen, weil ich sehr viele Berichte darüber nur per TV verinnerlicht habe.
Ich dachte sowieso, dass nahezu alle Challenger-Überreste aus dem Meer geborgen worden sind, da die Flugbahn ja meines
Wissens nach von Cape Caneveral aus direkt über offenes Meer führte und der Crash doch erst in relativ großer Höhe erfolgte,
oder liege ich da falsch?
Ich hatte die Katastrophe übrigens damals "leider live" miterleben müssen.

gruß oldphys
 

oldphys

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Hallo Dgoe,

...von Fallschirmen war ja auch nicht die Rede. :(

ähm ja; habe ich eine epochale Erfindung der Menscheit verpasst, die einen in seinem
Schutzanzug befindlichen Astronauten nach dem Ausstieg aus einem im Sinkflug befindlichen
Shuttle ohne Fallschirm heil auf der Erde ankommen lässt? - und im Link von Bynaus, der
die nachträglichen "Rettungsmaßnahmen" beschreibt, ist übrigens mehrmals von Fallschirmen
die Rede!

Ich glaube, hier haben wir uns "Mist"-verstanden!

gruß oldphys
 

ralfkannenberg

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Ich hatte die Katastrophe übrigens damals "leider live" miterleben müssen.
Hallo oldphys,

ich betrat damals gerade einen der Computerräume der ETH Zürich, als einige Anwesende mir von dem Unfall erzählten. Ich dachte mir zuerst, das ist unmöglich: sowas mag den Russen passieren, aber doch nicht der NASA. Man wollte ja der Welt zeigen, wie normal so ein Shuttleflug sei, und hatte eine Lehrerin an Bord, die von der Erdumlaufbahn ihren Schülern eine Unterrichtsstunde geben sollte.

Kurz nach mir kam dann auch ein Student hinein, den ich immer ein bisschen beraten hatte und ich erinnere mich noch an sein Gesicht, als ich es ihm sagte. Von Opferzahlen wusste man da noch nichts, immer wieder war die Rede von Teilen, die an einem Fallschirm zur Erde segelten, doch man sagte uns, nein, das sind nur ausgebrannte Raketenteile.

Einen Tag später vor dem Fernseher sah ich dann Professor Haber, der uns - da waren wir noch Kinder - immer laiengerecht die Mondflüge und bei Apollo 13 auch die Rettung ganz anschaulich dargestellt hatte, und ich sah da einen alten, in sich zusammengefallen Mann sitzen, dessen Lebenstraum zerstört war.

Ja, was für eine Zeit: erst der Vorbeiflug der Voyager 2-Sonde am Uranus, dann einen Tag später - das weiss heutzutage niemand mehr - die Wiederkontakt-Aufnahme der ESA zur Kometensonde Giotto mit NASA-Hilfe, die ihre grossen Antennen auf der vom Uranus abgewandten Erdseite vom Voyager 2 zur Giottosonde drehten und noch einen Tag später dann die Challenger-Katastophe ...


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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@oldphys: Die Challenger-Crew hat die Explosion "wahrscheinlich" überlebt, aber was letztlich zu ihrem Tod geführt hat kann nicht mit letzter Sicherheit bestimmt werden - vermutlich jedoch der Aufprall auf der Wasseroberfläche mit über 300 km/h. Es erscheint aus verschiedenen Gründen plausibel, dass der Pilot nach der Explosion bei Bewusstsein war, die abgesprengte Besatzungskapsel ihren Druck während des Falls halten konnte und zumindest einige der Astronauten ihren Not-Sauerstoff für die Dauer des Falls bis zur Oberfläche konsumierten. Zumindest für mich eine schreckliche Vorstellung: in einer abgeschlossenen Kapsel zu sitzen, die dem sicheren Tod entgegenrast, ohne irgendetwas tun zu können.

Steht so z.B. hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Space_Shuttle_Challenger_disaster#Cause_and_time_of_death
 

Bynaus

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Übrigens: Das hier ist ein interessantes BBC Doku-Drama über die Untersuchung der Challenger-Katastrophe durch Richard Feynmann: https://www.youtube.com/watch?v=DT7Yx5kxYco

Sehenswert! Auch weil es aufzeigt, warum SpaceX (heute) so anders ist, warum sie gleichzeitig erfolgreich sind und doch überall anecken. NASA ist eine Organisation, die im weitesten Sinn von Bürokraten und Politikern geführt wird - SpaceX hingegen wird von Ingenieuren geführt (eben die "Ivory Soap" Leute - schaut den Film und ihr wisst, was ich meine ;) ).
 
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Kibo

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Nächster Start 9.8. Sonntag morgens 5:30 MEZ

QUELLE
kann auch sein, dass das veraltet ist, geb ich zu.
 
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Bynaus

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Woher weisst du jetzt das wieder!? Und dann noch vor mir!? ;) Mit anderen Worten: QUELLE?

PS: 9.8. heisst wohl 8. September in USAsprech. Musk's Aussage war ja auch "nicht vor September", und das scheint zu passen.
 
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