Wie weit wird der Mensch gehen?

Moody

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Mir stellt es die Frage wie weit wohl der Mensch das Universum bereisen wird. Was ist eure Vorstellung davon?

Eigentlich ist der Aufbau der größeren Strukturen des Universums, also Sonnensysteme, Galaxien u.s.w., recht deprimierend. Die Distanzen sind gigantisch und selbst wenn der Mensch fähig wäre nahe Lichtgeschwindigkeit zu erreichen, bräuchte man Jahre um wirklich interessantere Ziele an zu treffen. Dazu kommt noch das sich durch die Ausdehnung des Universums die Distanzen noch weiter vergrößern und umso länger wir warten umso kleiner wird die Chance das wir weiter entferntere Ziele je erreichen werden können. Dazu würde die Zeitdilatation dazu führen das jeder Reisende mit dieser Entscheidung so gut wie alles für immer hinter sich lassen wird. Es scheint so als sei das Universum schlichtweg einfach nicht dafür vorgesehen es nahe zu komplett zu bereisen.

Ich denke das der Mensch im Laufe vor Zeit das gesamte Lokale Sonnensystem bereisen wird und später die benachbarten Sonnensysteme. Mehr wird schwer oder nicht? Da kann man nur hoffen das die Andromedagalaxie uns interessantere Nachbarsterne und Planeten bringen wird und mehr Objekte in unserer Reichweite sein werden.
Auch hoffe Ich das (auch wenn die Chance dafür sehr sehr gering ist) wir auf Wurmlöcher setzen können, mit denen das Bereisen durch die 3. Dimension möglich ist. Dann wären die Möglichkeiten praktisch unbegrenzt.


Was ist eure Ansicht?
 
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mac

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Hallo Moody,

Mir stellt es die Frage wie weit wohl der Mensch das Universum bereisen wird. Was ist eure Vorstellung davon?
Hier: http://www.astronews.com/forum/show...-Menschen-im-Rahmen-heutiger-Theorien&p=10898 Wurde schon mal ein ähnliches Thema diskutiert.



Eigentlich ist der Aufbau...
...
... so gut wie alles für immer hinter sich lassen wird. Es scheint so als sei das Universum schlichtweg einfach nicht dafür vorgesehen es nahe zu komplett zu bereisen.
Frag‘ mal einen Baum, was er von der Idee einer Rundreise hält. ;)



Ich denke das der Mensch im Laufe vor Zeit das gesamte Lokale Sonnensystem bereisen wird
Das kommt darauf an, was Du unter bereisen verstehst. Seinen Fuß auf Uranus setzen, wird er ganz bestimmt nicht (wollen, wenn er bei Trost ist), in einem Titan-Ozean baden? Na ja, das wäre, zukünftigem 'Neopren' sei Dank, vielleicht noch irgendwie denkbar, immerhin gibt es ja auch Menschen, die es für eine gute Idee halten durch die Antarktis zu wandern, man stelle sich vor, das ließe sich damit dann auch noch so was wie toppen.

Ansonsten, höchstens mit einer Art ‚Kreuzfahrer‘ in der Gegend rumgurken und ‚auf‘ irgendwelchen leichteren Himmelkörpern ‚Anker werfen‘ und beim ‚Landgang‘ ein wenig rumhüpfen, oder so, (sicher Ausbaufähig – „Besuchen Sie Europa!“ bekäme da doch eine ganz andere Dimension) könnte ich mir touristisch schon interessant vorstellen, zumindest für die, die es sich leisten können schon überall gewesen zu sein.



und später die benachbarten Sonnensysteme.
Als Touristen die wieder zurück wollen, kann ich mir das nur schwer vorstellen. Du bist, selbst bei Alpha Centauri, eher viel länger als 100 Jahre lang unterwegs, um wem denn dann eigentlich erzählen zu können „Ich war da, müßt ihr unbedingt auch mal machen!“

Ich kann mir in ferner Zukunft einige solcher Reisen, aber auf virtuellem Wege ‚erlebt‘ da schon eher vorstellen.

Einige Gründe die mir noch denkbar erscheinen für eine Reise zu anderen Sternsystemen wären automatische Forschungssonden und der Wunsch nicht zu verhungern (falls das mit der Selbstbeschränkung vor Ort, wieder nur mit ausreichend effektivem Verhungern klappen sollte. Bei Letzterem stelle ich mir aber keineswegs vor, daß man am Ziel eine Ersatzerde erwartet. Sonnenlicht und Materie wären das Ziel, und zwar vor Ort, nicht etwa für den Ausgangsort, es sei denn, die zahlen gut genug. Das wäre dann aber kein Tourismus, sondern eher sowas, wie es die Bäume machen: Samenkapseln, ideal weit weg vom eigenen Standort, auf fruchtbaren Boden schmeißen. Irgendeine wird’s hoffentlich schon schaffen, zum Baum zu werden.



Mehr wird schwer oder nicht?
Och, auf diesem Wege könnte man nach und nach (und das wäre gar nicht so lange, viel schneller als Andromeda noch bis hier her braucht) alle dazu geeigneten Sternsysteme der Milchstraße besiedeln.

Die Konkurrenz schläft nicht, heißt es. Beunruhigend, aber nicht unglücklich, daß wir unser Sonnensystem noch für uns haben.

Aber warum ist das so?

Weil es überhaupt nicht geht? Weil wir die Einzigen weit und breit waren? Weil wir (noch) die ersten sind, die es schaffen könnten?



Da kann man nur hoffen das die Andromedagalaxie uns interessantere Nachbarsterne und Planeten bringen wird und mehr Objekte in unserer Reichweite sein werden.
"Mögest du in interessanten Zeiten leben." sagen Chinesen, nicht ohne Grund, wenn sie jemandem die Pest an den Hals wünschen.

Nein, ich denke nicht daß es dabei zu Kollisionen von Sternen kommen wird, aber es wird zu einer heftig vermehrten Sternbildung kommen und die dabei auch zahlreich entstehenden Supernovae sind, wenn sie sich nicht in gehörigem Abstand abreagieren, mit unserer Biosphäre leicht bis völlig inkompatibel. Aber keine Angst, lange vorher wird unsere Sonne auch schon inkompatibel damit sein. :D



Auch hoffe Ich das (auch wenn die Chance dafür sehr sehr gering ist) wir auf Wurmlöcher setzen können, mit denen das Bereisen durch die 3. Dimension möglich ist. Dann wären die Möglichkeiten praktisch unbegrenzt. [/I]
Ja – die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt! ;)

Herzliche Grüße

MAC
 

Bynaus

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Die Frage und insbesondere ihre Antworten werfen sehr fundamentale Fragen der menschlichen Existenz auf, die hier im Forum schon oft und vielfältig diskutiert wurden. Die Frage "wie weit wird der Mensch gehen" ist sehr gut geeignet dafür, die Begrenztheit menschlicher Existenz (und manchmal auch menschlicher Hubris...) aufzuzeigen: genauso wie jedes menschliche Leben irgendwann beginnen und enden wird, wird auch die Menschheit (oder alles, was aus ihr hervorgehen sollte) irgendwo beginnen und enden. Wir haben unseren gesamten Planeten in unseren Spielplatz verwandelt - aber das wird uns mit dem Universum, nur schon aus fundamentalen Gründen wie der beschleunigten Expansion, der Begrenztheit der Lichtgeschwindigkeit oder der Unmöglichkeit von Zeitreisen, nicht gelingen. Irgendwo, irgendwann wird die Menschheit deshalb an eine echte, letzte "final frontier" treffen, die sie danach nie mehr überschreiten wird (ich hoffe schwer, dass Neil Armstrong's Fussabdrücke auf dem Mond eben nicht diese "final frontier" repräsentieren).

Die Frage ist nun natürlich, wie gross das Gebiet der Raumzeit ist, die von dieser final frontier umrissen wird. Wenn wir annehmen, dass wir nie schneller als mit Lichtgeschwindigkeit reisen werden, dann ist das Gebiet auf jeden Fall auf unseren Zukunftslichtkegel begrenzt, also den Bereich des Universums, den wir mit Unterlichtgeschwindigkeit erreichen können. Aber welche Gebiete werden Menschen innerhalb dieses doch sehr gewaltigen Raumes noch erreichen? Zunächst einmal muss man realisieren, dass die Anzahl Menschen begrenzt ist - wir können uns gar nicht genug "verdünnen", um alle Welten dort draussen auch nur zu besuchen (oder auch nur aus der Nähe - z.B. durch ein Teleskop - zu sehen!). Gäbe man jedem Menschen, der je gelebt hat, seinen eigenen Stern, dann würden wir damit noch nicht einmal alle Sterne unserer eigenen Galaxis abdecken. Nun sind wir Menschen aber auch soziale Wesen, und Zivilisation ist auch kein Ein-Personen-Unternehmen: die Technologie, die nötig ist, um da draussen zu überleben oder die Distanzen zwischen den Sternen zu überbrücken, kann nicht von einer einzelnen Person aufrecht erhalten werden. Deshalb scheint es mir, dass man alle Menschen, die je gelebt haben (etwa 100 Milliarden), wohl höchstens auf ein paar Tausend bis Millionen Sterne verteilen könnte.

Nun könnte man natürlich argumentieren, dass die Anzahl Menschen, die in der Zukunft leben werden, sehr viel grösser sein könnte als die Anzahl Menschen, die schon gelebt haben. Wie in diesem Forum schon oft diskutiert, ist das aus unserer Sicht kein besonders wahrscheinliches Szenario, weil es uns heute lebende Menschen zu extremen statistischen Ausreissern machen würde (was natürlich nicht ausgeschlossen ist, aber in der Abwesenheit von klaren Hinweisen für das Gegenteil ist die Annahme, dass wir wohl eher typische Vertreter der Menschheit sind, klar die realistischere Alternative). Ich würde deshalb annehmen, dass wir innerhalb einer Grössenordnung typische Vertreter der Menschheit sind (dh, zwischen 10% und 90% der Menschheitsgeschichte, bzw. genauer aller Geburten liegen noch vor uns). Damit würde ich die Anzahl Welten, die wir noch besuchen oder besiedeln werden, auf zwischen 0 (nur die Erde) und höchstens ein paar Tausend bis Millionen Sternsystemen ansetzen (ob sich diese in Sonnennähe befinden, oder über das gesamte Universum (im Zukunftslichtkegel) verteilt sind, ist natürlich eine ganz andere Frage, deren Antwort u.a. von der Frage abhängt, ob wir jemals Wurmlöcher bauen werden etc).

Es ist nun jedoch sehr schwierig, sich vorzustellen, wie eine solche Zivilisation, die über einige Tausend bis Millionen Sternsysteme ausgebreitet ist, einfach aussterben könnte. So lange zumindest einige Kolonien das "Feuer der Zivilisation" weitertragen und zerstörte Welten neu besiedeln, gibt es eigentlich doch keine Ereignisse, die eine derart dezentralisierte Menschheit als ganzes zerstören könnten. Oder doch? Ich sehe eigentlich (sehr langfristig gesehen) nur Lösungen dieses "Problems", die durch zwei extreme Szenarien begrenzt werden: 1) Die Menschheit zerstört sich relativ bald selbst, also bevor sie auch nur irgend eine autarke Kolonie da draussen aufgebaut hat. Das ist eine einfache und angesichts des gegenwärtigen Zustands der Welt nicht ganz unrealistische Lösung. Aber natürlich einigermassen deprimierend. 2) Eine Katastrophe, die irgendwann das Leben im ganzen Universum zerstört. Entweder, weil das Universum eine Simulation ist, die irgendwann abgeschaltet wird. Oder, weil es sich in einem falschen Vakuum-Zustand befindet, der sich irgendwann destabilisiert und alle Materie zerstrahlt wird. Oder, weil hocheffiziente, selbstreplizierende Maschinen alle Materie im Universum auffressen. Etc. Könnte man nun natürlich genauso deprimierend finden.

Anderseits muss man sagen, dass auch jede Biographie irgendwann endet. Jede Beschreibung eines Menschenlebens endet irgendwann, entweder mit Krankheit, Unfall, Verbrechen, Verschwinden oder auch nur einem sanften Einschlafen. Ist das nicht genauso "deprimierend"? Wir haben können vernünftigerweise akzeptieren: irgendwann stirbt jeder Mensch. Deshalb sehen wir den Tod in der Regel nicht als deprimierend, sondern als natürlicher Teil des menschlichen Daseins an (was nicht heisst, dass es nicht legitim ist, zu versuchen, Krankheiten oder die biologische Alterung zu stoppen - zu "Unsterblichkeit" im transzendenten Sinn führt das natürlich nicht, so lange es andere Todesursachen gibt, und die wird es immer geben. Aber das nur am Rande.). Genauso muss man das Ende der menschlichen Zivilisation als natürlichen Teil ihres Daseins begreifen. Entscheidend ist nicht, dass der Tod (des Menschen oder der Zivilisation) irgendwann kommt - entscheidend ist, was zwischen Geburt und Tod geschieht.
 
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Singularity

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Sehr schlüssiger Beitrag Bynaus!
Ich habe hier aber noch ein paar Fragen an dich:
weil das Universum eine Simulation ist
Wie meinst du das, kannst du mir das genauer erklären?

Warum sind alle so strikt der Meinung dass die Lichtgeschwindigkeit niemals überschritten werden wird (z.B. durch Krümmung des Raumes, Wurmlöcher o.ä.)?

Wie gehst du damit um dass in ein paar 100 Milliarden Jahren wahrscheinlich jegliche Materie in der Kälte des Alls erfrieren wird und noch später durch die beschleunigte Expansion jedes einzelne Atom zerrissen und überhaupt nichts von unserem Universum übrig bleiben wird? Für mich klingt das alles schon recht deprimierend.
 

Bynaus

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@Singularity:

Wie meinst du das, kannst du mir das genauer erklären?

Nun, vielleicht ist das Universum eine Simulation, die in einem Supercomputer irgend einer Art läuft (ähnlich wie im Film Matrix). Z.B. eine Simulation, wie die menschliche Geschichte auch noch hätte verlaufen können (sagen wir: wenn G. W. Bush statt Al Gore im Jahr 2000 zum Präsidenten gewählt worden wäre). Vielleicht eine Simulation von Menschen, die wir als unsere "Nachfahren" betrachten würden, oder auch von anderen intelligenten Wesen, die nichts mit der Menschheit zu tun haben.

Warum sind alle so strikt der Meinung dass die Lichtgeschwindigkeit niemals überschritten werden wird (z.B. durch Krümmung des Raumes, Wurmlöcher o.ä.)?

Ich bin keineswegs strikt dieser Meinung. Deshalb hatte ich ja den entsprechenden Abschnitt mit "wenn wir annehmen, dass wir nie schneller als mit Lichtgeschwindigkeit reisen werden..." - das vereinfacht die vom Menschen erreichbaren Gebiete auf den Zukunftslichtkegel. Wenn man diese Annahme nicht trifft, dann beschränkt sich das erreichbare Gebiet ganz allgemein auf die Zukunft (die Vergangenheit bleibt unerreichbar). Doch wie erwähnt: selbst, wenn es eines Tages Zeitreisen in die Vergangenheit geben sollte, dann macht dies höchstens das gesamte Universum in einem theoretischen Sinn erreichbar - praktisch werden wir es dennoch nie in seiner Gesamtheit besiedeln, weil sowohl die künftige Anzahl Menschen als auch das Minimum an Menschen, die für eine Zivilisation nötig sind, endliche Zahlen sind.

Wie gehst du damit um dass in ein paar 100 Milliarden Jahren wahrscheinlich jegliche Materie in der Kälte des Alls erfrieren wird und noch später durch die beschleunigte Expansion jedes einzelne Atom zerrissen und überhaupt nichts von unserem Universum übrig bleiben wird?

Zunächst einmal: nichts von dem ist besonders sicher. Alles, was deutlich über das bisherige Alter des Universums hinausgeht (einige 100 Mrd Jahre gehören da allerdings noch nicht dazu - dh in 100 Mrd Jahren wird das Universum nicht so viel anders aussehen als heute), hängt kritisch von Naturgesetzen ab, die wir nur halbwegs verstehen. Gerade z.B. die Frage, ob alles für immer beschleunigt expandieren wird, darf man keineswegs als beantwortet betrachten.

Für mich klingt das alles schon recht deprimierend.

Ja, nach einer Betrachtungsweise. Aber stell dir vor, du erzählst einer Spinne, dass sie nur noch ein paar Wochen leben wird und ihr schönes Netz, das sie gerade webt, nach ihrem Tod einfach vom Wind verweht wird. Dass der Wald, an dessen Boden sich die Trümmer des schönen Netzes sammeln, 20 Jahre später abgeholzt wird, das Holz zu Möbeln verarbeitet wird, die dann wiederum, ein paar Jahrzehnte später, wieder allesamt zu Abfall geworden sind, der dann verbrannt wird, als CO2 in der Atmosphäre landet, das sich Jahrhunderte später im Ozean löst und schliesslich Jahrzehntausende später in Form eines Kalksteins gebunden wird... Und dann fragst du sie: "Ist das nicht deprimierend?" Was würde die Spinne sagen, wenn sie antworten könnte?
 

ralfkannenberg

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Ich bin keineswegs strikt dieser Meinung. Deshalb hatte ich ja den entsprechenden Abschnitt mit "wenn wir annehmen, dass wir nie schneller als mit Lichtgeschwindigkeit reisen werden..." - das vereinfacht die vom Menschen erreichbaren Gebiete auf den Zukunftslichtkegel. Wenn man diese Annahme nicht trifft, dann beschränkt sich das erreichbare Gebiet ganz allgemein auf die Zukunft (die Vergangenheit bleibt unerreichbar). Doch wie erwähnt: selbst, wenn es eines Tages Zeitreisen in die Vergangenheit geben sollte, dann macht dies höchstens das gesamte Universum in einem theoretischen Sinn erreichbar - praktisch werden wir es dennoch nie in seiner Gesamtheit besiedeln, weil sowohl die künftige Anzahl Menschen als auch das Minimum an Menschen, die für eine Zivilisation nötig sind, endliche Zahlen sind.
Hallo Bynaus,

für die User, die die Diskussion nicht kennen sollte aber noch unbedingt erwähnt werden, dass Du die Abschätzung der Anzahl Menschen eine zusätzliche Annahme triffst, nämlich die Gültigkeit des sogenannten (und in der Fachwelt keineswegs unumstrittenen) Doomsday-Argumentes.

Ohne das bzw. unter Vermeidung des Doomsday-Argumentes und mit Zuhilfenahme von Wurmlöchern sind selbst bei Akzeptanz, dass ein uns unbekanntes Naturgestz das Grossvater-Paradoxon verhindert, erheblich höhere Populationszahlen möglich.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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ralfkannenberg schrieb:
für die User, die die Diskussion nicht kennen sollte aber noch unbedingt erwähnt werden, dass Du die Abschätzung der Anzahl Menschen eine zusätzliche Annahme triffst, nämlich die Gültigkeit des sogenannten (und in der Fachwelt keineswegs unumstrittenen) Doomsday-Argumentes.

Ich glaube nicht, dass man sagen kann, das "Doomsday-Argument" sei in der Fachwelt umstritten. Man kann sich auch fragen, ob es für die simple Annahme, die dem ganzen zugrunde liegt, auch wirklich einen so dramatischen Titel braucht (zumal das "Doomsday-Argument" keinesfalls zwingend einen "Doomsday" erfordert).

Ohne das bzw. unter Vermeidung des Doomsday-Argumentes und mit Zuhilfenahme von Wurmlöchern sind selbst bei Akzeptanz, dass ein uns unbekanntes Naturgestz das Grossvater-Paradoxon verhindert, erheblich höhere Populationszahlen möglich.

Was heisst denn schon "sind möglich"? Wenn man die simple Mathematik des DA ignoriert, lebt die Menschheit plötzlich sehr viel länger, als sie sonst würde?

Man macht sich doch einfach etwas vor, wenn das Szenario, das man sich zur Zukunft der Menschheit ausmalt, erfordert, dass die Beobachtung unserer alltäglichen Lebenswelt auf einem Zufall basiert, der weit grösser ist als ein Sechser im Lotto. Das heisst nicht, dass diese Szenarien prinzipiell ausgeschlossen sind, aber man kann sie nicht wirklich ernst nehmen. Das machen wir im Alltag sonst auch nicht.

Im Übrigen, selbst wenn das unwahrscheinlichste Szenario Realität werden sollte und Zigilliarden Menschen dereinst die lokale Gruppe bevölkern, dann ändert das doch nichts an der generellen Aussage: Wir werden das Universum niemals in seiner Gesamtheit so bevölkern, wie wir es mit der Erde getan haben: wir werden es nie in unseren Hinterhof verwandeln, nie sagen können - so, jetzt waren wir überall. Irgendwo da draussen gibt es eine Final Frontier, die wir niemals überschreiten werden. Entweder, weil wir in gewisse Gebiete nicht hinkommen, oder weil die Populationszahlen selbst bei astronomisch hohen Werten niemals für das ganze Universum ausreichen, oder weil im Universum schlicht die Lichter ausgehen und es sich in der Dunkelheit verliert.

Wenn man das mal akzeptiert hat (die Sache ist ja nicht ganz unähnlich wie bei der Akzeptanz der endlichen Dauer des eigenen Lebens), ist es viel einfacher, sich der Frage des "Doomsday-Argumentes" mit offenem Geist zu nähern. Dann sieht man plötzlich ein, dass, wenn es ohnehin irgendwann zu Ende geht und es ohnehin Gebiete und Zeiten gibt, die nie die vom Menschlichen Geist berührt werden können - dass dann die genaue Anzahl Menschen am Maximum (oder am Ende von allem) keine so besonders wichtige Zahl ist, ja dass sie eigentlich einen fast beliebigen Wert annehmen kann - warum also nicht den, den unsere eigene, alltägliche Realität nahelegt? Ich habe kein Problem damit, eines Tages zu sterben (was natürlich nicht heisst, dass ich etwas dagegen hätte, meiner heute biologisch begrenzten Lebensdauer noch ein paar spannende Jahrhunderte oder Jahrtausende anzuhängen! :) ). Ich habe auch kein Problem damit, dass die Zeit der Menschheit eines Tages enden wird. Wir sind weder die Krone der Schöpfung, weder das Beste noch das Schlechteste, was dem Universum geschehen konnte. Wir sind einfach. Ein universumsweit offenbar seltenes, nichtdestotrotz faszinierendes Phänomen. Wir sollten die Party geniessen, so lange sie anhält.

Okay, das ist jetzt länger geworden, als geplant. Also nochmals in Kürze: Die Grösse des Universums ist der Brückenpfeiler, an dem die menschliche Hubris zerschellt... :)
 

ralfkannenberg

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Ich glaube nicht, dass man sagen kann, das "Doomsday-Argument" sei in der Fachwelt umstritten. Man kann sich auch fragen, ob es für die simple Annahme, die dem ganzen zugrunde liegt, auch wirklich einen so dramatischen Titel braucht (zumal das "Doomsday-Argument" keinesfalls zwingend einen "Doomsday" erfordert).



Was heisst denn schon "sind möglich"? Wenn man die simple Mathematik des DA ignoriert, lebt die Menschheit plötzlich sehr viel länger, als sie sonst würde?
Hallo Bynaus,

ich habe nichts dagegen, dem Ding einen anderen Namen zu geben. Ich werde aber den Eindruck nicht los, dass es diesen reisserischen Namen halt braucht, um ernst genommen zu werden. Ein strikte bewiesenes Theorem hat das nicht nötig.

Deswegen würde ich einfach Szenarien, in denen ich dieses Argument verwende, als solche kennzeichnen; wenn einem der Name des Argumentes nicht gefällt, so kann man es ja auch explizit ausschreiben - so wortreich ist es ja nun auch wieder nicht.

Ich würde einfach vermeiden, eine nicht strikte bewiesene Aussage stillschweigend vorauszusetzen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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ralfkannenberg schrieb:
Ich würde einfach vermeiden, eine nicht strikte bewiesene Aussage stillschweigend vorauszusetzen.

Das DA ist so simpel, dass man es sogar in einem Forumpost schlüssig herleiten kann. Ich kann das bei Bedarf gerne wiederholen.
 

ralfkannenberg

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Das DA ist so simpel, dass man es sogar in einem Forumpost schlüssig herleiten kann. Ich kann das bei Bedarf gerne wiederholen.
Hallo Bynaus,

das weiss ich. Es werden aber Voraussetzungen gemacht und ich verstehe einfach nicht, warum die Voraussetzungen immer unterschlagen werden.

Die übliche Argumentation "es gibt keinen Anlass für" ist einfach zu wenig ! Man kann sowas besser formulieren.

Was ist denn das konkrete Problem, das zu tun ? - Es gibt da doch nichts zu verschweigen, dann aber ist es sauber formuliert und jeder kann sich dann selber ein Bild machen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bynaus

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ralfkannenberg schrieb:
Was ist denn das konkrete Problem, das zu tun ? - Es gibt da doch nichts zu verschweigen, dann aber ist es sauber formuliert und jeder kann sich dann selber ein Bild machen.

Ich denke, ich habe genau das das getan:

Bynaus schrieb:
Nun könnte man natürlich argumentieren, dass die Anzahl Menschen, die in der Zukunft leben werden, sehr viel grösser sein könnte als die Anzahl Menschen, die schon gelebt haben. Wie in diesem Forum schon oft diskutiert, ist das aus unserer Sicht kein besonders wahrscheinliches Szenario, weil es uns heute lebende Menschen zu extremen statistischen Ausreissern machen würde (was natürlich nicht ausgeschlossen ist, aber in der Abwesenheit von klaren Hinweisen für das Gegenteil ist die Annahme, dass wir wohl eher typische Vertreter der Menschheit sind, klar die realistischere Alternative). Ich würde deshalb annehmen, dass wir innerhalb einer Grössenordnung typische Vertreter der Menschheit sind (dh, zwischen 10% und 90% der Menschheitsgeschichte, bzw. genauer aller Geburten liegen noch vor uns).

Wird hier irgendwas verschwiegen? Kann man sich hier nicht selber ein Bild machen? Ich habe es nicht das "Doomsday-Argument" genannt, aber ich habe die Grundlage dazu erklärt, so dass auch unbedarfte Leser den Gedankengang nachvollziehen können. Warum ist das nicht gut genug? Oder anders gesagt: Wie würdest du diesen Abschnitt denn besser formulieren?
 

Singularity

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Nun, vielleicht ist das Universum eine Simulation, die in einem Supercomputer irgend einer Art läuft (ähnlich wie im Film Matrix). Z.B. eine Simulation, wie die menschliche Geschichte auch noch hätte verlaufen können (sagen wir: wenn G. W. Bush statt Al Gore im Jahr 2000 zum Präsidenten gewählt worden wäre). Vielleicht eine Simulation von Menschen, die wir als unsere "Nachfahren" betrachten würden, oder auch von anderen intelligenten Wesen, die nichts mit der Menschheit zu tun haben.
Klingt abenteuerlich, man wird aber niemals darüber urteilen können solange man sich selbst auch in der "Simulation" befindet. :)

Zunächst einmal: nichts von dem ist besonders sicher. Alles, was deutlich über das bisherige Alter des Universums hinausgeht (einige 100 Mrd Jahre gehören da allerdings noch nicht dazu - dh in 100 Mrd Jahren wird das Universum nicht so viel anders aussehen als heute), hängt kritisch von Naturgesetzen ab, die wir nur halbwegs verstehen. Gerade z.B. die Frage, ob alles für immer beschleunigt expandieren wird, darf man keineswegs als beantwortet betrachten.
Ok, da hab ich fälschlicherweise ein paar Theorien über die Entwicklung des Universums als Fakt dargestellt. Sind natürlich nur Theorien, aber nach heutigem Wissensstand die gängigsten, auch wenn ich mit der Zeitskala etwas daneben lag.

Ja, nach einer Betrachtungsweise. Aber stell dir vor, du erzählst einer Spinne, dass sie nur noch ein paar Wochen leben wird und ihr schönes Netz, das sie gerade webt, nach ihrem Tod einfach vom Wind verweht wird. Dass der Wald, an dessen Boden sich die Trümmer des schönen Netzes sammeln, 20 Jahre später abgeholzt wird, das Holz zu Möbeln verarbeitet wird, die dann wiederum, ein paar Jahrzehnte später, wieder allesamt zu Abfall geworden sind, der dann verbrannt wird, als CO2 in der Atmosphäre landet, das sich Jahrhunderte später im Ozean löst und schliesslich Jahrzehntausende später in Form eines Kalksteins gebunden wird... Und dann fragst du sie: "Ist das nicht deprimierend?" Was würde die Spinne sagen, wenn sie antworten könnte?
Leider lässt sich das auf wirklich alles was wir kennen und kannten anwenden, unter diesem Aspekt wirkt alles "deprimierend". Zum Glück ist der Mensch so konstruiert dass er, bei genügender Ablenkung, sich nicht in solchen Gedanken verfängt. Dasselbe gilt beim Nachdenken über das eigene Ableben.

Was ich für mich persönlich (und für euch natürlich auch) schade finde ist dass wir gerade in mehreren Jahrhunderten oder vielleicht sogar weniger unsere Gene vollständig entschlüsselt haben werden und dadurch jedes Leben um ein vielfaches verlängern werden können. Wir als jetzige Individuen werden dann in den Geschichtsbüchern unter den zig Generation zu den letzten gehören, die ihr Leben noch in "normaler" Länge leben mussten.
 

Bynaus

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Singularity schrieb:
Klingt abenteuerlich, man wird aber niemals darüber urteilen können solange man sich selbst auch in der "Simulation" befindet.

Well... :) http://www.spacedaily.com/reports/D...W_researchers_say_idea_can_be_tested_999.html

Leider lässt sich das auf wirklich alles was wir kennen und kannten anwenden, unter diesem Aspekt wirkt alles "deprimierend".

Ich denke, die Spinne könnte sagen: "Was soll ich mir Sorgen über das machen, was lange, lange, lange Zeit nach mir geschieht? Ich sorge mich um mein Netz, um meinen Nachwuchs, um meine alltäglichen Sorgen. Die ferne Zukunft liegt mir so fern wie die ferne Vergangenheit, oder die Oberfläche des Mondes..."

Genauso ist es auch mit uns. Sicher, wir müssen etwas langfristiger denken lernen. Gewisse Dinge, die wir heute tun, werden auch noch das Leben von zig Generationen nach uns beeinflussen. Trotzdem scheint es mir unsinnig, über das Ende des Universums in ein paar hundert Billiarden Jahren traurig oder deprimiert zu sein: Das hat schlicht nichts mit uns zu tun. Wir werden das NIE erleben.

Wir als jetzige Individuen werden dann in den Geschichtsbüchern unter den zig Generation zu den letzten gehören, die ihr Leben noch in "normaler" Länge leben mussten.

Nun - vielleicht sind wir ja auch die ersten, die in den Genuss des verlängerten Lebens kommen... Schwierig zu sagen. Wenn man das will, dann gibt es eigentlich nur eine gute Strategie: versuchen, lange genug zu leben. Tipps dazu: http://www.washingtonpost.com/natio...32da44-37ea-11e2-a263-f0ebffed2f15_story.html
 

ralfkannenberg

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Wird hier irgendwas verschwiegen? Kann man sich hier nicht selber ein Bild machen?
Hallo Bynaus,

im Doomsday-Argument werden 3 Annahmen getätigt. Auch wenn diese in dem von Dir beschriebenen Szenario plausibel sein mögen, so ist es dennoch nicht verboten, diese 3 Annahmen konkret zu benennen und vielleicht auch zu begründen, warum man diese für plausibel erachtet.

Überdies erreicht man durch eine unterschiedliche Auswahl der Referenzklasse recht unterschiedliche Ergebnisse; auch das könnte man wenigstens beiläufig erwähnen, ebenso wie die Kritiker - keineswegs "Nobodys", die es zu diesem Approach gibt.

Also: das ganze ist nicht unumstritten und da lohnt es sich, Deinen Überlegungen wenigstens eine Voraussetzung zuzufügen, sei es die Annahme der Gültigkeit des DA selber, oder wenn Du es allgemeiner halten möchtest, dann dessen Voraussetzungen; ich persönlich würde letzteres bevorzugen, ersteres ist aber selbstverständlich auch ok, weil konkreter.



Freundliche Grüsse, Ralf
 

Aries

Registriertes Mitglied
Eigentlich ist der Aufbau der größeren Strukturen des Universums, also Sonnensysteme, Galaxien u.s.w., recht deprimierend. Die Distanzen sind gigantisch und selbst wenn der Mensch fähig wäre nahe Lichtgeschwindigkeit zu erreichen, bräuchte man Jahre um wirklich interessantere Ziele an zu treffen.
Mit "nahe" Lichtgeschwindigkeit, könnte man alles "nahezu" unendlich schnell erreichen.

Moody schrieb:
Dazu kommt noch das sich durch die Ausdehnung des Universums die Distanzen noch weiter vergrößern und umso länger wir warten umso kleiner wird die Chance das wir weiter entferntere Ziele je erreichen werden können.
Die Ausdehnung des Universums kann man in diesem Zusammenhang vernachlässigen.

Moody schrieb:
Ich denke das der Mensch im Laufe vor Zeit das gesamte Lokale Sonnensystem bereisen wird und später die benachbarten Sonnensysteme. Mehr wird schwer oder nicht?

Sollte man benachbarte Sonnensysteme bereisen könne, sollten Nachbarsnachbarsonnensysteme keine große Schwierigkeit darstellen.

Moody schrieb:
Da kann man nur hoffen das die Andromedagalaxie uns interessantere Nachbarsterne und Planeten bringen wird und mehr Objekte in unserer Reichweite sein werden.
Wieso? Bei den Millionen von Planeten, die in unserer eigenen Galaxie erwartet werden, kann man doch auch auf unsere Galaxie hoffen.

Moody schrieb:
Auch hoffe Ich das (auch wenn die Chance dafür sehr sehr gering ist) wir auf Wurmlöcher setzen können, mit denen das Bereisen durch die 3. Dimension möglich ist.
Welche Dimension? :confused:

Moody schrieb:
Was ist eure Ansicht?
Unsere Sonnensystem werden wir wahrscheinlich bereisen, zumindest Mond und Mars. Ob wir über unser Sonnensystem hinaus etwas bereisen werden, ist völlig offen. Das hängt vor allem davon ab, ob sich die in den letzten paar Jahrhunderten entwickelte Kultur langfristig als überlebensfähig erweist. Da stehen ja einige Probleme ins Haus (Klimawandel, Ressourcenschwund, Demographie, Dekadenz, ABC-Waffen).
 

Aries

Registriertes Mitglied
Nun könnte man natürlich argumentieren, dass die Anzahl Menschen, die in der Zukunft leben werden, sehr viel grösser sein könnte als die Anzahl Menschen, die schon gelebt haben. Wie in diesem Forum schon oft diskutiert, ist das aus unserer Sicht kein besonders wahrscheinliches Szenario, weil es uns heute lebende Menschen zu extremen statistischen Ausreissern machen würde (was natürlich nicht ausgeschlossen ist, aber in der Abwesenheit von klaren Hinweisen für das Gegenteil ist die Annahme, dass wir wohl eher typische Vertreter der Menschheit sind, klar die realistischere Alternative)
Es gibt Hinweise darauf, dass wir untypische Vertreter der Menschheit sind:
- erstmals leben wir in einer globalisierten Welt.
- erstmals steht uns Raumfahrttechnologie zur Verfügung.

Das lässt es als wahrscheinlich erscheinen, dass wir entweder zu späten Menschheitsvertretern gehören, oder zu frühen, aber nicht zu typischen.
 

TomTom333

Registriertes Mitglied
und schon wieder das DA!!

und Bynaus sollte uns mal erklären,
a) warum wir im Sonnensystem leben und
b) nicht in einem so typischen die da draußen wohl anders aussehen......
 
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