Nimmst Du das nur an, oder gibt es eine Definition, was ToE alles herleiten können soll, und was nicht?
Ich nehme das nicht an, ich denke, ich befinde mich da im Einklang mit der Erwartunsghaltung der Community. Ich wüsste aber auch nicht, dass eine Definition existiert, wie sie uns helfen könnte, und ob sie überhaupt möglich ist.
Wikipedia ist nicht immer die beste Quelle, aber versuchen wir's mal hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/Theory_of_everything
A theory of everything (ToE) or final theory is a putative theory of theoretical physics that fully explains and links together all known physical phenomena, and predicts the outcome of any experiment that could be carried out in principle (nach Weinberg) ...
A Theory of Everything would unify all the fundamental interactions of nature: gravitation, strong interaction, weak interaction, and electromagnetism. Because the weak interaction can transform elementary particles from one kind into another, the TOE should also yield a deep understanding of the various different kinds of possible particles.
Man muss sich aber auch darüber im klaren sein, was denn eine "Theorie" überhaupt sein soll:
http://en.wikipedia.org/wiki/Theory#Theories_in_physics
In physics the term theory is generally used for a mathematical framework—derived from a small set of basic postulates (usually symmetries, like equality of locations in space or in time, or identity of electrons, etc.)—which is capable of producing experimental predictions for a given category of physical systems.
D.h. eine Theorie besteht aus
- (physikalischen) Postulaten und/oder (mathematischen) Axiomen
- Definitionen, abgeleiten Sätzen usw.
- sowie Regeln bzgl. der Anwendung auf physikalische Probleme (zur Produktion von Vorhersagen) und der Interpretation (insbs. bzgl. möglicher Experimente zur Falsifizierung)
Was ich nun behaupte ist, dass der Begriff "Theory of everything" nicht anders verwendet wird als der Begriff "Theorie" an sich; d.h. dass grundsätzlich Postulate nicht aus der Theorie heraus gerechtfertigt werden (und auch nicht gerechtfertigt werden können), sondern allenfalls über den praktischen Erfolg der Theorie, also die Übereinstimmung mit den Fakten (Verifizierbarkeit - Falsifizierbarkeit). Insofern könnte eine "Theory of everything" fundamentalere Postulate aufstellen als die bisher verwendeten und letztere somit "erklären"; aber sie ist sicher nicht frei von Postulaten.
Zum zweiten kann man ganz konkret Kandidaten für eine "Theory of everything" betrachten. Ich würde - entgegen der Wikipedia - Loop Quantum Gravity und Causal Sets nocht nicht zum engeren Kreis zählen (insbs. im Fall der LQG ist der Ansatz zwar extrem spannen, die mathematische Faktenlage ist aber sehr dünn); die nicht genannte Non Commutative Geometry von Connes et al. steht da in etwa vergleichbar da. Wie groß oder klein man den Kreis auch immer zeiht, die grundlegenden Postulate und Prinzipien sind letztlich immer ähnlich:
- Symmetrieprinzipien
- Eine fundamentale Lagrangedichte oder ähnliches
- "Quantisierung"
- Ein Satz von (nicht mathematisch formulierten) Regeln, wie dies konkret anzuwenden ist (wie berechne ich Lösungen, Massen, Wirkungsquerschnitte, andere beobachtbare Größen)
Insofern ist eine "Theory of everything" bzw. ein Kandidat für die Physiker heute weder prinzipiell noch praktisch "fundamentaler" als diese Prinzipien - die sich in etablierten Theorien ebenfalls wiederfinden (es können andere Symmetrieprinzipien sein, aber es sind Symmetrieprinzipien).
Interessant ist, dass gerade für die Stringtheorie, die es als ToE am weitesten bringt, diese
fundamentalen Prinzipien heute noch nicht bekant sind!!