Hallo Ich,
erst einmal vielen vielen herzlichen Dank, dass Du Dir so große Mühe gemacht hast und diese verzwickte Angelegenheit mit den SL's mir und den anderen hier so ausführlich und dadurch auch besser verständlich erklärt hast!
Du siehst das so, dass am EH die Raumzeit höchst schräg wird und da fiese Dinge passieren, wie stillstehende Zeit und unendlich gedehnte Längen (was der einfallende Körper nicht so ganz mitkriegt, weil seinen Messinstrumenten exakt dasselbe passiert) und durch unendliche Gravitation zerriebene Objekte. Innerhalb stellst du es dir noch schlimmer vor:
Dass in der Nähe eines EH's so "fiese Dinge" passieren, weil dort der Raum schon so stark gedehnt ist und Lichtwellen durch diesen Effekt "spaghettifiziert" werden, ist ja auch nicht so abwegig. Das wirklich "Fiese" daran ist ja, dass sich Ereignisse hinter diesem EH nicht mehr beobachten lassen und dass ein Teilchen, welches diese immaginäre Grenze überschreitet, ein für allemal für unseren "normalen" Raum verloren ist! Es lässt sich durch keine Kraft der Welt mehr von diesem SL zurückholen.
Mich hatte folgende Sache zu dieser Diskussion hier angestachelt:
Im Pilotfilm zur SiFi-Serie
"Andromeda" wird das gleichnamige Raumschiff (mit seinem Captain Dylan Hunt und dem Nietzscheaner, der sein erster Offizier war, an Bord) durch ein gerade durch eine "Nova-Bombe" (oder waren es mehrere??) entstandenes Schwarzes Loch angesogen, kann aber durch seine futuristischen Antriebe wenigstens den Abstand zu diesem Malstrom beibehalten. Das Raumschiff kann zwar nicht entkommen, aber es fällt auch nicht weiter dem SL entgegen.
Nach etwa 300 Jahren kommt ein kleines "Gerümpel-Sammel-Raumschiff" ^^ (die "Eureka Maru") mit seiner minimalen Besatzung in dieser Raumgegend vorbei und entdeckt die "Andromeda", welche (scheinbar stillstehend) kurz vor dem Ereignishorizont des SL's zu verharrend scheint. Sie entschließen sich, die "Andromeda" zu bergen (da sie offenbar gute Preise auf dem Schrottmarkt einbringt ^^) und ziehen diese schließlich mit langen Seilen aus dem Gravitationssog des SL's. - Erstaunt stellen sie anschließend fest, dass der Captain der "Andromeda" noch immer lebend an Bord und scheinbar keinen Tag gealtert ist! - Ist ja auch logisch, denn für Dylan Hunt sind in der Nähe dieses SL's, wo Raum UND Zeit extrem gedehnt sind, nur wenige Minuten vergangen ...
Und von diesem Umstand - dass ein stationärer (kein fallender!) Beobachter verschiedene Punkte vor, auf und hinter dem EH (von uns aus gesehen) einnimmt - bin ich ursprünglich bei meiner Fragestellung ausgegangen.
Mir ist auch immer schon klar gewesen, dass der Ereignishorizont kein greifbares "Etwas" ist, sondern dass es sich um eine mathematisch-physikalische Konstrukt-Region handelt, durch die man genauso wenig "hindurchschauen" kann, wie z.B. hinter die 3-Kelvin-Strahlung. Letztere stellt ja ebenso wie ein EH einen Sicht-Horizont dar. In beiden Fällen wird durch die Expansion des Raumes Licht soweit gedehnt, dass wir es nicht mehr sehen oder messen können.
Was mich aber bei Dehnung des Raumes durch ein SL am meisten beschäftigt ist die zeitliche Dehnung (Dilatation), die entsteht, wenn irgendein Körper (in unserem Beispiel der Raumfahrer in seinem unzerstörbaren Raumschiff) sich in festem, gleichbleibendem Abstand zu dem SL positionieren will? Eine solche feste Positionierung ist doch auch immer mit einer (durch die jeweils vorherrschende Gravitation) bestimmten Fluchtgeschwindigkeit verbunden? - Und bei Fluchtgeschwindigkeiten nahe "c" tritt ja dann diese Dilatation UND auch eine exponentielle Massenzunahme aller "entfliehen" wollenden Materie (also des Astronauten mit seinem Raumschiff) auf.
Wenn also dieser Astronaut sozusagen "auf der Flucht" vor diesem SL ist, sich aber auf Grund seines mit einem Hyper-was-weiß-ich-Antrieb ausgestatteten Raumschiff an einem Fluchtpunkt kurz vor (genau auf bzw. kurz hinter) dem EH aufhalten kann (einfach mal rein theoretisch angenommen ^^), dann fliegt er doch mit 0,999 (bzw. dann mit 1,000 oder bei knapp unter dem EH mit 1,001) c in Richtung weg von dem SL? Wie also würde er das Sternenlicht bei diesem Flug weg vom SL (ohne dass er sich auch nur einen einzigen Millimeter von dem SL wegbewegt), welches ihm aus der Richtung, in die er zu fliegen versucht, entgegen strahl, wahrnehmen?? - Ist dieses nicht stark blauverschoben???
Ich weiß, dass Überlichtgeschwindigkeiten mit 1,000 c, 1,001 c oder mehr mathematisch und physikalisch für materielle Teilchen (also auch das Raumschiff) nicht möglich sind, weshalb meine Überlegungen in diese Richtung natürlich ziemlich abstrus sind.
Ich habe volles Verständnis dafür, etwas in der Art wird tatsächlich in der Populärwissenschaft vermittelt. Aber vergiss es trotzdem, diese Vorstellungen drehen die ART auf den Kopf.
Ja, das stimmt.
Wichtig ist erstmal nur eines: Die Raumzeit ist am EH und auch innerhalb grad genausogut wie außerhalb. Überall in der ganzen Mannigfaltigkeit ist der Raum lokal flach, überall wird sich ein frei fallender Beobachter unbeschleunigt fühlen, überall werden seine Uhren und Meterstäbe wunderbar funktionieren und die einzig wahre lokale Zeit bzw. Länge anzeigen. Alles ist gut, ob da irgendwo angebliche Ereignishorizonte sind oder nicht ist vollkommen egal, das sind nur theoretische Konzepte, die man an Ort und Stelle nicht findet.
Das habe ich soweit verstanden. - Allerdings ... und hier lag bis dahin unser gegenseitiges Missverständnis ... ging ich bei meiner Betrachtung nicht von einem frei fallenden, in den Malstrom des SL hineinstürzenden Beobachters aus, sondern von einem stationären Beobachter. Einem Beobachter also, der seinen Abstand zum Zentrum des SL's unverändert halten kann! - Was in UNSERER Realität, mit UNSERER Mathematik und UNSERER Physik selbstverständlich nicht möglich ist.
Was sich tatsächlich ändert, wenn man sich der Singularität nähert, sind die Gezeitenkräfte. Die sind bei einem supermassiven SL am EH aber keineswegs größer als z.B. irgendwo in der Erdumlaufbahn. Vollkommen harmlos.
Was?? Irrst Du Dich da auch nicht, Ich?! - Sind nicht schon die Gezeitenkräfte des Jupiter viel größer (bei gleichem Abstand der Umlaufbahn), als die der Erde??
Soweit klar? Ein einfallender Beobachter bemerkt überhaupt exakt gar nichts vom EH. Da ist nichts besonderes. Innerhalb auch nicht.
Das habe ich (den fallenden Beobachter betreffend) begriffen.
Wegen der Gezeitenkräfte beschleunigt er dem hinterherfallenden Licht davon und sieht es deswegen gestreckt, rotverschoben. Immer stärker und stärker, bis irgendwann seine Weltlinie und er selbst an der Singularität enden. Nirgendwo bleibt Zeit stehen, werden Längen unendlich oder liegen bösartige Ereignishorizonte vor. Das ist das Wichtige. Die Raumzeit ist absolut normal am EH, auch innerhalb, der einfallende Beobachter hat mit sowas nichts zu tun. Das muss dein Ausgangspunkt sein.
Ich wollte aber von Anfang an keinen fallenden Beobachter, sondern einen stationären. ^^ Einen Beobachter, der die physikalischen Verhaltensweisen von Licht (und sonstiger Strahlung) knap VOR dem Erreichen dieses immaginären EH's, dann praktisch direkt am (für uns als Beobachter eines SL's) EH und schließlich einen innerhalb des EH's beobachtet.
Am EH kann nichts außer einem Photon stationär sein, und für Photonen gibt es kein Bezugssystem. Man versucht, sich trotzdem hineinzuversetzen, und es kommen lauter Unendlichkeiten und Unmöglichkeiten vor: stillstehende Zeit, unendliche Beschleunigung und so weiter. Noch weiter innen kann nicht einmal mehr ein Photon stationär sein, und der Versuch, sich ins Bezugssystem eines Tachyons zu setzen zeitigt noch skurrilere Ergebnisse wie Vertauschung von Raum und Zeit und so.
Beginnt denn dann nicht an dem Punkt, wo nicht einmal mehr ein Photon stationär sein kann, die physikalische Singularität??
Und weil ich gerade bei diesen Singularitäten bin ... Sind Singularitäten eigentlich immer gleich groß?? Oder macht es einen Unterschied, ob es sich um ein stellares oder ein supermassives SL handelt? - Die Masse des supermassiven SL's ist ja um etliche Potenzen größer, der EH demzufolge auch viel größer! Da setzt die Raumkrümmung doch schon viel weiter entfernt vom Zentrum des SL an, oder liege ich hier schon wieder falsch ...? ^^
Eine letzte Frage habe ich noch zu Deiner letzten Erklärung an "Entro-Pi":
Klar kann man sich innerhalb des EH einen ruhenden Beobachter vorstellen. Dann wird halt Zeit zu Raum, Überlichtgeschwindigkeit kommt vor, Masse wird imaginär undsoweiter.
Nichts dergleichen passiert wirklich, das ist nur ein Hilfeschrei der Mathematik, dass man bitte aufhören möge, sich Unmögliches vorzustellen. Das bringt nichts.
Ich persönlich vergleiche SL's immer mit Neutronensternen, deren Masse etwas (oder extrem) zu groß war und diese sich dann beim Implodieren regelrecht "verschluckt" haben! ^^ Sie stürzten so gewaltig in sich zusammen, dass die stellare Rest-Materie bis unter den Schwarzschild-Radius versank und damit der "normalen" Raumzeit entschwand.
Nun haben aber alle massebehafteten Körper einen SR, die Erde, die Sonne und natürlich auch ein Neutronenstern. Letztere müssen, je massereicher sie sind, ja schon einen ziemlich großen SR besitzen. - Kann solch ein massereicher Neutronenstern daher in seinem tiefsten Innern eigentlich eine Art "Hohlraum" bilden??? - Ich weiß, das ist 'ne ganz blöde Frage, aber falls sich eine Singularität im Kern des Neutronensterns bilden würde, würde dann der gesamte Sternenrest in diese Singularität stürzen oder würde er eine stabile Schale um dieses kleine SL bilden??
An "Das Universum in der Nussschale" denkende Grüße von Toni