Mars One

mac

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Hallo Bynaus,

Die Teilnahme an MarsOne ist dann eher mit Kinder-bekommen vergleichbar: wenn sie mal da sind, gibts keinen Weg zurück. Es gilt ja auch nicht als inhuman, Kinder auf die Welt zu stellen, nur weil man sichs danach anders überlegen könnte. Das ist ein Entscheid, den man einmal trifft und der sich dann für den Rest des Lebens nicht mehr rückgängig machen lässt (nach aller Wahrscheinlichkeit will man das ja gar nicht - aber diese Möglichkeit sollte man beim Mars genauso zulassen).
Ich finde, daß dieses Beispiel völlig an den Tatsachen vorbei geht.

Kinder in die Welt zu setzen, ist essentiel mit dem Leben verbunden. Auch wenn Du, erschwert durch den Umstand daß Du weiter voraus denken kannst, als die Mehrheit der Menschheit, die daher schier erdrückend scheinende Verantwortung als viel größere Hürde wahrnimmst.

Ich weiß wovon ich rede. Mein Entschluß für Kinder stammt aus der Zeit vor und während des Nato-Doppelbeschlusses und ich hatte damals sehr viel mehr Angst, als ich heute hätte.

Daß dieser Entschluß eine gute Chance auf ein überwiegend positives Resultat hat, kann über das schon bestehende Maß hinaus, nicht noch deutlicher als bisher bewiesen werden.



Es ist andererseits gar nicht so einfach ein wirklich adäquates Beispiel für die Tragweite einer solchen Entscheidung und die dazu nötige Motivation zu finden, weil eben beispiellos.

Vielleicht geeigneter, wenn auch nur als äußert blasser, in seinen Folgen vergleichsweise kaum spürbarer Entschluß, wäre da z.B. die Idee seine eigenen beiden Nieren zu spenden um fortan von einer nicht mit sich rumtragbaren Dialyseeinrichtung abhängig zu sein und das in einer kleinen, nicht anfliegbaren Station am Südpol der Erde.
Wenn ich mich richtig erinnere, ist selbst nur der erste Teil dieses Entschlusses, obwohl human im Einzelfall sogar noch nachvollziehbar begründbar, noch nie durchgezogen worden. Und da wo er, mit dagegen kaum spürbaren Konsequenzen vorkam (Spende einer Niere) war immer äußerste Not oder sogar kriminelle Energie der Antrieb.

Was denkst Du, wie lange hier denkbare Motive - Pionier zu sein, berühmt zu sein, Aufmerksamkeit zu genießen, Neues zu versuchen, ... - vorhalten bis man merkt, auch nur auf dem sehr komfortablen Stand meines obigen Beispiels gelandet zu sein?

Vergleiche doch mal diesen Stand mit dem Stand den Du hättest, wenn Dein Kind zum ersten Male laut juchzend seine ersten freien Schritte von den Armen Deiner Frau in Deine Arme macht. Oder wenn es seine Ärmchen um Deinen Hals legt, Dich drückt und Dir sagt, daß es Dich lieb hat. (Und glaub‘ mir! Wenn Du es nicht selber live erlebst, hast Du nicht den blassen Schimmer einer Ahnung, wovon ich schreibe.)

Auf Deine restlichen Beispiele mag ich gar nicht erst eingehen, sie sind so weit weg von dem um was es hier geht, daß es eh keinen Sinn hätte, damit irgendetwas dieses Vorganges deutlicher zu machen.



Du scheinst dir ja sehr sicher zu sein, dass alle irgendwann zurück wollen. Es könnte natürlich auch ganz anders herum laufen: die TV Show bringt immer wieder neue Menschen hervor, die zum Mars wollen - auch ohne Aussicht auf Wiederkehr.
Ja, berühmtes Beispiel: die TV-Shows vom Mond und die Entwicklung ihrer Einschaltquoten - nur daß es dieses Mal noch nicht mal nahezu live wäre.



Menschen waren schon immer Wanderer, Pioniere: die Chance, auf einer neuen Welt einen totalen Neuanfang machen zu können, eine völlig neue Gesellschaft aufbauen zu können, Teil eines historischen Ereignisses zu sein - das alles könnte mehr und mehr Menschen dazu bewegen, sich dieser Bewegung anzuschliessen.
Nenne doch mal die Namen der Astronauten die nach Armstrong und Aldrin auf dem Mond waren, ohne nachzuschlagen. Nenne mal die Namen auch nur der Kapitäne der Nina und der Pinta, geschweige denn ihrer Besatzung.



Wie gesagt: es sind erwachsene Menschen. Man kann ihnen nichts verbieten, was sie selber wollen. Dich zwingt ja niemand, mitzugehen (oder dir auch nur die TV show im Fernsehen anzusehen).
Das mag (noch) richtig sein – aber denke auch mal darüber nach, welche Folgen ein grandioses (also nicht schon auf der Erde) Scheitern dieses Vorhabens für die Raumfahrt hätte.

Herzliche Grüße

MAC
 
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Bynaus

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@Mac: Ich glaube, ich muss da was richtigstellen. Du scheinst aus meinem Beispiel herauszulesen, dass ich ein Problem hätte mit dem Entscheid, Kinder zu bekommen und/oder dass ich diesen Entscheid vorwiegend als enorme Hürde und schwer lastende Verantwortung wahrnehme. Nichts könnte ferner von der Wahrheit sein. Ich hege durchaus solche Absichten :) , und das einzige, was mich im Moment noch davon abhält, ist meine beruflich unsichere Situation (wie bei vielen Post-Docs).

Mir geht es also nicht darum, das Kinder-bekommen irgendwie schlecht zu machen. Es ist für mich nur ein mögliches Beispiel (ich hatte ja weitere genannt) für einen Entscheid, der sich NIE MEHR rückgängig machen lässt. Mir ging es darum zu zeigen, dass wir durchaus solche Entscheide treffen müssen im Leben, ohne dass wir das notwendigerweise als "inhuman" ansehen.

Dein Beispiel hat als Vorteil, dass es die Abhängigkeit der Kolonisten von der Technik verdeutlicht. Anderseits glaube ich aber auch, dass es vielleicht etwas gar schwarzmalerisch ist. Man darf nicht vergessen dass diese Gruppe von Menschen eine ganze Reihe von unterschiedlichen Talenten mitbringen werden, dass sie - wie immer in der Geschichte der Menschheit - Mittel und Wege finden werden, ihre Situation zu verbessern und weitere Schritte zu machen. Wenn man z.B. sicherstellen würde, dass die erste Basis in der Nähe eines Lavatunnels errichtet wird, könnten die Kolonisten über die Jahre diesen langsam zu einem grossen, stabilen Habitat umbauen. Dort wären sie von Strahlung geschützt, und der Habitatraum wäre sehr viel grösser (=dynamisch stabiler, angenehmer) als innerhalb der RedDragons.

Ich glaube nicht, dass Leute, die sich bei MarsOne gemeldet haben, wirklich einfach die Aufmerksamkeit suchen, oder dass es hier um "Heldentum" und "Ruhm" geht (betreffend Apollo-Astronauten oder den spanischen Captains). MarsOne täte gut daran, solche Leute im Verlauf ihres Auswahlverfahrens auszusortieren, so dass am Ende nur solche Menschen übrig bleiben, die ein tatsächliches Interesse daran haben, eine neue Welt zu besiedeln - unbesehen davon, welche Rolle ihnen die Geschichte dereinst zuschreiben wird. Ich muss sagen, wenn ich nicht 1) die oben angedeuteten Pläne für mein persönliches Leben hätte und 2) MarsOne zutrauen würde, das ganze tatsächlich durchzuziehen, hätte ich mich auch beworben. Genauso wie man sich über die Fortschritte im Leben eines Kindes freuen kann, denke ich, kann man sich auch über die ersten Schritte in der Besiedlung einer neuen Welt freuen. Vielleicht auf einer ganz anderen Ebene - aber doch.
 

mac

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Hallo Bynaus,

@Mac: Ich glaube, ich muss da was richtigstellen. Du scheinst aus meinem Beispiel herauszulesen, dass ich ein Problem hätte mit dem Entscheid, Kinder zu bekommen und/oder dass ich diesen Entscheid vorwiegend als enorme Hürde und schwer lastende Verantwortung wahrnehme. Nichts könnte ferner von der Wahrheit sein. Ich hege durchaus solche Absichten :) , und das einzige, was mich im Moment noch davon abhält, ist meine beruflich unsichere Situation
Nein, als ein persönliches Problem, habe ich das nicht wahrgenommen, sondern wie ich jetzt auch explizit bestätigt sehe, eben in genau dem Sinne:
Ich muss sagen, wenn ich nicht 1) die oben angedeuteten Pläne für mein persönliches Leben hätte und 2) MarsOne zutrauen würde, das ganze tatsächlich durchzuziehen, hätte ich mich auch beworben.
und auch hier nur, als Dein Beispiel für einen weit reichenden verantwortlichen Entschluss. Was ich aber eben, bezogen auf das hiesige Thema diesem als nicht angemessen oder passend dazu, empfinde. Dazu gleich noch ein paar Worte.



(wie bei vielen Post-Docs).
vom Anlauf wußte ich, der Abschluß ist mir aber völlig entgangen! Deshalb hier nachträglich meinen allerherzlichsten Glückwunsch! :)
Und ja, in dieser so sehr vom Gewinnstreben dominierten Zeit ist das wirklich ein großes psychologisches Hindernis, um so schwerer zu überwinden, je differenzierter man ist. Eine perfide, üble Falle.

Andererseits - wer hätte denn unter gleichen Verhältnissen bessere Chancen seine Kinder zur Selbständigkeit zu führen? Meine Frau und ich haben niemals in unserem Leben mehr Geld zur persönlichen Verfügung gehabt, wie während meines Studiums (meine damals noch Freundin hat als MTA gearbeitet und ich bekam BAFÖG). Es hat uns aber nicht die Bohne irritiert, als dieser Teil der persönlichen Freiheit dann drastisch weniger wurde, wir hatten (und haben) unsere vier Kinder. Rein finanziell ist das, auch wenn man ein wenig mehrfaches über der Armutsgrenze verdient, ein Desaster, aber das stört nicht wirklich. Das was wirklich zählt, kannst Du eh nicht kaufen und das ist nicht nur ein frommer Spruch. Dummerweise merkt man auch das erst wirklich, wenn man schon mitten drin ist. Es ist also schwer es mit einer realistischen Gewichtung zu vermitteln. Aber auch, wenn es das eigentliche Leben ist! Hier sollte ich mich doch auf das hiesige Thema beschränken. ;)



Mir geht es also nicht darum, das Kinder-bekommen irgendwie schlecht zu machen.
das hab‘ ich auch an keiner Stelle so verstanden. Es ging Dir darum einen Vergleich für einen Entschluß mit großer Tragweite zu finden, den ich aber eben als gar nicht vergleichbar wahrnehme, vielleicht auch, weil der bei mir und auch bei meiner gesamten sozialen Umgebung, immer noch so gut gegangen ist.



Dein Beispiel hat als Vorteil, dass es die Abhängigkeit der Kolonisten von der Technik verdeutlicht. Anderseits glaube ich aber auch, dass es vielleicht etwas gar schwarzmalerisch ist.
Ich an diesem Punkt nicht. Mit Dialyse kann man heute möglicherweise schon länger und besser überleben, als mit weniger als halber Schwerkraft. Das ist immer noch Terra incognita.

Aber ja, zu den potentiellen Chancen einer solchen Kolonie habe ich mich aber auch noch nicht ernsthaft geäußert. Vielleicht auch deshalb nicht, weil ich solche Shows wie DSDS und dergleichen für ein solch unsäglich erbärmliches Abbild des Überwucherns unserer Menschlichkeit durch Kommerz wahrnehme. Alles so freiwillig und so erbarmungslos. Die Masse dieser Menschen blamieren sich nur, das geht meistens (leider nicht immer) vorbei. Die Masse bei einem solchen ‚Abenteuer‘ wird, und das halte ich für nicht vernachlässigbar unwahrscheinlich, mit ihrer Gesundheit und ihrem Leben bezahlen und das auch wieder nur, aus kommerziellen Gründen. Wie hier schon gesagt wurde, der one-way Flug kommt erheblich billiger.

Du bist in diesem Falle leider viel zu jung, um es jemals im damaligen Umfeld/Zeitgeist wahrnehmen zu können. Daher wird es auch niemals die Wirkung auf Dich haben können, wie seinerzeit auf mich. Ich habe damals gedacht, diese bitterböse Mediensatire bringt es auf den Punkt und ist eigentlich nicht mehr zu toppen. Mir lief es damals eiskalt den Rücken runter, wie menschenverachtend dieser Medienzirkus abläuft und tröstete mich damals sehr naiv, mit 'völlig übertrieben' und 'na ja, soweit wird es doch wohl nicht kommen!‘

Was für eine grandiose Fehleinschätzung! (Damals schon :eek:)

Du denkst ich sehe es zu pessimistisch und blickst dabei überwiegend auf den technischen Aspekt. Dort bin ich eigentlich gar nicht so weit weg von Dir, wenn auch lange nicht so optimistisch. Ich nehme viel mehr den kommerziellen Aspekt bei dieser Sache wahr. Welchen Thrill wird es brauchen, wenn die Einschaltquoten erst mal anfangen so zu bröckeln, wie beim Apolloprogramm? (Die brachen bereits bei der zweiten Landung ins, heute würde man sagen ‚Bodenlose‘) Wie schreibt man eine Gruppe von Menschen ab, die nicht mehr das erwirtschaften, was sie kosten?

Ich nehme in dieser Diskussion wahr, daß sich ein nicht unerheblicher Teil Deines Optimismus auf die Zuversicht gründet, daß das Ganze zu einem Selbstläufer wird. Wenn das klappt sind alle froh. Wenn sowas auf der Erde nicht klappt, dann muß man sich halt einen neuen Job suchen. Wie aber geht das zu diesem Zeitpunkt auf Mars? Die kommerziellen Übertragungen werden nach einer anfänglichen Euphorie, wohl eher ein Nischenpublikum bedienen können, eher sowas wie Natur und Tierdokumentationen und noch nicht mal so interessant wie die Aufzeichnung eines Base-Ball Matches, eben nicht life. Wer schaut sich, nur zehn Jahre nach ihrem Start, noch eine Übertragung aus der ISS an? Die Menschen hier werden sehr schnell wahrnehmen, wie einsam und arm an Natur das Leben dort ist. Und weil das schlecht für den Verkauf ist, wird man es mit der Wahrheit auch nicht mehr so genau nehmen, wie bei den Bio-Eiern.

Mit einer solchen Vorauswahl wird es auch schwieriger für Deine zwar richtigen Auswahlkriterien, die richtigen Leute anzusprechen. Bin gespannt wie man aus dem Spagat dann wieder raus kommt.
 
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mac

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Man darf nicht vergessen dass diese Gruppe von Menschen eine ganze Reihe von unterschiedlichen Talenten mitbringen werden, dass sie - wie immer in der Geschichte der Menschheit - Mittel und Wege finden werden, ihre Situation zu verbessern und weitere Schritte zu machen. Wenn man z.B. sicherstellen würde, dass die erste Basis in der Nähe eines Lavatunnels errichtet wird, könnten die Kolonisten über die Jahre diesen langsam zu einem grossen, stabilen Habitat umbauen. Dort wären sie von Strahlung geschützt, und der Habitatraum wäre sehr viel grösser (=dynamisch stabiler, angenehmer) als innerhalb der RedDragons.
Ich hab‘ von der Verfahrenstechnik von heute fast keine Ahnung, weiß also z.B. auch nicht, was man alles dort hin transportieren müßte, damit eine solche Kolonie wenigstens stagnieren kann. Das fängt schon beim Habitat an. Ab welcher Personenzahl ist es rentabel? Hat bisher meines Wissens nach, noch nicht mal unter irdischen Startbedingungen funktioniert, ja ich weiß auch was man als Begründung dafür glaubt gefunden zu haben.

Mit der Festlegung auf no Return, nimmt man allen Alternativen außer Plan A, die Grundlage weg. Das ist ähnlich dämlich, wie einen Bankraub nur bis zur Ankunft am Kassenschalter zu planen. Wie menschenverachtend unseriös das Ganze ist, kann man sogar mit einem Blindenstock ertasten. Wie kann man als Geschäftsgrundlage auf no Return setzen, während noch nicht mal im Ansatz klar ist, was für Konsequenzen z.B. die Marsschwerkraft auf den menschlichen Organismus ausübt, nach 10 Jahren, nach 20 Jahren, auf dort geborene Kinder? Oder will man gar keine Kinder?

Wie lange wird es dauern, und wie groß muß diese Kolonie werden, bis sie aus sich selbst heraus eine Rückkehr ermöglichen kann? Wird sie den Wettlauf um dieses Potential, auch angesichts eines sich abzeichnenden Fiaskos überhaupt noch mit Freiwilligen erreichen? Wie weit werden wir dabei gehen, um eine Rückkehr nicht selber finanzieren zu müssen? Kennst Du den Gegenstand des Vertrages zwischen Shylock und Antonio? (Der Kaufmann von Venedig)



Ich glaube nicht, dass Leute, die sich bei MarsOne gemeldet haben, wirklich einfach die Aufmerksamkeit suchen, oder dass es hier um "Heldentum" und "Ruhm" geht (betreffend Apollo-Astronauten oder den spanischen Captains).
das wird auch niemals bei Allen das Hauptmotiv sein. Du sagst, völlig zu Recht, daß der Entschluß Kinder in die Welt zu setzen, irreversibel ist. Du hättest auch sicher kein unüberwindliches Problem damit, mit Deiner geliebten Partnerin eine gemeinsame Zukunft auf Lebenszeit zu planen und anzugehen. Aber würdest Du einen Vertrag, der genau das bei Todesstrafe und unter allen Umständen erzwingt, für moralisch einwandfrei halten?



MarsOne täte gut daran, solche Leute im Verlauf ihres Auswahlverfahrens auszusortieren, so dass am Ende nur solche Menschen übrig bleiben, die ein tatsächliches Interesse daran haben, eine neue Welt zu besiedeln - unbesehen davon, welche Rolle ihnen die Geschichte dereinst zuschreiben wird. Ich muss sagen, wenn ich nicht 1) die oben angedeuteten Pläne für mein persönliches Leben hätte und 2) MarsOne zutrauen würde, das ganze tatsächlich durchzuziehen, hätte ich mich auch beworben.
Das ist das Dilemma. Die Welt der Menschen funktioniert nur so lange, wie es Menschen gibt, die so denken und auch so handeln. Und genau die werden sich eben deshalb nicht für ein solches one-way Abenteuer einfinden. Und die Anderen? Sind das wirklich die, die vorher schon wissen, wie sie hinterher denken? Wenn der ‚Fun‘ langweilig wird? Wenn man noch nicht mal den nächsten Berg besteigen kann, weil der scheiß tragbare Sauerstoffvorrat einfach nicht klein genug zum Mitschleppen ist und man das freie Atmen trotz allem Training noch nicht mal für 1 Sekunde hinkriegt, ja, den Versuch dorthin noch nicht mal trainieren kann.



Genauso wie man sich über die Fortschritte im Leben eines Kindes freuen kann, denke ich, kann man sich auch über die ersten Schritte in der Besiedlung einer neuen Welt freuen.
Oh ja, das kann man! Aber nicht mehr, wenn das Kind seinen Versuch mit dem Leben bezahlen muß und man das hätte leicht verhindern können.



Vielleicht auf einer ganz anderen Ebene - aber doch.
Ja. Diese Ebene wäre in meinen Augen eine im Rahmen der technischen Möglichkeiten garantierte Rückkehr, mindestens so lange, bis der Nachweis erbracht ist, daß man dort überleben und lebensfroh leben kann.

Herzliche Grüße

MAC
 

ralfkannenberg

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Hallo Bynaus,

Ich finde, daß dieses Beispiel völlig an den Tatsachen vorbei geht.

Kinder in die Welt zu setzen, ist essentiel mit dem Leben verbunden.
Hallo Mac,

nur ganz kurz und ohne auf Eure Detaillierung näher eingehen zu wollen: das Leben auf der Erde wird in absehbarer Zeit, nämlich in ca. 500 Millionen Jahren, zuende gehen. Man wird also realistischerweise die Erde evakuieren müssen, und netterweise gibt es da einen Planeten etwas weiter draussen, der zumindest als Zwischenstation für einige weitere hunderte Millionen Jahre durchaus in Frage käme.

Vielleicht wird also in ferner Zukunft rückblickend die erste Mars-Mission als DAS historische Ereignis anzusehen sein, welches den Fortbestand des Lebens sichergestellt hat.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

mac

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Hallo Ralf,

Ja. Du rennst offene Türen ein, auch wenn ich immer noch Weltraumhabitaten den Vorzug geben würde. Abgesehen davon, aus 500 Millionen Jahren Abstand ist das Ganze auch nicht mehr so scharf zu sehen, wie 20 Jahre vorher.

Bleibt nur zu hoffen, daß auch in 500 Millionen Jahren der Zweck immer noch nicht die Mittel heiligt. Weil Du nicht alles gelesen hast, was ich dazu geschrieben habe (was ich durchaus verstehen kann, bei der Menge Text :eek: ) Das ist genau der strittige Punkt für mich, der ganze Rest ist hochinteressant. Und ich kann Bynaus' Träume dazu nur allzuleicht nachvollziehen, schließlich war ich 17, als ich die Mondlandung life mitverfolgt habe.

Herzliche Grüße

MAC
 

ralfkannenberg

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schließlich war ich 17, als ich die Mondlandung life mitverfolgt habe.
Hallo Mac,

da war ich noch etwas jünger und habe kaum Erinnerungen; als Armstrong auf dem Mond war war ich 8 Jahre alt und mein Vater hat das in den Ferien in einer Zeitung gelesen.

Bei den späteren Missionen war ich aber schon etwas älter - offenbar entscheidend, und habe nachts live vor dem Fernseher mitverfolgt, wie die mit einem Auto auf dem Mond herumgefahren sind.

Als Kind hat man da ja ein seltsames Zeitempfinden; so hatte ich gefühlsmässig dem Eindruck, dass Apollo 8, also die zu Weihnachten um den Mond herumgeflogen sind, mein halbes Leben vor der ersten Mondlandung mit Apollo 11 stattfanden; in Wirklichkeit aber war das nur ein gutes halbes Jahr zuvor und ich war 7 Jahre alt.


Charles Duke von Apollo 16 weilte übrigens vor einigen Jahren in Zürich, so dass ich zusammen mit meiner Frau auch mal einen echten Mond-Astronauten persönlich kennenlernen konnte - zweifelsohne ein Highlight.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Warmalklein

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Sich damit abzufinden, akzeptieren, dass sich gewisse Entscheide schlicht und einfach nachträglich nicht mehr ändern lassen - selbst wenn man es irgendwann anders möchte - gehört einfach zum menschlichen Leben......

.......Wie gesagt: es sind erwachsene Menschen. Man kann ihnen nichts verbieten, was sie selber wollen. Dich zwingt ja niemand, mitzugehen (oder dir auch nur die TV show im Fernsehen anzusehen).

Sorry, aber ich glaube du hast nicht verstanden was ich mitteilen wollte. Ich komme nicht umhin mich mac mit der Vermutung anzuschließen – du bist einfach noch zu jung um alle Dinge zu verstehen.

Das Leben eines Menschen ist nie geradlinig. Und auch die größten Helden sind mal zurück gerudert oder haben unter ihren Entscheidungen gelitten. Es ist auch eine Verantwortung für die Gesellschaft, jüngere Menschen vor fatalen Fehlentscheidungen zu bewahren. Ein bisschen ist man schon für seine Mitmenschen verantwortlich, auch und gerade das ist Ethik und macht uns menschlicher. Man sollte zuerst diese Fragen klären bevor man über technische Probleme nachdenkt.
 
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ralfkannenberg

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Sorry, aber ich glaube du hast nicht verstanden was ich mitteilen wollte. Ich komme nicht umhin mich mac mit der Vermutung anzuschließen – du bist einfach noch zu jung um alle Dinge zu verstehen.

Das Leben eines Menschen ist nie geradlinig. Und auch die größten Helden sind mal zurück gerudert oder haben unter ihren Entscheidungen gelitten. Es ist auch eine Verantwortung für die Gesellschaft, jüngere Menschen vor fatalen Fehlentscheidungen zu bewahren. Ein bisschen ist man schon für seine Mitmenschen verantwortlich, auch und gerade das ist Ethik und macht uns menschlicher. Man sollte zuerst diese Fragen klären bevor man über technische Probleme nachdenkt.
Hallo Warmalklein,

irgendwie kenne ich diese Art Diskussion von den Einwänden gewisser "Kritiker" gegen die neueste Technologie, die am CERN zur Anwendung kommt. Da wurde auch immer wieder versucht, mit z.T. absurden Argumenten die Technologie zu stoppen.

Es ist sicher wichtig, gewisse Ethik- und verwandte Fragen zu überlegen, ganz klar, aber es ist ebenso wichtig, dass es Pioniere gibt. Und wie schon oben beschrieben: woher weisst Du, dass es nicht gerade dieses Mars One-Projekt sein wird, welches der Meilenstein wird, dass sich die menschheit auf einem anderen Planeten wenigstens vorübergehend niederlassen kann ? Wäre es da nicht sehr fahrlässig, auf darauf basierenden Erfahrungen verzichten zu wollen ?


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bernhard

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Man sollte zuerst diese Fragen klären bevor man über technische Probleme nachdenkt.
Na, ich denke eine tiefschürfende Analyse der technischen Probleme sollte eigentlich erst aufzeigen, was die Menschen auf dem Mars genau erwartet. Ob MACs Vergleich mit den zwei Nieren hier wirklich zutrifft kann ich momentan nicht sagen, aber ich finde diesen Gedankengang ebenfalls recht interessant, bzw. im positiven Sinne beängstigend :rolleyes: . Die Pioniere sollten dieses Argument meiner Meinung nach also entweder entkräften oder ihre Pläne aufschieben.
MfG
 

mac

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Hallo Warmalklein,

Ich komme nicht umhin mich mac mit der Vermutung anzuschließen – du bist einfach noch zu jung um alle Dinge zu verstehen.
so will ich das aber nicht verstanden wissen.

Zeitgeist ist etwas, was man nur sehr schwierig im vollen Umfang über eine Generation hinweg nachempfinden kann, es ist sozusagen mit der jeweiligen Generation verbunden und verschwindet mit ihr. Das ist etwas ganz anderes, als Ethik und es hat auch nichts mit Verstehen zu tun. Die Lieder Deiner Jugend gehen Dir auch im Alter nah, weil Du damit prägende Erinnerungen assoziierst. Das kann jeder verstehen und trotzdem nur bei seinen Liedern wirklich nachempfinden.

Den altersbedingten Hauptunterschied, beim Verantwortungsgefühl, den ich zwischen Bynaus und mir meine wahrzunehmen, ist, daß sich mein Verantwortungsgefühl mehr auf jüngere Menschen fokussiert, währen es im Alter von Bynaus noch mehr auf ältere Menschen als ich selbst war, fokussiert war, in meinem Falle sicher auch berufsbedingt. In dem Moment, in dem Bynaus, oder alle anderen Menschen auch, selber Kinder bekommen, wird sich dieser Fokus allmählich verschieben, sicher schneller, als beim Durchschnitt kinderlos gebliebener Menschen. Das hat nichts mit einem intellektuellen Verstehen zu tun. Es ist ein durch das Leben geprägter Reifeprozess, bei dem eine Wertung was besser oder schlechter ist, keinen Platz hat. Nur wenn man einem Menschen die nötige Zeit für dieses Reifen nimmt, indem man ihm diese Wertungsänderung zu früh aufzwingt, dann kann es eine Wertung geben - nicht für den betroffenen, aber für diejenigen die diesem Reifeprozess nicht die ihm zustehende Zeit gelassen haben.

Dieser Unterschied in unserem Standpunkt, von dem aus wir auf diesen Vorgang blicken, ihn wahrnehmen, der war zumindest in unserer Diskussion hier für mich deutlich wahrnehmbar, weil Bynaus der Selbstbestimmung bei dieser Entscheidung das Hauptgewicht zuordnet und ich eher der Verantwortung gegenüber solchen Menschen wie Bynaus in einem anderen Leben selber gerne gewesen wäre (ich in seinem Alter und einem anderen Leben, übrigens auch (und das ohne jedes Gefühl von Reue!))



Das Leben eines Menschen ist nie geradlinig. Und auch die größten Helden sind mal zurück gerudert oder haben unter ihren Entscheidungen gelitten.
Das wissen alle, die ausreichend differenziert sind und dennoch bewahrt uns dieses Wissen nicht vor Irrwegen, bei denen man sowieso erst in der Mehrzahl aller Fälle hinterher zu wissen glaubt, was vorher besser gewesen wäre. (wie bei den Lottozahlen ;) )



Es ist auch eine Verantwortung für die Gesellschaft, jüngere Menschen vor fatalen Fehlentscheidungen zu bewahren.
Ja, diese Verantwortung sollte man haben. Sie darf aber ein Loslassen nicht verhindern. Und man muß das Risiko ertragen, daß es schief gehen kann – nur dann hat es überhaupt eine Chance zum Gutgehen.

Wie mein Kompromiss bei dieser Sache aussähe, habe ich schon geschrieben.

Herzliche Grüße

MAC
 

Warmalklein

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Hallo Warmalklein,

irgendwie kenne ich diese Art Diskussion von den Einwänden gewisser "Kritiker" gegen die neueste Technologie, die am CERN zur Anwendung kommt. Da wurde auch immer wieder versucht, mit z.T. absurden Argumenten die Technologie zu stoppen.

Es ist sicher wichtig, gewisse Ethik- und verwandte Fragen zu überlegen, ganz klar, aber es ist ebenso wichtig, dass es Pioniere gibt. Und wie schon oben beschrieben: woher weisst Du, dass es nicht gerade dieses Mars One-Projekt sein wird, welches der Meilenstein wird, dass sich die menschheit auf einem anderen Planeten wenigstens vorübergehend niederlassen kann ? Wäre es da nicht sehr fahrlässig, auf darauf basierenden Erfahrungen verzichten zu wollen ?


Freundliche Grüsse, Ralf

Hallo Ralf,

keines falls sollten wir auf die (bemannte) Erforschung des Mars verzichten - aber eine Oneway-Mission weil entweder die Technik oder das Geld nicht reicht, halte ich für unklug. Warum diese Ungeduld?

Viele Grüße, WMK
 

Enas Yorl

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Ich sehe das Problem nach wie vor bei der Finanzierung. Ja klar, eine erfolgreiche bemannte Marslandung würde eine Menge Zuschauer anlocken, und damit liesse sich Geld machen. Vielleicht sogar genug, um die Kosten der Mission selbst zu decken. Alles möglich. Aber wie überzeugt man beim gegenwärtigen Stand der Dinge eine Bank (oder einen anderen Investor) davon, dass eine erfolgreiche bemannte Marslandung auch wirklich möglich ist? Ganz konkret: womit will MarsOne die erste robotische Sonde, die 2018 starten soll, bezahlen?

Ich glaube ehrlich gesagt nicht, das diese Stiftung genügend Geld zusammen bekommt, um auch nur diese Sonde zu finanzieren. Wie viel Geld kann man den mit Reality-TV, Dokus, Medienrechten und Werbezeit im Vorfeld machen? Wohl kaum genug.
Glaubwürdigkeit ist hier sicherlich ein großes Problem. Nur bezweifle ich ernsthaft, das die NASA würde sie den Versuch machen so Geld für eine Marsmission zu bekommen, auch nur annähernd eine Summe einsammeln könnte, wie es Mars One vorschwebt.
"Warten auf Godot" live gespielt von der ISS, oder eine Doku über das Alltagsleben als Astronaut, was bekommt man den dafür?
Nennt mich eine Pessimisten, aber mehr als irdische Trockenübungen der Kandidaten werden wir kaum zu sehen bekommen.
 
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Sissy

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Hi,

die Diskussion dreht sich ein bissy im Kreis. Manche halten es für moralisch höchst fraglich, so eine Entscheidung zu treffen, da sie nie wieder rückgängig gemacht werden kann.

Nun, Menschen haben schon immer Entscheidungen getroffen, die sie nicht mehr rückgängig machen konnten:
- Seefahrer auf offener See
- Karawanenführer durch Wüsten/Gebirge
- Flugpioniere (Heißluftballonfahrer, Zeppelinflüge, Segelflieger...)
- Bergsteiger
- Forscher
- Auswanderer nach Afrika, Australien, Nord-, Mittel- und Südamerika

waren all diese Menschen verantwortungslos bzw. Idioten?

Das Leben eines jeden Lebewesen endet immer mit seinem Tod. Beim einen früher, beim anderen später. Todesursachen waren/sind dabei Unfälle, wilde Tiere, giftige Pflanzen, Nahrungsmangel, Trockenheit, Brände, Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tsunamies, Überschwmmungen, Erkrankungen, Eiszeiten, Meteoriteneinschläge, Supernovaausbrüche, oder schlicht das Alter. Nur beim Menschen kommen noch Verbrechen hinzu.

Nachkommen wurden auch in der Vergangenheit in kritische Umgebungen/Situationen hinein gebohren. Entweder sie haben überlebt oder nicht. Das war die Evolution. Die hat aussortiert, was sich nicht an veränderte Gegebenheiten anpassen konnte. Im Gegensatz zum Tier- und Pflanzenreich hat aber ein Mensch seine Intelligenz und kann mit Hilfe von Wissen/Technik seine Umgebung an seine Bedürfnisse zu einem gewissen Teil anpassen.

Beispiele:
Inuit, die haben rund 15.000 Jahre in Schnee und Eis überlebt, in einer Situation, in der ein verwöhnter Mitteleuropäer innerhalb von ein paar Tagen zu Grunde geht
Nomaden, die Jahrtausende mit ihren Tierherden hunderte von km durch unfruchtbare, für Ackerbau nicht geeignette Gebiete streiften/streifen und so überleben
Melanesier, die mit Flösen und winzigen Booten ein riesengroßes Gebiet besiedelt haben

Viele Menschen versuchen, am bequehmen und ungefährlich erscheinenden "Status Quo" festzuhalten und alles andere ist aus deren Sicht Irrsinn und verantwortungslos.

Schauen wir uns den Status Quo doch mal genauer an:
- Biosphäre Erde mit atembarer Luft: wie lange noch beim gegenwärtigen Schadstoffausstoß von rund 8 Milliarden Menschen?
- Biosphäre Erde mit sauberem Trinkwasser: überall schmelzen die Gletscher als Trinkwasserreservar weg, wir roden selber die Urwälder (Wasserspeicher)...
- Biosphäre Erde mit genügend fruchtbaren Boden zum Anbau von Nahrungsmitteln: immer mehr Land wird unfruchtbar durch Abholzung, Überweidung, Versalzung, Vormarsch der Wüsten
- Biosphäre Erde mit Rohstoffen: deren Gewinnung geht immer schneller zur Neige (Öl, Kohle, Erze, seltene Erden)
- Biosphäre Erde mit kostenloser Heizung durch die Sonne

Auf dem Mars muß man die "atembare Luft" herstellen. In Gewächshäusern, Algentanks, luftdicht verschlossenen Höhlen... Und gegen Verschwinden in die normale Marsatmosphäre einschließen. Wie in einem U-Boot oder einer Unterwasserstation. Prinzipiell und in der Praxis seit über 100 Jahren machbar. Auch das, was man prinzipiell dazu braucht, um eine Sauerstoffatmosphäre herzustellen, ist vor Ort auf Mars vorhanden. (CO2, Sonnenschein, Wasser, Mineralien für Pflanzenwuchs). Getrocknete Samen kann man sehr platzsparend mitnehmen, Algentanks im Auswanderer-Raumschiff transportieren - die Insassen brauchen während der Reise ja auch Sauerstoff in der Atemluft...

Trinkwasser kann recycelt werden. Das funktioniert derzeit auf der ISS in völliger Schwerelosigkeit, sowie in unseren irdischen Kläranlagen... Wasser in gefrohrener Form ist auf Mars vorhanden. :D

Fruchtbarer Boden? Auf dem Mars könnte man alles an Landfläche verwenden bis auf die Polkappen. Das ist deutlich mehr Oberfläche als auf der Erde, wenn man die irdischen Hochgebirge, Wüsten und Meeresflächen abzieht, die nicht durch die Menschheit besiedelt sind. Marsbeben sind sehr selten (die Plattentektonik ist zum Stillstand gekommen), Vulkanausbrüche finden derzeit keine statt. Überflutungen, Tsunamies, Wirbelstürme? Ohne Meere gibt es die nicht. :D

Dafür bietet die dünne Atmosphäre weniger Schutz vor Meteoriten und Sonnenstürmen. Dagegen kann man sich schützen. Z.B. durch Eingraben oder Nutzung von künstlichen / natürlichen Höhlen. Und durch ihre Trockenheit entstehen ab und an Staubstürme. Aber auch Windgeschwindigkeiten von mehreren hundert km/h sind bei der dünnen Marsatmosphäre ungefährlich. Es werden weder Bäume entwurzelt noch fliegen Autos oder Gebäudeteile durch die Luft...

Rohstoffe? Silizium, Erze, seltene Erden hat der Mars genauso wie die Erde. Denn auch dort gab es eine Differenzierung in Kern, Mantel und Kruste, als sich der Planet bildete. Und es gab Vulkanismus, der verschiedene Erze im Gestein angereichert hat. Kohle und Erdöl eher nicht. Aber dafür jede Menge Platz für Solarkraftwerke und Gewächshäuser/Algentanks... Aus Pflanzen lassen sich Öle als Rohstoff für Treibstoff oder Grundstoffe für die chemische Industrie synthetisieren. Wird z.B. in USA bereits kommerziell genutzt! Die Algen/Bakterien dazu überleben selbst in Schwerelosigkeit, also auch bei Marsschwerkraft...

Die Sonne scheint auf dem Mars wie auf der Erde. Allerdings mit weniger Kraft, weil sie weiter weg ist. Aber durch die dünnere Atmosphäre und fehlender Wolkendecke kommt mehr von ihrer Strahlung am Boden an. Mit größeren Flächen und Solarzellen, die weitere Wellenlängen (UV, IR) nutzen können, kann die selbe Menge an Energie gewonnen werden...

Auf dem Mars hat der Mensch keine Fressfeinde. Wilde Tiere wie Bären, Löwen, giftige Schlangen... sind nicht zum Export nach Mars vorgesehen. ;)

Die Temperaturen auf Mars schwanken zwischen + 20°C und - 85 °C. Die Temperaturen auf der Erde schwanken zwischen + 65°C und - 85°C. Wie man sich gegen Wärme/Kälte isoliert, ist bekannt. Läßt sich auch auf Mars realisieren.

Bis zum Pionierflug von Joseph Kittinger wußte die Menschheit nicht, ob ein Mensch nur durch einen Druckanzug mit Sauerstoff geschützt in der irdischen Hochatmosphäre an der Grenze zum Weltall überleben kann. http://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Kittinger

Bis zum ersten Raumflug durch Juri Gagarin wußte die Menschheit nicht, ob ein Mensch bei Schwerelosigkeit im Weltall überleben kann. http://de.wikipedia.org/wiki/Juri_Gagarin

Dank diverser Raumfahrtmissionen wissen wir inzwischen, daß auch monatelanger Aufenthalt im All bei Null Schwerkraft einen Menschen nicht direkt umbringt (Apolloflüge, Mir, Spacelab, ISS).

Da eine Rückkehr zur Erde auf absehbare Zeit (mehrere Generationen) nicht vorgesehen ist, spielt eine Gewöhnung/Anpassung der Muskulatur und des Skeletts an Marsschwerkraft über Generationen hinweg auch keine Rolle.

Bin ich meinen Eltern gegenüber gram, weil ich als im Flachland gebohrene Frau auf den Anden in 4.500 Metern Höhe keine Luft bekäme? Nö. Und so wird es auch Marskindern ergehen. Die sind auf Mars gebohren, für sie wird Mars die Heimat sein.

Wäre ich jetzt für dieses Programm aus Sicht der "Macher" nicht zu alt, nicht "sexy" genug (bin weder quotenträchtige Zicke, noch Blond noch Matscho), ich würde ich mich sofort als Kolonist bewerben...

Überlebensfähig im Sinne von unabhängiger Kolonisierung ohne weiteren Nachschub von der Erde nach Ablauf der Finanzierungsfrist wäre eine Gruppe, die 1000 oder mehr gesunde, intelligente und teamfähige Individuen und Paare mit entsprechender Ausbildung/Ausrüßtung umfaßt. Dabei dürfen jedoch nicht alle auf einmal losgeschickt werden. Das muß über 1-2 Jahrzehnte hinweg in vielen einzelnen Wellen geschehen. So daß die "alteingesessenen Marsianer" die Neuankömmlinge integrieren können (Luft, Lebensmittel, Wohnraum)...

Dabei gilt das Hauptaugenmerk übrigends nicht "computergesteuerter Hightech", die nach wenigen Jahren weggeworfen wird, weil sie nicht zu reparieren ist weil Ersatzteile fehlen, sondern den resourcenschonenden Techniken des vorletzten und letzten Jahrhunderts. Also schlicht Holz/Stein/Glas als Bausubstanz, der Nutzung tierischer und pflanzlicher Produkte für Lebensmittel/Medizin/Bekleidung, sowie Metallbearbeitung mit rein mechanischen Mitteln. Also Dingen, die auf dem Mars ohne großen Aufwand hergestellt, repariert und recycelt werden können...

Denn Hightechprodukte müssten so lange teuer von der Erde eingeführt werden, bis auf Mars die Bevölkerung soweit angewachsen wäre, daß moderne Fertigungstechniken logistisch und ökonomisch Sinn machen...

Statt dem üblichen Publikum von "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" wären Farmer, Mechaniker, Weber, Kirschner, Krankenschwestern und Allgemeinärzte ... gefragt. Und jeder einzelne muß mehrere dieser überlebensnotwendigen Kenntnisse haben...

Sissy
 

Enas Yorl

Registriertes Mitglied
Überlebensfähig im Sinne von unabhängiger Kolonisierung ohne weiteren Nachschub von der Erde nach Ablauf der Finanzierungsfrist wäre eine Gruppe, die 1000 oder mehr gesunde, intelligente und teamfähige Individuen und Paare mit entsprechender Ausbildung/Ausrüßtung umfaßt. Dabei dürfen jedoch nicht alle auf einmal losgeschickt werden. Das muß über 1-2 Jahrzehnte hinweg in vielen einzelnen Wellen geschehen. So daß die "alteingesessenen Marsianer" die Neuankömmlinge integrieren können (Luft, Lebensmittel, Wohnraum)...

Ich gebe dir im Prinzip von den Möglichkeiten des Mars her, recht. Nur wer sollte so ein Projekt finanzieren? Die Erdbevölkerung hätte davon nichts, wo ist da der wirtschaftliche oder politische Anreiz für so eine Unternehmung? Politiker werden sich fragen müssen, schicken wir Menschen zum Mars oder investieren wir das Geld lieber in den Küstenschutz. Konzerne werden fragen, was hat der Mars uns zu bieten, was wir auf Luna oder den NEOs nicht günstiger bekommen können.
Jetzt bitte nicht sauer sein. Visionen sind eine schöne Sache, aber um sie zu realisieren kommt man um die lästige Frage "Wer zahlt das?", nun einmal nicht herum.
 

mac

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Hallo Sissy,

schöner Beitrag!

Als PR-Managerin könntest Du da glatt was reißen.


die Diskussion dreht sich ein bissy im Kreis. Manche halten es für moralisch höchst fraglich, so eine Entscheidung zu treffen, da sie nie wieder rückgängig gemacht werden kann.
Das wäre die Formulierung, wenn Du es nicht mehr gestalten kannst.



Nun, Menschen haben schon immer Entscheidungen getroffen, die sie nicht mehr rückgängig machen konnten:
- Seefahrer auf offener See
- Karawanenführer durch Wüsten/Gebirge
- Flugpioniere (Heißluftballonfahrer, Zeppelinflüge, Segelflieger...)
- Bergsteiger
- Forscher
- Auswanderer nach Afrika, Australien, Nord-, Mittel- und Südamerika

waren all diese Menschen verantwortungslos bzw. Idioten?
Das ist es ja gerade! Keiner von denen war auch nur annähernd so ein Idiot.

Kolumbus wußte, daß er bei seiner Ozeanüberquerung scheitern kann. Hatte er deshalb geplant und durchgeführt, seine Flotte zu Bauholz zu machen, wenn er Land findet?

Kennst Du einen Bergsteiger, der mit dem Plan dort zu siedeln auf einen 8tausender geklettert ist?

Solche Beispiele machen sich in einer Werbe-Life-Show gut, in einer wirklich ernsthaften Auseinandersetzung sieht man aber auch recht schnell, daß sie die hier tatsächlich geplanten Gegebenheiten nur verbrämen.

Das was da geplant wird, ist meines Wissens ohne jedes irdische Beispiel, oder was glaubst Du, warum ich dieses unsägliche Dialyse-Beispiel konstruiert hab?



Das Leben eines jeden Lebewesen endet immer mit seinem Tod.
Ja, so ist es! Und es gibt sogar Menschen, die ohne psychische Erkrankungen ihr Leben für ihre Überzeugung oder das Leben Anderer einsetzen. Nicht selten ist dabei vorher etwas meist vermeidbares gründlich schief gelaufen.



Nachkommen wurden auch in der Vergangenheit in kritische Umgebungen/Situationen hinein gebohren. Entweder sie haben überlebt oder nicht.
Ja, so ist es, das Leben. Auch bei lebensfeindlichen Änderungen der äußeren Umstände kommt es immer wieder mal zu solchen Geburten. Ich kann mich aber nicht erinnern, daß schwangere Frauen sich in nennenswerter Anzahl Waldbrände, Supernovae, Meteoriteneinschläge, Vulkanausbrüche, Schlachtfelder .... als Ort und Zeitpunkt für ihre Niederkunft selber ausgesucht hätten.



Das war die Evolution. Die hat aussortiert, was sich nicht an veränderte Gegebenheiten anpassen konnte.
Ja. Und dennoch kenne ich keinen, der sich 50% Kindersterblichkeit im ersten Lebensjahr zurückwünscht und das, obwohl es auf längere Sicht genetisch günstiger wäre.



Im Gegensatz zum Tier- und Pflanzenreich hat aber ein Mensch seine Intelligenz und kann mit Hilfe von Wissen/Technik seine Umgebung an seine Bedürfnisse zu einem gewissen Teil anpassen.
volle Zustimmung! Und unter anderem deshalb, muß er auch nicht jeden Schwachsinn abnicken.



Inuit, die haben rund 15.000 Jahre in Schnee und Eis überlebt, in einer Situation, in der ein verwöhnter Mitteleuropäer innerhalb von ein paar Tagen zu Grunde geht
Nomaden, die Jahrtausende mit ihren Tierherden hunderte von km durch unfruchtbare, für Ackerbau nicht geeignette Gebiete streiften/streifen und so überleben
Melanesier, die mit Flösen und winzigen Booten ein riesengroßes Gebiet besiedelt haben
schöne Beispiele! Ich glaube, der Sammelbegriff dafür lautet Bevölkerungsdruck. Und war ursprünglich auch nicht wirklich freiwillig.



Viele Menschen versuchen, am bequehmen und ungefährlich erscheinenden "Status Quo" festzuhalten und alles andere ist aus deren Sicht Irrsinn und verantwortungslos.
Die gibt es, und nicht wenige! Ich glaube aber daß Du damit den Kern der hiesigen Diskussion wirklich sehr weit verfehlst.



Schauen wir uns den Status Quo doch mal genauer an:
- Biosphäre Erde …
Ich verstehe jetzt den Zusammenhang nicht auf Anhieb. Siehst Du in einer Auswanderung zum Mars eine Lösung für dieses existenzbedrohende Verhalten von uns Menschen?



Auf dem Mars muß man die "atembare Luft" herstellen. In Gewächshäusern, Algentanks, luftdicht verschlossenen Höhlen... Und gegen Verschwinden in die normale Marsatmosphäre einschließen. Wie in einem U-Boot oder einer Unterwasserstation. Prinzipiell und in der Praxis seit über 100 Jahren machbar.
Richtig! Wenn ich mich recht erinnere, können wir dieses, oder nächstes Jahr das 100 Jährige Jubiliäum feiern, seit dem die ersten U-Boote in der Nordsee keinen Hafen mehr anlaufen mußten.


Sissy, ich laß‘ es mal hier gut sein. Vielleicht ist das inzwischen im vielen Text untergegangen? Es ging und geht mir nicht darum nicht zum Mars zu fliegen, es geht mir darum das wir uns nicht durch den Slogan Geiz ist Geil, unsere Moral abkaufen lassen. In anderen, alltäglicheren Bereichen sind wir doch auch nicht mehr zu 100% blind für dieses erbärmliche Abgleiten in die Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid, daß wir damit mitverantworten, Du glaubst doch auch nicht mehr, daß man ein t-shirt für 1 € unter humanen Bedingungen produzieren kann, oder Kaffee, das Pfund für 1 € 50?

Was ist so fortschrittshemmend daran, zu fordern daß man diese Menschen zurückholen können muß (mit allen Risiken die auch mit dem Hinflug verbunden sind) wenn die Sache (auch durch Umstände, die man vorher nicht testen konnte) aus dem Ruder läuft?

Herzliche Grüße

MAC
 

Kibo

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Hallo Mac,

Ich möchte einwenden das es immer Siedler gab und geben wird, also Leute die One-Way reisen.

Hallo Sissi,

auch ich finde deinen Beitrag sehr gelungen, ich kann sogar fast allem zustimmen, bis auf diesem hier:

Fruchtbarer Boden? Auf dem Mars könnte man alles an Landfläche verwenden bis auf die Polkappen. Das ist deutlich mehr Oberfläche als auf der Erde, wenn man die irdischen Hochgebirge, Wüsten und Meeresflächen abzieht, die nicht durch die Menschheit besiedelt sind. Marsbeben sind sehr selten (die Plattentektonik ist zum Stillstand gekommen), Vulkanausbrüche finden derzeit keine statt. Überflutungen, Tsunamies, Wirbelstürme? Ohne Meere gibt es die nicht. :D

Warum sind denn die irdischen Hochgebirge und Wüsten nicht besiedelt? Sind das nicht die selben Gründe warum man eher vom Mars noch die Finger lassen sollte? Warum fand Mars-500 nicht in den Anden, dem Himalaya oder in der Gobi statt? Dann wäre man viel näher an den echten Bedingungen gewesen. Ja, man sollte sogar soweit gehen und erst einmal dort dauerhafte Siedlungen aufbauen alleine schon zu Probe der Techniken.

mfg
 

zabki

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Zur "ethischen Vertretbarkeit" eines MarsOne-Unternehmes gehörten m.E. auch langfristige Tierversuche wg. verminderter Schwerkraft - die müßten wohl auf dem Mond stattfinden, d.h. eine Dauerstation auf dem Mond wäre von daher schon Voraussetzung.
 

Warmalklein

Registriertes Mitglied
...Nun, Menschen haben schon immer Entscheidungen getroffen, die sie nicht mehr rückgängig machen konnten:
- Seefahrer auf offener See
- Karawanenführer durch Wüsten/Gebirge
- Flugpioniere (Heißluftballonfahrer, Zeppelinflüge, Segelflieger...)
- Bergsteiger
- Forscher
- Auswanderer nach Afrika, Australien, Nord-, Mittel- und Südamerika

waren all diese Menschen verantwortungslos bzw. Idioten?...

Hallo Sissy,

das eignet sich nicht als Vergleich. Zum einen weil alle diese Unterfangen auf unserem Heimatplaneten, also in unserem Habitat stattgefanden. Wir sind alle in diesem Habitat geboren und werden uns langfristig auch nur dort wohl fühlen.

Desweiteren nenne mir bitte ein Unternehmen in der Neuzeit (nach 1945) wo von vornerein feststand, dass es keine Rückkehr gibt.

Viele Grüße, WMK
 

mac

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Hallo Kibo,

Ich möchte einwenden das es immer Siedler gab und geben wird, also Leute die One-Way reisen.
Auf der Erde war Fakt, für alle Entdecker: Jedes einzelne Besatzungsmitglied eines Entdeckerschiffes hätte schon beim allerersten Landgang auf der neu entdeckten Terra Incognita durch bloßen eigenen Augenschein für sich die Entscheidung treffen können zu desertieren. (das haben ja auch einige getan, was natürlich meistens nicht so freiwillig war, wie es hier geplant ist)

Auch die dann nachfolgenden Siedlerpioniere wußten alle, daß sie, wie auch heute noch jeder von uns, zwar individuell scheitern können, aber auch, daß es grundsätzlich geht.

Trifft auch nur einer dieser beiden Startpunkte auf das hiesige Projekt zu? Wenn nein, was möchtest Du denn dann mit Deinem obigen Einwand verdeutlichen?

Herzliche Grüße

MAC
 
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