deine Frage nach:
kann ich nicht ganz nachvollziehen. Gegenfrage: bei welchen in "Raumnot" geratenen Raumfahrern hat denn die Rettung irgendwelche signifikanten zusätzlichen Aufwände/Kosten generiert? Genau, bei keinen.
Hallo Michael,
ich wollte eigentlich keine Gegenfrage, sondern wirklich eine konkrete Antwort.
Du hattest das folgende geschrieben:
Das ist aber nach den Erfahrungen mit Apollo (Mondlandung), dem Space Shuttle und der ISS nicht zu erwarten - die Erste Mission war jeweils vom grossem öffentlichen Interesse, danach fiel es aber stark ab, so stark das man Missionen gestrichen hat.
Und hier - und das ist ein ganz wesentlicher Punkt - ist eben anzufügen, dass die erste nicht gestrichen wurden, solange noch Leute im All waren und die zweite erst, als sicherer Ersatz zur Evakuierung der dritten bereitstand.
Auch wenn das Interesse nachliess, so hatte das Nachlassen des Interesses keine Todesopfer und auch keine in Kauf genommene Todesopfer zur Folge. Du magst dieses Argument vielleicht als pedantisch empfinden, aber es ist an sich eine beispiellose Unterstellung, zu behaupten, dass man die MarsOne-Leute bei Problemen im Stich lassen würde, weil das Interesse an der Mission nachlasse.
Gewiss, aufgrund der grossen Entfernung wird eine Hilfe seitens der Erde nicht so einfach sein, aber auch bei einer Rückkehrmöglichkeit wird es im ungünstigsten Fall auch 2 Jahre dauern, bis die Mars-Astronauten wieder daheim sind.
Auch bei den Apollo-Missionen konnte man die Astronauten nicht sofort zurückholen, wenn was passiert ist - das ist einfach eine Randbedingung von Raumflügen und wenn man die nicht zu akzeptieren bereit ist, dann muss man eben Raumflüge pauschal verbieten, bis schnellere Raketen zur Verfügung stehen, was auf Deutsch übersetzt wieder heisst, dass das interplanetare Raumflugprogramm um rund 100 Jahre eingefroren wird. Und vermutlich sind das sehr optimistisch geschätzte 100 Jahre.
Mars One schliesst ja eben genau von vorneherein keine als Rettungsmöglichkeit nutzbaren Komponenten ein. Alle in Raumnot geratenen mussten sich mit dem Retten was sie dabei hatten, es gab keine Rettungsmissionen, nur abgebrochene und heil überlebte Missionen. Genau das schliesst Mars One per Design aus.
Ja und ? Die Teilnehmer wissen das.
Bei Mars One besteht die Gefahr das ganz einfach nach ein paar Jahren sie kein Geld für den nächsten Start mehr zusammenbekommen. Dann sitzen die Siedler da auf dem Mars und sagen "Hey, in 3 Jahren reicht der Solarstrom nicht mehr für die Lebenserhaltung". Sie selbst haben keine Rückkehrmöglichkeit, und auf der Erde steht auch keine Startbereit herum.
Die nächste Unterstellung, man möchte wirklich meinen, dass einige Leute es geradezu auf schlechte Presse absehen. Wieso siehst Du denn diese Gefahr ? Meinst Du denn wirklich, dass Apollo 13 kein Verlustgeschäft war ? Und meinst Du wirklich, dass es je Zweifel gegeben hat, die Astronauten aus der Raumnot wieder zurückzuholen ? Ich weiss, im Film wird das suggeriert, aber das heisst noch lange nicht, dass das auch stimmt - da wurde noch so manches suggeriert, was ich ein wenig anders von damals in Erinnerung habe.
Gewiss, wenn ein schreckliches Virus während der Mission die Menschheit lahmlegt, dann wird man sich um gestrandete Mars-Astronauten kaum kümmern können, und wenn Nordkorea die Atombombe auf die beiden wichtigsten Metropolen der USA wirft, vermutlich auch nicht, d.h. man kann durchaus Szenarien konstruieren, in denen die Mars-Astronauten keine Soforthilfe erhalten werden.
Gehst du davon aus man könnte dann kurzfirstig nachholen was man per Design nicht wollte? (Eine Rückkehrmöglichkeit) Man müsste sie in den Jahren die dann noch bleiben finanzieren und entwickeln und bauen und (nicht zu vergessen) hinfliegen.
Nein, denn wie Du geschrieben hast ist das "out-of-scope". Allerdings wird es andere Projekte geben und die werden auch an der Technologie der Rückholmöglichkeit arbeiten. Das wird aber einen wohl mindestens zehnmal längeren Zeithorizont beanspruchen. Aber eben: geben wird es solche Projekte, auch wenn diese vermutlich eher multinational umgesetzt werden dürften und auch immer mehr in der Finanzierung seitens Privater realisiert werden.
Nein Mars One heisst: Wenn es ein ernsthaftes Problem mit der Technik gibt haben die Siedler Pech (Das nehmen alle Raumfahrer gleichermassen in Kauf).
Aber sie haben auch Pech wenn es auf der Erde nach 1, 2 oder 3 Flügen einfach keine Geldgeber mehr gibt die an dem Projekt Interesse haben. Dann bleibt den Siedlern noch maximal so lange wie die Solarzellen genug Saft liefern (die vorhersehbar und unausweichlich altern).
Warum schliesst Du die Möglichkeit, dass kostengünstigere unbemannte Missionen die Vorräte dahin schicken könnten, von vornherein aus ?
Und das Geldgeber abspringen ist wahrscheinlich wenn der Neuigkeitenwert von Mars One noch unter den von Big Brother etc. fällt. Es werden auch keine Geldgeber neu hinzukommen, die sich von Aussichten auf irgendwelche seltenen Mineralienfunde etc. locken lassen - die sind nur etwas wert wenn man Sie zurückbringen kann - genau das was Mars One nicht vorsieht.
Weisst Du, um welchen Faktor die Curiosity-Mission am Ende teurer wurde ? Um einen Faktor 4. Und was ist daraus geworden: steht die Curiosity noch in irgendeiner NASA-Halle herum ?
Darum frage ich ja was die "Siedler" eingentlich für eine langfristige Perspektive haben sollen, ich sehe eben keine.
Das ist ja auch ok, Du brauchst ja auch nicht zu gehen. Ich finde es aber nicht ok, wenn man es den Interessenten verbieten will. - Etwas anderes wäre es, wenn da Freiwillige zwangsrekrutiert würden, das wäre natürlich ein absolutes No-Go !
Freundliche Grüsse, Ralf