Was hält die oortsche Wolke stabil?

Kibo

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Hallo Allesamt,

ich habe mir den Wikipedia-Artikel zur Oortschen Wolke, sowie diesen Artikel (in einem Nachbarthread bereits erwähnt) durchgelesen und mir ist dabei folgende Frage in den Sinn gekommen:

Warum sind die Bahnen der Objekte in der Oortschen wolke so wenig exzentrisch? (Oder sind sie es und Ich habe die Quellen falsch verstanden?) Wenn sie von Jupiter herrausgeschleudert worden sind, müssten sie doch sehr exzentrische Bahnen haben, und damit wären alle Objekte dort quasi Kometen die mehr oder weniger nah hier mal auftauchen (also zwischen Sonne und Mars).

mfg
 

Bynaus

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Die Idee ist, dass die Bahnen der Kometen durch galaktische Gezeiten zirkularisiert wurden. Im Aphel ihrer Bahn bewegen sich Kometen so extrem langsam, dass solche Kräfte plötzlich relativ stark werden und die Bahnen der Kometen beeinflussen können. Die Beeinflussung kann zwar theoretisch in beide Richtungen gehen: aber diejenigen Kometen, deren ohnehin schon sehr exzentrischen Bahnen nochmals exzentrischer wurden, kollidieren mit der Sonne oder werden aus dem System geworfen. Bei den restlichen wurde die Bahn zirkularisiert, dh, der Perihel wurde aus der Zone der Planetenbahnen (30 AU) hinaus angehoben. Galaktische Gezeiten können (hier) alles mögliche sein, vorbeiziehende Spiralarme, Wolken, Sternhaufen oder gar einzelne Sterne.
 

Kosmo

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Es ist doch eigentlich davon auszugehen, dass viele Sterne ein Gebilde wie die Oortsche Wolke haben. Müsste dann nicht ein reger Austausch an Objekten zwischen unserem Sonnensystems und dem Alpha Centauri-System bestehen?
 

Bynaus

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Alle Systeme, die Gasriesen haben, sollten auch eine Oortsche Wolke haben. Es gibt zwar eine gewisse Durchdringung der Oortschen Wolken eng benachbarter Sterne (Alpha Cen ist dafür wohl zu weit weg), aber für einen Austausch reicht das - ausser vielleicht in ein paar ganz seltenen Fällen, wenn ein OCO des einen Sterns einem OCO mit Mond des anderen Sterns begegnet, wobei der Mond oder das andere OCO vom ersten eingefangen wird - wohl nicht.

Anders sieht das im Fall eines engen Clusters aus. Dort kann es, wegen des sich schnell verändernden Potentials beim Rausflug aus dem Haufen durchaus zu gegenseitigen Einfängen kommen. Einige Prozent der Oort-Wolke könnten daher von "Nachbarsternen" des Geburtsclusters der Sonne herstammen. Da diese aber eine praktisch identische Zusammensetzung haben dürften (eben weil sie aus derselben Wolke stammen), wird es schwierig sein, diese Kuckuckskinder als solche zu erkennen...
 

Merlin2000

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Es ist doch eigentlich davon auszugehen, dass viele Sterne ein Gebilde wie die Oortsche Wolke haben. Müsste dann nicht ein reger Austausch an Objekten zwischen unserem Sonnensystems und dem Alpha Centauri-System bestehen?

Es ist davon auszugehen, dass eine eingeschaltete Taschenlampe nachts immer Muecken anzieht. Muesste dann nicht ein reger Austausch von Muecken, die um eine Taschenlampe in Muenchen- und Muecken, die um eine Taschelampe in Nuernberg kreisen, bestehen?
 

Bynaus

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Oortsche Wolken sind gross! Viel grösser relativ zu den Distanzen zwischen den Sternen als der Einflussbereich einer Taschenlampe (ein Meter?) relativ zur Distanz München-Nürnberg (170 km). Man schätzt, dass die Oortsche Wolke der Sonne eine Ausdehnung von etwa 1 Lichtjahr hat. Das ist immerhin ein Viertel der Strecke zum nächsten Stern. Insofern müsste man eher fragen: Müsste es nicht einen regen Austausch geben zwischen den Mücken, die um die Taschenlampen von Teilnehmern einer Gartenparty herumschwirren? Ja, das müsste es. Allerdings hinkt der Vergleich ohnehin, weil Mücken bekanntlich aktiv ihre Bahn kontrollieren können (und das Licht aktiv suchen), während Kometen, die mal aus einem Sternsystem gekickt werden, nicht einfach ohne weiteres von einem anderen Stern eingefangen werden können.
 

Kosmo

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Es ist davon auszugehen, dass eine eingeschaltete Taschenlampe nachts immer Muecken anzieht. Muesste dann nicht ein reger Austausch von Muecken, die um eine Taschenlampe in Muenchen- und Muecken, die um eine Taschelampe in Nuernberg kreisen, bestehen?
Ich kann irgendwie gar nicht lachen. Wahrscheinlich, weil dein Post zeigt, dass du überhaupt keine Ahnung hast, wie groß Oortsche Wolken sind.
 

StarWolf

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Man schätzt, dass die Oortsche Wolke der Sonne eine Ausdehnung von etwa 1 Lichtjahr hat. Das ist immerhin ein Viertel der Strecke zum nächsten Stern.

Ich kann mich erinnern, mal gelesen zu haben, es geht um 2 LJ, das wäre dann die Hälfte zu nächsten Stern.
Vielleicht find ichs noch - werd mal stöbern.
 

StarWolf

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Hi Kosmo

Die Oortsche Wolke ist ja ein Überbleibsel aus der Entstehung des Sonnensystems. Der Nachweis ist durch die große Entfernung sehr schwierig, also ist es ja noch schwieriger festzustellen ob es ein solches Gebilde auch um andere Sterne (konkret jetzt das Centauri-System) gibt. Damit ist der Nachweis einer Interaktion unmöglich, oder gibt es da bereits eine Technik mit der es möglich wäre.

Gruß - Wolf
 

Bynaus

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"Etwa 1 Lichtjahr" kann auch 2 Lichtjahre heissen, es ging mir nur um die Grössenordnung, nicht die exakte Zahl, die man ohnehin nicht genau kennt. Man denkt einfach an den Raum, der von der Gravitation der Sonne dominiert wird. Das kann, je nach Masse des vorbeiziehenden Sterns, mal mehr oder weniger als die Hälfte der Distanz sein.

Rein theoretisch sollte jeder Stern, der Gasriesen besitzt, auch eine Oortsche Wolke besitzen.
 

Kosmo

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Damit ist der Nachweis einer Interaktion unmöglich, oder gibt es da bereits eine Technik mit der es möglich wäre.
Moin. Ja, das ist klar, es ging mir nur um Theorie. Selbst wenn man bei einem Kometen über seine Zusammensetzung eindeutig nachweisen könnte, dass er aus einem anderen Sonnensysten stammt, könnte es ja auch ein Planemoid ( :D ) sein und das Objekt müsste nicht über den Austausch zwischen Oortschen Wolken in unser System gelangt sein.

Edith fragt: wie hat man sich eigentlich eine Oortsche Wolke um ein Doppelsystem wie AlphaCen vorzustellen, wenn beispielsweise beide Sterne über Gasriesen verfügen?
 
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Bynaus

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wie hat man sich eigentlich eine Oortsche Wolke um ein Doppelsystem wie AlphaCen vorzustellen, wenn beispielsweise beide Sterne über Gasriesen verfügen?

Relativ zur Grösse der Oortschen Wolke wären Alpha Cen A&B so nahe beisammen, dass man sie grundsätzlich als dasselbe Objekt anssehen kann.

Keiner der beiden Sterne kann (jupitergrosse) Gasriesen in den Stabilitätszonen nahe an den beiden Sternen haben, sonst hätte man die mittlerweile gefunden. Denkbar sind Gasriesen auf weiten Orbits, aber die müssten sehr weit weg sein (>70 AU), um die beiden Sterne auf einer stabilen Bahn umkreisen zu können. Es ist deshalb recht schwierig zu sagen, ob wir bei Alpha Cen überhaupt eine Oortsche Wolke erwarten würden. Und ja, Proxima wäre dann ein "Oort Wolken Objekt". Das könnte von astrobiologischer Bedeutung sein: denn wenn es die Oortsche Wolke bei Alpha Cen gibt, könnten (von Proxima destabilisierte) Kometen die ansonsten trockenen Planeten von Alpha Cen A&B mit Wasser versorgen.
 
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