Flechten auf dem Mars auszusetzen wäre reichlich sinnlos, selbst aus Terraforming-Perspektive. Die bräuchten sehr lange, um die Atmosphäre mit Sauerstoff zu füllen und nebenbei würden sie CO2 abbauen, was letztlich den Treibhauseffekt auf dem Mars verringern und den Flechten den gar aus machen würde.
Der Treibhauseffekt ist auf dem Mars sehr gering (ein paar Grad, höchstens), da die Dichte der Atmosphäre ohnehin sehr gering ist und sie zu einem grossen Teil aus CO2 besteht. Letzteres mag paradox wirken, aber Treibhauswirkung (aus physikalisch-geometrischen Gründen, die mit der freien Weglänge von Teilchen zu tun haben) ist proportional zum Logarithmus der Konzentration von Treibhausgasen (deshalb spricht man ja beim irdischen Treibhauseffekt auch immer von "3 Grad pro Verdoppelung des CO2-Gehalts"). Halbiert man also das CO2, ergibt sich immer die gleiche lineare Temperaturreduktion, (fast) unabhängig davon, wie viel CO2 vorhanden ist. Die grösste Wirkung käme von der absoluten Reduktion an CO2.
Die Dichte der Marsatmosphäre schwankt um eine Faktor 2 über den Verlauf eines Marsjahres (weil im kälteren Südwinter (=Aphelwinter) das CO2 an der südlichen Polkappe anfriert), ohne dass dies grosse Auswirkungen auf die Oberflächentemperatur hätte. Das heisst, die Flechten könnten die Hälfte der Marsatmosphäre aufsaugen, doch die Auswirkungen auf den Temperaturhaushalt wären trotzdem äusserst gering. Aber ich stimme dir natürlich zu dass die Flechten hier nicht besonders viel helfen. Die Stossrichtung der Arbeit ist dann ja auch nicht, das Terraforming des Mars anzustossen, sondern zu zeigen, dass ausdauernde Lebewesen von der Erde mit den Bedingungen auf dem Mars zurecht kommen können, so dass es möglich ist, dass einheimische Leben auf dem Mars bis in die heutige Zeit überdauert hat.
Eine wirklich dichte CO2-Atmosphäre (ein Bar oder so) würde terraformingmässig viel mehr bringen (auch wenn es heissen würde, dass man die Atmosphäre nie frei atmen könnte - aber wärmere Temperaturen und ein höherer Atmosphärendruck würden den Mars schon mal viel menschenfreundlicher machen, man könnte ohne Druckanzug / Temperaturregelung herumlaufen und wäre einzig auf ein Atemgerät angewiesen - mit einer nuklearen Batterie könnte man dieses vielleicht sogar so konstruieren, dass es selbständig Sauerstoff aus der Marsatmosphäre gewinnt, während Stickstoff und Wasserdampf aus der Atemluft recyclet wird).
Ob es wirklich ethisch ist, einen Planeten zu "terraformen", vor allem wenn die Möglichkeit besteht, dass da einheimische Leben vorhanden ist, ist natürlich eine ganz andere Frage.