Was wäre wenn - Entwicklung der Wissenschaft: Venus wäre "Waldplanet"

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Joerschi

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Ich möchte Euch mit einer eigentlich völlig absurden Frage "benerven".
Das Ganze ist rein hypothetisch und ein Gedankenspiel. Nicht mehr. Nicht weniger.

Wie hätte sich unsere Weltraumfahrt entwickelt, FALLS man herausgefunden hätte, dass die Venus (nahe - aber nicht innerhalb - der HZ und richtige Größe) lebensfreundlich wäre und eine Art Wald/Dschungel existierte? Immerhin ging man anfänglich davon aus und es hätte möglich sein können.
Wie hätte sich unser Verständnis des Universums entwickeln können? Wie die Forschung? Wie daraus die politische Einstellung zu weiteren Forschungen oder Mittelvergabe während der letzten Jahrzehnte?

Im Hinblick auf
1) "Besiedlung" / Reisen zur Venus
2) wissenschaftliche Forschung zum Nachbarplaneten
3) Ansicht/Verständnis unserer (astronomisch wissenschaftlichen) Weltanschauung auf die Möglichkeit außerirdirschen Lebens


PS: "Spinnen" ist durchaus erlaubt :). Das gleiche Szenario könnte man mit dem Mars durchspielen (wohl mit ähnlichen Folgerungen).
Natürlich sollen die Spekulationen einen gewissen... nachvollziehbaren Hintergrund haben. Ist zwar just for fun, aber dennoch hochinteressant
 
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Infinity

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Hallo Joerschi,

kurze Anmerkung:

Wie hätte sich unsere Weltraumfahrt entwickelt, FALLS man herausgefunden hätte, dass die Venus (immerhin in der HZ und richtige Größe) lebensfreundlich wäre und eine Art Wald/Dschungel existierte?
Die Venus befindet sich nicht in der habitablen Zone. Falls Du aber „wenn sie sich in der habitablen Zone befände“ gemeint hast, dann okay.
 

mac

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Hallo Joerschi,


wann hätte man das frühestens entdeckt? Denk mal an Schiaparellis ‚Canali‘ http://de.wikipedia.org/wiki/Mars_(Planet)#M.C3.B6glichkeit_von_Leben. Der Gedanke, daß unsere Nachbarplaneten bewohnt sein könnten, war zu keiner Zeit, nachdem man wußte was Planeten sind, etwas wirklich Abwegiges.

Schneller als damit http://de.wikipedia.org/wiki/Venera-Mission wären wir auch nicht gewesen.

Nun zu Deiner Idee einer dann vielleicht möglichen Besiedelung:

Ich könnte mir bei einem Planeten in der habitablen Zone, mit einer, der Erde ähnlichen Topographie, kein größeres Hindernis für eine Besiedlung vorstellen, als ein dort bereits existierendes Ökosystem. Und zwar nicht im Sinne der ‚obersten Direktive‘, sondern im Sinne von http://de.wikipedia.org/wiki/Indian...usammenbruch_nach_dem_Kontakt_mit_Wei.C3.9Fen und das in der selben Biosphäre, nach nur etwa 10 bis 20 tausend Jahren Trennung.

Das eine Extrem könnte so aussehen, daß sich beide Ökosysteme gegenseitig als Nahrung dienen können, das andere, daß sie völlig inert gegeneinander sind, und alles dazwischen. Das inert sein, kann ich mir allerdings nicht für alle chemischen Elemente aus denen unsere Ökosphäre aufgebaut ist vorstellen und in dem Moment konkurrieren beide Systeme zumindest um einen Teil der zur Verfügung stehenden chemischen Elemente.

Eine denkbare Anpassung, wie auch immer diese durchführbar wäre, würde immer darauf hinauslaufen, daß sich die von uns dafür eingesetzten Mikroorganismen der vorgefundenen Umwelt anpassen müssen (sogar egal, ob dort schon eine Ökosystem existiert, oder nicht) und sich damit von dem Zustand entfernen, der für uns verträglich war. Das alles läßt nicht mehr viel Platz für den romantischen Gedanken an eine weitere ‚neue Welt‘, zumindest nicht in dem Sinne wie Nord- und Südamerika von Europa aus besiedelt wurde.

Ich würde aber dennoch ein existierendes Ökosystem auch auf nur einem unserer Nachbarplaneten für eine ungeheuer große Chance sehen, mehr zu lernen über die Bedingungen, wie, warum und wann sich Leben entwickeln kann. Und ich bin mir ziemlich sicher, daß eine solche Entdeckung die Verteilung der dafür aufwendbaren Ressourcen entscheidend beeinflussen würde.

Herzliche Grüße

MAC
 

Bynaus

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Die Venus befindet sich nicht in der habitablen Zone.

Das hängt ganz davon ab, wie man diese definiert. Bei ihrer gegenwärtigen Albedo, aber ohne Treibhauseffekt hätte die Venus eine Oberflächentemperatur von etwa -40°, bei einer erdähnlichen Albedo eine von etwa +40°. Beides deutet darauf hin, dass es durchaus Planeten im Universum geben könnte, die denselben Abstand zu ihrem sonnenähnlichen Stern haben wie die Venus, und trotzdem lebensfreundlich sind.

Und zwar nicht im Sinne der ‚obersten Direktive‘, sondern im Sinne von http://de.wikipedia.org/wiki/Indiane...it_Wei.C3.9Fen und das in der selben Biosphäre, nach nur etwa 10 bis 20 tausend Jahren Trennung.

Ich sehe den Zusammenhang nicht so ganz: Willst du nahelegen, Menschen würden an der fremden Biosphäre, dh, an fremden Mikroben etc. zugrunde gehen? Das bezweifle ich schwer. Der Grund, warum die Indianer nach dem Kontakt mit Weissen zu Millionen starben, liegt einfach daran, dass sie nie die Gelegenheit hatten, eine Immunabwehr gegen die in eurasischen Städten regelrecht gezüchteten, den Menschen befallenden Krankheiten zu entwickeln. Mikroben auf der Venus hätten noch nie seit ihrer Existenz Kontakt zu einem Menschen gehabt, und deshalb auch keine realistische Chance (ausser vielleicht durch einen enormen Zufall), sich durch Befall eines Menschen auszubreiten. Sie könnten uns also nicht einmal zum Niessen bringen... Das ganze ist etwa so, als würde man einen Windowsexperten an einen Computer mit einem ihm unbekannten Betriebssystem in einer ihm unbekannten Sprache setzen und ihn auffordern, eine komplexe Aufgabe auf diesem Computer durchzuführen... Ähnliches gilt für Gifte etc. - der Stich einer Biene oder der Biss einer giftigen Spinne/Schlange ist deshalb schmerzhaft/gefährlich, weil das Gift auf ganz bestimmte Rezeptoren in einem auf eine ganz bestimmte Weise designten Nervensystem anspringt. So lange man nicht davon ausgehen muss, dass ausserirdische Nerven- bzw. Immunabwehrsysteme exakt gleich sind wie die irdischen, droht uns umgekehrt von ausserirdischen Giften bzw. Mikroben in der Regel keine Gefahr.

Wenn das Venus-Leben erst noch von der Erde dorthin "exportiert" worden wäre (oder umkehrt das irdische Leben von der Venus käme, oder beides vom Mars, etc.), dann sehe ich keinen Grund, warum die Venus in diesem Fall nicht bewohn- und besiedelbar sein sollte (da dann z.B. die DNA und die Zucker betreffend Chiralität kompatibel sein sollten). Sie wäre dann sowas wie ein weiterer "Kontinent", der einfach für Milliarden Jahre von den anderen (irdischen) Kontinenten getrennt geblieben wäre.

Zum Thema: Ich denke auch, dass mit einer "Waldvenus" wohl viel grössere Investitionen in die Raumfahrt gegeben hätte. Möglicherweise hätten alle Nationen, die sich dazu in der Lage gesehen hätten, Raumschiffe und Lander gebaut, um mit Siedlungen ihre Claims auf der neuen Welt abzustecken. Quasi die Wiederholung des Kolonialzeitalters, nur ohne Eingeborene.

EDIT: PS: Ich denke nicht, dass dieses Thema in den GdM gehört. Das wäre so, wenn Joerschi behaupten / seine Hypothese diskutieren wollen würde, die Venus sei tatsächlich ein Waldplanet. Dem ist ja offensichtlich nicht so. Ich würde deshalb vorschlagen, das Thema woanders hin zu verschieben.
 
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mac

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Hallo Bynaus,


Ich sehe den Zusammenhang nicht so ganz: Willst du nahelegen, Menschen würden an der fremden Biosphäre, dh, an fremden Mikroben etc. zugrunde gehen? Das bezweifle ich schwer.
Dieser Zweifel setzt zwingend voraus, daß diese Organismen nicht in der Lage sind, chemische Bindungen der Elemente/Verbindungen, aus denen wir bestehen und die sie für ihren Stoffwechsel brauchen, zu knacken. Das halte ich für wenig wahrscheinlich.

Ein erheblich größerer Teil der Mikroorganismen die uns unser Immunsystem zeitlebens ‘vom Leibe‘ hält, zersetzten uns, wenn eben diese Immunabwehr nicht mehr arbeitet. (Ich spreche hier nicht von Viren, also dem was Du mit Schnupfen bezeichnest - die gehören in eine ganz andere Kategorie. Extraterrestrische Viren müßten unsere Zellen dazu bringen, mit deren Erbgut als Vorlage zu produzieren – daß das funktioniert, wäre extrem unwahrscheinlich)

Die uns Menschen krank machenden Organismen (z.B. Bakterien, Pilze, Parasiten) sind hoch spezialisiert auf Täuschung, Überrumpelung und Abwehr unserer Immunabwehr. Aber unsere Immunabwehr muß auch keine auf der Erde nicht vorkommenden organischen Strukturen als not self identifizieren können. Besonders wenn man bedenkt, was dabei genau zur Identifikation herangezogen wird. Und die extraterrestrischen Mikroorganismen sind nicht zwangsläufig durch den PH-Wert gehemmt und für die symbiontischen Bakterien auf unserer Haut als Futter attraktiver, als das was wir ihnen selbst zur Verfügung stellen. Der Eindringling aber frißt oder stirbt.



Der Grund, warum die Indianer nach dem Kontakt mit Weissen zu Millionen starben, liegt einfach daran, dass sie nie die Gelegenheit hatten, eine Immunabwehr gegen die in eurasischen Städten regelrecht gezüchteten, den Menschen befallenden Krankheiten zu entwickeln.
Dieses Beispiel ist, da es den hier diskutierten Fall sehr wahrscheinlich noch nie gegeben hat, nicht auf Anhieb einleuchtend, besonders deshalb, weil innerhalb unserer Ökosphäre ein hochspezialisierter ‚Kampf‘ tobt, der in dieser Form zwischen irdischer und extraterrestrischer Biosphäre, wenn überhaupt, erst nach sehr langer Anpassung aneinander eine Rolle spielen könnte. Du gehst bei Deiner hier angewandten Argumentation von der unbegründeten Annahme aus, daß unsere Immunabwehr extraterrestrische ‚Eiweiss?‘strukturen als not self erkennt. Wieso?




auf der Venus hätten noch nie seit ihrer Existenz Kontakt zu einem Menschen gehabt, und deshalb auch keine realistische Chance (ausser vielleicht durch einen enormen Zufall), sich durch Befall eines Menschen auszubreiten.
Wie gesagt, diese Chance ist genau so realistisch, wie es realistisch ist, daß sie die chemischen Bindungen der Elemente die sie brauchen, knacken können. Das halte ich für erheblich wahrscheinlicher, als daß unsere Immunabwehr etwas mit ihnen anfangen kann. Und wenn es so ist, dann verwesen wir genau so, als wären wir tot. Das ist natürlich nicht zwangsläufig eine Einbahnstrasse, aber da gewinnt zunächst mal der, der die Übermacht hat und der mit der Umgebung besser klar kommt.



Das ganze ist etwa so, als würde man einen Windowsexperten an einen Computer mit einem ihm unbekannten Betriebssystem in einer ihm unbekannten Sprache setzen und ihn auffordern, eine komplexe Aufgabe auf diesem Computer durchzuführen...
Nein, genau so ist es eben nur bei einem Virenbefall. Hier aber genügt es, die existierende Hardware zu zerlegen und für sich zu recyclieren. Das ist eine völlig andere Qualität.



OderÄhnliches gilt für Gifte etc. - der Stich einer Biene oder der Biss einer giftigen Spinne/Schlange ist deshalb schmerzhaft/gefährlich, weil das Gift auf ganz bestimmte Rezeptoren in einem auf eine ganz bestimmte Weise designten Nervensystem anspringt. So lange man nicht davon ausgehen muss, dass ausserirdische Nerven- bzw. Immunabwehrsysteme exakt gleich sind wie die irdischen, droht uns umgekehrt von ausserirdischen Giften bzw. Mikroben in der Regel keine Gefahr.
Auch das ist eine Spezialisierung irdischer Organismen auf irdische Futterquellen. Nicht jedes Gift greift die selben Zellstoffwechselabläufe an. Störst Du den Kalium-Haushalt, dann stirbt der Mensch. Das Gleiche gilt für sämtliche Elektrolyte, die beim Membrantransport, beim Phosphatstoffwechsel, bei sämtlichen biochemischen Stoffwechselvorgängen eine Rolle spielen. Die Dinger müssen sich nur von unserer Abwehr ‚übersehen‘, eine kurze Zeit lang ungestört in uns oder auf uns vermehren können. Produzierst Du als Mikroorganismus im menschlichen Blut CO als Abfallstoff in ausreichender Menge, stirbt der Mensch, ohne daß es dafür eine Abwehr gäbe. Es ist fast alles giftig für uns, wenn es gewisse Konzentrationen über- oder unterschreitet.

Bei dieser Betrachtung wird oft vergessen, daß die Organismen unserer Biosphäre aufeinander angewiesen sind. Jeder, der zu erfolgreich bei der Zerlegung seines Futters agiert, sägt sich den Ast, auf dem er sitzt, ab. Diese gegenseitige Feinabstimmung zwischen zwei Ökosphären, die sich unabhängig voneinander entwickelt haben, schon als Startzustand vorauszusetzen, hat keine Begründung.



Wenn das Venus-Leben erst noch von der Erde dorthin "exportiert" worden wäre (oder umkehrt das irdische Leben von der Venus käme, oder beides vom Mars, etc.), dann sehe ich keinen Grund, warum die Venus in diesem Fall nicht bewohn- und besiedelbar sein sollte (da dann z.B. die DNA und die Zucker betreffend Chiralität kompatibel sein sollten). Sie wäre dann sowas wie ein weiterer "Kontinent", der einfach für Milliarden Jahre von den anderen (irdischen) Kontinenten getrennt geblieben wäre.
Das ist jetzt allerdings eine andere Qualität von Übereinstimmung, die aber nicht notwendigerweise für uns harmlos sein muß. Du weißt selber, wie sehr sich bei zufälligen Prozessen solche Strukturen auseinander entwickeln können, und erst recht nach so langer Zeit. Es steht und fällt zunächst mal alles damit, wie unser Immunsystem mit dem klar kommt, was uns als willkommene Futterquelle sieht und wie unser Verdauungssystem mit dem Futterangebot klar kommt.

Herzliche Grüße

MAC
 

Bynaus

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Hallo Mac,
Ich bin kein Biologe, gut möglich, dass ich mich täusche. Aber das, was du da schreibst, überzeugt mich bisher nicht (restlos)...

Ich spreche hier nicht von Viren

Okay.

Die uns Menschen krank machenden Organismen (z.B. Bakterien, Pilze, Parasiten) sind hoch spezialisiert auf Täuschung, Überrumpelung und Abwehr unserer Immunabwehr.

Eine Eigenschaft, die auf ausserirdische Mikroorganismen nicht zutreffen kann.

Aber unsere Immunabwehr muß auch keine auf der Erde nicht vorkommenden organischen Strukturen als not self identifizieren können.

Funktioniert das Immunsystem nicht nach dem Prinzip: Alles, was nicht als self erkannt wird, wird bekämpft? Alles andere würde keinen Sinn machen. Aber das heisst auch, so lange die ausserirdischen Bakterien nicht zufälligerweise 1) Eigenschaften haben, dank denen sie als "self" erkannt werden, oder zufälligerweise 2) Eigenschaften haben, die automatisch unbekämpfbar machen, sollte es ihnen nicht anders ergehen als irdischen Bakterien auch.

Unsere Immunabwehr muss ja auch erst aufgebaut werden. Wir sind nicht von Geburt aus in der Lage, mit bestimmten Pathogenen fertig zu werden, sondern müssen das erst durch Kontakt (entweder durch Erkrankung oder Impfung) "lernen" (oder in schlimmeren Fällen beim Versuch sterben oder lebenslange Folgen davontragen). Ich sehe nicht, warum das Immunsystem keine Chance haben sollte, bei ausserirdischen Organismen eine Abwehr zu entwickeln. Die Diversität der irdischen Bakterien untereinander wird kaum kleiner sein als die Diversität zwischen irdischen und ausserirdischen Bakterien.

Ich denke deshalb, wenn ausserirdische Bakterien überhaupt biochemisch kompatibel sind, sind sie für das menschliche Immunsystem keine grössere Gefahr als die irdischen Bakterien. Bedenkt man zusätzlich, dass es irdische Bakterien gibt, die sich auf den Menschen spezialisiert haben (und andere, die sich auf andere "Träger" spezialisiert haben), würde ich sagen, dass die Gefahr im Allgemeinen sogar eher kleiner ist, einem ausserirdischen Mikroorganismus zum Opfer zu fallen.

Produzierst Du als Mikroorganismus im menschlichen Blut CO als Abfallstoff in ausreichender Menge, stirbt der Mensch, ohne daß es dafür eine Abwehr gäbe.

Ja. Aber grundsätzlich ist es nicht wahrscheinlicher, dass ein ausserirdisches Bakterium dies tun würde.

Diese gegenseitige Feinabstimmung zwischen zwei Ökosphären, die sich unabhängig voneinander entwickelt haben, schon als Startzustand vorauszusetzen, hat keine Begründung.

Genau. Trotzdem glaube ich nicht, dass es eine Feinabstimmung ausgerechnet des menschlichen Immunsystems mit der GANZEN Bakterienwelt des Planeten gibt. Zudem dürfte das fremde Ökosystem seinerseits in einer Feinabstimmung mit den jeweiligen Trägerorgansimen existieren, und so lange diese nicht ausserordentlich menschenähnlich sind, dürfte es ausser für ein paar "Glückspilze" schwierig sein, einfach so zu wechseln.
 

Alex74

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Eine Eigenschaft, die auf ausserirdische Mikroorganismen nicht zutreffen kann.
Meines Wissens funktioniert das genau andersherum: das Immunsystem muß sich gegen die Angreifer spezialisieren.

Das ist auch der Grund wieso neue Erreger meist viel gefährlicher sind; nach einiger Zeit haben jene Erreger Vorteile, die ihren Wirt nicht töten.
Das Immunsystem hat ja auch nicht Abwehrsysteme für alles und jedes, sondern nur gegen solche Angreifer die bekannt sind.
Kommt ein neuer mit einer (völlig unangepaßten) Angriffsart, so muß sich das Abwehrsystem was einfallen lassen.

Das paßt auch zu jüngeren Untersuchungen älterer Lebewesen (die man z.B. aus Permafrostböden aufgetaut hat): diese kommen in der Regel nicht so gut mit neueren Erregern zurecht wie deren heutige Formen.
 

mac

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Hallo Bynaus,

es ist sicher so, daß weder Du noch ich noch sonst jemand, bis es so weit ist, sagen kann, was sich bei einer solchen Begegnung auf molekularer Ebene alles abspielen wird.

Ich gehe aber bei meinen Überlegungen dazu von einem ganz bestimmten Ansatz aus.

Der größere Teil unserer Erbinformation ist identisch zwischen Einzellern und Mehrzellern bis hin zum Menschen. Man könnte also sagen, daß der Löwenanteil der Probleme beim Zellaufbau und seinen Funktionen lag. Alles andere sind nur noch Varianten dieser funktionierenden Grundlösung. Bestimmte Baugruppen kommen in jeder Zellmembran vor. Aber diese Baugruppen unterscheiden sich bei geschlechtlich vermehrten Mehrzellern dennoch bis hinab zur Individuumebene. (Der Schlüssel für die Erkennung von Self)

Nur wenn man voraussetzt, daß sich extraterrestrisches Leben mit eben genau diesen, bei allen gemeinsam vorkommenden Strukturen gebildet hat, gibt es guten Grund zu der von Dir vertretenen Annahme, daß unsere Immunabwehr schnell genug reagieren wird. Das mag so sein, aber nur dann, wenn die irdische Lösung des Problems ‚Leben‘ die einzig mögliche, oder zumindest die mit Abstand wahrscheinlichste ist. Es fällt mir schwer, sowas zu glauben.

Unsere Immunabwehr ist zwar in der Lage gegen fast jede Substanz zu reagieren, aber sie ist optimiert auf die Substanzen, die sich in der Zellmembran (der Eindringlinge) befinden.
Ein Eindringling der sich entweder selber vermehren kann, oder unsere Körperzellen dafür befällt, wird entweder selber oder die befallenen Zellen werden erkannt und letztlich gefressen. Das dauert im Bereich von einigen Tagen, bis unsere Immunabwehr seine Vermehrung überflügelt hat.

Die Erkennung und Reaktion von Substanzen, die nicht zu solchen Zellmembranen gehören, kann dagegen Jahre dauern und geschieht keineswegs immer. Ich weiß nicht was daraus geworden ist, aber vor einigen Jahren hat man die Idee diskutiert, daß zumindest einige Allergien durch ‚Langeweile‘ des Immunsystems (durch zu intensive Hygiene) ausgelöst werden.
Und es gibt Substanzen, die fast nie als not self erkannt werden. Bevorzugt bei Implantaten.

Es geht bei meinen Gedanken dazu nicht primär darum, daß unsere Ökosphäre gar nicht in der Lage sein wird mit diesen extraterrestrischen Lebensformen klar zu kommen, es geht vielmehr um den Preis den wir bereit sind dafür zu zahlen, bis sich beide Systeme aufeinander eingestellt haben. Der Preis könnte allerdings auch lauten, daß nur eines von beiden Systemen überlebt. Wie wahrscheinlich das ist, können wir bisher nicht testen.

Eine Eigenschaft, die auf ausserirdische Mikroorganismen nicht zutreffen kann.
das ist richtig, aber das war anders herum gemeint, wie ich hoffentlich inzwischen besser erklärt habe.



Funktioniert das Immunsystem nicht nach dem Prinzip: Alles, was nicht als self erkannt wird, wird bekämpft? Alles andere würde keinen Sinn machen.
Ja, im Wesentlichen funktioniert es so. Nur bei den passiven Substanzen kann es sich mehr Zeit lassen, was es wohl auch tut.

Aber das heisst auch, so lange die ausserirdischen Bakterien nicht zufälligerweise 1) Eigenschaften haben, dank denen sie als "self" erkannt werden, oder zufälligerweise 2) Eigenschaften haben, die automatisch unbekämpfbar machen, sollte es ihnen nicht anders ergehen als irdischen Bakterien auch.
Ja. Sie müssen aber garnicht unbekämpfbar sein. Es genügt schon, wenn sie eine zu schwache Immunreaktion provozieren.


Unsere Immunabwehr muss ja auch erst aufgebaut werden. Wir sind nicht von Geburt aus in der Lage, mit bestimmten Pathogenen fertig zu werden, sondern müssen das erst durch Kontakt (entweder durch Erkrankung oder Impfung) "lernen" (oder in schlimmeren Fällen beim Versuch sterben oder lebenslange Folgen davontragen).
Ja, das ist richtig. Aber selbst den irdischen Preis (50% Überlebende Kinder und über 60% Tote bei manchen Seuchen) würde keiner von uns freiwillig zahlen.


Ich sehe nicht, warum das Immunsystem keine Chance haben sollte, bei ausserirdischen Organismen eine Abwehr zu entwickeln.
Auf Dauer mag das gehen. Du brauchst dazu einige ganz wenige Individuen, die diese erste Welle überleben, weil sie z.B. einen Immundefekt der richtigen Art, oder vielleicht eine Allergie gegen alles was existiert haben. Das wäre aber ein Preis, den ich nicht zahlen möchte. Es kann auch umgekehrt gewichtet sein. ‚Sie‘ haben uns nichts entgegenzusetzen. Nur genügt es dann nicht ihre Bäume, ihre Tiere, ihre Fische zu überflügeln, man tritt dabei gegen jede einzelne ‚Bakterienart‘ an und da ist es sehr wahrscheinlich, daß das nicht 1:0 ausgeht.


Die Diversität der irdischen Bakterien untereinander wird kaum kleiner sein als die Diversität zwischen irdischen und ausserirdischen Bakterien.
Denk mal an den, allen irdischen Lebewesen gemeinsamen Teil des genetischen Codes. Du setzt hier z.B. voraus, daß sie dasselbe Replikationsverfahren entwickelt haben, daß sie denselben Zellstoffwechsel haben, dieselben Lösungen für den Stoffaustausch durch die Zellmembranen, und und und. Keine Ahnung, ob es nur unsere Lösung dieser Probleme gibt? Keine Ahnung, ob sie mit Abstand die beste ist und deshalb existiert.

Ich denke deshalb, wenn ausserirdische Bakterien überhaupt biochemisch kompatibel sind, sind sie für das menschliche Immunsystem keine grössere Gefahr als die irdischen Bakterien.
Um zu fressen oder gefressen zu werden, muß man nicht biochemisch kompatibel sein, es genügt (zumindest zur Nahrungsergänzung) chemische Kompatibilität. Wenn sie biochemisch so kompatibel sind, daß unsere Immunabwehr sie ebenso potent erkennt und reagiert, wie bei hiesigen Zellen, dann haben sie für die meisten Probleme dieselbe Lösung gefunden wie ‚wir‘. Mag sein, aber glaubst Du das?



Bedenkt man zusätzlich, dass es irdische Bakterien gibt, die sich auf den Menschen spezialisiert haben (und andere, die sich auf andere "Träger" spezialisiert haben), würde ich sagen, dass die Gefahr im Allgemeinen sogar eher kleiner ist, einem ausserirdischen Mikroorganismus zum Opfer zu fallen.
Die irdischen müssen sich spezialisieren, weil ihre Zellmembran sie verrät. Die außerirdischen kommen mit einer schwer durchschaubaren Tarnkappe, die müssen nicht blitzschnell sein und 37° als ideale Vermehrungstemperatur haben und all‘ so Sachen...

Du setzt voraus, daß sich nach denselben Regeln Schach spielen müssen, weil sie ein ähnliches Brett (Chemie) benutzen


Genau. Trotzdem glaube ich nicht, dass es eine Feinabstimmung ausgerechnet des menschlichen Immunsystems mit der GANZEN Bakterienwelt des Planeten gibt.
Auf Zellebene sind wir genetisch mit allen hier weitgehend verwandt.


Zudem dürfte das fremde Ökosystem seinerseits in einer Feinabstimmung mit den jeweiligen Trägerorgansimen existieren, und so lange diese nicht ausserordentlich menschenähnlich sind, dürfte es ausser für ein paar "Glückspilze" schwierig sein, einfach so zu wechseln.
Im Kühlschrank wächst auch Schimmel – weit weg von seinen idealen Bedingungen, nur halt langsamer. Und was Du zu den Glückspilzen schreibst: Das kommt noch dazu. Es genügt ein einziger Glückspilz für die Katasrophe. (Analog zur Pest z.B.)

Nochmal zusammengefaßt: Ich halte es für möglich, daß Du mit Deinem Optimismus dazu (wenn auch aus anderen Gründen) viel näher bei der Wirklichkeit liegst, als ich. Aber ich halte das für sehr wenig wahrscheinlich. Wirklich besser werden wir alle es erst dann wissen, wenn wir Leben finden, das nicht den gleichen Ursprung hat wie bei uns, oder vielleicht auch schon dann, wenn wir mal so weit kommen daß wir Lebenswerdung simulieren können.

Herzliche Grüße

MAC
 

mac

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Hallo Alex,

Meines Wissens funktioniert das genau andersherum: das Immunsystem muß sich gegen die Angreifer spezialisieren.
das ist Richtig, aber das ist nicht anders herum.

In der Entwicklungsphase in der wir durch das mütterliche Immunsystem geschützt sind, wird das eigene Immunsystem 'trainiert' Dieses Trainig bezieht sich aber nicht auf Eindringlinge, sondern nur auf uns selbst. Die Immunabwehr muß bei den eigenen Antigenen passiv bleiben.

Erst einige Zeit nach der Geburt muß die Immunabwehr das lernen, was Du geschrieben hat. Die Kinder haben dann manchmal in ununterbrochener Folge eine (Kinder-)krankheit nach der Anderen. Das sind in der Regel alles Keime, die sich auf Menschen spezialisiert haben und sich sehr schnell in uns vermehren können. Die Anderen und das sind die Meisten, kommen mit dem Lebensraum 'menschlicher Körper' nicht so gut zurecht und vermehren sich langsam (wie im Kühlschrank) hier hat die Immunabwehr viel Zeit und die Infektion spielt sich 'stumm' ab - wir bemerken sie garnicht.

Je nachdem wie heftig der Angriff war, werden mehr oder weniger sogenannte 'Gedächtniszellen' gebildet, die den Prozess des Wiedererkennens einer solchen Infektion ermöglichen und damit einen entscheidenden Zeitvorteil herausschlagen. Auch wenn wir immun sind gegen eine Infektion, heißt daß nicht, daß sie nicht abläuft, sie wird dann nur wesentlich schneller niedergekämpft, mit dem Resultat, daß wir nicht mehr das volle Programm abspulen müssen, incl. Fieber, sondern eigentlich garnichts davon mitkriegen.

Das mit den Fröschen kannte ich noch nicht. Aber es gehört wohl in dieselbe Kategorie wie die Seuchenartigen Abläufe europäischer Kinderkrankheiten bei den Indianern in Amerika. Das ist aber eher ein globales Anpassen des Immunsystems durch Auslese.

Herzliche Grüße

MAC
 
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