Helligkeiten der Hyaden Ain, gam und del Tau bei schlechten Sichtbedingungen

ralfkannenberg

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Hallo zusammen,

mir ist gestern abend ein seltsames Phänomen aufgefallen: Auf dem Nachhauseweg vom Büro (nach 1 Uhr nachts ...) habe ich mir die Hyaden angeschaut und dabei bemerkt, dass die Hyade gamma Tau heller erschien als die Hyade Ain. Laut Katalog aber sollte Ain heller sein. Die Bedingungen im Aussenquartier in Zürich, wo ich wohne, waren (wie meistens) "poor", Grenzhelligkeit vielleicht bei ca. 4 mag; in Horizontnähe war es überdies bewölkt. Aldebaran stand mit seinen Hyaden aber noch hoch.

Ich habe dann meinen Feldstecher (10x50) genommen, doch auch in ihm erschienen gamma Tau und sogar (!) delta Tau beide heller als Ain; von blossem Auge war die Helligkeit von Ain und delta Tau nicht unterscheidbar.

Heute abend nun war ich in Einsiedeln, was höher liegt und eine weit bessere Luftqualität aufweist, und da erschienen die Hyaden-Helligkeiten in der richtigen Reihenfolge, also Ain heller als gamma Tau heller als delta Tau - ich hatte schon diesen Eindruck und habe schliesslich meine Frau, die mit der Problematik nicht "vorbelastet" ist, schätzen lassen; vermutlich hat sie sich heute zum ersten Mal in ihrem Leben die Hyaden angeschaut. Das war gegen 20 Uhr.

Gegen 22 Uhr habe ich wieder zuhause in Zürich geschaut, gleiches Phänomen wie gestern abend, also gamma Tau heller als Ain; Grenzhelligkeit erneut bei ca. 4 mag


Hat jemand eine Idee, woran das liegen könnte ? Die drei Sterne liegen rund eine Zehntel Grössenklasse auseinander und sind vom Spekraltyp ähnlich (Ain K0, gamma und delta Tau beide G8).


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Sissy

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Hi Ralf,

möglicherweise liegt es an der Luftqualität in Zürich. Ein leichter Dunstschleier über Ain könnte das bewirken...

Als ich früher noch von der Sternwarte über der Stuttgarter Innenstadt beobachtet hab, konnte ich in der Dämmerung manchmal eine klare Grenzschicht mit Farbänderung am Himmel wahrnehmen...

Alle 3 Sterne sind Mehrfachsysteme, daß zeitgleich in 2 Systemen eine Komponente soo viel heller wurde, um beide heller erscheinen zu lassen, ist unwahrscheinlich...

Oder der minimale Unterschied in der Spektralklasse "harmoniert" besser mit der Beleuchtung der Stadt (habt ihr in Zürich viele Gelbe Lampen?)

Grüße
Sissy
 

Infinity

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Kann das vielleicht auch einfach an einer höheren Luftvermutzung in Zürich im Gegensatz zu Einsiedeln liegen und dass zusätzlich eine unruhige Luft dafür sorgt, dass die Helligkeit aller Sterne im Nachthimmel eben nicht um dieselbe Proportion, also nicht gleichmäßig abnimmt?
 

ralfkannenberg

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Hallo Sissy, hallo Infinity,

ich habe mir das Ganze in den vergangenen Tagen erneut angeschaut und ich werde nach wie vor nicht schlau draus: Bezüglich des Spektraltypes und des Farbindex unterscheiden sich die drei Sterne nur minimal.

Dadurch, dass die Hyaden ja nahe zusammenstehen, kann ein leichter Dunstschleier auch nicht die Erklärung sein, da dieser ja nicht über Tage hinweg ausgerechnet über Ain stehen bleibt.

Mehrfachsysteme … - Ain’s Partner hat nur die 11.Grösse, der Partner von delta(1) Tauri gar nur 12.Grösse und gamma hat gar keinen Partner. Das kann es also auch nicht sein.

Meine Frage: Worin unterscheiden sich diese 3 Sterne, dass ich bei schlechten Sichtverhältnissen Ain weniger hell sehe ?


Ich komme immer mehr zum Ergebnis, dass ich mir das nur eingebildet habe: Zwar konnte ich am Freitag abend bei den schlechten Sichtverhältnissen ausser Aldebaran und theta(2) tauri nur noch gamma Tauri halbwegs von blossem Auge erkennen, aber möglicherweise habe ich Ain geringfügig an der falschen Stelle gesucht, also konkret näher an Aldebaran als er wirklich steht, während man gamma Tauri ganz gut in der Verlängerung der Linie Aldebaran und theta(2) Tauri ausmachen kann. Also selbst wenn Ain und gamma Tau gleich hell zu sehen waren, war gamma Tauri aufgrund seiner Position einfacher zu sehen. Und im Feldstecher, wo man die natürlich alle problemlos gesehen hat, ist es vermutlich gewagt, eine objektive Unterscheidung von nur einer Zehntel Grösse vorzunehmen – möglich, dass ich mich da von meiner vorgängigen Beobachtung von blossem Auge sowie meiner irrtümlichen Erinnerung, Ain habe einen viel grösseren Farbindex, habe subjektiv leiten lassen.

Das könnte jedenfalls erklären, warum ich Ain bei guten Bedingungen in der richtigen Helligkeit gesehen habe und bei schlechten Bedingungen in der falschen.

Ich hätte vielleicht meine Frau, die viel bessere Augen hat als ich, fragen sollen, aber ich glaube nicht, dass sie sich sehr gefreut hätte, wenn ich sie nachts um halb 2 geweckt und gebeten hätte, bitte aufzustehen und mit mir vor die Haustüre zu kommen, um dort die Helligkeit der Hyadensterne abzuschätzen …


Freundliche Grüsse, Ralf
 
Zuletzt bearbeitet:

Bernhard

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Ich komme immer mehr zum Ergebnis, dass ich mir das nur eingebildet habe:
Hallo Ralf,

Abschätzungen von Helligkeitsunterschieden im Bereich einer zehntel Magnitude mit dem bloßen Auge würde ich persönlich ebenfalls nur sehr erfahrenen Beobachtern mit extrem guten Augen zutrauen.

Aus eigener Erfahrung weiß ich auch, wie schnell Sinneseindrücke täuschen können, was für mich auch der Hauptgrund dafür war mir privat eine eine eher zu große Optik zuzulegen. Das ständige, "da könnte doch etwas gewesen sein", war mir auf Dauer gesehen einfach zu anstrengend.
Gruß
 
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