Wie weitgefasst der Begriff "habitabel" sein kann zeigt der Bericht über eine faszinierende Entdeckung durch ein Team um Nicole Dubilier vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie und ihre Kollegen vom Exzellenzcluster MARUM an der Uni Bremen in "Nature".
In 3.000 Metern Tiefe am Mittelatlantischen Rücken, findet sich das Logatchev-Hydrothermalfeld, berichtet das Team. In einer Reihe von Fahrten registrierten die Forscher hier die höchsten jemals an heißen Quellen gemessenen Konzentrationen an Wasserstoff.
In den Kiemen der dort lebenden Tiefseemuschel Bathymodiolus puteoserpentis fand sich erstmals ein Symbiont, der statt Schwefel auch Wasserstoff einsetzen kann, um Energie zu gewinnen. Diese Reaktion bildet der Mensch mit Brennstoffzellen nach, in denen Wasserstoff und Sauerstoff kontrolliert zu Wasser werden. Bakterien, die diese Reaktion beherrschen, waren schon bekannt. Als Grundlage des Lebens in der Tiefsee sind sie aber neu.
Die Muschelfelder um die hydrothermalen Quellen herum erreichen einige hundert Quadratmeter Größe, berichten die Experten. Bis zu einer halben Millionen Individuen lebten dort. Die Experimente deuten darauf hin, dass die Muscheln im Logatchev-Hydrothermalfeld bis zu 5.000 Liter Wasserstoff pro Stunde umsetzen (oxidieren), rechnet Co-Autor Frank Zielinski vor. Die Bakterien in den Muschelkiemen spielen demnach eine beachtliche Rolle als Primärproduzenten und bei der Umwandlung von geochemischer Energie in Biomasse.
Dubilier und ihren Kollegen gelang es zudem, eines der Schlüsselenzyme für die Reaktion zu ermitteln, eine sogenannte Hydrogenase. Auch die Symbionten anderer an den Hydrothermalquellen lebenden Tiere - etwa des Röhrenwurms Riftia pachyptila oder der Garnele Rimicaris exoculata - besitzen dieses Schlüsselenzym.Das Team geht deshalb davon aus, dass die Fähigkeit, Wasserstoff als Energiequelle zu nutzen, unter diesen symbiotischen Gemeinschaften weit verbreitet ist, und zwar selbst dort, wo der Wasserstoff in nur sehr geringen Mengen vorkommt, erklärt Dubilier.
http://www.nature.com/nature/journal/v476/n7359/full/nature10325.html
Gruß MT