@ Runzelrübe:
Danke für den Versuch, hier genauer zu unterscheiden, um die Debatte zu versachlichen.
Zu den Missbrauchsfällen: Dass hier insbesondere kirchliche Einrichtungen herausstechen, liegt zum einen am medialen Interesse, die Enthüllungen darüber der Öffentlichkeit verfügbar zu machen, zum anderen aber an der Verkettung ungünstiger Umstände, die in der Summe zu einer Häufung solcher Straftaten führten und möglicherweise noch führen.
Das ist zum einen in der katholischen Kirche das Zölibat. Auch wenn die Mehrzahl der Priester und Nonnen die unterdrückte Sexualität anderweitig kompensieren können, ohne strafrechtlich Relevantes zu tun, bleibt es dennoch ein Zustand, der bei dem/der einen oder anderen eben doch zu psychischen Deformationen führt, die sich in Gewalttaten und Missbrauch von Unterlegenen bzw. Untergebenen äußern. Ohne Zölibat und dem damit einhergehenden Gefühlsstau wären die Täter/innen vielleicht nicht zum Täter bzw. zur Täterin geworden.
Weiterhin bieten Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche für längere Zeit getrennt von ihren Eltern und Angehörigen konzentriert sind, für das angestellte Personal eine begünstigende Gelegenheit, diverse Phantasien im Verborgenen unter der Maske der Vertrautheit auszuleben. Der anerzogene Gehorsam gegenüber Erwachsenen im Allgemeinen und Erzieherpersönlichkeiten im Besonderen trägt darüber hinaus dazu bei, dass Heranwachsende dem Verlangen ihrer Peiniger nachgeben und hinterher schweigen - aus Angst und aus Respekt.
Nicht zu vernachlässigen ist das öffentliche Ansehen der Institution Kirche bei denjenigen, die ihre Kinder bereitwillig in die Obhut einer kirchlichen Einrichtung gegeben haben. Einem Vertreter einer Institution, die sich in ihrem Tun auf die Evangelien beruft (wohlgemerkt: Evangelium heißt "Frohe Botschaft"!), traut man nichts Böses zu - so die naive Erwartungshaltung. Also sind die Erzieher in einer kirchlichen Einrichtung noch zusätzlich mit einem Gutmenschen-Bonus belegt, was die Hemmung, über Missbrauch zu sprechen, noch verstärkt.
Die Praxis, bekannt gewordene Missbrauchsfälle im Rahmen einer internen Gerichtsbarkeit zu ahnden, wirkte zudem noch bagatellisierend auf die Täter, weil diese sich in keinem öffentlichen Verfahren ihrer Schuld stellen mussten. So mancher wird vielleicht gedacht haben, dass er weitermachen kann, wie gehabt, weil ihm eh nichts passieren wird.
Diese Verkettung von ungünstigen Faktoren führte zu dem, was mittlerweile traurige Gewissheit ist, wobei neben der strafrechtlich relevanten Schuld im Falle der Kirche noch das Versagen vor den eigenen moralischen Ansprüchen hinzukommt, die sich aus den Evangelien ableiten. Indem die Ideale der Barmherzigkeit, der Liebe, der Mitmenschlichkeit usw., die seitens der Kirchenvertreter immer wieder hochgehalten wurden und werden, auf so schändliche Weise pervertiert wurden, schlägt das auf das Ansehen der Institution Kirche zurück. Gerade weil die Kirche in der Gegenwart als "geläutert" erscheinen möchte und insbesondere in Gestalt karitativer Einrichtungen praktizierte Menschlichkeit demonstriert, ist die Nachwirkung dessen, was in denselben karitativen Einrichtungen geschehen ist, um so verheerender.
Danke für den Versuch, hier genauer zu unterscheiden, um die Debatte zu versachlichen.
Zu den Missbrauchsfällen: Dass hier insbesondere kirchliche Einrichtungen herausstechen, liegt zum einen am medialen Interesse, die Enthüllungen darüber der Öffentlichkeit verfügbar zu machen, zum anderen aber an der Verkettung ungünstiger Umstände, die in der Summe zu einer Häufung solcher Straftaten führten und möglicherweise noch führen.
Das ist zum einen in der katholischen Kirche das Zölibat. Auch wenn die Mehrzahl der Priester und Nonnen die unterdrückte Sexualität anderweitig kompensieren können, ohne strafrechtlich Relevantes zu tun, bleibt es dennoch ein Zustand, der bei dem/der einen oder anderen eben doch zu psychischen Deformationen führt, die sich in Gewalttaten und Missbrauch von Unterlegenen bzw. Untergebenen äußern. Ohne Zölibat und dem damit einhergehenden Gefühlsstau wären die Täter/innen vielleicht nicht zum Täter bzw. zur Täterin geworden.
Weiterhin bieten Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche für längere Zeit getrennt von ihren Eltern und Angehörigen konzentriert sind, für das angestellte Personal eine begünstigende Gelegenheit, diverse Phantasien im Verborgenen unter der Maske der Vertrautheit auszuleben. Der anerzogene Gehorsam gegenüber Erwachsenen im Allgemeinen und Erzieherpersönlichkeiten im Besonderen trägt darüber hinaus dazu bei, dass Heranwachsende dem Verlangen ihrer Peiniger nachgeben und hinterher schweigen - aus Angst und aus Respekt.
Nicht zu vernachlässigen ist das öffentliche Ansehen der Institution Kirche bei denjenigen, die ihre Kinder bereitwillig in die Obhut einer kirchlichen Einrichtung gegeben haben. Einem Vertreter einer Institution, die sich in ihrem Tun auf die Evangelien beruft (wohlgemerkt: Evangelium heißt "Frohe Botschaft"!), traut man nichts Böses zu - so die naive Erwartungshaltung. Also sind die Erzieher in einer kirchlichen Einrichtung noch zusätzlich mit einem Gutmenschen-Bonus belegt, was die Hemmung, über Missbrauch zu sprechen, noch verstärkt.
Die Praxis, bekannt gewordene Missbrauchsfälle im Rahmen einer internen Gerichtsbarkeit zu ahnden, wirkte zudem noch bagatellisierend auf die Täter, weil diese sich in keinem öffentlichen Verfahren ihrer Schuld stellen mussten. So mancher wird vielleicht gedacht haben, dass er weitermachen kann, wie gehabt, weil ihm eh nichts passieren wird.
Diese Verkettung von ungünstigen Faktoren führte zu dem, was mittlerweile traurige Gewissheit ist, wobei neben der strafrechtlich relevanten Schuld im Falle der Kirche noch das Versagen vor den eigenen moralischen Ansprüchen hinzukommt, die sich aus den Evangelien ableiten. Indem die Ideale der Barmherzigkeit, der Liebe, der Mitmenschlichkeit usw., die seitens der Kirchenvertreter immer wieder hochgehalten wurden und werden, auf so schändliche Weise pervertiert wurden, schlägt das auf das Ansehen der Institution Kirche zurück. Gerade weil die Kirche in der Gegenwart als "geläutert" erscheinen möchte und insbesondere in Gestalt karitativer Einrichtungen praktizierte Menschlichkeit demonstriert, ist die Nachwirkung dessen, was in denselben karitativen Einrichtungen geschehen ist, um so verheerender.
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