Das gibt es tatsächlich: Mädchentelesköpchen!

Yadgar

Registriertes Mitglied
High!

Eigentlich wäre das ja ein Thema wie geschaffen für de.sci.astronomie - aber seit diese früher einmal wirklich gute Newsgroup von Cranks und Kooks kaputtgetrollt wird, muss ich es wohl hier bringen: http://scienceblogs.com/pharyngula/2009/12/the_powerlessness_of_pink.php

Erschütternd, nicht? Vor allem, wenn man den Link zum Bild in Originalgröße anklickt und mal die Vergrößerungswerte der rosa Tele- und Mikroskope mit den roten oder schwarzen Versionen vergleicht!

Wieso müssen Mädchen mit doofen und niedlichen Produkten zu Doofheit und Niedlichkeit erzogen werden? Sollte meine Nichte (gegenwärtig 6 Jahre alt) sich in Zukunft (so mit 10, 11 Jahren) anfangen für Naturwissenschaft zu interessieren, kriegt sie natürlich "Contact" mit Jodie Foster zum Geburtstag!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Yadgar,

das hat so seine zwei Seiten. Wenn es sich verkaufen läßt, dann wird es auch angeboten.

Bei Kindern in diesem Alter sollte es eigentlich Aufgabe der Schenkenden sein, hier die Kompetenz der Kinder zu fördern. Dazu müssten die Erwachsenen aber zunächst mal selber Kompetenz erlangen. Das kostet Zeit - und da triumphieren dann schon mal solche 'Patentrezepte'.

An die eigene Nase fassen! Viel wichtiger als ein solches Geschenk ist die Zeit die man zunächt dafür und später damit, gemeinsam verbringt.

Herzliche Grüße

MAC
 

Infinity

Registriertes Mitglied
Ich finde daran eigentlich nichts erschütternd. Auch wenn ich kein kleines Mädchen bin, aber man muss sich mal in die Lage von kleinen Kindern versetzen. Ein solches Teleskop oder Mikroskop, das zum Beispiel pink gefärbt ist, richtet sich in erster Linie an die Jüngeren unter den Nichtvolljährigen. Und die mögen solche Farben, das ist schön und gut. Insofern ist ein pinkes Gerät schonmal eine gute Idee, das fördert das Interesse nur umso mehr. Weiterhin sollte man sich bewusst machen, dass ein kleines Kind, sofern es sich überhaupt bis dato mit Biologie oder Astronomie befasst hat, sich weniger nach dem Anblick einer Milbe, Ameise oder der Körper im Blut sehnt. Mein (nicht pinkes) Mikroskop kann bis zu 1200-fach vergrößern und das reicht mir auch schon, zumal ich meistens, wenn ich es tat, mit geringerem Zoom reinblickte. Und ein 600-facher Zoom ist auch genug für ein Kind. Dasselbe gilt auch dafür, dass das Beobachten vom Mond, vom Mars oder vom Jupiter zum Bestaunen genug ist und es nicht unbedingt dem Anblick der Andromedagalaxie oder Ähnlichem bedarf.

Vielleicht irre ich, aber meiner Meinung nach interessieren sich nur wenige Kinder wirklich für die ganz kleinen Dinge im Leben. Es ist schon mit dem Anblick einer Amöbe, eines Pantoffeltierchens, eines Haars oder eben der Zelle einer Pflanze hinreichend fasziniert. Ein langsamer Einstieg tut's auch.

Übrigens: Pink ist nicht mit Doofheit gleichzusetzen. Ich glaube, darauf hätten die Anbieter auch nicht gezielt. Es geht ja nicht um Diskriminierung, sondern um Profit.
 
Zuletzt bearbeitet:

Runzelrübe

Registriertes Mitglied
Yadgar, zieh bitte keine voreiligen und falschen Schlussfolgerungen!

Und nein, es ist absolut nicht erschütternd!

Der Autor des verlinkten Artikels scheint in erster Linie ein Befürworter einer strikten Rollenverteilung Mann/Frau/Junge/Mädchen zu sein. Seine Argumentation ist voller Analogiefallen. Er zieht die Schlussfolgerung, pinke Mikroskope seien immer schwächer als andere Mikroskope, er sei aber wider besseren Wissens gezwungen, für ein Mädchen ein pinkes zu kaufen - also immer ein schwächeres. Er unterliegt damit den Zwang, Kinder zu sexualisieren und danach in Kategorien einzuteilen.

Lassen wir die Farbgebung einmal weg, dann ist ein schwächeres Mikroskop in erster Linie für einen kleineren Geldbeutel und/oder ein geringeres Alter gedacht, in dem das Verständnis für das, was durch das Mikroskop zu sehen ist, noch nicht ausreicht und erst noch geweckt werden muss. Solch ein Gegenstand ist eher zum Spielen als zum Arbeiten gedacht. Überall, wo die Einflüsse der Spielzeugindustrie in der Farbgebung sichtbar sind, kann nicht von einem Zweckgebrauch ausgegangen werden.

Der Autor lässt darüber hinaus eine weitere Betrachtungsweise weg, sagt sie allerdings durch die Blume. Pink lässt sich aus seiner Sicht ausschließlich mit Gegenständen identifizieren, die nicht von Jungen benutzt werden (pink = Mädchen). Schlechte Qualität ist ebenfalls nichts für Jungen (schwach = Mädchen). Wenn also Jungen Mikroskope nutzen, dürfen sie weder pink noch schwach sein. Es gibt jede Menge Mikroskope, die nicht pink sind und es gibt jede Menge schwache Mikroskope - die sind also alle für Mädchen, richtig?

Vor allem bei der Gruppe Eltern, die sich auf Fremderziehung durch das Umfeld ihres Kindes verlassen, assoziiert ein Gegenstand genau dann, wenn er pink ist, dass er für Mädchen gedacht sein muss und Mädchen daran Spaß haben, Jungen jedoch nicht. Dieselben Eltern konzentrieren sich häufig auch auf die Geschlechtertrennung. Insofern ist es ein guter Trick, diese Farbe auf ein Mikroskop anzuwenden, um damit diesen klischeehaft vorbelasteten Gegenstand (für Jungen) umzuwerten. Auch hilft diese Farbe jedem aufgeschlossenen, wissbegierigen Mädchen solchen Eltern, ein schlagkräftiges Argument ins Feld führen zu können, überhaupt ein Mikroskop zu bekommen, wenn dies bisher verweigert wurde. Durch die pinke Färbung scheint es schließlich die 100%ige Berechtigung seines Umfelds zu haben, auch mit einem Mikroskop arbeiten/spielen zu dürfen. Der Erziehungserfolg ist hier bei den Eltern zu suchen, wenn sie daraus endlich lernen, dass Mädchen mit jeder Art Mikroskop zu tun haben dürfen - auch mit nicht-pinken.

Deine eigene Empörung darüber, warum "Mädchen mit doofen und niedlichen Produkten zu Doofheit und Niedlichkeit erzogen werden", lässt also entweder darauf schließen, dass Du selbst auf dieser Welle mitschwimmst oder aber der Autor das erreicht hat, was er wollte - Dich zu manipulieren.

Sollte sich ein Mädchen einmal unbedingt ein pinkes Mikroskop wünschen, dann hat es nicht erklärt bekommen, was ein Mikroskop ist und worauf es bei einem Mikroskop ankommt. Sollte es diese Erklärung nachgereicht bekommen, sich aber immernoch das pinke wünschen, dann geht es dem Mädchen auch nicht darum, mit dem Mikroskop etwas machen zu wollen. Sollte sich ein Mädchen ein Mikroskop wünschen, in dem es auf Nutzen ankommt, dann wird es wohl andere Spezifikationen außer der Farbe nennen. Und letzten Endes muss man nur noch einmal kurz darüber nachdenken, wer das Produkt kaufen und bezahlen wird - die Eltern!

Bezüglich Deiner Nichte möchte ich Dir noch nahelegen, den Film "Contact" nicht als Geschenk, sondern als Motivator einzusetzen - insofern sie sich für Astronomie interessiert. Mit 11 Jahren wird sie vermutlich bereits gut Englisch sprechen und hat naturwissenschaftliche Fächer in der Schule. Unterhaltungsmedien führen jedoch nur in den allerseltensten Fällen dazu, naturwissenschaftliche Interessen zu befriedigen. Wie wäre es im Anschluss mit einem Ausflug in ein Planetarium und direkt darauf mit einem Einsteiger-Teleskop? Ihr könnt als Geschwister bis dahin sicherlich noch einiges organisieren. Schön wäre dann nur noch, wenn ihr solch ein Interesse auch zeitlich und fachlich unterstützt. :)
 
Zuletzt bearbeitet:

entreri73

Registriertes Mitglied
Hallo zusammen,

@Runzelrübe:

Sehr guter, verständlicher und nachvollziehbarer Beitrag !
Nach mehrmaligem Lesen und darüber Nachdenken, kann ich da weder was ergänzen noch kritisieren, sondern nur uneingeschränkt beipflichten...

VG
Entreri
 
Oben