Hallo,
wir haben hier schon des öfteren über die verschiedenen Aspekte interstellarer Raumfahrt diskutiert. Hier scheint es allerdings im Moment weniger um interstellare Raumfahrt, als um Evolution im weitesten Sinne zu gehen.
Bis auf einige Grundprinzipien halte ich eine Prognose zu Richtung und ‚Qualität’ von Evolution zur Zeit für Wunschdenken, teilweise sogar mit wenig Bezug zur Realität.
Welche Grundprinzipien haben wir eigentlich bisher identifizieren können? Kann ich gar nicht so genau sagen. Ich sehe: Überlebensfähigkeit, nicht perfekte Reproduktionsfähigkeit.
Einige weitere Prinzipien, bei denen ich nicht sagen kann, ob sie wirklich grundsätzlicher Natur sind: Wasserchemie, einmal Aufgegebenes wird nicht wieder rekonstruiert, extremste Redundanz, parallele redundante Existenz völlig verschiedener ‚technischer’ Lösungen für die gleiche Aufgabe. Etwas unverständlich? Nachrichtentransport via Nervensystem und parallel dazu, via Kreislauf und Hormonsystem.
Einige weitere Punkte, die von einigen anscheinend für Prinzipien gehalten werden, bei denen (den Punkten) ich aber bezweifle, dass sie irgend etwas mit Prinzipien zu tun haben. ‚Weiterentwicklung’ im Sinne von dem, was wir, aus menschlich-ethischer Sicht als Weiterentwicklung definieren. Z.B. unsere Vorstellung (allgemein anerkannte Definition gibt es glaube ich gar nicht) von Intelligenz. Mahananda geht, sehr vorsichtig, davon in einer Form aus, für die ich keine zwingende Notwendigkeit erkennen kann.
Weiterhin könnte sich die Vernetzung der verschiedenen Vernünfte zu einer komplexen Gesamtstruktur, die als vereinheitlichte Vernunft angesehen werden kann, als evolutionär vorteilhaft erweisen.
es mag sein, dass wir die Probleme die wir uns durch unseren Erfolg beim Überleben geschaffen haben und noch werden?, nur mit unserer Intelligenz lösen können, dann könnte Intelligenz eine prinzipiell nützliche ‚Sache’ sein. Es könnte aber gerade unsere Intelligenz sein, die uns am Überleben scheitern lässt. Hier ist das letzte Wort noch lange nicht gesprochen.
Die von Mahananda und auch Bynaus (übrigens überraschen radikal) vorgebrachten ‚Entwicklungsziele’ halte ich, wenn überhaupt, für so weit weg von absehbaren Entwicklungen, dass ich eine Diskussion, zumindest bei meinem Wissensstand, für wenig ergiebig halte. Wie Ihr selbst auch seht, setzt sie eine Reihe von Verfahren und Technologien voraus, die zwar prinzipiell denkbar (oder auch nicht) sein mögen, für die es aber bisher nicht die geringsten Ansatzpunkte zu einer Realisierung gibt. Auch ganz ohne eine auch nur begonnene moralisch ethische Bewusstseinsbildung der damit verbundenen Probleme.
Um nur eines der allerkleinsten davon zu nennen: Was tun wir dem, auf eine Maschine übertragenen Bewusstsein damit an, es auf eine tausende Jahre lange Reise zu schicken? Oder wollen wir keine, zu Gefühlen fähigen Bewußtseine mehr? Wäre das überhaupt möglich?
Der Filmemacher oder Romancier hat all diese Dinge im Griff. Die, die er nicht im Griff hat, an die denkt er nicht oder braucht er nicht zu erwähnen. Resultat: Trivialliteratur. Im besten Falle unterhaltsam.
Aber versetzt Euch doch mal in die Situation eines solchen Bewusstseins. Denkt es bis zu Ende.
Ich halte auch die übliche Trennung zwischen sogenannter natürlicher und sogenannter künstlicher Entwicklung für eine nicht gerechtfertigte Unterscheidung, da es keinen wirklichen Unterschied dazwischen gibt. Stichwort: Ist der Mensch etwa nicht natürlich?
Alle uns bekannten Entwicklungsschritte haben stets nur sehr kleine Veränderungen zum jeweiligen Zeitpunkt dargestellt. Ich halte einen grundsätzlichen, prinzipiellen Neuanfang der Evolution durch sogenanntes intelligentes Design für wenig aussichtsreich, selbst dann, wenn wir in sehr ferner Zukunft wirklich verstehen lernen sollten, wie’s genau funktioniert.
Aus meiner Sicht und mit, auch für uns absehbaren und diskutablen Folgen, wird der erste rationale Schritt eine Besiedelung des solaren Weltraums sein.
Ich sehe darin auch keinen realen Konflikt zwischen privilegierten und nicht privilegierten Menschen. Für mich stellt das eine Erweiterung der ‚ökologischen’ Nische dar, die wir, als (erste) Lebewesen besetzen können. Der primäre Vorteil ist die Erhöhung unserer Überlebensfähigkeit.
Wenn wir diese Fähigkeit erlangen, dann können wir den nächsten Schritt gehen und eine Ausbreitung auf andere Sonnensysteme in Angriff nehmen. Das würde völlig unabhängig davon funktionieren, ob in diesen Sonnensystemen terraformierbare Planeten existieren oder nicht. De-Fakto gibt es gar keine Notwendigkeit für sie. Um überhaupt dahin zu kommen, müssen wir nämlich schon vorher in der Lage sein im Weltall zu existieren und unsere Existenz und Fortentwicklung dort auf viele Jahrhunderte oder gar Jahrtausende zu sichern.
Herzliche Grüße
MAC