Neutrinos: Schneller als das Licht?

Hirschi

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Naja, wenn ich die Zeit 15000 mal messe und einen signifikanten Unterschied erhalte dann würde ich als nächstes die Streckenlänge mal genauer unter die Lupe nehmen. :D

Gruß
Hirschi
 

Maenander

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Naja, das steht nicht im Einklang mit den Neutrinodetektionen bei der Supernova1987A. Da kamen die Neutrinos 3 Stunden vor dem Gammablitz, das legt eine maximale Geschwindigkeit von Neutrinos nahe, die deutlich unter dem liegt, was hier angeblich gemessen wurde. (maximal ~1m/s schneller als das Licht).

Diesen Unterschied kann man übrigens dadruch erklären, dass Neutrinos die stellare Materie ungehindert durchdringen und dadurch einen "Startvorsprung" haben vor dem Licht.

Erstmal schauen, was dann wirklich veröffentlicht wird. Ohne Bestätigung durch weitere Experimente würde ich das Resultat allerdings nicht für voll nehmen.
 

Bynaus

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Hier ist das Preprint auf arxiv.org: http://arxiv.org/abs/1109.4897

Den Unterschied, den sie gemessen haben wollen, entspricht tatsächlich einer Geschwindigkeit von 7440 m/s schneller als das Licht, was angesichts der SN-Resultate, die Maenander angesprochen hat, ausgeschlossen scheint. Interessant scheint mir, dass dieser "Geschwindigkeitsüberschuss" (innerhalb seines Fehlers) gerade etwa der Orbitalgeschwindigkeit bei dieser Tiefe im irdischen Gravitationsfeld entspricht (7910 m/s). Das kann natürlich Zufall sein, oder aber einen Hinweis darauf geben, wo der Fehler sitzt.
 

CAP

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Sollten diese Ergebnisse korrekt sein, was würde das genau für die Physik bedeuten?
 

astronews.com Redaktion

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Am Genfer Teilchenlabor CERN wurden Hinweise darauf entdeckt, dass sich Neutrinos schneller bewegen können als das Licht: Die subatomaren Partikel legten eine 730 Kilometer lange Strecke 60 Nanosekunden schneller zurück, als es Licht möglich gewesen wäre. Nun suchen die Wissenschaftlern nach Fehlern bei ihren Messungen, da sich eigentlich nichts schneller bewegen sollte als das Licht. (23. September 2011)

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Kosmo

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Sogar der momentane Topartikel auf Spiegel Online behandelt das Thema. Sobald irgendwo die Rede von Überlichtgeschwindigkeit ist, reißen sich die ganzen Nicht- und Halbwissenden darum. :D

Bin gespannt, wie es bei diesem Fall weitergeht. Ob wir da weiterhin von hören (oder lesen) werden? Zunächst mal ja, denn Fermilab wird das Experiment zeitnah wiederholen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Bynaus

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Kosmo schrieb:
Sobald irgendwo die Rede von Überlichtgeschwindigkeit ist, reißen sich die ganzen Nicht- und Halbwissenden darum.

Ja, leider. Das Internet hat einigen Leuten die Einbildung vermittelt, sie könnten jetzt überall auf höchstem Niveau mitreden. Oder vielleicht hat es solchen Leuten einfach nur eine Plattform gegeben. Vermutlich beides.

Ob wir da weiterhin von hören (oder lesen) werden?

Das Problem ist halt, dass die unabhängige Reproduktion schwierig werden dürfte - das Gran Sasso gehört zur Weltspitze, und die Überprüfungen haben enorm viel Zeit in Anspruch genommen. Da müsste ein Team, das die Ergebnisse widerholen will, selbst auch durch...

CAP schrieb:
was würde das genau für die Physik bedeuten?

Ich denke, das ist schwierig zu sagen, weil es viele verschiedene Erklärungsansätze mit ganz unterschiedlichen Auswirkungen (und entsprechenden Experimenten, die sie bestehen müssten) gibt. Wenn (um nur zwei rein hypothetische Beispiele zu nennen), gewisse Neutrinos sich zwischendurch in Tachyonen verwandeln können, hat das ganz andere Auswirkungen als wenn die Konstante "c" und die Geschwindigkeit des Lichtes im Vakuum nicht identisch sind.
 

Runzelrübe

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Naja, das steht nicht im Einklang mit den Neutrinodetektionen bei der Supernova1987A. Da kamen die Neutrinos 3 Stunden vor dem Gammablitz, das legt eine maximale Geschwindigkeit von Neutrinos nahe, die deutlich unter dem liegt, was hier angeblich gemessen wurde. (maximal ~1m/s schneller als das Licht).

Diese Schlussfolgerung lässt leider eine wichtige ungeklärte Prämisse aus. Weitere Interpretation wären beispielsweise dann möglich, wenn der Zeitpunkt der gemessenen Neutrinoemission der SN nach der Gammaphotonenemission läge oder wenn Neutrinos nicht konstant schneller wären sondern sich entfernungsabhängig bremsen. Da wir aus Beobachtungen auf die Plausibilität von Theorien schließen müssen, können wir nicht mit einer bisher plausiblen Theorie einen Gegenbeweis gegen neue Beobachtungen führen. Man darf also in diesem Fall nicht zu vorschnell von einem "Gegenbeweis" sprechen.

Interessant scheint mir, dass dieser "Geschwindigkeitsüberschuss" (innerhalb seines Fehlers) gerade etwa der Orbitalgeschwindigkeit bei dieser Tiefe im irdischen Gravitationsfeld entspricht (7910 m/s).

Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang gern an einen Link (den ich leider nicht mehr finde), in dem man jede beliebige Zahl aus x Naturkonstanten zusammenbauen lassen konnte. ;)
 

Kosmo

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Das Problem ist halt, dass die unabhängige Reproduktion schwierig werden dürfte - das Gran Sasso gehört zur Weltspitze, und die Überprüfungen haben enorm viel Zeit in Anspruch genommen. Da müsste ein Team, das die Ergebnisse widerholen will, selbst auch durch...
Hi. Habe gerade noch mal editiert. Fermilab bereitet das Experiment bereits vor. Andere Experimente wurden dafür erst mal auf Eis gelegt.
 

UMa

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Hallo,

habe das Paper überflogen. Erstens könnte der Messefehler unterschätzt sein. Sie haben z.B. alle Fehler quadratisch addiert, was nur bei unkorrellieren Fehlern korrekt ist, meist aber die Fehler unterschätzt. Zweiten wäre zu überpüfen, falls sich der Effekt als real heraustellen sollte, ob die 60ns mit der Entfernung linear zunehmen, bevor von einer erhöhten Geschwindigkeit gesprochen werden kann. Vielleicht habe die Neutrinos ja auch durch irgendwas 60ns Startvorsprung?

Grüße UMa
 

Luzifix

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Oder das Licht wird durch eine Wechselwirkung mit dem Vakuum verlangsamt, die bei Neutrinos nicht auftritt. (Also das alte Lied von der mittleren Geschwindigkeit einer rotverschobenen Welle. Den Äther mal ausgeklammert.) Aber wieso hätte das gravierende Auswirkungen auf die Relativitätstheorie? Es ist doch minimal.
 

Gernot

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Ja, leider. Das Internet hat einigen Leuten die Einbildung vermittelt, sie könnten jetzt überall auf höchstem Niveau mitreden. Oder vielleicht hat es solchen Leuten einfach nur eine Plattform gegeben. Vermutlich beides.



Das Problem ist halt, dass die unabhängige Reproduktion schwierig werden dürfte - das Gran Sasso gehört zur Weltspitze, und die Überprüfungen haben enorm viel Zeit in Anspruch genommen. Da müsste ein Team, das die Ergebnisse widerholen will, selbst auch durch...



Ich denke, das ist schwierig zu sagen, weil es viele verschiedene Erklärungsansätze mit ganz unterschiedlichen Auswirkungen (und entsprechenden Experimenten, die sie bestehen müssten) gibt. Wenn (um nur zwei rein hypothetische Beispiele zu nennen), gewisse Neutrinos sich zwischendurch in Tachyonen verwandeln können, hat das ganz andere Auswirkungen als wenn die Konstante "c" und die Geschwindigkeit des Lichtes im Vakuum nicht identisch sind.

Vll. könnte man dadurch die überlichtschnelle Inflation am Anfang des Universums erklären
 

Maenander

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Naja, das steht nicht im Einklang mit den Neutrinodetektionen bei der Supernova1987A. Da kamen die Neutrinos 3 Stunden vor dem Gammablitz, das legt eine maximale Geschwindigkeit von Neutrinos nahe, die deutlich unter dem liegt, was hier angeblich gemessen wurde. (maximal ~1m/s schneller als das Licht).

Diesen Unterschied kann man übrigens dadruch erklären, dass Neutrinos die stellare Materie ungehindert durchdringen und dadurch einen "Startvorsprung" haben vor dem Licht.

Erstmal schauen, was dann wirklich veröffentlicht wird. Ohne Bestätigung durch weitere Experimente würde ich das Resultat allerdings nicht für voll nehmen.
Ups, beim nochmaligen Lesen habe ich einen Fehler entdeckt, und aus irgendeinem Grund kann man wohl keine Beiträge mehr editieren.

Es gab natürlich keinen Gamma-Blitz bei SN1987a, ich wollte schreiben "bevor das sichtbare Licht" ankam, hatte aber vorher gerade etwas über Gamma-Ray-Bursts und Neutrinos gelesen. Ich werd wohl langsam senil :)
 

Martin H.

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Mal nachgerechnet:

Die Neutrinos wären somit um 0,00999975% schneller als das Licht.
Bei diesen Größenordnungen ist ein Messfehler schon wahrscheinlich.

Was schneller als Licht fliegt, bewegt sich rückwärts auf der Zeitachse.
Daraus entstünden Paradoxons: Fände man in der Ferne des Alls einen Neutrinoreflektor,
so könnte man sich in die eigene Vergangenheit Informationen senden.

In diesem Falle ist die Überschreitung wohl noch zu gering,
da das Licht hier bereits 2,435 Millisekunden unterwegs ist,
kommt es bei dieser minimalen Überschreitung wohl noch nicht früher an,
als es los gesandt wurde, sondern nur unwesentlich früher, als erwartet.

Mal eine Frage an die Fachleute:
Wie viel mal schneller als Licht müsste theoretisch ein Signal sein,
dass es über eine beliebige Strecke gleichzeitig ankommt?
(Wäre es dann noch schneller, so käme es vor den Lossenden an)

Ich kenne diese Berechnungen nicht!
 
Zuletzt bearbeitet:

TomS

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Die Neutrinos wären somit um 0,00999975% schneller als das Licht.
Bei diesen Größenordnungen ist ein Messfehler schon wahrscheinlich.
Im Bereich der Hochenergiephysik werden wesentlich kleinene Effekte aus den Daten herauspräpariert. Wesentlich ist die Güte der Statistik, und wenn die >4 Sigma ist - und sich kein systematsicher Fehler in das Experiment bzw. dessen Auswertung eingeschlichen hat - dann ist das sozusagen eine "Entdeckung". Es ist ja nicht so, dass da jemand voreilig an die Öffentlichkeit geht, sondern dass die Forscher quasi um eine Bestätigung oder Widerlegung (auch im Rahmen einer Überprüfung ihrer Methodik oder einer unabhängigen Methodik) bitten. Alles völlig normal - nur eben nicht in der Presse.
 
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