VLT: Ein eigentlich unmöglicher Stern

astronews.com Redaktion

Registriertes Mitglied
Astronomen haben mit Hilfe des Very Large Telescope der ESO einen Stern identifiziert, den es nach den gängigen Theorien der Sternentstehung gar nicht geben dürfte. SDSS J102915+172927 besteht nahezu ausschließlich aus Wasserstoff und Helium und könnte zu den ältesten Stern zählen, die bislang entdeckt wurden. (1. September 2011)

Weiterlesen...
 

SCHWAR_A

Registriertes Mitglied
Ist es möglich, daß zwischen diesem Milchstraßen-Halo-Stern und uns Gas existiert, das die vermißten Linien-Wellenlängen einfach überstrahlt?
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
In diesem Fall wäre es schon sehr seltsam, dass sich das Gas exakt und ausschliesslich auf der Verbindungslinie Erde-Stern befindet (ansonsten müssten die benachbarten Sterne - unabhängig von ihrer Entferntung - ebendiesen Effekt zeigen). Das Gegenteil ist häufiger der Fall: eine metallreichere Gaswolke dazwischen kann zusätzlich Licht absorbieren, so dass man die Metallizität des Sterns überschätzt.
 

TomTom333

Registriertes Mitglied
mich wunder der folgende Punkt :

....Der Stern hat eine etwas geringere Masse als die Sonne und ist vermutlich mehr als 13 Milliarden Jahre alt. .....

Wie soll das den gehen?
Wenn ich das Richtig sehe wird unsere Sonne knapp 10 Mrd Jahre alt.
Kleine Sterne etwas älter. Wie soll er dann schon 13 Mrd Jahre auf dem Buckel haben?

Erstaunte Grüße
Tom
 

Alex74

Registriertes Mitglied
K-Zwerge können durchaus das doppelte bis dreifache Alter der Lebenszeit der Sonne erreichen.
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Jup. Das Alter, das ein Stern erreichen kann, skaliert mit M^-alpha, mit alpha = 2.5 - 3, das heisst, die kleinsten Sterne mit nur gerade 8% der Sonnenmasse werden zwischen 5000 und 20000 Milliarden Jahre lang brennen. Wenn dieser Stern massenarm genug ist, ist er immer noch blutjung... :)
 

CAP

Registriertes Mitglied
Wenn ich das richtig verstehe, hatte die Wolke aus der er vermutlich entstanden ist zu wenig Masse um selbst zu "zünden" richtig?
Was ist denn, wenn eine Supernova in der Nähe etwas nachgeholfen hat? Ich meine so etwas schon mal gelesen zu haben.

Vielleicht hatte dieser Stern auch mal einen Begleitstern, der im ihm jede Menge Gas abgezogen hat?!
 

CAP

Registriertes Mitglied
Jup. Das Alter, das ein Stern erreichen kann, skaliert mit M^-alpha, mit alpha = 2.5 - 3, das heisst, die kleinsten Sterne mit nur gerade 8% der Sonnenmasse werden zwischen 5000 und 20000 Milliarden Jahre lang brennen. Wenn dieser Stern massenarm genug ist, ist er immer noch blutjung... :)

Sorry Bynaus, aber meinst du echt 20000 Milliarden oder eher 20000 Millionen Jahre?!
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
@CAP: Ich meine Milliarden (einfach mal nachrechnen...). Diese Winzlinge brennen wirklich (fast) ewig. Unter anderem deshalb, weil sie im Gegensatz zur Sonne wirklich ihren gesamten Wasserstoff zu Helium verbrennen werden.

So wie ich das verstanden habe geht es darum, dass eine Wolke, die so klein ist, dass sie am Ende diesen Stern ergibt, bei diesem geringen Metallgehalt nicht unter seiner eigenen Gravitation kollabieren kann. Für Details müsste man allerdings schon das Paper selbst lesen.
 

Alex74

Registriertes Mitglied
Mein Verdacht ist, daß sich die Aussage "Um zu einem Stern kollabieren zu können muß eine Gaswolke so und so sein" auf einfachen Rechnungen beruht, die zwar in Spezialfällen sicher richtig sind, aber die Wirklichkeit nicht wiedergeben.

In der Theorie hat man ja kein Problem damit, daß aus einer reinen Wasserstoff- und Heliumwolke die gigantischen Population-III-Sterne entstehen können.
Diese Sterne werden ebensowenig einzeln entstanden sein wie es Sterne heute tun.
Und damit ist klar, daß sich in einem solchen Haufen Turbulenzen kleinerer Wolkenreste bilden können, deren Kollaps also gar nicht vollständig aus der eigenen Schwerkraft kommt sondern von den Dichteschwankungen dieser Turbulenzen angestoßen wird.
Die Brennzeit der PopIII-Sterne von zumindest einigen hunderttausend Jahren dürfte doch auch genug sein, damit ein solcher kleiner Stern (der aus so einem Haufen Riesensterne wohl auch sehr leicht herausgeschleudert werden kann) außer Reichweite ist wenn die PopIII-Dinger hochgehen und er somit auch nicht kontaminiert wird.
Und da solche kleineren Wolkenfetzen tendenziell eher weniger im Zentrum solcher Sternentstehungsgebiete sein dürften, sind zu anfangs schwerere Elemtente wie das a priori vorhandene Lithium hier auch weniger vorhanden, da dieses sich eher im Zentrum anreichern sollte.

Das ist jetzt keine eigene Theorie sondern gibt imho nur das wieder, was eigentlich Stand des Wissens ist. Wie man gesehen hat reicht die einfache Überlegung wie ein Planetensystem entsteht (und man es noch in den 90er Jahren dachte) auch nicht aus, obwohl sie prinzipiell weitgehend korrekt ist.

Gruß Alex
 

MGZ

Registriertes Mitglied
Und da solche kleineren Wolkenfetzen tendenziell eher weniger im Zentrum solcher Sternentstehungsgebiete sein dürften, sind zu anfangs schwerere Elemtente wie das a priori vorhandene Lithium hier auch weniger vorhanden, da dieses sich eher im Zentrum anreichern sollte.

Ich denke, darüber wird noch geforscht werden müssen. So einfach sinkt Lithium nicht zum Zentrum, wenn der Stern mehrere tausend Kelvin hat. Man weiß ja von anderen Sternen, wie die Dichteverteilung aussehen müsste.
Letztlich basiert alles, was wir aus der Zeit vor der Rekombination, einige 100.000 Jahre nach dem Urknall, wissen, auf Extrapolationen. Vielleicht sind da ja noch ein paar Dinge anders gelaufen als in unserem Urknallmodell.
 

Matthy

Registriertes Mitglied
Alle Jahre wieder...

Hallo MGZ,

sicher sollte man dies nicht ganz so ernst nehmen. Beim letzten "Methusalem Stern" hatte ich mir die Mühe gemacht und dann in den Fehlerbetrachtungen des Originalartikels doch sehr große Unsicherheiten gefunden, welche letztlich die angebliche Entstehung kurz nach dem Urknall wieder relativierten.

Es stellt sich die Frage, ob bzw. beim Vorliegen welcher Forschungsergebnisse dieses in Frage gestellt werden sollte.

Hat jemand sich die Mühe gemacht, mit welchen Fehlergrenzen laut Orginalveröffentlichungen man hier bei der Altersangeabe rechnen muss?

Matthy
 
Oben