Alessandro Morbidelli: Dynamical Evolution of Planetary Systems

Bynaus

Registriertes Mitglied
Ich habe heute auf arxiv.org einen ausgezeichneten, verständlich geschriebenen und umfassenden Text gefunden, der eine ganze Reihe von Themen, die auch hier im Forum immer wieder angesprochen wurden (und die ich immer wieder in unterschiedlichen Kontexten versucht habe zu erklären). Geschrieben hat ihn Alessandro Morbidelli, der "Vater" des Nizza-Modells der Bildung der Gasriesen des Sonnensystems, ihre Destabilisierung vor 3.9 Mrd Jahren und die Konsequenzen für das innere Sonnensystem. Ich kann den Text allen, die sich für die Entstehung des Planetensystems und die Exoplanetenforschung interessieren, nur wärmstens empfehlen. Druckt ihn aus (41 Seiten Text, englisch), schenkt euch ein Glas Wein ein, macht es euch bequem und lasst euch das Universum erklären. :)

Der Text ist ein Kapitel in einem künftig erscheinenden Buch. Morbidelli deckt eine ganze Reihe von hochinteressanten Themen ab:

- Entstehung von Gasriesen: Kern-Akkretion oder Kollaps?
- Migration Typ I und II, warum migrieren Planeten, etc.
- Beobachtete Verteilung von Exzentrizität und Entfernung zum Stern bei Exoplaneten, und was uns das über die dynamische Entwicklung von Planetensystemen sagt
- Das Nizza-Modell, Version 1.0 (2005) vs. Version 2.0 (2011), inklusive dem "Grand Tack Maneuver", also dem Eindringen Jupiters ins Innere Sonnensystem bis 1.5 AU, bevor er von Saturn abgeholt wird, was die Planetesimalscheibe innerhalb "rettet".
- Die Entstehung von terrestrischen Planeten, in Systemen wie unserem und solchen mit exzentrischen Gasriesen

Viel Spass beim Lesen!
http://arxiv.org/abs/1106.4114
 

Monod

Registriertes Mitglied
@ Bynaus:

den Wein habe ich schon mal bereit gestellt ...

Was mich verblüfft, ist das "Grand Tack Maneuver" aus Nice-2.0. Die Feinabstimmung muss so groß gewesen sein, dass es mir im Hinblick auf die Entstehung unserer Erde - und damit im Hinblick auf die Entstehung habitabler Planeten um geeignete Sterne insgesamt - schon fast schwindlig wird. Goldlöckchen lässt grüßen!

Monod
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Goldlöckchen lässt grüßen!

Das stimmt! Dieses Schwindelgefühl kenne ich allerdings auch: wenn man plötzlich realisiert, wie verdammt riesig gross - und leer! - das All sein muss, damit sowas wie wir auch nur den Hauch einer Chance hat, in einer Ecke zu existieren.... und man sich dann erinnert, dass das Universum eben auch tatsächlich verdammt riesig und leer ist.
Allerdings gilt auch, dass bei einer Partie Billiard die Chance, dass man gewinnt, nicht nur vom Eintreten eines ganz bestimmten Spielverlauf abhängt: es gibt viele Wege zum Sieg. Genauso gibt es vermutlich viele Wege, einen Planeten wie die Erde, bzw. eine Zivilisation zu bilden. Aber sehr typisch oder weitverbreitet ist es sicher nicht.
 
Oben