Ob das Universum erstmal ungekrümmt ist, lässt sich ohne weiteres auch nicht sagen. Finden wir keine großräumige Krümmung, könnte man auch davon ausgehen, dass das tatsächliche Universum (nicht nur jener Bereich in dessen Zentrum wir leben, dem sichtbaren Universum) gekrümmt ist, die Krümmung aber über derart gewaltige Entfernungen erscheint, dass selbst etwas so riesiges wie das sichtbare Universum flach erscheint (als Analogie die Erdoberfläche, die auf kurzen Entfernungen flach aussieht).
Man kann Bynaus' Aussage noch etwas vereinfachen, der Urknall war ein einzelner Punkt in der 4D-Raumzeit, und ein expandierendes Universum und ein unendliches Universum sind keine Gegensätze. Hier muss man sein "intuitives", der Alltagserfahrung entnommenes Verständnis herauslassen. Vielleicht würde dieses Missverständnis nicht auftreten, wenn man davon schreibt, dass Entfernungen im Universum sich ausdehnen. An manchen Stellen gar schneller als das Licht diese Strecke überwinden kann!
Ehsoft: Ja, es ist die "Urknalltheorie". Aber eine wissenschaftliche Theorie ist nicht die Art "Theorie", die man im Alltagsgebrauch der Sprache kennt. Letzteres würde vielleicht besser unter dem Begriff "Hypothese" zu finden sein. Lass mir dir gleich auch eine Illusion nehmen: die Frage ob das Universum unendlich in der Ausdehnung ist oder nicht, können wir nicht beantworten. Während unser Horizont tatsächlich stetig wächst durch Licht, das aus einer Region kommt, die vor einer Sekunde noch eine Lichtsekunde zu weit weg war, so wird es Bereiche geben, die auf immer verborgen sind, deren Licht uns nie mehr erreichen kann, da sie sich durch die Ausdehnuung schneller als das Licht von uns entfernen (während das Licht mit c die Entfernung überbrückt, wird die Entfernung mit einer "Geschwindigkeit" > c größer. Das hat übrigens nichts mit Überlichtgeschwindigkeit zu tun und verletzt auch die Invarianz von c nicht und auch nicht die Tatsache, dass sich nichts mit c (außer masselose Teilchen) oder > c bewegen kann).
Wenn die Stringtheorie-Landschaft richtig ist, und es mindestens 2^500 verschiedene, funktionierende physikalische Gesetzeskombinationen gibt, kann es durchaus sein, dass in weit entfernten Teilen des Universums, die wir nie sehen werden, andere gelten als bei uns (und unser Teil, das beobachtbare Universum ist zufällig eine der 2^500 Möglichkeiten, welcher Leben zulässt, das sich diese Frage stellen kann), die ebenfalls zulässig sind. Dann wäre es nicht möglich, eine Unterscheidung zu treffen ob es einfach ein anderer Teil unseres Universums ist, oder ein Paralleluniversum im Multiversum (oder ob diese Unterscheidung sinnvoll ist). Weiterhelfen tut uns das jedoch nirgends.
Solche Fragen sind halt ähnlich wie "Was ist Energie" oder "Was ist Ladung" oder "Was ist Masse". Es gibt eine physikalische Definition mit der wir arbeiten können. "Das Ding an sich" zu erkennen ist uns nicht gegeben.
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