TomTom333 schrieb:
Genau! Das sag ich ja die GANZE Zeit!!!
Ja, aber bis jetzt gab es keinen guten, plausiblen Grund, warum man das überhaupt behaupten sollte, und das sage ICH dir schon die ganze Zeit. Wenn es keinen guten Grund gibt, warum solltest du das also "sagen", bzw. behaupten? Bist du ein Prophet? Hast du einen besonderen Draht zur ewigen Quelle der absoluten Wahrheit? Nein, natürlich nicht. Du behauptest es, ich sage mal, aus einem Bauchgefühl heraus. Das ist dein gutes Recht. Aber dieses Bauchgefühl dann im Nachhinein als "Wahrheit" hinzustellen, die du schon die ganze Zeit verkündet hast, und die es (offenbar) gegen alle fachlichen Argumente und Einwände (die stets gemeint sind im Sinne von: Mahnungen zur Vorsicht und gegen vorschnelle Schlüsse) meinerseits zu verteidigen gilt, ist ein bisschen des Guten zuviel, findest du nicht?
Es wäre ja was anders gewesen, wenn du von Anfang an gesagt hättest, dass du denkst, dass auf sehr engen Bahnen erdgrosse Planeten sehr viel schneller entstehen könnten. Dann müsste ich dir jetzt, aufgrund von Hansons Simulationen, recht geben. Aber du hattest nichts dergleichen behauptet. Du hattest einfach behauptet, es müsse viele interstellare Erden geben, ohne Begründung, wie die denn dorthin kommen, wenn sie sich doch erst viel später bilden, oder warum sie sich viel früher bilden sollen, wenn die Erde sich doch so spät gebildet hat. Hansen liefert uns jetzt einen konkreten, soliden Grund, warum man das denken könnte. Von dir kam nur Bauchgefühl, und das reicht mir als Begründung für eine derart weitreichende Behauptung eben nicht.
Wenn - WENN - erdgrosse Felsplaneten ganz eng um Sterne mit supermassiven Scheiben
häufig genug entstehen, könnte - KÖNNTE - dies das zu erwartende Defizit aus der langen Bildungszeit solcher Planeten aus grösseren Entfernungen kompensieren. Ebenso könnte - KÖNNTE - es sein, dass massearme, unfertige Gasriesenkerne von jenseits der Eislinie ebenfalls zu dieser Population interstellarer Erden beitragen. Wir wissen aber
im Detail zu wenig (etwa, wie häufig die verschiedenen Prozesse tatsächlich sind), um das heute bereits mit Sicherheit sagen zu können. Alles, was wir jetzt sagen können, ist, dass es zumindest um gewisse Sterne zumindest einen denkbaren Prozess gibt, der solche Welten schnell genug produziert.
PS: Es geht mir hier nicht ums Rechthaben oder Falschliegen. Es geht mir ums rationale Argumentieren: man soll nur behaupten, was man auch belegen kann. Weltbilder müssen auf Beobachtungen und rationale Schlussfolgerungen daraus gestützt sein, nicht auf einem Bauchgefühl. Unser Weltbild ist damit zwangsläufig unfertig, aber immerhin ist es belastbar. Allerdings darf man sich nicht einmal vom Eindruck von Belastbarkeit täuschen lassen. Was belastbar ist, zeigt sich erst im Nachhinein. Entsprechend müssen alle Weltbilder in letzter Konsequenz provisorisch, alle generalisierten Vorstellungen Baustellen bleiben: Entsprechend vorsichtig sollte man argumentieren.