@ TomTom333:
Bevor sie sich Exponentiell ausbreiten, werden die wohl mal in den Raum rufen : " Hallo, ist da wer?"
Ja gut, aber wenn die Lichtlaufzeit einige Hundert Jahre dauert, wird man vielleicht nicht so lange warten wollen, bis eventuell eine Antwort eintrifft. Die erst danach abgeschickte Sonde benötigt noch mehr Zeit, um in das Zielsystem zu gelangen. Falls eine Funkbrücke zum Heimatsystem aufrechterhalten wird, vergehen wieder einige Hundert Jahre, bis erste Resultate dort eintreffen. Der Kontakt - wenn er denn überhaupt zustande kommt - beläuft sich auf eine Austauschfrequenz, die sich günstigenfalls nach Jahrtausenden bemisst, ungünstigenfalls nach Jahrzehntausenden. Es ist zwar nicht von vornherein auszuschließen, dass Zivilisationen so lange stabil existieren, aber verglichen mit der Dynamik unserer Zivilisation doch sehr unwahrscheinlich.
Eher ist anzunehmen, dass abgeschickte Sonden so autark sind, dass sie die Kontaktierung autonom vor Ort vornehmen und selbst entscheiden können, was mit den gesammelten Daten geschieht - entweder Funkübertragung in die Heimat oder Speicherung und Konservierung (u.a. unter Hinterlegung einer Sicherungskopie an einem geeigneten Ort im Zielsystem) mit nachfolgender Weiterreise in weitere Zielsysteme. Das wiederum lässt an Von-Neumann-Sonden denken, die in der Lage sind, sich selbst zu warten und zu reproduzieren. Sollten solche Sonden möglich sein, ergibt sich das Problem der Replikatorkatastrophe, also die ungebremste Vermehrung solcher Sonden bis zur Erschöpfung der erreichbaren Ressourcen im Zielsystem.
Der Einwand, hier könnten Sicherungssysteme abhelfen, berücksichtigt nicht den Umstand, dass diese entweder defekt oder willentlich außer Kraft gesetzt werden können. Sobald bei einer Sonde die "Sicherung durchbrennt", würde die exponentielle Vermehrung einsetzen, die die Galaxis überschwemmt. Aus dem Fehlen solcher sich selbst replizierenden Sonden im Sonnensystem lässt sich u.a. entweder ableiten, dass es solche Sonden nicht gibt (weil sie nicht möglich sind), oder dass die Zeit der ersten Aussendung solcher Sonden noch nicht weit genug zurückliegt (weil die Zivilisationen, die so etwas machen würden, erst vor kurzem entstanden sind), oder dass es keine Zivilisationen gibt, die solche Sonden aussenden könnten.
Alternativen zu solchen Sonden sind bemannte Raumfahrt und Funkkontakt. Bemannte Raumfahrt wird wahrscheinlich an der zu langen Reisezeit scheitern. Da mit zunehmender Reisegeschwindigkeit die Strahlungsbelastung zunimmt (und darüber hinaus der Treibstoffverbrauch), wird man sich auf moderate Geschwindigkeiten einpegeln, die irgendwo bei 1 Prozent Lichtgeschwindigkeit liegen. Das bedeutet natürlich eine Reisedauer, die sich auf Hunderttausende bis Millionen Jahre bemisst, bevor man das Zielsystem erreicht.
Da ein Raumschiff nicht beliebig groß sein kann, ergeben sich entsprechend enge Größen für die Population der Reisenden. Bei einem Generationenschiff erfordert das eine rigorose Geburtenkontrolle über Tausende Generationen hinweg. Über diese riesigen Zeiträume hinweg müssen die lebenserhaltenden Systeme pannenfrei funktionieren, und damit nicht destruktive Tendenzen aufkommen, bedarf es geeigneter Zerstreuungen. All das erfordert ein Regime, welches unbedingten Gehorsam verlangt, um die Mission nicht scheitern zu lassen. All das erinnert eher an eine Art Priesterschaft, die den engen Kreis der Macht bildet, um den Rest der Gefolgschaft an sich zu binden.
Fraglich ist dann, was diese anreisende Mini-Despotie in einem Zielsystem anstellt. Nach so langer Zeit der Isolation (und wahrscheinlich auch Degeneration) wäre es denkbar, dass sie einfach weiterfliegen, weil sie sich ohnehin bereits auf Dauer in ihrem Mikrokosmos eingenischt haben.
Auf der anderen Seite ist der Funkkontakt, wie oben geschildert, ebenfalls eine langwierige Angelegenheit, die nur dann funktioniert, wenn man zufällig auf ein Signal stößt und danach ständig eine Funkbrücke aufrecht erhält. Insgesamt gebe ich SETI oder gar CETI nur sehr wenig Chancen, jemals Erfolg zu haben. Das Fermi-Paradox lässt sich am einfachsten lösen, wenn man unterstellt, dass wir die ersten und möglicherweise die einzigen sind, die eine Hochtechnologie-Zivilisation errichtet haben.
Monod
Das Universum trug weder das Leben, noch trug die Biosphäre den Menschen in sich. Wenn er diese Botschaft in ihrer vollen Bedeutung aufnimmt, dann muss der Mensch endlich aus seinem tausendjährigen Traum erwachen und seine totale Verlassenheit, seine radikale Fremdheit erkennen. Nicht nur sein Los, auch seine Pflicht steht nirgendwo geschrieben. Es ist an ihm, zwischen dem Reich und der Finsternis zu wählen.
Jacques Monod - Zufall und Notwendigkeit
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