ralfkannenberg
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Hallo Frank,Diese deine Aussage ist schon hart an der Grenze zur Verschwörungstheorie
jetzt vermischst Du aber zwei meiner Aussagen: die fehlende systematische Vorgehensweise werfe ich der IAU nur bei den Zwergplaneten vor, wobei es sicherlich nicht einfach ist, aus rund 100 Kandidaten, die alle das Zwergplaneten-Kriterium erfüllen, welche auszuwählen.
Was die Planetendefinition anbelangt, so teile ich sogar die Sorge der IAU, unser Planetensystem könnte inflationär mit KBO's aufgebläht werden, was der allein schon kulturellen Bedeutung der Planeten in keinster Weise gerecht wird, zumal die "Feststellung", dass der Pluto irgendwie kein richtiger Planet ist, ja schon seit Beginn der 1930'iger Jahre bekannt ist. Möglich, dass der enorme auch finanzielle Einsatz vom renommierten Percival Lowell (der mit seiner Ansicht über die Marskanäle allerdings keine glückliche Hand bewies) ein weiteres dazu beitrug, dass die Neuentdeckung gleich als Planet eingestuft wurde, um den enormen Aufwand rechtfertigen zu können.
Wobei diese von Lowell initiierte systematische Himmeldurchmusterung wohl wegweisend war und auch zahlreiche andere Entdeckungen hervorgebracht hat; dies war die eigentliche wissenschaftliche Leistung Lowell's.
Kurz und gut: nachdem man aufgrund der Bahnstörungen des Uranus erfolgreich den Planeten Neptun gefunden hat, glaubte man nun, erneut erfolgreich einen Planeten finden zu können, und als der sich als ein bisschen kleiner als Neptun erwies, wollte man ihm trotzdem den Planetenstatus nicht aberkennen. Ich denke, das ist also durchaus nachvollziehbar.
Und im Laufe der Zeit hat sich das halt eingebürgert, dass der Pluto auch ein Planet ist.
Als dann im Jahre 2002 mit dem Quaoar ein Planetoid entdeckt wurde, der grösser - und das war ja der springende Punkt - grösser als der grösste bis anhin bekannte Planetoid Ceres war, und dann innert kurzer Zeit weitere vergleichbare Entdeckungen gelangen, war natürlich die Sorge - eigentlich Hoffnung - sehr begründet, dass man da auch Planetoiden in Plutogrösse finden würde. Auch ich würde sagen, dass es eher überraschend war, dass man mit der Eris nur einen plutogrossen Planetoiden gefunden hat, wobei sich jenseits der 100 AE-Grenze auch weitere aufhalten könnten, die sich bislang einer Entdeckung entzogen haben.
Was ich sagen will: betreffend Planeten hat die IAU meines Erachtens zu früh reagiert und eine allgemein anerkannte und pragmatische Planetendefinition durch eine systematische Planetendefinition ersetzt.
Unanbhängig von Pluto und Eris möchte ich aber der IAU in diesem Zusammenhang zugute halten, dass die zahlreichen Entdeckungen von Exoplaneten in der Zwischenzeit ebenfalls wünschenswert erscheinen lassen, systematisch und eben nicht nur pragmatisch festzulegen, was denn ein Planet sein soll. Und ja - wenn da alle diese Neuentdeckten Planetensysteme noch irgendwelche Ausnahme-Planeten enthalten sollen, so ist das wirklich der falsche Ansatz, da ist es besser, Pluto und Eris in die allgemeinere Zwergplaneten-Kategorie einzustufen.
Jein: meines Wissens ist hier nicht Charon das Problem, denn die Planetendefinition schliesst nicht das Vorhandensein von Doppelplaneten aus, das Problem sind all die anderen KBO's, die eben auch dort sind. Allein schon Plutinos, also solche mit einer 2:3-Resonanz zum Neptun, sind zahlreiche bekannt und mit Orcus ist da sogar einer der >~1000 km-Klasse dabei. Es hat sich also im Laufe der Zeit dort ebenso wie im Planetoiden-Hauptgürtel kein grosser Planet aus den Protoplaneten bilden können.Punkt c trifft für den Doppelplaneten Pluto/Charon halt nicht zu!
Freundliche Grüsse, Ralf
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