Hi Jonas
Diese Vorwarnzeit ist aber elend kurz, nämlich gerade mal rund 24 Stunden.
das reicht, um Kernkraftwerke kontrolliert abzuschalten, alle Flugzeuge weltweit sicher auf den Boden zu bringen, Züge in den nächsten Bahnhof zu fahren, Schiffe darüber zu verständigen, daß demnächst die GPS gestützten Geräte nutzlos werden und der Funkverkehr in absehbarer Zeit zusammenbricht.
Es reicht auch, potentiell gefährliche Versuche in Forschungslabors einzustellen, alle Katastrophenschutzeinrichtungen zu alarmieren, Freiwillige Helfer und hauptamtliches Personal in die Sammelstellen zu rufen, Soldaten, Reservisten (gibt es die noch?) in die Kasernen zu rufen, sämtliche Notstromaggregate sowie Batterien/Akkus zu überprüfen, das Auto nochmal vollzutanken und Lebensmittel und Getränke sowie ein paar Kerzen für 3 Tage einzukaufen.
Dezentrale Stromversorgungen dürften da die Nase vorn haben. Wenn keine großen Längen in den Kabelnetzen vorhanden sind, ist die Geschichte mit der Induktion nicht so tragisch. Die können eventuell weiterarbeiten. Ich denke da an die kleinen Kraftwerke "im Keller", Solarstromanlagen auf Dächern...
Selbst wenn die Elektrizitätswirtschaft eine solche Notabschaltung des Netzes als Option in den Reaktionsplänen vorhält, so ist der Rest der Bevölkerung nicht darauf vorbereitet.
Da hast Du völlig recht. Leider macht sich der Großteil der Bevölkerung Null Gedanken über Notfälle.
Ein Beispiel: Vor ein paar Wochen gab es bei uns im Kreis starke Regenfälle. Alle Bäche/Flüsse traten über die Ufer. Ganze Ortschaften standen 2 oder 3 Tage bis zu 1 Meter unter Wasser. Strom, Gas und Wasserversorgung wurden vorsorglich abgeschaltet.
Eine junge Mutter hat einen Reporter herzergreifend verzweifelt (und dämlich) um Hilfe angefleht. Jeder, der nen Campingkocher im Keller hat, soll den zu ihr bringen, damit sie die Milch für ihr Kleinkind aufwärmen kann.
Meine Güte, kein Kind stirbt, wenn es mal kalte Milch oder Hipp-Breile essen muß. Und wenn die dumme Nuß 3 Teelichter auf ein Kuchenblech gestellt hätte, 3 Tassen umgedreht daneben als Auflagefläche für nen Kochtopf, dann hätte sie die Milch innerhalb von 20 Minuten warm gehabt. So ein Teelicht brennt mehr als 2 Stunden, für n Appel und ein Ei gibts die im Hunderterpack in jedem Supermarkt. Sowas muß man einfach zu Hause haben. Oder nen Spirituskocher. Und für die Versorgung mit Trinkwasser läßt man die Badewanne volllaufen, sobald die erste Meldung kommt, daß es örtlich Überschwemmungen gibt. Das sind dann 100 Liter frisches, sauberes Wasser...
Hirn einschalten und den Schädel net blos als Ständer für hippe Frisuren benutzen...
Ich hab vor ein paar Jahren 10 Tage eingeschneit und nach Lawienenabgang abgeschnitten von Strom und jeder Hilfe im Gebirge verbracht. Kerzen waren die einzige Möglichkeit, etwas Wasser für ne Suppe warm zu machen. War umständlich, ging aber problemlos und ohne Gesundheitsschäden. Ich hab knapp 50 Teelichter in den 10 Tagen verbraucht und war 3 kg leichter.
Denn die Notstromversorgungen der Krankenhäuser sind nicht dafür dimensioniert einen ganz normalen Betrieb fortzusetzen, sondern eben nur noch die absolut notwendigsten Maschinen weiter zu betreiben. Ob z.B ein Dialysezentrum alle ihre Geräte weiter mit Strom versorgen kann, ist daher zweifelhaft.
Solche Einrichtungen stehen ganz oben auf der Prioritätenliste für Notversorgung. THW und auch die Energieerzeuger haben kompakte Notstromaggregate, die in einem solchen Fall eingesetzt werden. Und man muß ja auch nicht den ganz normalen Betrieb aufrechterhalten. Du glaubst ja garnicht, wie viel Stromverbraucher auch in einem Krankenhaus ausgeschaltet werden können.
Alles, was nicht lebensgefährlich ist, wird mit einfachen Mitteln versorgt und heimgeschickt. Nur Notfallpatienten bleiben dort, werden auf wenige Stationen konzentriert und gut ist...
Vor ein paar Jahren gab es (in NRW?) im Winter einen mehrwöchigen Stromausfall. Da waren die Überlandleitungen so dick zugefrohren, daß unter dem Gewicht vom Eis ganze Masten umgeknickt sind. Es hat mehrere Wochen gedauert, bis alle wieder Strom hatten. Tote gab es deswegen meines Wissens keine...
Wenn das Telefonnetz ausfällt und Du froh bist, daß nun kein Handy mehr klingelt, dann klingelt aber auch kein Telefon in den Notrufzentralen mehr. Polizei, Rettungsdienste und Feuerwehr können einpacken und schlafen gehen. Niemand kann sie mehr erreichen.
Bei einem Brand kann man zu Fuß, auf´m Gaul, mit dem Fahrrad, Moped, Auto zur Feuerwehr fahren und Meldung machen. Dito für Polizei und Rettungsdienst.
Das dauert natürlich länger als per Telefon, ist aber prinzipiell machbar...
Sicherheitseinrichtungen werden ebenfalls funktionslos: Alarmanlagen, elektronisch gesicherte Zugangstüren (hinter denen nun Menschen eingeschlossen sein können), Überwachungsanlagen in den JVA's, alles ist aus. Ein goldener Tag für Einbrecher und Ausbrecher ist angebrochen
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Richtig. Aber wenn man weiß, daß demnächst der Strom abgeschaltet wird, sollte man nicht Aufzug fahren, oder sich hinter solche elektronisch gesicherten Türen begeben. Ein gutes, altes Bügelschloß kann man mit einem Akkubohrer an fast jede Ladentüre machen. Gefängnistore kann man auch mechanisch sichern (Fahrradkettenschloß). Teure Auslagen in den Schaufenstern können entweder vom Ladenbesitzer ausgeräumt und in den Tresor gelegt werden, oder man macht das eiserne Rollgitter runter. Auch hier gilt: Hirn einschalten...
Das präventive Abschalten der Elektrizität während eines Sonnensturms, der ein paar Tage anhalten kann, ist vielleicht vordergründig die einfachste Lösung, aber wahrlich nicht die beste.
Ich weiß nicht, wie lange der bislang längste Sonnensturm gedauert hat, aber 3 Tage sind mit gutem Willen durchaus ohne "weltumspannendes" Stromnetz für Privathaushalte zu überbrücken.
Ich bin nicht begeistert über all die Neuerungen, die uns mit kurzer Zeitverzögerung aus Amerika erreichen. Aber deren Philosophie, daß jeder Bürger im Katastrophenfall 3 Tage selbst für sich sorgen muß, ehe er mit Hilfe aus anderen Landesteilen rechnen kann, die sollten wir uns auch zu Herzen nehmen.
Na ja, ich seh das eventuell zu locker, weil ich privat vorgesorgt hab. Ich komm auch problemlos ne Woche ohne Strom vom Netz aus. Hab nen gut gefüllten Vorratsschrank. Natürlich würde ich das Surfen im Internet und Fernsehgucken vermissen. Aber dafür hätte ich nen traumhaft dunklen Nachthimmel für mein Fernrohr auf´m Balkon.
Zappenduster schauts dagegen für die Wirtschaft aus. Die müssen ihre Leute heim schicken, und es wird Schäden in Milliardenhöhe geben. Hat uns der Ausbruch vom Ejafjallajökul ja hübsch demonstriert. Da mußten "nur" die Flugzeuge am Boden bleiben. Bei einem weltumspannenden Stromausfall schauts noch viel dramatischer aus...
Grüße
Sissy