Zeitbetrachtung nach dem Urknall

ratatosk

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Hallo,
ist die Dehnung der Raumzeit in der Nähe schwarzer Löcher bzw. hoher Energiedichten und der damit verbundene langsamere Ablauf der Zeit auch übertragbar auf den Urknall ?

Neulich las ich, daß man sich von "heute" aus betrachtet die Zeiten entsprechend gedehnt vorstellen muss.

Wie lang waren denn nun die ersten drei Minuten ?
 

MGZ

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Das ist schwer zu definieren...
Offenbar ist die Frage: Welche Zeitdilatation erfährt ein Beobachter, der im Urknallplasma schwimmt, im Vergleich zu einem Beobachter, der im Vakuum sitzt.

Keine Ahnung :(. Wahrscheinlich existiert keine Zetdilatation, wenn sich Gravitationsfelder gegenseitig aufheben. Aber die ART ist nichtlinear, ich würde nicht meinen Hut drauf verwetten.
 
9

973

Gast
Vielleicht hilft zur Antwort die Gegenfrage: was wann von wem aus betrachtet, und wie unterscheidet sich das prinzipiell von der Situation heute ?
 

mac

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Hallo 973,

ich versuche mich jetzt seit einigen Stunden Arbeitszeit an einer laienverständlichen Antwort für ratatosk. Die Informationen die ich bisher dazu gefunden habe helfen zwar, aber ich ‚hänge‘ zurzeit an einem Widerspruch, den ich mit meinem Kenntnisstand nicht auflösen kann.

Rechne ich mit 1 Proton pro m^3 heute, auf die Angabe (10 cm Durchmesser) aus Wiki http://de.wikipedia.org/wiki/Urknall#Inflation.C3.A4res_Universum und der Angabe von Andreas Müller:
Kleines Missverhältnis, große Wirkung!

Doch lagen am Ende der Zerfälle Materie und Antimaterie nicht in gleichen Mengen vor. Es gab eine geringe Materie-Antimaterie-Asymmetrie: Auf jedes Antiteilchen kamen ein plus ein Milliardstel Teilchen.
http://www.wissenschaft-online.de/astrowissen/lexdt_b.html#baryo um, lande ich bei einer Dichte von: 3,21E67 kg/m^3 (comoving radial distance mit 2,16E26 m angenommen)

Wenn ich aber der Angabe:
Wiki schrieb:
Aus sehr elementaren Überlegungen folgt, dass zu diesem Zeitpunkt die Dichte etwa 10^94 g/cm3 und die Temperatur etwa 10^32 K betragen haben muss.
http://de.wikipedia.org/wiki/Urknall#Planck-.C3.84ra_und_Beginn_der_GUT-.C3.84ra

Und dieser Angabe:
Wiki schrieb:
der so genannten Inflation, wobei zwischen den Zeitpunkten 10^−35 s und 10^−33 s eine Ausdehnung um einen Faktor von etwa 10^50 stattfand
http://de.wikipedia.org/wiki/Urknall#Inflation.C3.A4res_Universum folge, also in der Inflationsära und vorher mit einem ‚Verdünnungsfaktor‘ von mindestens 1E150 rechnen muß, habe ich im Moment keine Ahnung, wie man diese beiden Angaben zueinander in Beziehung stellen muß.

Zumindest ein Teil der Antwort wird in der Temperatur stecken, aber wenn ich keine Masse für ein Teilchen habe, dann weiß ich nicht, was ich mit der Temperaturangabe anfangen kann.

Vielleicht kannst Du, oder jeder Andere der was davon versteht, mir hier weiter helfen?

Herzliche Grüße

MAC
 

Bernhard

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Neulich las ich, daß man sich von "heute" aus betrachtet die Zeiten entsprechend gedehnt vorstellen muss.
Hallo ratatosk,

wo genau hast du das gelesen?

Wie lang waren denn nun die ersten drei Minuten ?
für eine sehr allgemeine Klasse von kosmologischen Modellen, zu der auch das aktuell Favorisierte gehört, gibt es so etwas wie eine kosmologische Zeit. Diese Zeit mißt jeder Beobachter, der an der Expansion ohne äußere Kräfte teilnimmt. Gemäß der Zeit, die wir also auf der Erde messen waren die ersten drei Minuten also sehr genau drei Erdminuten lang. Die galaktische Bewegung der Erde innerhalb der Galaxis mit 200 km/s kann man dabei getrost vernachlässigen. Alles also ganz einfach und ohne Krümmungseffekte.

Erst bei Entfernungsmessungen muss man etwas genauer hinsehen, aber auch dort beginnt man mit Lichtlaufzeiten und auch dort gilt: t_Kosmos = t_Heute - Lichtlaufzeit. Wenn also ein Lichtsignal 1 Milliarde Jahre zur Erde unterwegs war, wurde das Lichtsignal bei einem Alter des Universums von ca. 12,67 Mrd. Jahren ausgesendet.

Interessant ist in diesem Zusammenhang immer wieder N. Wrights Seite:
http://www.astro.ucla.edu/~wright/CosmoCalc.html
Gruß
 

Bernhard

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Vielleicht kannst Du, oder jeder Andere der was davon versteht, mir hier weiter helfen?
Hallo mac,

überlege dir einfach nochmal genau, was du eigentlich ausrechnen willst. Manchmal liegt der Grund für Widersprüche ja auch in einer ungenau formulierten Frage.

Ratatosks Frage nach der Länge der ersten drei kosmologischen Minuten habe ich so gut ich konnte beantwortet. Man muss dabei um keine "Ecken denken" und kann als Zeitskala einfach unsere von der Erde her bekannte Zeitskala verwenden :).

Bei Rechnungen zur kosmologischen Inflation wäre ich mit Angaben aus der Wikipedia eher vorsichtig. Im Zweifelsfall also lieber das Astrolexikon von A. Müller hernehmen und wenn dann noch Fragen offen bleiben, kann man A. Müller auch direkt per eMail kontaktieren. Auf (klar formulierte) Fragen antwortet der sehr unkompliziert und freundlich :) . Ich persönlich kann aus deinem Beitrag noch keine eindeutige Frage entnehmen.
Viele Grüße
 

mac

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Hallo Bernhard,


erst mal danke für Deine Antwort!

überlege dir einfach nochmal genau, was du eigentlich ausrechnen willst.
Die Massen-/Energiedichte zu verschiedenen Zeiten.

Manchmal liegt der Grund für Widersprüche ja auch in einer ungenau formulierten Frage.
ich hatte sie gar nicht ausformuliert, weil sie mir offensichtlich schien.

Wenn ich 1E94 g/cm^3 auf 1/1E150 'verdünne', lande ich bei einer Dichte von
1E-106 g/cm^3, würde aber wenigstens 1E67 kg/m^3 erwarten. Was habe ich übersehen?


Bei Rechnungen zur kosmologischen Inflation wäre ich mit Angaben aus der Wikipedia eher vorsichtig.
die hier auch von mir gesehenen Unterschiede spielen alle in einer völlig anderen Liga, darum wollte ich mich erst kümmern wenn ich die gut 160 Größenordnungen Differenz klar habe.



Ratatosks Frage nach der Länge der ersten drei kosmologischen Minuten habe ich so gut ich konnte beantwortet. Man muss dabei um keine "Ecken denken" und kann als Zeitskala einfach unsere von der Erde her bekannte Zeitskala verwenden :).
ich bin neugierig, und wollte es nachvollziehen können.



Im Zweifelsfall also lieber das Astrolexikon von A. Müller hernehmen und wenn dann noch Fragen offen bleiben, kann man A. Müller auch direkt per eMail kontaktieren. Auf (klar formulierte) Fragen antwortet der sehr unkompliziert und freundlich :) .
diese Erfahrung habe ich auch. :)

Herzliche Grüße

MAC
 

Bernhard

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Wenn ich 1E94 g/cm^3 auf 1/1E150 'verdünne', lande ich bei einer Dichte von
1E-106 g/cm^3, würde aber wenigstens 1E67 kg/m^3 erwarten. Was habe ich übersehen?
Hi mac,

ich addiere erst mal die Exponenten zu 94 - 150 = -56. Trotzdem ist da noch ein größerer Wurm zwischen -56 und 64 (1e67 kg/m^3 = 1e64 g/cm^3) drin. Mir kommt der Faktor 1e150 komisch vor. Laut Wikipedia ist der Faktor der Inflation eher 1e30 bis 1e50. Bezogen auf das Volumen (!) käme das in etwa wieder hin mit den 1e64 g/cm^3.
Gruß
 
Zuletzt bearbeitet:

mac

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Hallo Bernhard,

ich kann aus den einschlägigen Texten nicht entnehmen, daß hier von einer Volumenvergrößerung die Rede ist. Ausdehnung ist für mich Länge. z bezieht sich ja auch nicht auf das Volumen sondern die lineare Ausdehnung.

eine Ausdehnung um einen Faktor von etwa 10^50 stattfand.
Der Bereich, der dem heute beobachtbaren Universum entspricht, hätte dabei der Theorie zufolge von einem Durchmesser, der den eines Protons weit unterschreitet, auf etwa 10 cm expandieren müssen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Urknall#Inflation.C3.A4res_Universum



In dieser Zeit soll sich das Universum um einen Faktor zwischen 10^30 und 10^50 ausgedehnt haben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Inflation_(Kosmologie)



Lindes Inflationsmodell liefert einen Expansionsfaktor von A = exp(100) ~ 10^50!
http://www.wissenschaft-online.de/astrowissen/lexdt_i.html#infl

Herzliche Grüße

MAC
 

Ich

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mit einem ‚Verdünnungsfaktor‘ von mindestens 1E150 rechnen muß, habe ich im Moment keine Ahnung, wie man diese beiden Angaben zueinander in Beziehung stellen muß.
1) Die Angaben sind sowieso alle Käse. Die entsprechende Physik nicht verstanden, auch nicht von denen, die Zahlen ins Spiel bringen.
2) In der deutschen Wikipedia fehlt ein wichtiger Faktor: "Reheating". Der Prozess ist auch nicht verstanden, deshalb gebe ich hier keine Zahlen. Aber zum Inflationsmodell gehört, dass die Materie am Ende der Inflation entstanden ist, sozusagen aus dem Zerfall des entsprechenden "Inflaton" Feldes. Alles was vorher war, wurde durch die Inflation ausradiert (>>10^-150, wie du schon sagst).
 

Ich

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also betrug die Dichte des Universums nach der Inflationsphase rund 1e-56 g/cm^3?
Nö, nur die Dichte des Zeugs, das vorher da war (auch dann eher <<10^-56 als 10^56).
Das Zeug, das es heute gibt, ist da erst "ausgefallen", als das Feld den Geist aufgab. Mit einer Dichte>> viel.
 

mac

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Hallo Ich,

danke für Deine Antwort! Na, wenigstens bin ich nicht über was ganz und gar triviales gestolpert, wie ich schon fürchtete.

Ist denn meine Rückwärtsrechnung auf die 1E67 kg/m^3 wenigstens einigermaßen zulässig? (die Symmetrieverletzung habe ich mit 1/1E10 angenommen, wie es bei Andreas Müller zu finden ist, also 1E10 mal mehr Masse, als es noch Antimaterie gab) Ich glaube zwar daß es da noch einige Größenordnungen zusätzlich Energie geben wird, habe aber keine Ahnung wie ich die ermitteln könnte.

Was mich bei dieser Rechnung etwas überrascht hatte, war der größere 'Abstand' zur kritischen Dichte für ein SL in der Vergangenheit als es heute der Fall ist. Irgendwie hatte ich das so nicht vermutet.

Herzliche Grüße

MAC
 

Ich

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Ist denn meine Rückwärtsrechnung auf die 1E67 kg/m^3 wenigstens einigermaßen zulässig?
Ja, aber: Die 10 cm hat sich irgendwer aus den Fingern gesaugt, und die 10^9 auch. Abgesehen davon: 1e67 ist gut, weil viel. 1e96 ist auch gut, weil ungefähr die "größte anzunehmende Dichte". Irgendwo dazwischen wird's wohl sein, wenn man das "Ende der Inflation" auf ein paar Prozent genau ermitteln kann.
Moral:
Billionen, Quintillionen etc.: Wir wissen es nicht.
Die Beobachtungen deuten auf VIEL, und den Rest sollte man auf sich zukommen lassen.
 

mac

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Hallo Ich,

vielen Dank für Deine Zeit. Auch wenn's vielleicht nicht so aussieht, aber diese ganze Recherche und mein Überlegen, wie ich an diese Frage von ratatosk heran gehen könnte, hat mir mehr gebracht, als nur ein paar Irreführungen durch diverse Quellen.

Daß man in der Zeit 1E-34 s nach dem Beginn und erst recht noch davor nur 'spekulieren' kann, war mir zwar klar, aber daß es da doch derart große 'Freiheiten' gibt, bisher noch nicht.

Gut zu wissen :D

Herzliche Grüße

MAC
 

mac

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Hallo ratatosk,

ich bin mit dem Thema nicht professionell vertraut, lerne nur hobbymäßig seit einigen Jahren auch darüber viele, für mich sehr faszinierende und neugierig machende ‚Neuigkeiten‘. Das hat den Nachteil, daß ich vielleicht mißverständlich, sicher unvollständig oder gar falsch erkläre. Das hat den Vorteil, daß ich mich noch genau erinnere, warum bestimmte Sachen zunächst mal so schwierig zu verstehen waren.



Das was Du hier fragst, sind zwei ganz unterschiedliche Situationen. Beim SL ‚nebenan‘ könnten wir aus ‚sicherer Entfernung‘ beobachten welche Vorgänge sich zwischen uns und dem Ereignishorizont abspielen und unsere Beobachtungen mit unseren Berechnungen dazu vergleichen. Wir können uns vorstellen (oder auch ‚erleben‘, zumindest theoretisch) wie unsere Umgebung aussehen würde, während wir uns dem Ereignishorizont nähern und wie von da aus gesehen, die Welt weiter draußen immer schneller abläuft.

Beim Urknall und danach ist die Situation ganz anders. Wir sind (immer) ‚Mitten drin‘ im Universum und es gibt kein ‚Außen‘ Es gibt damit nicht genau diese Art von Vergleichsmöglichkeit wie zwischen entferntem Beobachter und Beobachter nahe am Ereignishorizont, oder die Einweg-Beobachtung, die der Beobachter innerhalb des Ereignishorizontes vom außerhalb liegenden Universum hätte.

Ich weiß, das entspricht nicht genau dem was Du Dir an Erklärung erhofft hattest. Es ist aber nicht verkehrt, wenn man das weiß und auch weiß, daß die folgende Erklärung nicht das beschreibt, was man von irgendwo her sehen könnte.



Wir halten die Zeit an, und nehmen uns dann einen Würfel aus dem Universum heraus – laß uns sagen 1 m^3 groß. Stell Dir diesen Würfel meinetwegen als dichten ‚Nebel‘ vor.

Dieses ‚Modell‘ ist übrigens kritisch! Es vereinfacht, oder besser, es löst die ‚geometrische‘ Beziehung zwischen Raum und Zeit auf, die im wirklichen Leben so nicht auflösbar ist.

Ach so, ich muß noch sagen, wann wir das machen, wann nach dem Beginn. 1E-33 Sekunden hab‘ ich mir mal ausgeguckt. Vorher ist mir völlig unübersichtlich, nachher auch noch, aber nicht mehr ganz so sehr. In dieser Zeit legt Licht übrigens eine Strecke von 3E8m/s * 1E-33s = 3E-25 m zurück.

Was ‚sieht‘ der Beobachter im phantastischen Beobachtungslabor?. Wir lassen uns zuerst mal zwei virtuelle ‚Blasen‘ anzeigen. Eine, die uns die Kugel zeigt, aus der später (also im richtigen Leben heute) die Hintergrundstrahlung zu uns kommen wird. Diese Kugel hat in unserem Beobachtungslabor zum angehaltenen Zeitpunkt, 10 cm Durchmesser.

Dazu gibt es wohl unterschiedliche Ansichten, denn bei Wiki findet sich auch ein Durchmesser von 1m. Messen können wir bisher ‚nur‘ ab etwa 1 Millisekunde nach dem Beginn. Natürlich nicht direkt zu diesem Zeitpunkt, aber wir können in den großen Beschleunigern Zustände herstellen, wie sie so ähnlich zu dieser Zeit herrschten, aber immer nur für ein bis zwei Atomkerne oder Elektronen oder so, gleichzeitig.

Und die andere Kugel mit dem Durchmesser von 3E-25 m. (rund 1/10.000.000.000 Atomkerndurchmesser) Beide Kugeln/Blasen haben einen gemeinsamem Mittelpunkt. Die ‚große‘ Blase ist zu diesem Zeitpunkt erst mal unwichtig, sie soll nur einen Größenvergleich und ein paar Berechnungen ermöglichen.

Egal wo ich, als phantastischer Beobachter, in diesem Würfel auch hin gehe, (oder besser, einfach auftauche, da ja die Zeit im Würfel still steht) immer ‚sehe‘ ich ‚meinen‘ Bereich des Universums als eine Kugel um mich herum, deren ‚Außenwand‘, deren Ereignishorizont, 1,5E-25 m von mir entfernt ist. Keine Gravitation, kein ‚Licht‘ von weiter weg konnte mich in diesen 1E-33 Sekunden erreichen und damit existiert für mich auch nichts außerhalb dieser Grenze. Es gibt (bisher) keine Wechselwirkung zwischen mir und Objekten außerhalb dieser Grenze.

Das ist nicht die vollständige Erklärung und das stimmt auch nicht ganz genau, aber weil es vorher (jedenfalls in der derzeit akzeptierten Theorie) die sogenannte Inflationsphase gegeben hat, vernachlässige ich die vielleicht existierenden Spuren der Gravitation von davor. Das kann für echte Berechnungen in diesem Bereich ein enormer Fehler sein, aber ich habe bisher nicht genug Wissen, um den auch nur abschätzen zu können, vermute aber, daß die ‚Spuren‘ durch die geometrischen Effekte der Inflation nahezu ausgelöscht sind.

In der Kugel mit den 10 Zentimetern ist nun sämtliche Materie und sämtliche Energie unseres heutigen Universums, auf eben dieses Volumen schön gleichmäßig verteilt. (Diese schön gleichmäßige Verteilung hat lt. Theorie vor der Inflation stattgefunden) Natürlich ist diese Materie noch nicht in dem Zustand, wie wir ihn heute kennen, das wäre allein schon aus Platzgründen unmöglich. Das würde auch locker ausreichen, um ein heftiges schwarzes Loch zu bilden.

Aber!

Das hat noch ‚Keiner‘ im Universum gemerkt! :D

Weil für ‚jeden‘, dort in dem Universumswürfel, egal wo ‚er‘ auch gerade ist, sein Ereignishorizont (an seinem Aufenthaltsort) diese 1,5E-25 m weit weg ist, und alles was weiter weg ist sich mit keiner real existierenden Methode ‚bemerkbar‘ machen konnte. (‚Speedlimit‘ Lichtgeschwindigkeit! Gilt auch für Gravitation. Übrigens, die einzige ‚Geschwindigkeitsbegrenzung‘ die sich absolut nicht ignorieren läßt. ;) )

Man kann jetzt nicht einfach die Materie in unserem heutigen Universum (im Schnitt 1 Proton/m^3) auf diese 10 cm Kugel komprimieren, um die Dichte auszurechnen. Es gibt ja auch noch die dunkle Materie und die Energie. Mit der ist es komplizierter, weil ihre Dichte nicht mit 1/r^3 sondern mit 1/r^4 abnimmt und ich jetzt nicht weiß, wie hoch die derzeitige Energiedichte im Universum ist und wie die sich im Laufe der Zeit durch die laufende Energieproduktion aus Materie verändert hat. Darum lege ich eine andere Zahl zu Grunde, die ich bei Andreas Müller gefunden habe:
Kleines Missverhältnis, große Wirkung!

Doch lagen am Ende der Zerfälle Materie und Antimaterie nicht in gleichen Mengen vor. Es gab eine geringe Materie-Antimaterie-Asymmetrie: Auf jedes Antiteilchen kamen ein plus ein Milliardstel Teilchen.
http://www.wissenschaft-online.de/astrowissen/lexdt_b.html#baryo
Das ist aber nur die ‘halbe’ Miete. Diese Teilchen waren noch ziemlich heiß, also schnell, also energiereicher, als wenn sie kalt wären.

Es gibt auch noch (wahrscheinlich) die dunkle Energie und noch ein paar Energien/Kräfte, bei denen ich bisher nicht verstanden habe, ob das nur unterschiedliche Namen für ein und dieselbe Sache sind. Die Verwirrung wird auch durch etliche ganz unterschiedliche Modelle zunächst mal nicht kleiner. Das macht aber nix. Du bekommst hier auf niedrigerem Niveau ebenso wenig eine erschöpfende Antwort, wie sie auf höherem Niveau auch nicht existiert. Bisher nicht und wohl bei noch kleineren Grenzen für Immer? nicht.


10 cm Durchmesser gegen 45,6 Milliarden Lichtjahre. Das ist der heutige Durchmesser unserer 10 cm-Kugel aus dem phantastischen Beobachtungslabor. Errechnet aus der sogenannten comoving radial Distance für die Quelle der Hintergrundstrahlung.
Das sind 0,1 m gegen 2,16E26 m, also die 2,16E27^3 fache Dichte, oder das Äquivalent von 1E91 Protonen pro m^3 (incl. den obigen 1.000.000.000 mal mehr Teilchen, aus dem Müller-Zitat). Die aber hier im Labor noch nichts voneinander ‚wissen‘.

Innerhalb der jeweiligen Ereignishorizonte für jeden Standort sind das das Äquivalent von 3,39E19 Protonen = . ((1,5E-25m/0,1m)^3 * 1E91Protonen)



Der Schwarzschildradius errechnet sich aus der Beziehung:

rs = 2GM/c^2

rs = Schwarzschildradius
G= Gravitationskonstante
M=Masse (Anzahl der Protonenäquivalente innerhalb dieses Raidus * Protonenmasse)
c = Lichtgeschwindigkeit
Protonenmasse = 1,67E-27 kg

Wir wollen hier zunächst mal wissen, wieviel Masse innerhalb des derzeitigen Labor-Horizontes von 1,5E-25 m sein muß , damit daraus ein schwarzes Loch wird

nach M aufgelöst erhalten wir

1,5E-25m * (3E8m)^2 / (2 * 6,67E-11 m^3 kg^-1 s^-2) = 1,01E2 kg oder 6,05E28 Protonen

Wenn in (0,1m)^3 1E91 Protonen stecken, dann stecken in (1,5E-25m)^3? = 3,39E19 Protonen. (am Verhältnis ändert sich nichts, wenn man das mit Würfeln statt mit Kugeln rechnet) Das ist rund 2 Milliarden mal weniger, als es für ein schwarzes Loch sein müßte, und noch etwas Platz für mir Unbekanntes, Vergessenes und Unverstandenes.

Diese Rechnung ist, wie eingangs geschrieben, durch mein sehr lückenhaftes Wissen ungeeignet auf die wahren Verhältnisse eine gute Hausnummer abzugeben. Sie kann Dir aber als Wegweiser dienen, wie man eine solche Frage angehen könnte, wenn man alle nötigen Fakten hätte.

Übrigens, mit den heutigen Zahlen, im heutigen Universum, würde diese Rechnung relativ dichter an der kritischen Masse liegen.

Herzliche Grüße

MAC
 

ratatosk

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Hallo,

vielen Dank erstmal für Eure Mühen. Gelesen habe ich das in einem anderen Forum, aber den Link muss ich erstmal wiederfinden.

Mir ist schon klar, daß die Überlegung rein hypothetisch ist, denn damals wird 1 Sekunde auch nur 1 Sekunde gedauert haben. Aber Zeit ist ja relativ, und der Raum hat sich seitdem enorm vergrössert.

Gruss
Rüdiger
 

Bernhard

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Gelesen habe ich das in einem anderen Forum, aber den Link muss ich erstmal wiederfinden.
Hallo Rüdiger,

vergeude damit mal nicht zu viel Zeit. Meine Frage ist damit beantwortet und wenn meine Interpretation falsch gewesen wäre, hätte das der User 'Ich' vermutlich schon lange bemängelt. Der kennt sich nämlich, wie auch die obigen Beiträge zeigen, wirklich gut mit diesen Themen aus ;) .
Viele Grüße
 

Bernhard

Registriertes Mitglied
für eine sehr allgemeine Klasse von kosmologischen Modellen, zu der auch das aktuell Favorisierte gehört, gibt es so etwas wie eine kosmologische Zeit.
Hallo ratatosk,

diese Klasse von Modellen wird übrigens durch die Robertson-Walker-Metrik (Wikipedia) beschrieben und um zu verstehen, dass in diesen Universen jeder frei fallende Beobachter die gleiche Zeit mißt, muss man sich halt etwas eingehender mit der allgemeinen Relativitätstheorie von A. Einstein befassen.
Gruß
 
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