Methaphysik contra Naturwissenschaften?

Sissy

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Hallo miteinander,

letzten Samstag auf der Sternwarte hatte ich ein höchst frustrierendes Erlebnis. Ein netter älterer Herr hat erst unseren Jüngsten an der Kasse wuschig geredet, der hat ihn schließlich in seiner Not zu mir ans Teleskop geschickt und dort hat er dann unsere anderen Besucher mit seiner Theorie belästigt.

Dieser Herr hat eine aus meiner Sicht sehr verworrene Geschichte erzählt:

Alle Naturwissenschaftler und auch das Internet haben Unrecht. Die Welt besteht im Kleinsten aus "Neutralos" und durch magnetische Kräfte, die wir Menschen auf alles in unserer Umgebung ausüben, erzeugen die unseren "äußeren Horizont". Die Welt besteht nur in unserer Einbildung.

Ich hab ihn dann gefragt, warum dann alle unsere Besucher das selbe sehen, wenn sie Saturn im Teleskop angucken und ob ich mir ihn und die anderen Besucher blos einbilde...

Er hat mir darauf eine Antwort gegeben, die ich hier aber leider nicht wiedergeben kann, da mein Gedächtnis eine für mich sinnlose Aneinanderreihung deutscher Wörter einfach nicht gespeichert hat.

Der Herr war zwar gebrechlich (ich schätze ihn auf deutlich über 80 Jahre), machte aber trotz seiner mir unverständlichen Theorie einen geistig gesunden Eindruck. Im weiteren Gespräch hat sich ergeben, daß er Philosophie und Agrartechnik studiert hat und jetzt ein Buch über Methaphysik schreiben möchte, um das Ungleichgewicht zwischen Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft zu beseitigen. Er hat mir gesagt, daß ihm unser Gespräch sehr gut gefallen hat, endlich würde ihm ein "echter Wissenschaftler" mal zuhöhren und daß er nächste Woche wieder kommen wird. Dann aber früh genug, daß wir uns ausführlicher unterhalten können. Ach Du Schreck!

Mein Einwand, daß ich hier nur ehrenamtlich arbeite und nicht Astrophysik studiert habe, also keine "echte" Wissenschaftlerin bin, hat er beiseite gewischt. Ich müßte nicht studiert haben, um seine Theorie zu verstehen. Dazu benötige ich lediglich den Willen zum Zuhöhren und meinen logischen Menschenverstand. Es ginge schließlich um das "innere Seiende" :confused::confused:

Zu Hause hab ich dann versucht rauszufinden, was denn "Methaphysik" ist. Aber Wikipedia hat mir da leider nicht weitergeholfen. Ich steh dem Begriff Methaphysik immer noch hilflos gegenüber. :eek:

Ganz ehrlich, ich begreife nicht, wozu Methaphysik gut sein soll. :(

Kann mir das bitte jemand erklären?

Grüße
Sissy
 

Sissy

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Hi Orbit,

danke für Deine schnelle Antwort. Sorry, ich hab in meinem Post das Wort Metaphysik falsch geschrieben (Flüchtigkeitsfehler), den Inhalt des von Dir geposteten Links habe ich 2 Tage lang versucht zu verstehen. Es ergibt für mich aber keinen Sinn.

Insbesondere
Gegenstände der Metaphysik sind dabei, so der klassische Erklärungsanspruch, nicht durch empirische Einzeluntersuchungen zugängliche, sondern diesen zugrundeliegende Bereiche der Wirklichkeit...

dieser Satz ist grammatikalisch richtig, aber ich kann ihn nicht verstehen. Was ist dieser zugrunde liegender Bereich der Wirklichkeit?

Andererseits hat man Fragen nach einem letzten Sinn und einem systematisch beschreibbaren „großen Ganzen“ als auf natürliche Weise im Menschen angelegt, als ein „unhintertreibliches Bedürfnis“ verstanden (Kant), ja den Menschen sogar als „animal metaphysicum“, als ein „metaphysiktreibendes Lebewesen“ bezeichnet (Schopenhauer).

Auch diesen Satz verstehe ich einfach nicht. Für mich ergeben diese Aussagen einfach keinen Sinn. Auf mich macht das alles einen sehr konfusen Eindruck. So als ob ja jemand LSD eingeworfen hat und nun Farben schmeckt, Töne sieht und Temperaturunterschiede hört.

Wie kann ich eine Theorie aufstellen, ohne Beobachtung, ohne Experimet und ohne Vorhersage, um daran die Theorie zu testen???

Was hat die Frage nach Gott, dem freien Willen, des "Seinedem" mit Physik zu tun?

Grüße
Sissy
 

Luzifix

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Was hat die Frage nach Gott, dem freien Willen, des "Seinedem" mit Physik zu tun?

Nichts! Metaphysik hat nichts mit Physik zu tun.

Hallo Sissy! Ich gestehe, daß ich dem Text auf Wikipedia auch nichts Erhellendes entnehmen kann. Für mich ist Metaphysik die Kunst Hypothesen über Sein und Wirklichkeit aufzustellen, Begriffe in einen scheinbaren kausalen Zusammenhang zu bringen, Homologien oder Analogien zu formulieren, wobei das rhetorische Geschick, diese "Behauptungen" zu formulieren von entscheidender Bedeutung ist. Ob einige miteinander diskutierende Metaphysiker sich auf eine bestimmte Variante eingen können oder sich im Streit verabschieden, was wohl häufiger der Fall sein dürfte, hängt ausschließlich von der Suggestionskraft der gefundenen Formulierungen ab. (Also fast wie vor Gericht. :D) Ein überlegener Könner in seiner Zeit in diesem Sinne war z.B. Goethe.

Sobald sich eine solche Behauptung als falsifizierbar erweist, selbst wenn man den Versuch z.B. aus technischen Gründen noch nicht durchführen kann, würde ich meinen, daß das Gebiet der Metaphysik verlassen wurde und man sich nunmehr auf dem Gebiet der Naturwissenschaft befindet. Werden Behauptungen auf einem Gebiet wiederholt und systematisch durch Versuch und Irrtum falsifiziert, dann zieht sich die Metaphysik in aller Regel aus diesem nun Wissenschaft gewordenen Bereich zurück. Aber nur, um bei Gelgenheit (Cern-LHC, Stringtheorie) sofort wieder auf der Matte zu stehen.

Das bloße Ritual ist wahrscheinlich seit Platon dasselbe geblieben. Was vielleicht in diesem Zusammenhang hier weniger interessiert, ist, daß der Marxismus als nationalökonomische Theorie in etlichen Aspekten metaphysische Züge trägt, obwohl er sich selber als die gelungene Überwindung der Metaphysik begreift und aus dieser (Kant, Hegel) herleitet. So qualifiziert kann man sich auch irren. Wir haben ja hier eine sehr prominente Linke, die auf diesem Gebiet promoviert hat. Das garantiert, daß die Metaphysik nicht ausstirbt.

Auch die Annahme, daß bestimmte Gebiete auf ewig den Metaphysikern und Theologen überlassen bleiben müssen - ist letztlich schon wieder Metaphysik.
 
Zuletzt bearbeitet:

Monod

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@ Sissy:

Was ist dieser zugrunde liegender Bereich der Wirklichkeit?

Ich versuche mal eine Erklärung.

Die Wirklichkeit ist das, was der naturwissenschaftlichen Forschung zugänglich ist, also die Natur in ihren Erscheinungsformen bzw. die Physis. Physik hat als Erkenntnisgegenstand die Physis und heißt deshalb "Physik". Meta-Physik hingegen untersucht die Voraussetzungen, die "dahinter" verborgen sind ("Meta" = dahinter) und selbst nicht Physis sind. Metaphysik ist daher von vornherein so angelegt, dass sie der naturwissenschaftlichen Forschung nicht zugänglich ist. Es wird versucht, gewissermaßen "durch den Schleier" der wahrnehmbaren Physis hindurchzublicken, um zu erraten, was die Physis "eigentlich" ist. Kant gebrauchte die Formulierung, was das "Ding an sich" sei.

Wie Luzifix bereits ausgeführt hat, sind die Resultate dieses angestrengten Nachdenkens generell mit dem Makel der Beliebigkeit behaftet. Ob ich das Seiende, welches sich als Physis unseren Sinnen darbietet, als Geist, Gott oder sonstwas auffasse, ist in Bezug auf die Physis und damit auch auf die Physik völlig irrelevant, da das Seiende als metaphysisch Seiendes den Erkenntnisbereich der Physik nirgends tangiert. Naturwissenschaft im Allgemeinen und Physik im Besonderen funktioniert durch die konsequente Anwendung des nonsupranaturalistischen Prinzips, also der Forderung, natürliche Phänomene ausschließlich aus natürlichen Phänomenen heraus zu erklären. Für Argumente aus übernatürlichen Bereichen (es sei dahingestellt, ob es sie gibt oder nicht!) gibt es hier keinen Raum. Folglich kann Metaphysik kein Forschungsgegenstand der Physik sein.

Auch diesen Satz verstehe ich einfach nicht.

Hier geht es um Sinnstiftung. Die Frage nach dem Sinn der eigenen Existenz bzw. der Existenz als solcher weist über den Rahmen der Naturwissenschaften hinaus und ist deshalb per se eine metaphysische. Gemeint ist, dass die Sinnfrage dem Menschen wesentlich bzw. eigentümlich ist und eine "anthropologische Konstante" darstellt. Mit Physik hat das allerdings tatsächlich nichts zu tun. Wissenschaften können nicht sinnstiftend sein. Andererseits kann man für sich einen Sinn darin finden, wenn man Wissenschaft betreibt. Mit der Wissenschaft, die man dann betreibt, hat dies allerdings dann nichts mehr zu tun, eher schon damit, was man aus seinem Leben machen will, wenn man schon einmal auf der Welt ist ...

Monod
 

Sissy

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Hi Luzifix,

Nichts! Metaphysik hat nichts mit Physik zu tun.

gut, dann bin ich erstmal beruhigt. :)

Für mich ist Metaphysik die Kunst Hypothesen über Sein und Wirklichkeit aufzustellen, Begriffe in einen scheinbaren kausalen Zusammenhang zu bringen, Homologien oder Analogien zu formulieren, wobei das rhetorische Geschick, diese "Behauptungen" zu formulieren von entscheidender Bedeutung ist.

das hast Du sehr schön formuliert. Diese Begriffsdefinition kann ich verstehen.

Wenn ich also die Behauptung aufstelle, daß Schnee "grün" schmeckt und das mit entsprechenden Begründungen (retorisch schlüssig) unters Volk jubel, habe ich dann eine metaphysische Aussage getroffen? Oder muß ich mich auf Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach Gott und der Unendlichkeit beschränken?

So ganz blick ich noch nicht durch, was ich mit Metaphysik treiben darf und was nicht. ;)


Grüße
Sissy
 

Monod

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@ Sissy:

Wenn ich also die Behauptung aufstelle, daß Schnee "grün" schmeckt und das mit entsprechenden Begründungen (retorisch schlüssig) unters Volk jubel, habe ich dann eine metaphysische Aussage getroffen?

Definitiv nein. Der Geschmack von Schnee ist sensorisch und somit ein Bereich der wahrnehmbaren Wirklichkeit, also der Physis. Metaphysik versucht, das Wesen der Physis zu ergründen, nicht aber Eigenschaften ausgewählter Objekte der Physis.

Monod
 

Sissy

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Hallo Monod,

... Meta-Physik hingegen untersucht die Voraussetzungen, die "dahinter" verborgen sind ("Meta" = dahinter) und selbst nicht Physis sind. Metaphysik ist daher von vornherein so angelegt, dass sie der naturwissenschaftlichen Forschung nicht zugänglich ist. Es wird versucht, gewissermaßen "durch den Schleier" der wahrnehmbaren Physis hindurchzublicken, um zu erraten, was die Physis "eigentlich" ist.

auch Dir vielen Dank für diese Formulierung. Die verstehe ich ebenfalls.

Wenn man in der Metaphysik irgendwas "frei erfinden" (postulieren) darf bzw. "erraten", um die Wirklichkeit zu erklären, dann ist mir jetzt klar, wo mein Verständnisproblem lag. Metaphysik erscheint mir unter diesem Aspekt wie Religion. Auch da wird etwas postuliert und läßt sich mit den Mitteln und Werkzeugen der Naturwissenschaften nicht beweisen oder wiederlegen.

Ich hatte die falsche Vorstellung, daß Metaphysik eine naturwissenschaftliche Disziplin (so wie "Kernphysik", "Astrophysik", "Atmosphärenphysik" usw. ) sein soll, weil das Wort Physik im Begriff enthalten ist und er sehr darum bemüht war sich wissenschaftlich zu geben...

Nun kann ich dem Gespräch mit dem Herrn sorglos entgegenblicken. Wird bestimmt ein lustiger Abend, denn "schwurbeln" kann ich auch, wenn ich will ;) ...

Danke für den Hinweis auf die sensorische Eigenschaft in meinem vorherigen Beispiel. Das war also nach den Spielregeln der Metaphysik ein falscher Ansatz.

Wie ist es damit?

Ich kommuniziere, also bin ich. Weil ich bin, bin ich Teil des göttlichen Ganzen. Die Welt existiert, weil ich sie denke. Also bin ich Gott.

Ist das jetzt Metaphysik?

... Andererseits kann man für sich einen Sinn darin finden, wenn man Wissenschaft betreibt. Mit der Wissenschaft, die man dann betreibt, hat dies allerdings dann nichts mehr zu tun, eher schon damit, was man aus seinem Leben machen will, wenn man schon einmal auf der Welt ist ...

hier hast meine volle Zustimmung :)

Grüße
Sissy
 

Orbit

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Sissy schrieb:
Ich kommuniziere, also bin ich. Weil ich bin, bin ich Teil des göttlichen Ganzen. Die Welt existiert, weil ich sie denke. Also bin ich Gott.
Überleg dir das nochmals. Ach Philosophie muss sich an die Spielregeln der Logik halten.

Orbit
 

jonas

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Hi Sissy
Sissy schrieb:
Dieser Herr hat eine aus meiner Sicht sehr verworrene Geschichte erzählt:
Alle Naturwissenschaftler und auch das Internet haben Unrecht. Die Welt besteht im Kleinsten aus "Neutralos" und durch magnetische Kräfte, die wir Menschen auf alles in unserer Umgebung ausüben, erzeugen die unseren "äußeren Horizont". Die Welt besteht nur in unserer Einbildung.
Obwohl ich eher nicht glaube, daß diesem Herrn das Folgende im Sinn steht, kannst Du dir zur "Vorbereitung" mal diesen Artikel ansehen: Qualia

In diesem Sinne ist es der Naturwissenschaft völlig unzugänglich zu erklären was eigentlich "rot" oder "blau" ist. Es ist nicht die Definition über die Wellenlänge oder ein bestimmter Erregungszustand der Netzhautzellen, es ist der Farbeindruck, den das Gehirn produziert und ins Bewusstsein bringt. Jeder, der nicht Farbenblind ist, kann die Farbe Rot erkennen und jeder wird auch einen roten Gegenstand als rot bezeichnen. Nur ist es vollkommen unbekannt, ob jeder auch tatsächlich den selben Farbeindruck hat.

Dieses Qualiaproblem besteht auch in der Forschung zur künstlichen Intelligenz. Es ist die (metaphysische) Frage nach dem Wesen des Bewusstseins.
 

Sissy

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Hallo Orbit,

Überleg dir das nochmals. Ach Philosophie muss sich an die Spielregeln der Logik halten.

ich hab von Philosophie und Metaphysik so viel Ahnung wie eine Kuh vom Stepptanzen. Ich versuche mich dem Thema zu nähern.

Was in meiner Formulierung verstößt gegen die Spielregeln der Logik?

Grüße
Sissy
 

Orbit

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Sissy

Ich spiegle dir deinen Satz leicht übersetzt:

"Mein Körper funktioniert, wie alles, nach physikalischen Gesetzmässigkeiten, also bin ich das Prinzip hinter diesen Gesetzmässigkeiten."

Stört dich immer noch nichts? :)

Orbit
 

Monod

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@ Sissy:

Ich kommuniziere, also bin ich.

Also sind Sie ein kommunizierendes Etwas, dem Sie den Begriff "Ich" zuordnen.

Weil ich bin, bin ich Teil des göttlichen Ganzen.

Diese Aussage bedarf der Begründung. Sie müssten z.B. herleiten, warum das Ganze göttlich ist.

Die Welt existiert, weil ich sie denke.

Auch diese Aussage müssten Sie begründen. Worin besteht der kausale Zusammenhang zwischen Ihren Denkvorgängen und dem Existieren der Welt?

Also bin ich Gott.

Das setzt voraus, dass Gott die Welt beständig in ihrer Existenz erhält und dass Sie aufgrund Ihrer vorher postulierten Teilhabe am göttlichen Ganzen somit ein Teil in Gott sind, mithin also die Welt mit Gott gleichsetzen und alle Objekte der Welt zugleich Gott in sich enthalten. Da Sie als Person sowohl ein Teil in Gott sind und zugleich Gott in Ihnen ist, ergibt sich folglich die Stabilität der Existenz der Welt aufgrund der Aktivität der Teile Gottes in ihrer Gesamtheit. Diese Weltanschauung ist ein pantheistischer Pan-en-theismus, also ein "Alles ist Gott" (Pantheismus) und ein "In allem ist Gott" (Gott in den Dingen = Pan-en-theismus). Mit derlei Diskussionen lassen sich viele Abende füllen ...

Monod
 

Sissy

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Hallo Jonas,

Obwohl ich eher nicht glaube, daß diesem Herrn das Folgende im Sinn steht, kannst Du dir zur "Vorbereitung" mal diesen Artikel ansehen: Qualia

den hab ich mir jetzt auch durchgelesen. So ganz einig bin ich nicht damit, was da drinnsteht. Vermutlich, weil ich dauernd in eine naturwissenschaftliche Betrachtungsweise abgleite. :(

Ich seh die Geschichte mit den Sinneseindrücken so:

Jeder Mensch hat unterschiedlich viele Rezeptoren für die jeweiligen Sinneseindrücke. Die einzelnen Rezeptoren sind zusätzlich von Mensch zu Mensch) ganz leicht unterschiedlich in ihrer Empfindlichkeit. Weil sie organischer Natur und nicht mechanisch hergestellt sind. Zusätzlich zu diesen Unterschieden von Mensch zu Mensch hat jeder Mensch auch noch unterschiedliche Aufmerksamkeitszustände und die "biologische" Maschine Mensch reagiert je nach Situation (Ernährungszustand, Müdigkeit, Reizüberflutung, Alter...) auch noch anderst.

Durch diese Variablen erscheint es mir sehr unwarscheinlich, daß 2 Menschen von einem Gegenstand eine identische Sinneswahrnehmung haben könnten. Denn es wird nie identische Ausgangslagen geben. Es erscheint mir derzeit nicht möglich, hier "kontrollierte", labormäßig aufgezogene Tests zu machen.

Hmmm, mit Zwillingen könnte man ein paar der Variablen eliminieren, aber nicht alle...

Die Frage nach den subjektiven Sinneseindrücken ist aus meiner Sicht völlig sinnlos, weil sie nicht falsifizierbar ist...

Mir ist jetzt noch etwas aufgefallen. Alle Quehrverweise, denen ich bis jetzt gefolgt bin, führten zu Männern. Hat sich eigentlich irgendwann mal ne Frau mit dieser ganzen Thematik Metaphysik beschäftigt und wurde ihre Arbeit dazu irgendwo verlinkt? Hab ich da was überlesen?

Das im Artikel angesprochene "Mary-Experiment" ist übrigens nicht konsequent durchgedacht. Ein Mensch in einem schwarzweisen Labor sieht seine Hände. Die sind nicht schwarz-weiß. Eine erwachsene Frau menstruiert üblicherweise. Frisches Blut ist rot, getrocknet braun bis schwarz. Auf einer glatten Oberfläche irgendwo im Labor spiegelt sich das Gesicht von Mary. Sie kann darin die Farbe ihres Gesichtes, ihrer Lippen, ihrer Zunge, ihrer Haare und Augen erkennen...

Sofern ihre Augen keinen Defekt aufweisen, erkennt sie also die unterschiedlichen Farben...

Tja, weitergebracht im Verständnis hat mich dieser Link nicht wirklich :(
Oder muß man "unwissend" sein, um Metaphysik zu betreiben? Ist gesichertes Wissen also hinderlich für das Verständnis? :confused::confused:

Grüße
Sissy
 

Sissy

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Hi Orbit,

"Mein Körper funktioniert, wie alles, nach physikalischen Gesetzmässigkeiten, also bin ich das Prinzip hinter diesen Gesetzmässigkeiten."
Stört dich immer noch nichts? :)

ok, sooooo formuliert ist es schon etwas schräg ;)

ich wäre nach Deiner Spiegelung (nach meinem Verständnis) dann eher ein Beweis für die Gesetzmäßigkeiten denn das Prinzip dahinter, oder?

Grüße
Sissy
 

Luzifix

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@monod:
Hier geht es um Sinnstiftung. Die Frage nach dem Sinn der eigenen Existenz bzw. der Existenz als solcher weist über den Rahmen der Naturwissenschaften hinaus und ist deshalb per se eine metaphysische.

Leben ist sinnstiftend. Überkreuz, gegenseitig, kausal oder auch chaotisch. Was immer man will. Sinnfragen bilden einen klassischen Gegenstand der Metaphysik. Wieviele Antworten gibt es auf die Frage nach dem Sinn einer Gänseblume?

@jonas:
Nur ist es vollkommen unbekannt, ob jeder auch tatsächlich den selben Farbeindruck hat.
Wenn Licht einer bestimmten Wellenlänge auf die dafür empfindlichen Zellen fällt, meldet der dafür zuständige neuronale Komplex einen Reiz. Die Mutti des Babys hat alle Dinge, die diesen Reiz erzeugen, als rot bezeichnet. Aufgrund dieses Ablaufes halte ich es für sehr unwahrscheinlich, daß es Individuen gibt oder auch Tiere, die grün sehen, wenn sie auf einen roten Gegenstand blicken. Dasselbe kann man sich aber auch vorstellen mit dem Namen für einen Stoff z.B., einen Hut oder eine Mode. In diesem Falle haben wir keine biologischen Sensoren, deshalb können wir lebenslang mit einer falschen Vorstellung davon herumlaufen, wie ein dem Namen nach bestimmtes Objekt aussieht. Das ist dann aber ein gewöhnlicher Irrtum, dem freilich irgendwie ein Hauch von Metaphysik anhängt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Orbit

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Syssy schrieb:
ich wäre nach Deiner Spiegelung (nach meinem Verständnis) dann eher ein Beweis für die Gesetzmäßigkeiten
Eher eine Bestätigung. Die Gesetze musst du ja nicht mal kennen, um nach ihnen zu funktionieren und beweisen können schon gar nicht. ;)

Orbit
 

jonas

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Sissy schrieb:
den hab ich mir jetzt auch durchgelesen. So ganz einig bin ich nicht damit, was da drinnsteht. Vermutlich, weil ich dauernd in eine naturwissenschaftliche Betrachtungsweise abgleite.
Der Herr, von dem Du geschrieben hast, hat nach seinen Angaben Philosophie studiert. Von daher musst Du dich auf philosophische Denkweisen einstellen, wenn Du wieder mit ihm sprichst. Und deswegen musst Du dich von solchen Dingen wie:
Sissy schrieb:
Die Frage nach den subjektiven Sinneseindrücken ist aus meiner Sicht völlig sinnlos, weil sie nicht falsifizierbar ist...
frei machen. Philosophie ist keine Naturwissenschaft. Du lehnst ja in der Sprachwissenschaft auch nicht ab, daß es "der" Teller heißt, obwohl es auch hier keinen Raum für Falsifizierung oder Verifizierung gibt.

Sissy schrieb:
Mir ist jetzt noch etwas aufgefallen. Alle Quehrverweise, denen ich bis jetzt gefolgt bin, führten zu Männern.
Philosophie scheint eine ziemliche Männerdomäne zu sein. Du kennst ja wahrscheinlich den Spruch von Nietzsche: Wenn Du zum Weibe gehst, vergiss die Peitsche nicht :D Scheint also ein ziemlicher Chauvi-Verein zu sein ;)

Das Qualia-Problem habe ich deswegen als Beispiel genommen, da es zum Einen zu der Aussage des alten Herrn passt und Du ihn darauf festnageln kannst, und zum Anderen verdeutlicht das Qualia Beispiel recht gut die Nahtstelle zwischen Physik und Metaphysik, und auch die Existenzberechtigung der Metaphysik (im Gegensatz z.B. zur Esoterik).
 

jonas

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Zum Thema Farben habe ich auch noch ein recht amüsantes Beispiel: Bei den folgenden Zeilen sollt ihr die Farbe sagen, in denen die Wörter geschrieben sind (also nicht vorlesen, Farbe sagen). Ihr werdet feststellen, daß ihr nicht in der Lage seid diese Aufgabe in normaler Sprechgeschwindigkeit zu absolvieren :D

Blau Grün Gelb Violett

Rot Braun Blau Orange


Es ist schon interessant wie unser Gehirn arbeitet :D
 
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