Kann sich die "schwimmende" Erdkruste "schlagartig" verschieben?

hank2008

Registriertes Mitglied
Hallo, weiß vielleicht jemand etwas zu dem Thema?:

Ich habe irgendwo im TV mal eine Doku gesehen in der postuliert wurde dass sich möglicherweise die Erdkruste in ihrer Geschichte als ganzes verschoben hat (sodass die Erdkruste des Nordpols nicht mehr am Norpol lag).
Haltet Ihr sowas für möglich? (ich könnte mir das schon vorstellen)

Wenn man die Erdkruste als Kreisel betrachtet, die in sich sozusagen gewuchtet ist, und ich taue in gewissen Regionen gewaltige Mengen an Eis ab (z. B. Grönland) sodass eine Unwucht entsteht, was dann bewirkt, dass sich ein neues Gleichgewicht einstellen muss.
Was denkt ihr: Ist sowas möglich?

Grüße Hank
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Also zunächst einmal "schwimmt" die Erdkruste nicht. Zumindest nicht so, wie man sich das vielleicht naiv vorstellt. Die Erdkruste ist weniger dicht als der darunter liegende Mantel - deshalb erfährt sie einen Auftrieb, wenn sie in den Mantel einsinkt. Der Mantel ist aber nicht flüssig, schon gar nicht flüssig wie Wasser - er ist, in unseren Zeitmassstäben gemessen, fest. In grossen Zeiträumen gemessen ist er eher sowas wie zäh-plastisch und neigt zur Konvektion. Nur in der sogenannten Asthenosphäre, der obersten Schicht des Mantels, gibt es Schmelzeinschlüsse, von bis zu etwa 4%v.

Schnelle "Schwimmbewegungen" sind deshalb gar nicht möglich. Die Kruste kann sich auch nicht einfach "als Ganzes" und so mal auf die Schnelle gegenüber dem Rest der Erde verschieben. Dafür ist sie viel zu wenig rigide. Wenn ein Teil diese Bewegung machen wollte, würden die anderen Teile nicht mitmachen wollen, sozusagen.

dass sich möglicherweise die Erdkruste in ihrer Geschichte als ganzes verschoben hat (sodass die Erdkruste des Nordpols nicht mehr am Norpol lag).

Die Erdkruste, bzw ihre Bruchstücke verschieben sich langsam und ständig, und der Nordpol ist da keine Ausnahme. Die Lithosphärenplatten der Erde verschieben sich aufgrund der konvektiven Bewegung des Mantels darunter, und diesem ist einigermassen egal, wo die Rotationsachse der Erde durchläuft. Die Antarktis etwa war nicht immer über dem Südpol und wird auch nicht immer dort bleiben.
 

hank2008

Registriertes Mitglied
Hallo, vielen Dank für die Rückmeldungen....
Also die Doku handelte eigentlich um das sagenumwobene Atlantis, verschiedene Theorien dazu, wo es gelegen haben könnnte, und welche Indizien für dessen Existenz sprechen würden,welche dagegen....

Das klingt jetzt ein wenig reißerisch, aber ich denke in der Doku hat man sich schon ernsthaft mit dem Thema beschäftigt.

Naja, jedenfalls eine dieser Theorien hat davon gesprochen, dass Atlantis u.U. eine Kulturstätte auf der Antarktis war, welche jetzt unter Kilometerdickem Eis vergraben ist. (Diese Kultur wäre sozusagen ein missing Link zwischen den südamerikanischen Pryramidenbauern und den ägyptischen Pyramidenbauern und noch ein paar andere Indizien...)

Jedenfalls die Existenz von Atlantis sei jetzt mal dahingestellt.

Als Erklärung für den Klimawandel auf der Antarktis wäre eben so ein Rutscher der gesamten Erdkruste gewesen.
Dies habe ich irgendwie interessant gefunden, und ich frage mich, ob das geologisch/technisch möglich wäre.

Also was denkt ihr?
grüße Hank
 

Orbit

Registriertes Mitglied
hank2008 schrieb:
und ich frage mich, ob das geologisch/technisch möglich wäre.

Also was denkt ihr?
Warum fragst du dich immer noch?! Bynaus hat es dir doch erklärt, und der ist Erdwissenschaftler.

Naja, jedenfalls eine dieser Theorien hat davon gesprochen, dass Atlantis u.U. eine Kulturstätte auf der Antarktis war, welche jetzt unter Kilometerdickem Eis vergraben ist.
Das machen Cranks immer so: Sie erfinden irgendwas und verlochen das erfundene Ding irgendwo, von wo es niemals ans Tageslicht geholt werden könnte, beispielsweise unter einer dicken Eisschicht, hinter dem Ereignishorizont oder jenseits von Messbarkeits-Grenzen.

Das 'sagenumwobene Atlantis' ist wie die Maja-Kalender-Fälschung eine Mär, mit welcher man in gewissen Kreisen Millionen verdienen kann.
Orbit
 
Zuletzt bearbeitet:

Bynaus

Registriertes Mitglied
Also was denkt ihr?

Die Antarktis ist nachweislich seit Jahrmillionen zugefroren, also nein.

Zudem kann man ja die Position der Magnetpole mit Hilfe von Gesteinen rekonstruieren. Wenn magnetische Mineralien sich in einem Sediment absetzen, richten sie sich nach dem Erdmagnetfeld aus. Wenn also ein Sedimentgestein seine Position nicht allzusehr rotiert hat (was man durch Vergleich mit vielen anderen Sedimentgesteinen in der Region bestimmen kann), dann zeigen die magnetischen Mineralien darin immer zum magnetischen Pol jener Zeit. Sollte der magnetische Südpol vor, sagen wir, 5000 Jahren in Zentralafrika gelegen haben, würde man das also in allen Gesteinen aus jener Zeit erkennen können. Dem ist aber nicht so. Im Gegenteil: man benutzt diese Beobachtung, um die Ausrichtung des Erdmagnetfeldes und seine halb-periodischen Umpolungen zu rekonstruieren. In den letzten ~100000 Jahren hat sich die Polarität nicht umgekehrt, und die Position der Pole hat sich kaum verschoben.
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo hank,

neben den von Bynaus aufgeschriebenen Fakten kannst Du Dir ja mal spaßeshalber Gedanken machen was nötig ist, damit die Erdkruste sich so dreht, daß die Antarktis von den Subtropen? an den Südpol wandert, aber z.B. Stonehenge und die Pyramiden ihre Orientierung behalten.

Herzliche Grüße

MAC
 

galileo2609

Registriertes Mitglied
Hallo Hank,
Also die Doku handelte eigentlich um das sagenumwobene Atlantis, verschiedene Theorien dazu, wo es gelegen haben könnnte, und welche Indizien für dessen Existenz sprechen würden,welche dagegen....

Das klingt jetzt ein wenig reißerisch, aber ich denke in der Doku hat man sich schon ernsthaft mit dem Thema beschäftigt.
danke für die zusätzlichen Angaben. Aus diesen schliesse ich, dass du wahrscheinlich die NBC-Produktion "The Mysterious Origins of Man" gesehen hast, die sich mit der abgegriffenen These befasst, dass die Menschheitsgeschichte umgeschrieben werden müsste und von Hochkulturen ausgeht, die mehrere Millionen Jahre alt sein sollen.
Diese 'Doku' sah sich starker Kritik aus der wissenschaftlichen Gemeinde ausgesetzt, da NBC seinen Zuschauern Unsinn feilbot, der gegen jegliches Wissen um die Evolution und die Kulturgeschichte der Menschheit verstiess. Jim Foley schreibt dazu auf seiner site:
Jim Foley schrieb:
Why are people so upset about MOM? Mainly because a pseudo-scientific mishmash of discredited claims and crackpot ideas was presented as cutting edge science, with no attempt at balance. Few of the experts presented are recognized scientists.
Stichwortgeber für den Teil mit Atlantis und der Erdkrustenverschiebung waren Rand und Rose Flem-Ath, die diese These in ihrem Buch "When the Sky Fell: In Search of Atlantis" ausformuliert haben.

Naja, jedenfalls eine dieser Theorien hat davon gesprochen, dass Atlantis u.U. eine Kulturstätte auf der Antarktis war, welche jetzt unter Kilometerdickem Eis vergraben ist. [...]
Als Erklärung für den Klimawandel auf der Antarktis wäre eben so ein Rutscher der gesamten Erdkruste gewesen.
Die Flem-Ath's bauen ihre These dabei um die Arbeit "Earth's Shifting Crust: A Key to Some Basic Problems of Earth Science", 1958 von Charles Hapgood als Gegenthese zu Alfred Wegeners Theorie der Kontinantaldrift veröffentlicht.
Als wissenschaftsgeschichtliches Häppchen sei erwähnt, das es einen langjährigen Schriftwechsel zwischen Hapgood und Albert Einstein gegeben und Einstein sogar das Vorwort zu Hapegoods Buch von 1958 verfasst hat. Hapgoods These hat sich inzwischen wissenschaftlich erledigt.

Und die pseudowissenschaftlichen Pamphlete à la Flem-Ath sind da gelandet, wo sie hingehören. In die Rezeption von esoterischen Kreisen, die zwar ausgiebig blühen, aber niemals eine Hochkultur begründen werden. ;)

Grüsse galileo2609
 

hank2008

Registriertes Mitglied
Hallo, vielen Dank für die Infos.
Ich melde mich erst jetzt, die erste Antwort hat das Astronews Forum gefressen...
Ich habe die WIKI-Site gelesen.
Die Grundlagen für die Plattentektonik sind praktisch eh Allgemeinbildung.
Neu war mir z.B: der Dichteunterschied Ozeanische Platte/Festland.
Die Messmethode der magnetischen Dipole, die sich beim Erstarren ausrichten, war mir neu- finde ich recht faszinierend.
Bynaus (wie kommst du auf den nick?), danke für die fachlich interessante Antwort.
Die Story mit Atlantis treibt natürlich zu lustigen Witzen an (weshalb ich sie Ursprünglich auch weggelassen habe, aber Galileo wollte es nun mal wissen- und ich habe zum thema Atlantis eine neutral/egal Meinung- was weiß man schon, und Irrtümer sind so alt wie die Wissenschaft selbst....)
Naja - Aber die Theorie mit dem verrutschen finde ich trotzdem interessant.
Stick-Slip-Mechanismen sind ja an sich nichts ungewöhnliches....

Ich stelle mir das so vor:

Eine Stahlkugel ist auf einer Achse fix montiert. Darüber eine hohle Stahlkugel, und der Spalt ist mit Zäh-viskosem Schmierfett gefüllt. Ich bringe auf die äußere Stahlkugel eine Unwucht auf, im Winkel von ca. 30° zur Rotationsachse.
Bei dem System ist es dann lediglich eine Frage der Drehzahl, bei der die Äußere Kugel die Haftung verliert und sich Gewicht in die Äuquatoriale Umlaufbahn bewegt oder?

Jedenfalls klang das für mich plausibel, solange man sich die flüssige Mantelschicht eben als flüssig vorstellt.
Das diese Mantelschicht eben nicht flüssig ist, ist mir neu.
stellt sich die Frage: wie kann man sich diese Substanz iin ihrer Viskosität dann vorstellen?
wie Teer?
wie Glas?

Nebenbei:
Jetzt mal angenommen, es würde so eine Möglichkeit des verrutschens geben,
würde sie ja nicht unbedingt im Widerspruch zur normalen Kontinentaldrift stehen. Das "Durchrutschen" könnte ja neben der normalen Kontinentaldrift pasieren.

Grüße Hank
 

Orbit

Registriertes Mitglied
hank2008 schrieb:
Nebenbei:
Jetzt mal angenommen, es würde so eine Möglichkeit des verrutschens geben,...
Langsam aber sicher wird auch bei dir klar, dass du zu jener Sorte User gehörst, die sich eine fixe Idee niemals ausreden lassen. Da können Gegenargumente vom Fachmann noch so gut sein. :mad:

Orbit
 
Zuletzt bearbeitet:

hank2008

Registriertes Mitglied
nein, Orbit, da liegst du falsch, ....

was ich allerdings nicht versteh, ist dass hier alle so schnell emotional reagieren....

Grüße Hank
 

Orbit

Registriertes Mitglied
hank2008 schrieb:
nein, Orbit, da liegst du falsch, ....
OK. Das soll mich freuen. Allerdings werde ich mich erst wirklich freuen, wenn du nun Taten folgen lässt und das uns alten Forums-Hasen längst bekannte Verhaltensmuster durchbrichst. Ich meine, dass du nun beginnst zu diskutieren, anstatt jeweils nach Verdankung der Antworten einfach wieder deine Eingangsfrage zu stellen, so, als ob die eben verdankten Beiträge nie geschrieben worden wären.

Orbit
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo hank,

schau Dir mal diesen Artikel an: http://en.wikipedia.org/wiki/Geoid besonders die Bilder des Geoids. Das was Du Dir dazu vorstellst findet offensichtlich in der Form und dem Ausmaß, wie Du es im Titel Deines Eingangsposts beschreibst, nicht statt. Selbstverständlich spielen Coriolis-Kraft und Zentrifugalkraft bei der Kontinentaldrift eine Rolle, aber ganz offensichtlich gibt es Kräfte in der Erde, die diese, bezogen auf die Kontinentaldrift, weit genug in den Schatten stellen, um ihr Wirken völlig zu verschleiern.

Bynaus hatte Dir die Grundlagen dafür erklärt, was Dich aber nicht davon abhält
Nebenbei:
Jetzt mal angenommen, es würde so eine Möglichkeit des verrutschens geben,
würde sie ja nicht unbedingt im Widerspruch zur normalen Kontinentaldrift stehen. Das "Durchrutschen" könnte ja neben der normalen Kontinentaldrift pasieren.
zu schreiben.

Alles was Du zur qualitativen Beantwortung dieser Frage brauchst weißt Du inzwischen selber.

Herzliche Grüße

MAC
 

hank2008

Registriertes Mitglied
Hallo Orbit.
Ich meine, dass du nun beginnst zu diskutieren, anstatt jeweils nach Verdankung der Antworten einfach wieder deine Eingangsfrage zu stellen, so, als ob die eben verdankten Beiträge nie geschrieben worden wären.
Orbit

Diskussion - so wie ich das irgendwann mal gelernt habe:
These/Argument/Beispiel
Antihese/Argument/Beispiel
Und irgendwann trifft man sich mal .....
Dazu ist das Forum doch da oder?

"Verdankung": war sicher nicht so gemeint, sondern eher aus ernsthafter Höflichkeit und Dankbarkeit, dass sich jemand die Mühe macht, sich 1 Seite und damit eine beträchtliche Zeit seines Lebens sich mit dem Thema zu beschäftigen.

Grüße Hank
 

Orbit

Registriertes Mitglied
Das ist nicht gesagt, bei weitem nicht. Behauptete Dinge können auch schlicht und einfach falsch sein.
Was du hank in diesem Fall längst erklärt hast; aber der hat nun offenbar auch die Dialektik falsch verstanden und vertritt weiterhin seine falsche These, vielleicht in der Hoffnung, sie werde durch ständiges Wiederholen stets ein bisschen wahrer.:)
Orbit
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben