Der gute Mann macht einen gravierenden Fehler, wenn er annimmt, die Mayazentren wären ab ca. 900 AD vollständig und dauerhaft verlassen worden.
Erste Mayazentren entwickelten sich bereits um 2600 BC (Präklassik). Der Untergang der letzten Mayazentren wird durch die Spanier eingeleitet und dauerte bis ca 1542 AD (Postklassik) Die bis zum Eintreffen der spanischen Conquista existierenden Mayazentren standen unter toltekischen Einfluss.
Wichtige Mayazentren (vor allem heutigen Guatemala und Honduras) wurden bereits während der Zeit der Klassik - um 900 AD verlassen Der Untergang dieser Mayazentren hängt ursächlich mit dem Untergang von Teotihuacán in Zentralmexiko zusammen, durch den diese Zentren in eine tiefe krise stürzten, von der sie sich nie wieder erholten.
Der Mayakalender, besser DIE Mayakalender lassen sich nicht einfach 1:1 auf den christlichen Kalender übertragen, weil hier mehrere Kalender miteinander verwoben sind und die einen 52-Jahre Zyklus ergeben, welcher sich ständig wiederholt.
Das angeblich aus dem Mayakalender heraus gelesene Datum 22.12.2012, stammt aus dem Long Count (Lange Zählung) und bei diesem Long Count handelt es sich um eine Tageszählung und nicht um einen Jahreskalender.
Es handelt sich hierbei um ein, auf Basis mehrerer 52-Jahreszyklen, mathematisch ermitteltes Nulldatum, welches in die Vergangeheit gelegt und von dem an die Tage bis zum Ende des gegenwärtigen Zeitalters gezählt wurden. Dieses Nulldatum wurde, in Anlehnung an das 365-Tagejahr, für das Jahr 3114 BC ermittelt, also lange bevor es überhaupt Anfänge einer Mayakultur gab und endet nach 5126 Jahren - so lange dauerte eine Schöpfungsperiode.
Herr Fuls bezieht sich ausschließlich auf den Codex Dresdenensis, welcher aus dem 12. Jh. stammt und bei dem es sich vermutlich um eine mexicanisch (toltekisch) beeinflusste Abschrift oder Neufassung einer nicht erhaltenen Handschrift aus klassischer Zeit. Es ist also nicht auszuschließen, dass Aufzeichnungen von Ereignissen aus späterer Zeit eingeflossen sind bzw mit denen fehlende Teile ersetzt wurden. Er kann daher nicht für alle Mayazentren verallgemeinert werden.
Weiter vergleicht Herr Fuls nur Bauwerke in Mexiko. Leider fehlen hier Angaben WO er Bauwerke verglichen hat. Die Mayas richteten ihre Bauwerke immer und überall astronomisch aus, aber die Ausrichtungen sind nicht zu allen Zeiten gleich. Es lassen sich mehrere Perioden unterscheiden:
Gruppe A:10° bis 12° Abweichung von der astronomischen Nord-Süd-Richtung,
Gruppe B:16° bis 18° Abweichung von der astronomischen Nord-Süd-Richtung und
Gruppe C:21° bis 23° Abweichung von der astronomischen Nord-Süd-Richtung. Bei Gruppe C werden nur die Sonnenauf- und Untergänge während der Solstitien (Sonnenwenden) berücksichtigt, während bei Gruppe A und B auch die Zenitdurchgänge bestimmter Sternenkonstellationen und der Sonne zu bestimmten Daten Berücksichtigung fanden. Dies deutet auf einen kulturellen Wandel.
Es ist also durchaus nicht verwunderlich, wenn Herr Fuls mit seinen Chronologievorschlägen auf Ablehnung bei Wissenschaftlern (Mayaforschern) stößt, weil die sich eben nicht auf Aufzeichnungen aus dem 16. und 17. Jh. verlassen, sondern auf die Datierung ihrer Funde, mittels wissenschaftlicher Methoden und Archäoastronomie ist nur eine unter mehreren. Eben so wenig ist verwunderlich, dass einige Datierungen Fuls' Chronologie stützen, weil beispielsweise Chichén Itzá seine Hochblüte im 10 und 11. Jh. erreichte, ebenso wie Uxmál und Mayapán erreichte seine Hochblüte gar erst im 12./13. Jh.
Aurora