Hallo Kibo,
(anders ausgedrückt, ich schreibe Blödsinn)
nein, diese Schlussfolgerung habe ich nicht gezogen.
Also würdest du sagen das es keine Sicherheitsbedenken gibt, eine Stromtrasse von Marokko nach Spanien zu bauen und die Sahara mit Solarkraftwerken voll zustellen ja?
Wie du meinen vorangegangenen Posts entnehmen kannst, habe ich auch ernsthafte Zweifel daran, ob ein Projekt wie DESERTEC in dieser Region gut aufgehoben ist. Eben weil die Situation in den Maghreb-Ländern oder der MENA-Region alles andere als stabil zu bezeichnen ist. Die politischen Strukturen, die dort herrschen, gerade entstehen oder ev. noch bevorstehen, schaffen ein Umfeld der Unsicherheit, dem ich einen vitalen Bestandteil der europäischen Stromerzeugung nicht anvertrauen würde. Da haben wir absolut keinen Dissens. Ich sehe auch keinen Automatismus, dass über das beträchtliche ökonomische Potential von DESERTEC eine soziale Entwicklung oder gar eine gesellschaftliche Verfassung entstehen würde, die zum Abbau dieser Unsicherheit führt (habe ich ja alles schon geschrieben).
Wo genau siehst du denn einen Widerspruch zwischen dem was ich geschrieben hab und deinen Ansichten? Das geht nicht so deutlich aus deinem Post hervor.
Es geht nicht um meine Ansichten. Worüber ich gestolpert bin, war folgender Halbsatz
Ich unterstelle Magrebstaaten eine deutliche Nähe zum Islam und eine deutlich schlechte Sicherheitssituation
Das klingt mir 1. zu nahe an einer Pauschalisierung Islam = Islamismus = Islamischer Fundamentalismus = Terrorismus. Du beschränkst es auf die Maghreb-Staaten, aber auch in der MENA-Region insgesamt haben diese Staaten natürlich eine Nähe zum Islam, weil die Bevölkerung dieser Region eben mehrheitlich diesem religiösen Bekenntnis angehört. Ich hatte dir das am Beispiel Saudi-Arabien andeuten wollen. Man kann das natürlich auch auf die anderen Länder differenzieren. Der politische Islamismus folgt da ganz unterschiedlichen Richtungen und in der Regel sogar oft nationalen Kontexten. Was aus dem "Arabischen Frühling" in den Ländern resultiert, in denen islamische Parteien über Wahlen in die Regierungsverantwortung kommen, bleibt noch abzuwarten. Es deuten sich aber sehr unterschiedliche Ausprägungen an (z. B. Tunesien, Ägypten).
Und damit komme ich zu 2., der differenzierten Betrachtung des "Arabischen Frühling". Auslöser dieser regionalen Bewegung sind die verheerenden sozialen Bedingungen in diesen Ländern. Diese Unruhen sind mitnichten religiöser Natur. Wie bekannt haben diese Aufstände in den einzelnen Staaten ganz unterschiedliche Ergebnisse gebracht. Restauration, Ablösung oder Austausch der herrschenden Nomenklatur, Bürgerkrieg oder bürgerkriegsähnliche Zustände. Das Problem dabei: die Ursachen für die Proteste sind in all diesen Ländern bis jetzt nicht beseitigt. Das Potential, dass es weiter gärt, ist entsprechend gross. Der "Islam" ist in diesen Ländern oder für diese Länder daher eher das geringere Problem. Auch wenn Islamisten unterschiedlichster Couleur dort jetzt vereinzelt in den Machtstrukturen politische Verantwortung übernehmen. Wer daran interessiert ist, kann sich über den üblichen Weg einlesen. Z. B. zunächst über wikipedia und dann ev. weiter. Ist ja eine spannende Angelegenheit.
Ist das jetzt verständlicher?
Wobei ich auch der Meinung bin, dass wir das nicht tiefer diskutieren müssen. Das Thema "Islamismus" passt nicht wirklich zum Threadthema und vielleicht auch gar nicht zu astronews.com. Man sollte das aber im Hinterkopf behalten, wenn man über die Nutzung regenerativer Energie in diesem Teil der Welt nachdenkt.
Grüsse galileo2609