Hallo Mars,
Dein Vergleich Planeten=Kontinente, Meere=Weltall ist, wie Bynaus schon geschrieben hat, klassisch und ungeeignet.
Es ist wesentlich einfacher die Schauplätze einer z.B. ‚Piratengeschichte‘ einfach umzubenennen, sich einige technische Gimmicks auszudenken und ansonsten unseren vertrauten Alltag zu beschreiben. Das ist noch nicht mal ein Vorwurf an die Autoren. In der Regel haben sie ja eine ganz bestimmte Botschaft/Geschichte im Kopf, die in einer für sie noch erfaßbaren exotischen Umgebung spielen soll/muß. Wie schwierig das ist, welchen immensen Aufwand es erfordert dabei auch nur etwas realistische Exotik unter zu bringen, konnte man z.B. im Thread ‚2 Sonnen und ein Doppelschatten‘ verfolgen.
Das hat aber nun mal zur Folge, daß sich in unseren Köpfen ein völlig unrealistisches Bild unserer erweiterten Umwelt festsetzt. Der Abschied von der ‚Segelschiff-Romantik‘ ist auch mir nicht ganz leicht gefallen und ich lese solche Geschichten durchaus auch heute noch gern, wenn auch inzwischen nur noch sehr selten.
In einem wissenschaftlich orientierten Forum dagegen vertrete ich das, was mir realistischer erscheint. Und das ist nicht zuerst das Terraforming. Potentiell geeignete Planeten werden, wenn unsere Vorstellungen von der Entstehung von Leben zutreffen, zumindest teilweise belebt sein. Damit scheiden sie, auch ganz ohne ‚oberste Direktive‘ sehr wahrscheinlich aus. Unbelebte Planeten wie Mars und Venus sind offensichtlich für uns, nicht ohne Grund unbelebt. Hier müssen wir gegen ihren natürlichen Trend einen immensen Aufwand betreiben (allein bei Mars, nur für den Transport von Stickstoff, wesentlich mehr Energieaufwand als 50000 Jahre heutiger Jahresenergiebedarf der gesamten Erde). Das stellt den Bedarf auch großer Habitate weit in den Schatten.
Das nächste von den ‚Romantikern‘ unbedachte Problem: Terraforming wird immer so dargestellt, als wäre es ein theoretisch bereits lösbares Problem. Das ist eine mehr als nur blauäugige Auffassung. Abgesehen davon, daß es uns noch nichtmal da gelingt, wo es sogar schon mal von ganz allein funktioniert hat, sind z.B. die biologischen Ansätze dazu wahrscheinlich völlig ungeeignet. Nicht physikalisch; das mag vielleicht sogar funktionieren, aber biologisch, für uns.
Die kleinen Helferlein, die z.B. aus CO2 C und O2 machen sollen, bleiben nicht so wie sie sind. Sie werden sich entwickeln (müssen) weil sie sich den vorgefundenen Gegebenheiten anpassen müssen. Diese Anpassung läuft aber nicht in die Richtung die gut für uns ist, sondern in die Richtung die gut für diese Helferlein ist. Das muß nicht dieselbe Richtung sein.
Wir haben keinerlei Erfahrung damit. Das winzige bisschen das dazu an Erfahrung existiert, die biologische Teiltrennung unserer Kontinente mit einer lockeren, kurzzeitigen Isolation voneinander, aber bei gleicher Herkunft und insbesondere gleichen Umweltbedingungen, ist für diese Überlegungen nicht sehr ermutigend.
Es ist durchaus denkbar, daß wir zwar das Terraformen einleiten können, aber auf den Verlauf und das Ergebnis kaum noch einen Enfluß haben werden. Am Ende haben wir dann einen zwar belebten Planeten, den wir aber nicht mehr ungeschützt betreten können, weil seine Biosphäre für uns weitgehend unzuträglich ist. Auch wird der laufende Aufwand diesen Planeten bewohnbar zu halten, sehr wahrscheinlich dem Aufwand ein Habitat bewohnbar zu halten, in nichts nachstehen, wahrscheinlich aber noch viel aufwändiger sein.
Herzliche Grüße
MAC