Hallöchen Pilger,
Wer sich aber dazu trotzdem mal bisschen Hardcore reinziehen möchte
http://www.youtube.com/watch?v=WlLN_Jcg1pc
ich finde es interessant, daß Du das als "Hardcore" bezeichnest. Ich hätte dafür nen anderen Namen.
Egal, wie man es nennt, beschäftigen wir uns doch mal mit dem Inhalt des Videos. Gefilmt wurde aus erleuchteten Räumen mit digitalen Kameras (teilweise mit Automatikbelichtung) in der Schwerelosigkeit. Die Kameragehäuse sind nicht wirklich luft- und schon garnicht staubdicht. Es befinden sich immer Staubkörnchen, Pollen und winzige Fusseln in den Gehäusen der Kameras. Denn die werden nicht in Reinsträumen zusammengebaut, sondern in normalen Fabrikhallen. Solange man mit solchen Kameras unter Einfluß der Schwerkraft hantiert, liegt der Dreck am Boden des Kameragehäuses und stört nicht weiter.
In der Schwerelosigkeit aber schwebt dieser Dreck wahllos innerhalb des Kameragehäuses rum. Durch die Motorik der Bediener werden laufend winzige Vibrationen auf das Kameragehäuse übertragen, die dem Dreck weitere Bewegungsenergie liefern. Da dieser Dreck in unterschiedlicher Entfernung am Chip vorbeischweben kann, wird er scharf oder unscharf abgebildet.
"Dreck" befindet sich aber nicht nur im Inneren des Kameragehäuses. Die Luft innerhalb eines Raumfahrzeuges oder einer Raumstation ist angefüllt mit einer Unzahl von Staubkörnern, menschlichen Hautschuppen, abgebrochener Körperbehaarung, Fusseln aus Kleidung und winzigsten Speiseresten sowie kleinsten Kügelchen diverser Schmierstoffe.
Die Optik der verwendeten Kamersa ist keine ideale, perfekte Optik. Im Lauf der Zeit wird sie immer stärker verkratzt und es lagert sich Dreck auf ihr ab. Durch elektrostatische Vorgänge kann sich dabei trotz Schwerelosigkeit ein "fester" Platz von Dreck auf der Linse oder dem Chip ergeben.
Die Fenster, durch die ins Weltall hinaus gefilmt wird, werden im Lauf der Zeit auch nicht klarer. Die Luftfeuchtigkeit schlägt sich an ihnen nieder. Dabei bilden Staubkörner und Fusseln ideale Kondensationskeime. Zudem verden diese Fenster immer stärker verkratzt. Innen durch Wischbewegungen der Astronauten, außen durch Mikrometeore. Um Raumstationen im Orbit bildet sich schnell eine Zone mit erhöhter Mikromaterie.
Zum einen werden durch an- und abdockende Raumtransporter Partikel z. B. vom Treibstoff freigesetzt, bei jedem Ausstieg (EVA) zu Montagearbeiten wird Dreck aus dem Inneren der Raumstation nach Außen ins All verfrachtet. Mit den Resten der Atemluft und als Ablagerung auf den Raumanzügen. Bei den Montagearbeiten werden Partikel von der Station abgeschabt, entschwinden Partikel von Verpackungs- oder Sicherungsmaterial, auch Werkzeuge gehen ab und an verlohren...
Je nach Anfangsgeschwindigkeit verschwinden diese Partikel im All oder gehen in einen Orbit um die Masse der Raumstation über.
Je nach Beleuchtungssituation kommt es an Kratzern oder zwischen den verschiedenen Linsen der Kameraoptiken und den Fenstern zu Reflexionen.
Wenn man sich über diese Fakten im Klaren ist, dann sind die verschwommenen Lichtpünktchen oder spinnenseidenartigen Artefakte nicht mehr mysteriös, sie können die durch die Physik problemlos erklärt werden.
All diese Verschmutzungen sorgen für die in den diversen Videos gezeigten Effekte.
Du kannst solche Effekte selbst erzeugen und aufnehmen. Stell eine Videokamera auf ein Fotostativ. Stelle auf eine dunkle Fläche mit hellen Objekten (Wand, Bücherregal, hauptsache 3-4 Meter entfernt) scharf. Dann sorge für seitliche Beleuchtung der Kameraoptik. Z.B. Rolläden am hellichten Tag runterlassen, so daß das Sonnenlicht nur als schräger Streifen durch die Pooren der Rolläden ins Zimmer kommt. Jetzt schalte noch eine 2. Beleuchtung ein. Z. B. ein Deckenlicht. Nun regle die Belichtungszeit so, daß die Bilder gut durchbelichtet sind.
Zünde eine Zigarette an und blase den Rauch in den Strahlenkegel des schräg einfallenden Sonnenlichtes. Beobachte dabei das Bild der Videokamera.
Wenn Dir Zigarettenrauch unsympatisch ist, kannst Du auch einen feinen Sprühnebel mit einem Wasserzerstäuber für Pflanzen erzeugen. Die winzigen Wassertröpfchen tun es auch. Oder feiner Staub (zermahlenes Talkumpuder, zermahlener Vogelsand, Mehl, Zucker, Salz, Makeup Puder ...).
Du wirst die selben Effekte wie in den YouTube-Videos erkennen. Als Kinofilme noch ohne aufwändige Computeranimationen hergestellt wurden, griffen die Trickspezialisten zu genau diesen Mitteln ...
Das "UFO", welches Alberto Meyer gefilmt hat, schaut für mich wie ein winziger Staubpartikel direkt auf dem CCD-Sensor aus. Die Mondoberfläche im Hintergrund bewegt sich durch das Seeing mehr oder weniger gleichmäßig und zeigt verschwommene Konturen. Der Fleck bleibt jedoch scharf. Er macht die wellenförmigen Bildverzerrungen nicht mit. Das ist ein eindeutiges Indiz dafür, daß er direkt auf dem Chip sitzt. Um diese Vermutung von mir zu verifizieren, müßte ich das ungeschnittene Originalvideo analysieren dürfen.
Ich habe aber ab und an eigene Mondvideos, die bedauerlicherweise ebenfalls solche Effekte zeigen. Wenn ich so eine Aufnahme entdecke, mache ich den Test mit einem weißen T-Shirt. Das wird über die Öffnung meines Teleskopes gehängt. Dann wird erneut gefilmt. Bislang hatte ich dann wieder den schwarzen Punkt im Bild, also mußte ich den Chip meiner CCD-Kamera peniebel reinigen.
Und da ich keine Mondaufnahmen mit "Dreck" möchte, fliegen solche vermurxten Videos dann in den Müll.
Grüße
Sissy