Da ich zur Zeit gerade an der Konferenz der Meteoritical Society in Nancy (F) bin, kann ich hier aus erster Hand berichten - am Mittwoch gab es nämlich einen Vortrag zum Thema. (siehe übernächsten Abschnitt)
Der Kondensationspunkt, der üblicherweise die Schneelinie genannt wird, war im frühen Sonnensystem in etwa 4-5 AU Entfernung, innerhalb der Jupiterbahn. Das ist, so vermutet man auf Basis von Modellen, überhaupt erst der Grund, warum sich Jupiter dort gebildet hat, wo er heute ist. Direkt hinter der Schneelinie trägt Eis zur raschen Planetenbildung bei, und die Staubscheibe ist gleichzeitig noch sehr dicht / massiv.
Es geht bei dieser "neuen Theorie" nur darum, dass die eisigen Objekte nicht dort entstanden sein müssen, wo sie heute sind. In dem oben angesprochenen Vortrag wurde das etwa so formuliert: Viele wasserreiche Asteroiden (C, G-Typen wie Ceres) stammen aus der Jupiter-Saturn-Region, und kamen bei der Bildung dieser beiden Gasriesen in die Asteroidengürtel-Region. Die Eisenasteroiden (M-Typen) kommen vermutlich aus dem Bereich der terrestrischen Planeten, wurden in der Akkretionsphase (0-100 Mio Jahre nach den ersten Kondensaten im Sonnensystem) nach aussen transportiert (ist wieder ein anderes Thema). Am Schluss, vor 3.9 Mrd Jahren, kamen die äussersten, kohlenstoff- und wasserreichen Objekte (Asteroidenklassen D, F, v.a. im äusseren Gürtel zu finden) hinzu. Nur die S-Typ-Asteroiden sind dort entstanden, wo sie noch heute sind.
Der Asteroidengürtel stellt sich also heute so dar:
(inneres System) --- M S C D/F ---- (äusseres System)
Da müsste man meinen, dass der Temperaturgradient im Sonnensystem ziemlich steil. In Wirklichkeit sah das aber vielmehr so aus:
---- M --------------- S ------------------- C ---------------------- D / F
Erst die Bildung der Gasriesen (C), erdähnlichen Planeten (M) und die Neuanordnung der Planetenbahnen vor 3.9 Mrd Jahren (D/F) brachte diese Asteroidentypen an die Position, an der sie heute sind.