Asteroidengürtel: Neuer Blick auf den Asteroidengürtel nötig?

astronews.com Redaktion

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Wie entstand der Asteroidengürtel? Stimmt ein vor vier Jahren entwickeltes Modell, das die Frühzeit des Sonnensystems beschreibt, sind die bisherigen Vorstellungen über diese Region zwischen Mars und Jupiter wohlmöglich falsch. Dann könnte nämlich ein Großteil der eisigen Brocken in dieser Region aus den äußeren Bereichen des Sonnensystems stammen. (16. Juli 2009)

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SpiderPig

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Hallo!

Im Artikel sind einige für mich recht neue Überlegungen angesprochen, die mir teilweise aber nicht einleuchten.

Zumindest scheint der letzte Satz im Artikel darauf hin zu deuten, dass der Kondensationspunkt für Eis in sehr großer Entfernung zur Sonne war.
Denn dann stammt ein Großteil der eisigen Körper des Asteroidengürtels aus den äußeren Bereichen des Sonnensystems.

Also jenseits der großen Gasplaneten?

Die haben aber sehr feuchte Monde die nur sehr geringe Bahnneigungen aufweisen, also mit dem Planeten entstanden sein sollten. Bei der Umordnung der Planeten bahnen vor rund 3,9 Milliarden Jahren sollte Jupiter z.B. keine "großen Sprünge" gemacht haben. (Es sei denn man postuliert einen sehr großen Planeten, der das Sonnensystem verlassen hat, oder in die Sonne gestürzt ist.

Das wiederum sehe ich aber im Widerspruch mit der "neuen" Theorie aus dem Artikel.

Kann mir jemand meinen Widerspruch auflösen helfen?

(Bitte ohne einen gigantischen Wasserplaneten, der bei der Umordnung der Planetenbahnen der Sonne so nahe gekommen ist, das er verdampft ist und nur den Merkur zurück gelassen hat.)


SpiderPig
 

Bynaus

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Da ich zur Zeit gerade an der Konferenz der Meteoritical Society in Nancy (F) bin, kann ich hier aus erster Hand berichten - am Mittwoch gab es nämlich einen Vortrag zum Thema. (siehe übernächsten Abschnitt)

Der Kondensationspunkt, der üblicherweise die Schneelinie genannt wird, war im frühen Sonnensystem in etwa 4-5 AU Entfernung, innerhalb der Jupiterbahn. Das ist, so vermutet man auf Basis von Modellen, überhaupt erst der Grund, warum sich Jupiter dort gebildet hat, wo er heute ist. Direkt hinter der Schneelinie trägt Eis zur raschen Planetenbildung bei, und die Staubscheibe ist gleichzeitig noch sehr dicht / massiv.

Es geht bei dieser "neuen Theorie" nur darum, dass die eisigen Objekte nicht dort entstanden sein müssen, wo sie heute sind. In dem oben angesprochenen Vortrag wurde das etwa so formuliert: Viele wasserreiche Asteroiden (C, G-Typen wie Ceres) stammen aus der Jupiter-Saturn-Region, und kamen bei der Bildung dieser beiden Gasriesen in die Asteroidengürtel-Region. Die Eisenasteroiden (M-Typen) kommen vermutlich aus dem Bereich der terrestrischen Planeten, wurden in der Akkretionsphase (0-100 Mio Jahre nach den ersten Kondensaten im Sonnensystem) nach aussen transportiert (ist wieder ein anderes Thema). Am Schluss, vor 3.9 Mrd Jahren, kamen die äussersten, kohlenstoff- und wasserreichen Objekte (Asteroidenklassen D, F, v.a. im äusseren Gürtel zu finden) hinzu. Nur die S-Typ-Asteroiden sind dort entstanden, wo sie noch heute sind.

Der Asteroidengürtel stellt sich also heute so dar:

(inneres System) --- M S C D/F ---- (äusseres System)

Da müsste man meinen, dass der Temperaturgradient im Sonnensystem ziemlich steil. In Wirklichkeit sah das aber vielmehr so aus:

---- M --------------- S ------------------- C ---------------------- D / F

Erst die Bildung der Gasriesen (C), erdähnlichen Planeten (M) und die Neuanordnung der Planetenbahnen vor 3.9 Mrd Jahren (D/F) brachte diese Asteroidentypen an die Position, an der sie heute sind.
 

mac

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Hallo SpiderPig,

verglichen mit dem was Du schreibst
Zumindest scheint der letzte Satz im Artikel darauf hin zu deuten, dass der Kondensationspunkt für Eis in sehr großer Entfernung zur Sonne war.
Denn dann stammt ein Großteil der eisigen Körper des Asteroidengürtels aus den äußeren Bereichen des Sonnensystems.
Also jenseits der großen Gasplaneten?
geht es, wenn ich ihn richtig verstehe, in dem Artikel nur um Nuancen (bei der Lage der Schneegrenze).

Nach diesem Modell sind die äußeren Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun in einer relativ engen Zone im 5- bis 15-fachen Abstand Erde-Sonne entstanden. Durch eine Resonanz zwischen der Jupiter- und der Saturnbahn wurde diese Konfiguration instabil und die Planeten wanderten zu ihren heutigen Plätzen im Sonnensystem.

Jupiter ist immer noch im oben genannten unteren Abstand, nur Neptun hat die obere Grenze um einen Faktor 2 ausgeweitet. Was der Rest genau gemacht hat, wurde nicht beschrieben.

Ich entnehme aus dem Artikel, daß man die (damalige?) Schneegrenze wohl nicht wie bisher geglaubt über die Verteilung der wasserarmen und wasserreichen Objekte im Asteroidengürtel bestimmen kann, weil die durch ‚Einwanderung‘ verfälscht sei. Jupiter und seine Monde aber lagen sicherlich auch damals schon innerhalb der Schneegrenze

Herzliche Grüße

MAC

PS Bynaus war schneller und genauer :). Immerhin hatte ich es nicht völlig falsch verstanden. :D
 
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SpiderPig

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Hallo Bynaus,
Da müsste man meinen, dass der Temperaturgradient im Sonnensystem ziemlich steil. In Wirklichkeit sah das aber ....
Danke für deine Infos.

Nun habe ich verstanden, dass meine Vorstellung eines sehr steilen Temperaturgradienten wohl zu sehr aus dem Bauch heraus entstanden ist. :eek:

Und meine zweite Vorstellung (die ich aber noch nicht geäußert hatte), dass doch an der Stelle wo das Wasser Kondensiert ein Planet auch schneller entsteht und somit der Größte werden sollte, hast du auch schon beantwortet. :)

SpiderPig
 
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