Asteroid-Mining

Tankred

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Hab mir doch vor kurzem ein nettes Buch zum thema Asteroid-Mining gegönnt. Nun würd ich gern mehr zu Stand der Dinge wissen und wie weit die gewissen Staaten bei solchen Projekten dran sind.

Homepages, Bücher, etc. ....


Danke Tankred
 

jonas

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Nun würd ich gern mehr zu Stand der Dinge wissen und wie weit die gewissen Staaten bei solchen Projekten dran sind.

Japan ist am dichtesten dran :D Zumindest ist die Japanische Raumsonde bisher die Einzige, die es geschafft hat auf einem Asteroiden zu landen und (vielleicht) etwas Material geschürft zu haben. http://de.wikipedia.org/wiki/Hayabusa

Darüberhinaus ist mir kein Programm irgendeiner Raumfahrtagentur bekannt, das Rohstoffgewinnung von einem Asteroiden beinhaltet.

Es gibt allerdings Gedanken für eine permanente Mondstation oder bei einer bemannten Marsmission lokale Vorkommen zu nutzen. Vor allem Wasser ist hier interessant. Aber auch dies ist noch einigermassen ferne Zukunftsmusik.
 

Tankred

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Die möglichen Missionen in dem Buch sind Fiktion. Basieren aber auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Wer ist denn derzeit daran interessiert seine Nase in den Mondstaub zu stecken um den zu nutzen?

Das Buch war "Mining the Sky".
 

redmoon

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Hallo Tankred,

nun, desto weniger Güter zur Versorgung einer dauerhaften Mondstation von der Erde zum Mond befördert werden müssen, desto billiger ist diese im Endeffekt auch. Falls man auf dem Mond z. B. auf Eisvorkommen stossen sollte, so wäre man der Lösung des Problems der Versorgung der Besatzung mit Wasser schon einen ziemlichen Schritt näher. Mit den richtigen Zutaten lassen sich vor Ort der Treibstoff oder auch andere benötigte Zutaten für unbemannte oder bemannte Deep Space Raumflüge gewinnen, z. B. Sauerstoff. Und die Astronomen würden sich über optische oder Radioteleskope auf der Rückseite des Mondes freuen. Siehe dazu einmal hier : http://www.astris.de/news/1207.html
Und was auf den Mond zutrifft, das trifft natürlich auch auf andere Objekte des Sonnensystemes zu. Weder den Wünschen noch der Phantasie sind da Grenzen gesetzt...

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
 

jonas

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Hi Tankred

Im Prinzip sind die Vorkommen in den Asteroiden - nach heutigen Massstäben - schier grenzenlos. Aber sie sind auch - wiederum nach heutigen Massstäben - extrem teuer. Um eine Tonne Nickel oder Zinn auf der Erde aubzubauen braucht es soundsoviel Gerät und Löhne. Um eine Tonne desselben im Asteroidengürtel zu gewinnen braucht es soundsoviel ...

Technisch wäre es bereits heute möglich Asteroiden für Rohstoffgewinnung zu bearbeiten. Nur lohnt es sich heute noch nicht. Die Energie und das Risiko um diese Vorräte zu erschliessen ist einfach zu hoch gegenüber der Energie und dem Risiko, das notwendig ist um die irdischen Vorkommen aus der Erde zu graben.

Von daher ist wohl zur Zeit niemand daran interessiert in Raketen und Raumtransporter zu investieren um Eisenerz, Titan, Kupfer, Zinn, Nickel oder auch Uran (etc.) aus den Quellen des Asteroidengürtels zu gewinnen ... obwohl es dort ziemlich reichlich davon wimmelt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Planetologist

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Hi Leute,

ich denke ich muss euch mal ein bisschen mit Zahlen versorgen - und ich glaube dass ich das auch kann, da die Bewertung von Erzlagerstaetten zu meinem Tagesgeschaeft gehört. Ich gebe mal das Beispiel von einem Uranerzkörper (ihr könnt aber Uran durch Kupfer, oder irgendwas ersetzen, ist egal). Ich habe gerade eine Bewertung für eine Uranmine (Untertagebau) fertiggestellt - durchschnittlich gibt es in diesem Erzkörper ca. 0.4% Uranoxid (U3O8). Mit allen Kosten eingerechnet (Camp, Arbeiterlöhne, Flugplatz bauen, da der Erzkörper in der Pampa liegt, Mühle Bauen, Umweltschutz, etc etc) komme ich auf einen Break-Even Preis von 86 Dollar pro Tonne Gestein. Das bedeutet, wenn die Minengesellschaft es fertigbringt, die Tonne Gestein für weniger als 86 Dollar zu fördern, dann machen sie Gewinn, sonst Verlust.

Nun - als Vergleich- ich glaube irgendwann gelesen zu haben, dass das kg Nutzlast in der jetzigen Raumfahrt ca. 20000 Dollar kostet. Nun kann man argumentieren, dass die Entwicklung voranschreitet, dass es billiger wird; aber bis Ihr EINE TONNE Nutzlast für 86 Dollar transportieren könnt, ist es noch ein weiter, sehr weiter Weg.

Cheers, P.
 

MGZ

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Nun - als Vergleich- ich glaube irgendwann gelesen zu haben, dass das kg Nutzlast in der jetzigen Raumfahrt ca. 20000 Dollar kostet. Nun kann man argumentieren, dass die Entwicklung voranschreitet, dass es billiger wird; aber bis Ihr EINE TONNE Nutzlast für 86 Dollar transportieren könnt, ist es noch ein weiter, sehr weiter Weg.

Man muss das Zeug aber nicht in den Weltraum schießen, sondern nur von dort auf die Erde bringen. Wenn man irgendwo im Asteroidengürtel einem Eisenklumpen mit etwa 10^12 kg Masse einen Schups geben könnte oder zwei, sodass er binnen 20 Jahren in eine nicht zu niedrige Erdumlaufbahn einschwenkt, dann könnte man das Eisen im Orbit abbauen und mit Fallschirmen auf die Erde bringen. Stahl kostet 184$ pro Tonne, also hat man, wenn man die Verarbeitung mit einbezieht, einen Erlös von vielleicht 100 Milliarden Dollar. Das reicht aber auch nicht ganz um die Energie zu bezahlen, die man braucht, um den Asteroiden zur Erde zu schaffen.
 

Planetologist

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Hi MGZ,

das wichtigste am Mining sind die Produktionskosten (neben den Kapitalkosten) und ich wollte nur ein Beispiel geben, dass Mining auf anderen Himmelskörpern einfach zu teuer ist, egal ob du jetzt einen Asteroiden in eine Umlaufbahn einschwenken laesst (wie das gehen soll, muss man auch noch demonstrieren). Es gibt zu viele ertragreiche Erzkörper auf der Erde (und die gibt es noch für sehr lange Zeit, geschweige die, die man noch nicht entdeckt hat). Machen wir ein Beispiel mit Eisenerz: Ich habe mal für eine Eisenmine in Südafrika gearbeitet. siehe
http://www.kumba.co.za/ops_sishen.php
Wir haben pro Arbeitstag aus dieser Mine 80'000 Metrische Tonnen Roheisen (65% Eisenanteil) für die Hochöfen in Südkorea produziert. Stripping Ratio 2.2:1, d.h. wir haben pro Arbeitstag in der Mine etwa 200'000 Tonnen Gestein bewegt. Produktionskosten pro Tonne: ca. 22 UsD.

Was will ich damit sagen: du brauchst ein Transportsystem von deinem Asteroiden, dass pro Tag 80'000 Tonnen (!!) Material auf die Erde herunter bringt. Das Space Shuttle hat eine Nutzlast von 30 Tonnen. Also 2666 Flüge pro Tag, die aber total nicht mehr als 1.7 Millionen Dollar kosten dürfen. Oder pro Flug 660 Dollar. Im Moment liegen die Transportkosten des Shuttles pro Tonne Nutzlast aber bei 16 Millionen UsDollar.

Und alles nur um die Produktion einer einzigen Eisenmine auf der Erde zu ersetzen. Und von dieser Art Mine gibt es einige.

Wenn ich diese Zahlen mir vergegenwärtige, dann erübrigt sich die Frage, ob Mining im grossen Stil auf einem anderen Himmelskörper (mit nachfolgendem Transport auf die Erde) auch nur irgendwie realistisch ist.
 

frosch411

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Ich denke, Sinn macht das Abbauen von Erz auf Asteroiden oder dem Mond nur, um dieses im Weltraum weiterzuverarbeiten und dort auch zu nutzen. Also beispielsweise, um Raumschiffe, Sonden, Satelliten etc. zu bauen, da man diese dann nicht von der Erde in den Weltraum bringen muss. Solange es noch Vorräte auf der Erde gibt, wird es nicht wirtschaftlich sein, diese aus dem Weltraum zur Erde zu bringen.

o_o
 

Sir Atlan

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Ich denke, Sinn macht das Abbauen von Erz auf Asteroiden oder dem Mond nur, um dieses im Weltraum weiterzuverarbeiten und dort auch zu nutzen.

Sehe ich genau so. Wie wäre es aber, Asteroiden nicht auf die Erde zu bringen, sondern auf den Mond?
Hier könnte man sie "Zwischenlagern" und später ein Habitat o.ä. direkt (oder sehr nahe dabei) errichten.
Dann wären schon mal ein paar Rohstoffe beim Start des Habitats verfügbar.

Mal so als Gedanke ins Forum geworfen.

Gruß
Sir Atlan
 

Bynaus

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Beim Asteroidenmining geht es ja eigentlich auch nicht um den Abbau von Eisen oder Nickel, sondern um Metalle, die auf der Erde sehr selten sind, gerade z.B. die siderophilen ("eisenliebenden") Elemente, die mehrheitlich im Erdkern zu finden sind (oder aber in Eisen-Asteroiden). Dazu gehören zB Platin und Palladium. Selbst wenn man wollte, man könnte den heutigen weltweiten Fahrzeugpark nicht durch Hybrid- oder gar Brennstoffzellenfahrzeuge ersetzen, weil es viel zu wenig Platinvorkommen gibt auf der Welt. Da diese Metalle im Bereich von einigen 10000 Dollar pro kg kosten, vergleichbar mit dem Preis, 1 kg Material ins All zu starten, ist es sehr wahrscheinlich, das Asteroidenbergbau mit diesen Elementen beginnen wird.

Bergbauprodukte zur Erde zu bringen ist übrigens gar nicht so viel schwieriger als sie gleich im Weltraum zu nutzen. Die Erde hat eine Atmosphäre, an der gebremst werden kann. Aerocapture für LEO, oder dann eben einen etwas tieferen Kurs für eine Landung. Insofern sehe ich da kein Problem.

Zur Nutzung im Weltraum sind vor allem volatile Stoffe begehert, weil sich daraus (zusammen mit etwas Sonnenlicht) grosse Mengen Treibstoff herstellen lassen, die man sonst mühsam ins All transportieren müsste. Ich kann mir gut vorstellen, dass man eines Tages orbitale Treibstoffdepots (LEO oder Lagrangepunkte des Erde-Mond-Systems) mit Produkten von wasserreichen erdnahen Asteroiden wieder auffüllen wird.
 

pauli

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glaube was das ganze noch schwieriger oder vlt. unkalkulierbar macht sind die zahllosen Möglichkeiten dass etwas schiefgeht. Beim Versagen der kleinsten Einheit ist eine gesamte Mission gefährdet und damit leicht mrd. Dollar futsch. Und wenn etwas schiefgeht ist monate- oder gar jahrelang Sendepause und Analysen angesegt. ISS + Shuttles funktionieren nur weil permanent daran rumgefrickelt wird. Wenn eine Marssonde geschreddert wird juckt es im Grunde keinen, das ist nicht vergleichbar.

Ich sehe weder jetzt noch in mittlerer Zukunft (paar hundert Jahre) keine Möglichkeit sowas industriell auf die Beine zu stellen.
 
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