SETI - Warten bis in alle Ewigkeit?

Mahananda

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Die Entdeckung eines FERMI-Replikators im (Asteroidengürtel oder Saturnring) oder dessen Überreste (kaputt/zerstört) könnte dagegen schon recht hoch wirken.

So ist es. Deshalb ist die Suche nach Relikten der Anwesenheit außerirdischer Raumsonden im Sonnensystem im Rahmen eines SETA-Programms wahrscheinlich effizienter als das Aufspüren von Radiosignalen. Schon allein deshalb, weil materielle Artefakte langdauernder sind als Funksendungen. Man kann sie in aller Ruhe bergen und genauestens untersuchen. Neben der Möglichkeit, irgendwelchen Schrott im Asteroidengürtel oder in den Saturnringen zu finden (ein sehr langwieriges Unterfangen wegen der Vielzahl von potenziellen Untersuchungsobjekten in einem großen Raumbereich), besteht noch die Option, dass früher hier anwesende Reisende gezielt eine Spur hinterlassen haben.

Mein Favorit in dieser Hinsicht ist der Saturnmond Enceladus. Er befindet sich in einer übersichtlichen Umgebung. Sein Orbit ist mit zwei 2:1-Umlaufresonanzen stabilisiert (1:2-Resonanz mit Janus/Epimetheus; 2:1-Resonanz mit Dione), die Nachbarmonde ebenfalls (2:1-Resonanz zwischen Mimas und Tethys) und er wartet mit einer für seine Größe (nur 500 km Durchmesser!) einzigartigen Wärmeaktivität auf, die sich auf die Südpolregion konzentriert. Alles in allem ein recht deutliches Zeichen, das die Neugier weckt.

Meine Vermutung: Unter dem Grund der südpolaren Wasserblase befindet sich im Silikatkern eine große Ansammlung radioaktiven Materials mit langer Halbwertszeit (Uran 238 oder Thorium 232), die erst nach dem großen Bombardement vor 3,9 Milliarden Jahren dorthin verbracht wurde. Ein Indiz für diese Annahme ist die Oberflächenbeschaffenheit von Enceladus. Dort finden sich alte verkraterte "Kontinentalplatten" (als Analogie zu verstehen!), die von fast kraterfreien "Ozeanplatten" umgeben sind. Die Übergänge sind zum größten Teil abrupt, so dass hier großflächige Aufschmelz- und Fließprozesse rekonstruierbar sind, die erst nach der globalen Verkraterung stattgefunden haben müssen. Weiterhin zeigt sich, dass die Aktivität dieser Prozesse über einen längeren Zeitraum nachgelassen hat und heute auf den Bereich innerhalb des 70. südlichen Breitengrades beschränkt ist. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich die Radioaktivität des dorthin verbrachten Materials entsprechend der Zerfallsrate abgeschwächt hat.

Falls meine Vermutung zutrifft - was außer Atommüll könnten wir dort noch finden? Wenn es sich um mehr als ein reines nukleares Endlager handelt, erscheint mir die Deponierung einer Bilddateisammlung am sinnvollsten, die über die Absender Auskunft gibt - günstigenfalls mit einer dazu passenden Abspielvorrichtung. Ob diese nach einigen hundert Millionen Jahren noch funktioniert, liegt freilich an der Ingenieurskunst der Erbauer. Ebenso, ob wir in der Lage sind, sie adäquat zu bedienen, ohne sie kaputt zu machen bzw. die Dateien versehentlich zu zerstören. Aber das sind Probleme, die sich erst nach der Bergung der Botschaft stellen - wenn sie denn überhaupt vorhanden ist ...
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Ich wäre sofort dafür, auf Enceladus nach radioaktivem Müll zu suchen :) (ich denke allerdings, dass sich dies irgendwie zeigen würde, etwa in Form von ionisierender Strahlung, oder auch durch eine stark radiogene Helium-Zusammensetzung in den Geysiren...), so lange man das ganze auch noch aus anderen Gründen (Wissenschaft...) macht.

Für SETA gibt es viele Kandidaten, die Frage ist halt, wonach man sucht. Was will ein ausserirdisches Raumschiff, das im Sonnensystem vorbeischaut?

1) He-3 tanken - Dann müsste man vielleicht auf den Monden von Uranus und Neptun nach Verarbeitungsanlagen (oder deren Überresten) suchen, da diese beiden Planeten eine Helium-reiche Atmosphäre mit vergleichsweise geringen Fluchtgeschwindigkeiten kombinieren
2) Rohstoffvorräte aufstocken, Replizieren, etc. - Asteroidengürtel (die Objekte im Kuipergürtel sind grösser, Eisreicher und damit ist es dort schwieriger, Rohstoffe abzubauen, mit Ausnahme der )
3) Netzwerkbau - Raum jenseits von 550 AU (Gravitationsfokus der Sonne), evtl Relais im Asteroidengürtel
4) Botschaft hinterlassen für allfällige künftige Zivilisationen - das hier ginge schon eher in die Richtung, die Mahananda beschrieben hat. Man würde versuchen, etwas zu hinterlassen, was gleichzeitig von grosser Dauer ist und aber auch klar als künstliches Objekt erkennbar ist. Ein 100x100x100 m Würfel reinen Urans (oder eines anderen radioaktiven Stoffes mit einer Halbwertszeit im Bereich der Lebensdauer des Sterns des Systems...) unter dem Südpol von Enceladus wäre da gar keine so schlechte Idee ;) zumal er auch eine Datierung des Besuchs zuliesse: man müsste bloss das Uran-zu-Blei-Verhältnis bestimmen.
 

Orbit

Registriertes Mitglied
Falls meine Vermutung zutrifft - was außer Atommüll könnten wir dort noch finden? Wenn es sich um mehr als ein reines nukleares Endlager handelt, erscheint mir die Deponierung einer Bilddateisammlung am sinnvollsten, die über die Absender Auskunft gibt - günstigenfalls mit einer dazu passenden Abspielvorrichtung. Ob diese nach einigen hundert Millionen Jahren noch funktioniert, liegt freilich an der Ingenieurskunst der Erbauer. Ebenso, ob wir in der Lage sind, sie adäquat zu bedienen, ohne sie kaputt zu machen bzw. die Dateien versehentlich zu zerstören. Aber das sind Probleme, die sich erst nach der Bergung der Botschaft stellen - wenn sie denn überhaupt vorhanden ist ...

Mahananda
Deine Hirngespinste sind ja geradezu phantastisch! :)
Schreib doch einen SiFi-Roman. Das könnte ein Knüller werden. Schreiben kannst Du ja, und kaum ein anderes Thema könnte auf breiteres Interesse stossen. Schon nur aus diesem Forum hättest Du ein paar hundert Leser.
Orbit
 

mac

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Hallo Mahananda,

hübsche Spekulation. :)

Meine Vermutung: Unter dem Grund der südpolaren Wasserblase befindet sich im Silikatkern eine große Ansammlung radioaktiven Materials mit langer Halbwertszeit (Uran 238 oder Thorium 232)
diese Annahme machst Du mit dieser Beobachtung
Weiterhin zeigt sich, dass die Aktivität dieser Prozesse über einen längeren Zeitraum nachgelassen hat und heute auf den Bereich innerhalb des 70. südlichen Breitengrades beschränkt ist.
unglaubwürdig.

Das Uran238 hätte in der gesamten Existenzzeit des Sonnensystems, gerade eine Halbwertzeit und das Thorium232 hätte noch nicht mal die Hältfte einer Halbwertzeit hinter sich.

Herzliche Grüße

MAC
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
Das Uran238 hätte in der gesamten Existenzzeit des Sonnensystems, gerade eine Halbwertzeit und das Thorium232 hätte noch nicht mal die Hältfte einer Halbwertzeit hinter sich.

Man müsste natürlich nachrechnen, wie sich die Abschwächung der Aktivität auf die Wärmeproduktion auswirkt - und damit auf die an der Oberfläche beobachtbaren Phänomene. Ein Drittel Reduktion der Radioaktivität bewirkt vielleicht ein Mehrfaches an Reduktion des Wärmeflusses bis zur Oberfläche. Oder aber das Drittel überträgt sich 1:1 auf den Wärmefluss und die Oberflächenspuren sind mit einem Drittel geringeren Wärmeflusses kompatibel. Das müssten allerdings Experten machen. Hier sehe ich meine Fähigkeiten überschritten. :(
 

Orbit

Registriertes Mitglied
Das Uran238 hätte in der gesamten Existenzzeit des Sonnensystems, gerade eine Halbwertzeit und das Thorium232 hätte noch nicht mal die Hältfte einer Halbwertzeit hinter sich.

Wieso Uran und Thorium?
Elemente zwischen Z = 114 und 164 sollen auch wieder stabil sein, sagt eine Hypothese von Sven Gösta Nilsson. Und darunter wäre vielleicht eins mit der für Mahanandas Roman geeigneten Halbwertszeit. Und in weiser Voraussicht würde ich es, wenn ich mahananda wäre, Mahanandium taufen. :)
Orbit
 
Zuletzt bearbeitet:

FUNtastic

Registriertes Mitglied
Mahananda, du hast nicht zufällig "Pushing Ice" (deutscher Titel "Himmelssturz) von Alastair Reynolds gelesen!? :)

Eine ähnliche Idee scheint also zumindest schon einmal ein SciFi-Autor gehabt zu haben.
Ok, im Buch wurde zwar kein Artefakt auf einem Saturnmond gefunden, sondern das Artefakt war der Mond. Auch ging es um Janus und nicht um Enceladus.

Grüße
Matthias
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
Wieso Uran und Thorium?

Na ja, wenn es "Mahanandium" gäbe, würde ich darauf zurückgreifen ;) Anderenfalls bleibt noch Kalium 40 mit einer Halbwertszeit von ca. 1,2 Milliarden Jahren. Das Zerfallsprodukt ist Argon 40 (müsste sich in den Dampffontänen nachweisen lassen), und der Beta-Zerfall heizt die Umgebung ganz schön auf. Kalium müsste allerdings in einer chemisch gebundenen und schlecht löslichen Form vorliegen, da es als Reinelement mit dem geschmolzenen Wasser explosionsartig reagieren würde. Denkbar wäre vielleicht Kalium-Aluminium-Silikat.
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Orbit,

Wieso Uran und Thorium?
Elemente zwischen Z = 114 und 164 sollen auch wieder stabil sein, sagt eine Hypothese von Sven Gösta Nilsson.
Wenn's so wäre, bräuchte man eine gute Erklärung wieso die in der Natur nicht vorkommen.

Ich kenne diese Hypothese nicht oder nur als Gerücht. Weißt Du, ob Sven sich dazu irgendwie geäußert hat?

Herzliche Grüße

MAC
 

Orbit

Registriertes Mitglied
Weißt Du, ob Sven sich dazu irgendwie geäußert hat?
Ja, hat er offenbar, der Sven. ;)
Hier gab's mal was,
http://adsabs.harvard.edu/abs/1981NuPhA.361D...1.
ist aber nicht mehr erhältlich
Ich habe mal in 'Spektrum der Wissenschaft eine kurze Passage über diese Geschichte gelesen.

Hier die Rezemsion eines Buches von ihm (ich hab's nicht gelesen), das posthum erschien:
http://www.pro-physik.de/Phy/bookReviewDetail/3/19010
Und hier etwas Biografisches zum 50jährigen Jubiläum des Nilsson Modells:
http://www.matfys.lth.se/Nilsson/sgn.html

Orbit
 
F

fspapst

Gast
Hallo Mahananda,
Hallo Orbit,
Hallo an alle,
Na ja, wenn es "Mahanandium" gäbe, würde ich darauf zurückgreifen ....

Stabile Transurane sind eine Literarische Illusion!
Die Elemente der "Insel der Stabilität" sind allenfalls stabiler als deren Umgebung, also statt einer Halbwertszeit von Sekundenbruchteilen kann allenfalls eine Halbwertszeit von Minuten oder maximal Tagen erreicht werden. (nach den weitestgehend gesicherten, mathematisch- Kern-chemischen Theorien). Selbst wenn es Stabilitäten von tausenden Jahren erreichen würde (sehr unwahrscheinlich), wäre das Element sicher noch zu instabil für eine Nachricht aus der Vergangenheit.

Da würde sich ein Kleines Schwarzes Loch in einem Jupiter/Saturnmond doch eher eignen, oder eine Stasiskugel (literarisch schon oft aus geschlachtet) oder ein künstlicher Mond (Janus/o.a.).

Immerhin scheinen hier einige geneigte Leser der SETA mehr Erfolg zuzuschreiben, als der SETI.

Gruß
FS
 
F

fspapst

Gast
Argument

Das meinst DU.
Wiki ist bereits etwas vorsichtiger und setzt übrigens ein 'Bearbeiten' neben den Artikel.
Ja, das meine ICH.
Und Wicki ist auch nicht aller Tage Richtigkeit! :eek:

Es fehlen sooo viele Artiel .... :mad:
Ich finde so viele gesicherte Theorien im Wicki nicht mal erwähnt....
Die Artikel sind oft soooo Mainstreamig....
zudem wissenschaftlich oft veraltet..... :(

....dass ich inzwischen mit Wicki sehr vorsichtig bin.... :p

Mein Argument:
Gäbe es stabile Inselelemente jenseits von Uran, würden diese auch in N,SN usw. erzeugt worden sein und wir würden die auf der Erde gefunden haben.

Wer kann mein Argument entkräften?

Gruß
FS
 

Ich

Registriertes Mitglied
Schwere Elemente werden in SN fast ausschließlich über Neutronenanlagerung erzeugt. Wenn nun die zwischen den normalen und superschweren Elementen liegenden Produkte extrem instabil sind, endet dort die Anlagerung und nichts schwereres wird erzeugt. Aus einem ähnlichen Grund wurden keine mittelschweren Elemente beim Urknall erzeugt.
 
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