Warum ist die Sonne kein Roter Zwerg?

Bynaus

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Für einmal eine ganz einfache, kurze Frage: Soviel wir wissen, entstehen um Rote Zwerge genauso häufig Planeten wie um andere Sterne. Rote Zwerge sind gewaltig in der Überzahl: rund 80% aller Sterne sind Rote Zwerge (nur ~<5% sind Gelbe Zwerge wie die Sonne), und sie leben um einige Grössenordnungen länger, was, eine Evolution auf einem ihrer Planeten vorausgesetzt, die Chance, dass sich irgendwann doch noch Intelligenz und Zivilisation bildet, drastisch erhöht - warum also kreist die Erde ausgerechnet um einen - vergleichsweise seltenen und kurzlebigen - gelben Stern?

Wenn wir annehmen, dass wir "typisch" sind (was eine vernünftige Annahme ist), dann sollte die Mehrzahl der Zivilisationen im Universum ebenfalls um Gelbe Zwerge kreisen - was macht die Roten Zwerge denn so extrem unwohnlich?
 
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mac

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Hallo Bynaus,

aus meiner Sicht erscheint mir Deine Frage: ‚warum unsere Sonne kein roter Zwerg ist‘, im Vergleich zu den ganzen anderen Zufällen des anthropischen Prinzips, eine Überbewertung dieser Einzelbeobachtung darzustellen.

Die daraus gezogene Schlußfolgerung, daß mehr gelbe Zwerge Planeten mit Leben beherbergen als rote Zwerge, halte ich mit den bisher existierenden Daten für nicht ausreichend belegt.

Da würde ich schon eher für möglich halten, daß die Entwicklung der Metallizität dem Vorteil des größeren Durchschnittsalters entgegen wirkt und somit nur noch ein Faktor < 10 als Vorzug für die roten Zwerge übrig bleibt.

Das beobachtbare Verhältnis gelbe Zwerge/rote Zwerge ist durch das hohe Durchschnittsalter der existierenden Sterne ‚künstlich‘ niedrig. Ebenso scheidet, zumindest nach unserem Verständnis der Bedeutung der Metallizität, die Mehrheit der existierenden roten Zwerge als Lebenshort aus.

Herzliche Grüße

MAC

PS Wie war Euer Urlaub?
 

komet007

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Wenn wir annehmen, dass wir "typisch" sind (was eine vernünftige Annahme ist), dann sollte die Mehrzahl der Zivilisationen im Universum ebenfalls um Gelbe Zwerge kreisen - was macht die Roten Zwerge denn so extrem unwohnlich?

Unwohnlich vielleicht nicht, was mir dazu allerdings spontan einfällt ist die Tatsache, dass ein wichtiger Motor der Evolution UV-Strahlung ist.
Möglicherweise besteht zwischen unserer Atmosphäre und der von der Sonne ausgesandten elektromagnetischen Strahlung ein ausgewogenes Verhältnis, das genetische Mutationen und somit die Evolution begünstigt.

Gruß
 

Mahananda

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Hallo,

in allen SETI-Büchern, die ich bis jetzt gelesen habe (ein knappes Dutzend), wird angegeben, dass Planeten in der habitablen Zone von M-Sternen aufgrund ihrer großen Nähe zum Mutterstern eine gebundene Rotation aufweisen. Demzufolge wäre eine Hemisphäre ständig überhitzt und die andere ständig unterkühlt. In der Übergangszone würden beständig starke Stürme wehen, was die Landbesiedlung hypothetischer Meerestiere vereiteln dürfte. Hinzu kommt, dass infolge der ständigen Überhitzung der Atmosphäre mit zugleich stattfindender hoher Verdunstungsrate der Meere ein Treibhauseffekt vergleichbar mit der Venus einsetzt, so dass nach und nach die Wasserressourcen aufgebraucht werden. Weiterhin dünnt die Atmosphäre durch den stärkeren Sternenwind aus, so dass restliches Wasser auf der Tagseite infolge des geringen Atmosphärendrucks sublimiert, während es sich auf der Nachtseite als Eis niederschlägt. Alles in allem also sehr ungünstige Bedingungen für die Entstehung und Evolution von Lebewesen.

Viele Grüße!
 

Mahananda

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Kleiner Nachtrag:

Wenn sich in der habitablen Zone des M-Sterns ein Gasriese befindet, der - analog zu unserem Jupiter - von einem Doppelpaar massereicher Monde umgeben ist, dann hätten wir möglicherweise vier Biosphären, wenn die Monde etwa Erdgröße besäßen. Auch diese Monde würden eine gebundene Rotation aufweisen - jedoch in Bezug auf den Gasriesen, so dass die Tag- und Nachtlänge mit der Rotationsperiode um den Planeten konform geht. Das sind - bezogen auf Jupiter - maximal drei Wochen. Dies wiederum dürfte für einmal entstandenes Leben keine unüberwindliche Hürde darstellen. Die klimatischen Verhältnisse wären ausreichend lange stabil, um eine Evolution hin zu Vernunftwesen zu ermöglichen. Entscheidend ist dann die Verteilung von Land und Meer sowie das Auftreten von Plattentektonik (Karbonat-Silikat-Zyklus), die den CO2-Haushalt reguliert.

Viele Grüße!
 

mac

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Hallo Mahananda,

Mahananda schrieb:
Demzufolge wäre eine Hemisphäre ständig überhitzt und die andere ständig unterkühlt. In der Übergangszone würden beständig starke Stürme wehen,

Auch eine gebundene Rotation schließt nicht von vornherein Leben aus. So etwas (wie Du es beschreibst) wird es wohl auch geben, aber das muß nicht die Regel sein. Siehe Venus. Es hängt davon ab wieviel Wärmekapazität die Atmosphäre und wenn vorhanden auch die Meere haben und wieviel davon in welcher Zeit wohin transportiert werden kann.

Das Argument mit den Stürmen lese ich auch immer wieder, aber es leuchtet mir nicht wirklich ein. Auch auf der Erde gibt es diese Grenze, die Polarkreise. Klar gibt es da Stürme. Nur so wie ich das mitbekomme, sind die wesentlich sanfter als die Tropenstürme.

Und dann noch: Auch in/unter einer Sauerstoffarmen und CO2 reichen Atmosphäre ist Leben möglich. Siehe Erdgeschichte.

Am Ende wird noch jede Lebensform meinen, daß lebensfrohes Leben nur unter den Bedingungen existieren kann, unter denen sie gerade (zufällig) existiert.

Herzliche Grüße

MAC

PS Deine Idee mit der Kombination Erd-Planet um Gasriese ist auch nicht schlecht und allemal wesentlich wahrscheinlicher als die Entstehungsgeschichte des Erde-Mond-Systems.
 

Bynaus

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Die Frage hat mich jetzt derart beschäftigt, dass ich auf meiner Webseite einen Artikel dazu geschrieben habe - dabei habe ich auch eine Idee ausgeführt, die ich in einer anderen Diskussion schon mal angedeutet hatte...

http://www.final-frontier.ch/Sonne_Rote_Zwergsterne

Mac, natürlich hast du recht, dass eine Probe von n=1 zu klein ist, um daraus definitive Schlüsse zu ziehen. Aber es geht ja gar nicht um "definitive" Schlüsse - bis auf weiteres müssen wir uns mit n=1 abfinden, das heisst, möglicherweise sind wir exotisch, aber das ist nicht besonders wahrscheinlich. Wir wissen zumindest von einer Zivilisation, die sich um einen gelben Stern entwickelt hat, und von keiner, die sich um einen Roten Zwerg entwickelt hat.

Die Metallizität ist doch nur eine Frage der Zeit: spätere Rote Zwerge könnten metallreich genug sein. Die typische Zivilisation bildet sich dann vielleicht einige 100 Milliarden Jahre nach dem Urknall, um irgend einen metallreichen, ruhigen Roten Zwerg, von denen es dann so enorm viele geben wird. Warum ist es ausgerechnet ein seltener, grosser Stern, praktisch "gleich" nach dem zum ersten Mal überhaupt Leben möglich ist?

Wenn sich in der habitablen Zone des M-Sterns ein Gasriese befindet, der - analog zu unserem Jupiter - von einem Doppelpaar massereicher Monde umgeben ist, dann hätten wir möglicherweise vier Biosphären, wenn die Monde etwa Erdgröße besäßen.

Diese Idee hat zwei Probleme: ersten dürfte die Hill-Sphäre eines Planeten in der Habitablen Zone um einen Roten Zwerg sehr klein sein, selbst wenn es sich um einen Gasriesen handelt: ein solcher Planet wird also eine sehr kleine Akkretionsscheibe haben, aus der sich Monde bilden können - zudem wären ihre Bahnen nicht besonders stabil. Zudem haben selbst in unserem eigenen Sonnensystem alle Gasriesen ein deutlich kleineres Massenverhältniss zu ihren Monden: ca. 1:10000 (mit Ausnahme von Neptun, aber Triton wurde ja vermutlich eingefangen, daher...).
 

Mahananda

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Hallo Bynaus,

Wenn sich der Gasriese in der habitablen Zone formiert, könnte es mit der Bildung mehrerer massereicher Monde schwierig werden. Wenn er aber weiter draußen entsteht und dann nach innen wandert - so wie bei den Pegasiden vermutet -, dann könnte er seine Monde mitnehmen. Problematisch sind dann allerdings die zu erwartenden nahen Begegnungen mit inneren Planetesimals und Planeten während dieser Migration. Diese könnten die Monde leicht aus der Bahn bringen.

Wenn die Formierung in der habitablen Zone stattfindet, haben wir möglicherweise nicht vier, sondern nur zwei oder nur einen massereichen Mond. Das Masseverhältnis der Jupitermonde zu Jupiter beträgt 1 : 4830. Das Verhältnis Erde : Jupiter ist um den Faktor 15,19 kleiner, liegt also nicht weitab vom Möglichen. Wenn man bedenkt, dass ein Großteil der Exoplaneten ein Mehrfaches der Jupitermasse in sich vereinigen und M-Sterne z.T. metallreicher als die Sonne sind, dann steht vielleicht doch genügend Baumaterial zur Verfügung, um wenigstens einen erdähnlichen Mond hinzubekommen.

Ich denke, hier ist reichlich Raum für Spekulationen, und wenn ich mir's recht bedenke, sollten wir die Lauschantennen für SETI vermehrt auf M-Sterne ausrichten ...

Viele Grüße!


P.S. Dein Artikel ist spannend zu lesen, aber der letzte Abschnitt darin ("Die Zerstörung des Universums") würde eher einen eigenen Artikel abgeben. Hier wirkt er überfrachtend. Dennoch: Gute Leistung!
 
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Mahananda

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Hallo Mac,

Auch in/unter einer Sauerstoffarmen und CO2 reichen Atmosphäre ist Leben möglich. Siehe Erdgeschichte.

Leben schon, aber auch höherentwickeltes Leben? Für die Entstehung von Leben ist Sauerstoff alles andere als förderlich. Aber wenn ein Äquivalent zur Photosynthese entstanden ist, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Atmosphäre mit Sauerstoff anreichert. Ab einem gewissen Schwellenwert (2 %) werden Lebewesen selektiert, die mit Sauerstoff produktiv umgehen können, also ein Äquivalent zu unserer Atmungskette entwickelt haben.

Nun gibt es seit einiger Zeit Überlegungen, dass sauerstoffreiche Stützproteine (Kollagene) zur Entstehung der Eukaryonten geführt haben, die stabile Zellkolonien bilden konnten. Diese entwickelten sich später zu echten Vielzellern weiter. Bedingung dafür ist jedoch das Vorhandensein von ausreichend freiem Sauerstoff, der für Synthesezwecke zur Verfügung steht. Kurz: Ohne Sauerstoff kein höherentwickeltes Leben. Bei einem etwas anderen Chemismus könnte Chlor oder Schwefel diese Rolle für Stützproteine übernehmen. Allerdings sind dies - bezogen auf die Allgegenwart des Wassers - eher unwahrscheinliche Alternativen.

Das Argument mit den Stürmen lese ich auch immer wieder, aber es leuchtet mir nicht wirklich ein.

Mir eigentlich auch nicht. Gerade auf der Venus zeigt sich, dass am Boden Windstille herrscht, während sich die Stürme in den obersten Wolkenschichten austoben. Gravierender erscheint mir der Treibhauseffekt auf der Tagseite, der nach und nach zu einer Verdampfung des gesamten Wassers führen muss. Erdähnliche Monde erscheinen mir als plausible Alternative, die M-Sterne als Habitat wahrscheinlich werden lassen.

Viele Grüße!
 

Bynaus

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@Mahananda: Selbst wenn der Gasriese seine Monde mitnimmt (durchaus plausibel), die Hillsphäre ist immer noch sehr klein, so nahe am Stern. Nimm z.B. GJ 876 c - ein Gasriese von 0.6 Jupitermassen und einer Entfernung von 0.13 AU zu seinem Stern - da GJ 876 ein Roter Zwerg ist, liegt das ziemlich schön in der bewohnbaren Zone des Sterns. Die Hillsphäre ist da gerade mal 1.6 Mio km gross, die weiteste Entfernung, bei der Monde noch langfristig stabil sein können, liegt bei rund 630000 km, die gemäss der 1:10000-"Regel" zu erwartende summierte Mondmasse liegt bei 2% der Erdmasse, oder knapp 2 Erdmonde.

http://www.planeten.ch/KdW_Exoplaneten#GJ_876_c

P.S. Dein Artikel ist spannend zu lesen, aber der letzte Abschnitt darin ("Die Zerstörung des Universums") würde eher einen eigenen Artikel abgeben. Hier wirkt er überfrachtend. Dennoch: Gute Leistung!

Ja, das dachte ich irgendwie auch (mit der Überfrachtung ;) ), aber diese Überlegungen leiten sich ja direkt aus dem Roter-Zwerg-Gelber-Zwerg-Paradoxon ab, sind also eine mögliche Lösung des Paradoxons...
 

mac

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Hallo Bynaus,

ich hab‘ mir mal die Verteilung der leuchtschwachen Sterne im CNS3 aufgedröselt.

Massenklasse (in m0) Anzahl
1 bis 0,9………….…….272
0,9 bis 0,8 …………….329
0,8 bis 0,7 …………….332
0,7 bis 0,6 …………….475
0,6 bis 0,5 …………….632
0,5 bis 0,4 …………… 752
0,4 bis 0,3 …………… 361

Als Masse-Leuchtkraft-Beziehung habe ich dafür
=EXP(absolute Leuchtkraft*-0,114+0,577) verwendet.
Diese Masse-Leuchtkraft-Beziehung habe ich durch Kurvenanpassung aus den RECONS-Daten ermittelt.

Damit ist klar, daß der delta-Radius der habitablen Zone und mit ihm die Wahrscheinlichkeit für einen Planeten innerhalb dieser Zone, bei diesen Sternklassen schneller sinkt, als ihre relative Anzahl zunimmt und es nicht nur daher zur Zeit keine höhere Wahrscheinlichkeit für Leben um einen roten Zwerg gibt, ganz im Gegenteil, was ja auch durchaus für unsere ‚Klassifizierung‘ als typisch spricht ;).

Herzliche Grüße

MAC
 
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mac

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Hallo Mahananda,

so gut wie Du kenne ich mich in den Bedingungen für bestimmte biologische Entwicklungen nicht aus.

Meine Argumentation zum CO2 zielte allerdings mehr gegen die Verknüpfung: Keine Plattentektonik - kein Regulierung des CO2-Gehaltes - kein Leben. Die Photosynthese führte bei uns zu einer extremen CO2-Verknappung. Der angenommene zunehmende Anstieg des CO2 – Gehaltes durch das Verschwinden der Plattentektonik ist in meinen Augen keine wirklich gesicherte Tatsache. Das Leben wird dieses Überangebot durchaus zu schätzen wissen. Das mag ungünstig für uns sein, muß aber noch lange nicht ungünstig für die Gesamt-Bio-Masse sein.

Bei einem Planeten, der weiter draußen ist, könnte es sogar erst dann ausreichend günstig für eine Biosphäre werden.

Ein hoher Sauerstoffgehalt ist nicht automatisch deshalb unmöglich, weil der CO2-Gehalt hoch ist.

Alles in Allem war das Ziel dieser Überlegungen ja nicht, die Erdentwicklung nachzustellen, sondern nur die Entwicklung von Leben nicht sicher zu verhindern.

Herzliche Grüße

MAC
 

MGZ

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Prinzipiell sollte es auch möglich sein dass sich zwei Planeten von Erdgröße oder größer, möglicherweise sogar mit beinahe 1/1-Masseverhältnis, gegenseitig umkreisen. Falls Gliese 229c einen erdgroßen Mond hat, wäre das ein ziemlich günstiger Ort für Leben. Es wurden doch inzwischen genug Planetensystemsimulationen gemacht, warum finde ich noch keine Wahrscheinlichkeiten dass so etwas auftritt?
 

Mahananda

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Hallo Bynaus,

bei 0,6 Jupitermassen ergibt sich ein sehr enges Band stabiler Mondbahnen, aber wie sieht es mit 6 oder 12 Jupitermassen aus? Da wäre die Hill-Sphäre größer. Und bei Anwendung der "1 : 5000-Regel" sind wir schon sehr nah an einer Erdmasse dran ...
 

Mahananda

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Hallo Mac,

Das Leben wird dieses Überangebot durchaus zu schätzen wissen.

Die Frage ist, ob das CO2 auf lange Sicht in genügendem Maße nachgeliefert werden kann, wenn die Plattentektonik ausfällt. Über die Plattentektonik wird als Karbonat ausgefälltes CO2 mittels Vulkane in Gasform an die Atmosphäre zurückgegeben. Die CO2-Produktion durch die Biosphäre selbst ist möglicherweise nicht ausreichend, um die Pflanzen zu "füttern" (Ich habe keine konkreten Zahlen zur Verfügung, weiß aber, dass die CO2-Produktion durch Atmung die CO2-Bindung durch Photosynthese nicht ausgleicht - Es muss also CO2 nachgeliefert werden). Folge wäre, dass sich das biologische Gleichgewicht auf einem niedrigeren Level stabilisiert, also niedrigerer Sauerstoffgehalt (wegen verminderter Photosynthese), dafür höherer Methangehalt (wegen zunehmender Gärungsprozesse). Methan setzt sich zwar mit Sauerstoff wieder zu CO2 und Wasser um, aber bei sinkendem Level (mehr Destruenten und weniger Produzenten) sinkt die Methanrate und damit die CO2-Ausbeute, so dass sich der Abwärtstrend langfristig noch verstärkt. Gute Chancen für einen weiteren Evolutionsschub durch rapide zunehmenden Selektionsdruck ...

Das mag ungünstig für uns sein, muß aber noch lange nicht ungünstig für die Gesamt-Bio-Masse sein.

Natürlich. Das Leben findet immer einen Weg, so lange es einen gibt. Und wer weiß, vielleicht ergeben sich neue Möglichkeiten für die Entstehung von Vernunftwesen.

Viele Grüße!
 

Bynaus

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@Mac: Die Sache mit der Breite der habitablen Zone ist ein sehr guter Einwand, ich werde dem mal nachgehen.

Bedenke aber, dass die nach unten (M < 0.4) abnehmende Anzahl Sterne in einer bestimmten Massenklasse damit zu tun haben wird, dass so massearme / leuchtschwache Sterne sehr viel schwieriger zu entdecken sind - ist ist also zu vermuten, dass es sehr viel mehr dieser Sterne gibt als deine Aufschlüsselung nahelegt.

Das Leben wird dieses Überangebot durchaus zu schätzen wissen.

So einfach ist es nicht, weil CO2 auch ein klimaaktives Gas ist und Leben nur in einem bestimmten Temperaturbereich aufblühen kann. Wenn sich CO2 in der Atmosphäre sammelt, steigen die Temperaturen, was die Fähigkeit von Leben (oder der Ozeane), CO2 aufzunehmen, mindert.

@Mahananda: der Hillradius hängt so nahe am Stern nur minimal von der Planetenmasse ab. Sicher, ein Szenario wie du es vorgeschlagen hast ist alles andere als ausgeschlossen: aber ich bezweifle, dass all die entscheidenden Parameter ausreichend häufig in der nötigen Kombination zusammenkommen, um dieses Habitat wirklich "typisch" zu machen. Zudem, wie schon von Mac (oder in meinem Artikel) erwähnt, ist die gebundene Rotation nicht unbedingt ein Problem, wenn die Atmosphäre dicht genug ist...
 

mac

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Hallo Bynaus,

Bedenke aber, dass die nach unten (M < 0.4) abnehmende Anzahl Sterne in einer bestimmten Massenklasse damit zu tun haben wird, dass so massearme / leuchtschwache Sterne sehr viel schwieriger zu entdecken sind - ist ist also zu vermuten, dass es sehr viel mehr dieser Sterne gibt als deine Aufschlüsselung nahelegt.
Da ich zur Zeit sehr mit dem EXCEL-sheat für McSteve beschäftigt bin (eigentlich mache ich kaum noch was anderes in meiner Freizeit) hab‘ ich mir keine große Mühe bei dieser Auswertung gegeben.
Besser wäre es entweder eine Teilmenge (alle Sterne unter 10 pc z.B.) für diese Verteilung heranzuziehen oder den RECONS Katalog (leider immer nur die ersten 100, daher etwas schlechte Statistik, könnte aber für eine einfache Trendkurve genügen.



So einfach ist es nicht, weil CO2 auch ein klimaaktives Gas ist und Leben nur in einem bestimmten Temperaturbereich aufblühen kann. Wenn sich CO2 in der Atmosphäre sammelt, steigen die Temperaturen, was die Fähigkeit von Leben (oder der Ozeane), CO2 aufzunehmen, mindert.
Ja, hier fehlen mir die genaueren Informationen was z.B. mit dem CO2-Gehalt auf einem (noch) sterilen Planeten geschieht, wenn die Tektonik nachläßt oder aufhört.
Der Stern wird, (bei kleinen Sternen ziemlich langsam und moderat) leuchtstärker (siehe BASTI) Wenn CO2 ohne Leben zunimmt, könnte ein zunächst zu weit draußen liegender Planet doch noch in seinen habitablen Bereich kommen, was die Statistik möglicherweise deutlich verändert.

Herzliche Grüße

MAC
 

Mahananda

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Hallo Bynaus,

Zudem, wie schon von Mac (oder in meinem Artikel) erwähnt, ist die gebundene Rotation nicht unbedingt ein Problem, wenn die Atmosphäre dicht genug ist...

Hmm, das Venus-Beispiel hinkt etwas, weil wir hier keine echte gebundene Rotation haben, sondern einen 243 Erdtage langen Venustag. Bei einer gebundenen Rotation nach Art unseres Mondes dauert der Tag viele Milliarden Jahre. Auf der Nachtseite gibt es dann zwar einen Kältepol, der einen Teil der Atmosphäre stabilisiert, aber langfristig müsste die Atmosphäre infolge der Aufheizung auf der Tagseite ausdünnen. Von der Nachtseite strömt zwar kaltes Gas nach, aber auch dieses wird langfristig über die aufgeheizte Tagseite in das Weltall diffundieren. Eine Art Venus mit einer dichten CO2-Atmosphäre ist möglicherweise ein denkbarer stabiler Endzustand, weil die Gaspartikel massereich genug sind, um gravitativ festgehalten zu werden, aber dies ist für Leben auf Kohlenstoffbasis keine Entfaltungsgrundlage.

Zu bedenken ist weiterhin: Ein erdähnlicher Planet in gebundener Rotation weist mit großer Wahrscheinlichkeit kein bzw. nur ein sehr schwaches Magnetfeld auf, so dass die Oberfläche nicht vor dem Sternenwind geschützt ist - und damit auch nicht die Atmosphäre vor "Erosion". Übrig bleiben wiederum nur schwere Gase wie CO2 und N2. Der Wasserdampf auf der Tagseite trägt durch Treibhauseffekt seinerseits zur Erhöhung der Molekülbewegungen der Atmosphärengase bei. Weiterhin wird Wasser durch den einfallenden Teilchenstrom in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten, wobei Wasserstoff entweicht. Sauerstoff bindet sich mit Metallionen zu Oxiden, die auf der Oberfläche verbleiben. Endzustand ist somit eine Zwillings-Venus.

Die Atmosphäre muss dicht genug sein, um Wasser an der Oberfläche flüssig zu erhalten und zudem einen wirksamen Wärmeaustausch zwischen Tag- und Nachtseite ermöglichen. Wird sie aber zu dicht, sind Wasserkreisläufe nicht mehr möglich, und damit besteht keine Möglichkeit, das Land als Lebensraum zu erschließen. Außerdem besteht bei einer dichteren Atmosphäre ein höheres Risiko eines ausufernden Treibhauseffektes - vergleiche hierzu die Atmosphären von Venus und Mars (beide bestehen überwiegend aus CO2, aber in unterschiedlicher Dichte und damit zugleich Menge)! Auch hier ist der wahrscheinlichste Endzustand eine Zwillings-Venus bzw. bei dünnerer Atmosphäre ein Zwillings-Mars, aber leider keine bewohnbare Zwillings-Erde.

Ein erdähnlicher Mond ist - bei allen damit verbundenen glücklichen Zufällen - die wahrscheinlichere Alternative für die Heimat einer Zivilisation. Aber auch unsere Erde ist ja bekanntermaßen ein äußerst seltener Glücksfall (auch wenn wir noch nicht wissen, wie selten!).

Viele Grüße!
 

jonas

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Hi Mahananda

Wahrscheinlich verbindest Du, wie viele andere auch, beim Wort "Treibhauseffekt" etwas schlechtes, etwas dem Leben abträgliches. Dabei wäre es auf der Erde ohne Treibhauseffekt um viele Grade kälter und Leben wäre nur in sehr dickem Pelz eingehüllt möglich.

Wenn ein in der Rotation gebundener Planet seinem Stern immer nur eine Seite zuwendet und diese dadurch deutlich mehr Wärme empfängt als bei einem rotierenden Planeten an seiner Stelle, dann ist das allein mitnichten ein Problem. Die beschienene Seite kann ja trotzdem "genau richtig" beheizt werden, sodass Durchschnittstemperaturen von 15-18 Grad Celsius herrschen. Das ist dann eine Frage des Abstandes. Ein rotierender Planet auf der selben Umlaufbahn wäre möglicherweise zu kalt.

Was das Magnetfeld betrifft, so gibt es eine schöne alpha centauri Sendung von Harald Lesch: "Was passiert, wenn das Magnetfeld verschwindet?". Kurz gesagt: nix passiert, denn es baut sich binnen kürzester Zeit in der Atmosphäre ein eigenes Magnetfeld auf.

Und wenn ich Bynaus in einem seiner früheren threads (den ich jetzt aber nicht mehr finde :() richtig verstanden habe, so ist der Verlust von leichten Gasen in einer Atmosphäre neben der Temperatur vor allem von der Gravitation abhängig. Ein Ausbluten der Atmosphäre ist also bei einem gebundenen Planeten nicht notwendigerweise stärker als bei einem rotierenden.
 

komet007

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Was das Magnetfeld betrifft, so gibt es eine schöne alpha centauri Sendung von Harald Lesch: "Was passiert, wenn das Magnetfeld verschwindet?". Kurz gesagt: nix passiert, denn es baut sich binnen kürzester Zeit in der Atmosphäre ein eigenes Magnetfeld auf.

Hallo Jonas

Ich kann mich auch noch an die Sendung erinnern. Das mit dem Magnetfeld hast du scheinbar falsch verstanden. Es ging darum, ob uns hochenergetische Strahlung aus dem All auf der Erde ohne Magnetfeld erreichen kann. Lt. Lesch besteht kein Grund zur Sorge, da unsere Atmosphäre den Teilchenwind und hochenergetische Strahlung von der Sonne auch ohne Magnetfeld abzuschirmen vermag.

Gruß
 
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