Kindergarten gab's in meinem kleinen Heimatdorf damals noch nicht; aber ich kann mich noch sehr gut an meinen ersten Schultag bei strahlendem Sonnenschein erinnern, und der Geruch von geöltem Riemenboden und Wandtafelkreide steckt mir heute noch in der Nase.
Da ich in meinen ersten 7 Lebensjahren an vier verschiedenen Orten im Dorf wohnte, kann ich meine Erinnerungen ziemlich genau datieren.
Am ersten Ort (bis 3) gab's eine Überschwemmung, und ich sehe meinen Vater bis zu den Hüften im Wasser stehen und für den Umzug vorbereitete Schachteln aus dem Bach fischen. Auch an ein Gratissirup kann ich mich erinnern, das ich anlässlich eines kleinen nicht von den Eltern autorisierten Ausflugs ins benachbarte Restaurant von der Wirtin erbettelt hatte.
Am zweiten Ort (4) wohnten wir nur gut ein Jahr. Das war aber ziemlich dramatisch: Im Winter spielte ich eine Kinderrolle in einem Dorftheater. Vom eine A4 Seite umfassenden Auszug aus dem Theaterbüchlein weiss ich einen Satz heute noch auswendig. Ich durfte mich damals auch an der Turnvorführung der Jugendriege beteiligen und rannte, während die grossen Buben über den Bock sprangen, unten durch - fast ohne den Kopf einziehen zu müssen. Natürlich unter tosendem Applaus des Publikums.
Dann im Frühling der Treppensturz mit kompliziertem Ellenbogenbruch. Vom einmonatigen Spitalaufenthalt habe ich noch viele Erinnerungen. So eine Fahrt in einer schwarzen Limousine zusammen mit dem Professor und einer lieben Krankenschwester in die Hauptstadt, wo ich an der Uni durch die steil übereinander stehenden Sitzreihen gehen und meinen operierten Ellenbogen den Studenten zeigen musste.
Spät am Abend zurück im Spital. Das Nachtessen war vorbei. Schwester Margrit ich in der leeren Spitalküche, wo sie mir ein Butterbrot streicht.
Der Bub im Bett am andern Ende des Spitalzimmers, der an einer Blaubeerenvergiftung starb.
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Orbit