Kugelsternhaufen: Wenn Weiße Zwerge einen Kick bekommen

astronews.com Redaktion

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Kugelsternhaufen gehören zu den ältesten Objekten unserer Milchstraße und bestehen aus Sternen, die alle zur selben Zeit entstanden sind. Astronomen dachten bislang, dass sie die Entwicklung dieser Sternhaufen und die Verteilung der Sterne darin relativ gut verstanden hätten, bis sie mit Hilfe des Weltraumteleskops Hubble Weiße Zwerge an einer Stelle entdeckten, an der sie eigentlich gar nicht sein sollten. (5. Dezember 2007)

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Emil

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Hallo Stefan,

dein schöner News-Bericht über Massensegregation in Kugelsternhaufen zwingt mich doch wieder meinen Senf im Forum zu hinterlassen (*grins*). Ich nehme an, dass du den Artikel ohne eigenen Kommentar bloß wiedergegeben hast?

Was immer die kanadischen Autoren für Ideen gehabt haben, um die Weißen Zwerge in den Außenbereichen zu erklären, so scheint mir die Sache mit der "asymmetrischen Beschleunigung" wie ein Tanz um den heißen Brei. Warum sollten Rote Riesen ihre Materie ungleichmäßig abstrahlen? Auch der Jet ist in der Regel bipolar, also, warum soll dabei ein "Kick" entstehen?

Eine viel nahe liegendere Lösung kommt den Jungs anscheinend nicht in den Sinn: Doppelsternsysteme.
1) In einem solchen kann es tatsächlich zu ungleichmäßiger Abstrahlung kommen, so dass der Weiße Zwerg zur entgegengesetzten Seite beschleunigt wird. Er kann Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/s erhalten, die ihn aus dem Zentrum herauskatapultiert.
2) Falls das Sternsystem dennoch die Rote-Riese-Phase heil überstehen sollte, so segregiert es rasch ins Zentrum (sofern es nicht ohnehin schon dort ist). Dort wird es aufgrund von 3-body-encounters zerrissen. Dabei erhält die leichtere Komponente den nötigen "Kick" ins Halo.
3) Nach einer gewissen Zeit fallen die (bereits abgekühlten) Weißen Zwerge wieder zurück ins Zentrum, wenn sie das Gravitationsfeld des Kugelhaufens nicht überwunden haben sollten.

Soweit ich mich erinnere, hat sogar astronews von Neutronensternen berichtet, die sich nicht im Zentrum ihres SNR befinden, sondern am Rande. Für solche Szenarien braucht man keine abstruse Physik mit halbseitiger Materieabstrahlung oder so ähnlich. Schick doch bitte den beiden Doktoranden mal meine Telephonnummer... (he, he, he).

Schöne Grüße,
Emil
 

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Hallo Emil,

in dem Bericht erwähnte ich kurz, dass die Autoren andere Alternativen geprüft und - aufgrund von Computersimulationen - verworfen haben.

Dabei ging es genau um den von dir vorgschlagenen Mechanismus:

The team considered other explanations for the young white dwarfs' location. They could have been part of binary systems and gotten kicked out by their partners. Or perhaps they were given a boost after encountering heavier stars. The team, however, ruled out those explanations through computer simulations.
(Zitat aus der im Artikel verlinkten Pressemitteilung des STScI)

Harvey Richer ist übrigens kein Doktorand, sondern ein recht bekannter Beobachter, der Mitte der 90er Jahren (wenn ich mich recht erinnere) als einer der ersten eine Weiße-Zwerg-Abkühlsequenz in einem Kugelsternhaufen beobachtet hat.

Grüße,
Stefan
 

Emil

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Hi Stefan,

okay, sorry. Habe nur deinen Text gelesen, denn für die Originalarbeiten bleibt.... "zu wenig Zeit" (ich hasse eigentlich solche Sprüche). Du erweist ja mit deinen Nachrichten einen außerordentlich wichtigen Dienst: Kurz und bündig bringst du die Highlights auf den Punkt - man bleibt in der Forschungslandschaft informiert. Die Quellen rufe ich in der Regel nicht mehr auf. Dennoch: Mein größtes Kompliment für deine Leistung!

Was die Simulationen anbetrifft, so wissen wir ja, dass sie von unzähligen Faktoren abhängen. Neben den Anfangsbedingungen gehört ja bekanntlich auch die verwendete Simulationsmethode dazu. Eine sinnvolle Bewertung ist daher aus den wenigen angegebenen Informationen nicht möglich. Das Paper verspricht dafür, interessant zu werden. Eine Klärung, was da in deren Rechnungen vor sich gegangen ist und welche Punkte das Team berücksichtigt hat, würde vielleicht ein Teeminar liefern? Am besten laden wir Mike Fellhauer auch gleich ein... (*grins*).

Schöne Grüße,
Emil
 
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