Zuerst, Photosphäre: Die Zusammensetzung der Elemente der Photosphäre stimmt ausserordentlich gut mit den primitivsten Meteoriten überein(abgesehen von Wasserstoff, Helium und anderen flüchtigen Elementen, natürlich). Primitive Meteoriten sind jene, die nie gross aufgeheizt wurden und nie viel wässerige Alteration (Hydratation ihrer Minerale) gesehen haben. Sie stellen also vermutlich ziemlich "ursprüngliche" Sonnensystemmaterie dar (abzüglich der leichtesten Stoffe). Dass die Photosphäre der Sonne so gut mit ihnen übereinstimmt, scheint also darauf hinzudeuten, dass man die Photosphäre als "Proxy" (Annäherung) für die Elementzusammensetzung des Sonnensystems (und weil das Sonnensystem massenmässig vor allem aus der Sonne besteht, auch der Sonne) nehmen kann. Anderseits wäre es ein ausserordentlicher Zufall, dass die beiden so gut übereinstimmen, obwohl sie von ganz unterschiedlichen Prozessen beeinflusst wurden.
An Mahananda: Arbeiten von W.Benz, Universität Bern.
An Michael: Die Sache mit der Metallizität ist eben nicht so einfach, weil der Beobachtungs-"Bias" mitspielt: Haben Sterne mit höherer Metallizität wirklich mehr Planeten, oder sind ihre Planeten derart, dass man sie mit den heute zur Verfügung stehenden Techniken eher entdeckt? Z.B. scheinen viele Rote Zwerge, die Planeten besitzen, eine GERINGERE Metallizität zu besitzen als solche ohne Planeten - das kommt jedoch möglicherweise daher, dass Rote Zwerge in der Regel sehr aktiv sind, so dass Radialgeschwindigkeitsmessungen nur schlecht möglich sind. Man wählt deshalb vor allem ruhige Rote Zwerge aus, um nach Planeten zu suchen - da die Aktivität der Roten Zwerge mit zunehmendem Alter abnimmt, sucht man also bevorzugt bei alten Roten Zwergen, und die haben, weil sie früh in der Geschichte der Galaxis entstanden sind, geringere Metallizitäten.
An mac: Dass die Inneren Planeten keine Gashüllen haben, sollte uns nicht gross verwundern. Erstens ist der Bereich des inneren Sonnensystems sehr klein, verglichen mit dem äusseren. Es gab hier also schon von vornherein sehr wenig Material zu sammeln. Folglich bildeten sich nur kleine "Kerne", die allesamt zu massearm waren, um Wasserstoff zu halten (es braucht ca. 10 Erdmassen, um den Aufstieg zum Jupiter-Klasse-Gasriesen zu starten - vorher kann zwar Wasserstoff gebunden werden, aber der Planet bleibt klein). Weiter gibt es im Inneren System kein Wassereis, welches das Planetenwachstum sehr stark beschleunigen kann.
Die Darstellung in der Wikipedia ist falsch bzw. veraltet. Verbliebenes Gas wird auf die Sonne akkretiert, nicht "herausgeblasen". In der englischen Version der Seite etwa steht kein Wort vom "herausblasen". Dort steht es richtig: Im inneren Sonnensystem konnten die flüchtigen Stoffe nicht kondensieren, mangels niedriger Temperaturen (und mangels nicht vorhandener Gasriesen), im äusseren System jedoch schon. Im Inneren System fiel also alles Gas auf die Sonne, im äusseren wurde es von den Planeten aufgesammelt oder aber fiel letzlich ebenfalls auf die Sonne.
Aber die Migration nach außen scheint da nicht unbedingt die Regel zu sein.
Nein, keinesfalls. Die Interaktion der vier (oder fünf) Gasriesen mit den Planetesimalen des Kuipergürtels führte dazu, dass Jupiter und Saturn nach Innen wanderten, Uranus und Neptun nach aussen. Neptuns Migration wurde erst durch den Kuipergürtel gebremst, weshalb seine Umlaufbahn um die Sonne auch so erstaunlich kreisförmig ist.
Wie passt das (...) mit dem (...) zusammen?
Jupiter hat natürlich Gas aufgesaugt - aber aus seinem Bereich (innerhalb seiner Hillsphäre), nicht aus Gas, das von der Sonne "herausgeblasen" wurde.
Die Entstehung des äusseren Sonnensystems muss man sich gemäss dieser Simulationen etwa so vorstellen: Zuderst bildet sich der Kern von Jupiter. Durch Interaktion mit der Scheibe wandert er langsam nach Innen und sammelt dabei Gas und Planetesimale auf. Seine Fähigkeit, Wasserstoff aufzunehmen, wird durch seine hohe Temperatur, die er durch die vielen Einschläge von Planetesimalen erfährt, begrenzt (er nimmt Wasserstoff auf, einfach nicht so effizient wie später Saturn).
Dann bildet sich, quasi im "Windschatten", der Kern von Saturn. Er wandert ebenfalls nach Innen, aber nun ist der grösste Teil der Planetesimale weg - Saturn wird viel weniger heiss und kann Wasserstoff effizienter an sich binden - und ist damit sehr viel weniger dicht. Uranus und Neptun sind weitere Kerne, die sich bilden, aber der Solare Nebel dünnt sich allmählich aus, so dass sie nicht mehr zu voller Grösse heranwachsen können. Als das Gas aufgebraucht ist, bleibt Jupiter bei ca. 5.5 AU stehen, Saturn bei ca. 9 AU, Uranus und Neptun zwischen 10 und 15 AU - das System ist also recht kompakt. Ausserhalb der Gasriesenzone befindet sich eine noch sehr massive Scheibe von "Kuipergürtel"-Planetesimalen. Diese werden von Neptun/Uranus nach Innen beschleunigt, wodurch die beiden langsam nach Aussen wandern. Jupiter und Saturn hingegen beschleunigen die Planetesimale nach aussen (in den interstellaren Raum, und/oder die erst dadurch entstehende Oortsche Wolke), wodurch sie nach Innen wandern. Irgendwann überqueren sie eine gegenseitige Resonanz, dh, Jupiter macht 3 Umläufe, wenn Saturn 2 macht - diese Resonanz lässt das kompakte System auseinander fallen. In wenigen Millionen Jahren (maximum) bewegen sich Uranus und Neptun auf ihre heutigen Plätze, Jupiter und Saturn verlassen die Resonanz wieder und das Innere Sonnensystem wird von Planetesimalen bombardiert (das "Späte Schwere Bombardement", auf dessen Rechnung auch die Maria des Mondes gehen).
Allerdings hat es im Laufe der Jahrzehnte immer neue (natürlich bessere) Simulationen gegeben, die alle selbstverständlich zum gleichen Ergebnis (Sonnensystem heute) kamen, nur die Wege dahin unterschieden sich doch sehr deutlich voneinander.
Auf jeden Fall, und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Insofern sollte man solche Dinge nie zu ernst nehmen, sondern stets als momentan interessanteste Möglichkeit betrachten. Mit zunehmendem Wissen über das Sonnensystem steigt aber die Anzahl der Szenarien, die man definitiv ausschliessen kann. Immerhin.