Mondbasis: Alles andere als ein Traumjob

astronews.com Redaktion

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Für die einen mag es wie ein Traumjob aussehen, doch die Arbeit auf einer Raumstation oder gar auf einer Mondbasis könnte für manchen Astronauten bald zu einem wahren Horrorjob werden. Auf diese Möglichkeit hat jetzt ein Wirtschaftswissenschaftler der amerikanischen Rutgers University hingewiesen. Depressionen und psychische Probleme der Besatzung könnte zu einem erheblichen Produktivitätsverlust führen. (26. Juni 2007)

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maru

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Dies ist lediglich eine Bestätigung, was als allgemeines Wissen über die Psyche des Menschen seit Jahrhunderten bekannt ist. Die Arbeit auf den Schiffen vor zwei- dreihundert Jahren waren alles andere als die Glückseeligkeit. Wer unter den Seeleuten ausschweifte oder durchdrehte wurde in Ketten gelegt oder am Mast aufgehängt.
Meine persönliche Meinung wiederspiegelt sich in diesem Artikel darin, dass ich diesen Aspekt als den grössten Feind von interstellarer Raumfahrt ansehe, ja selbst eben auch Arbeitsplätze auf Monden und Planeten in unserem Sonnensystem, wenn sie denn eine bestimmte Dauer überschreiten.
Deswegen ist eine Marsmission sehr gut zu überlegen, ob sie mit heutigen Mitteln durchgeführt werden soll. Ein Drama in einer mehr als zwei jährigen Reise fernab von der Erde kann der Raumfahrt mehr Schaden als Nutzen bringen.
Es gab mal einen Film mit Sean Connery " Outland - Planet der Verdammten".
Nimmt man mal von der Actionstory etwas Abstand, dann wiederspiegelt diese Geschichte um die Aussenstation auf dem Jupitermond Io sehr treffend die Zukunft, was die Menschheit erwarten kann, weitab von Star Trek und Co. :(
 

SirToby

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Auf den Typ kommt es an

Hallo maru,

es gibt solche und solche Menschen. Die einen brauchen ständig andere Menschen um sicher herum oder Ablenkung. Solche Menschen können ganz schlecht mit Stille und Abgeschiedenheit umgehen. Andere wiederum genießen das richtig. Ich selbst zum Beispiel könnte stundenlang auf eine Rauhfasertapete starren und mit meinen Gedanken spazieren gehen. - Solche Typen gehören auf den Mond. Das ist nichts für quirlige extrovertierte Typen; ist doch klar, dass die dort verrückt werden.

Gruß SirToby
 

maru

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Das siehst Du etwas zu einfach Sir ;)
Vorerst sind mal Wissenschaftler gefragt und diese sind vom Internet abhängig. Schliesslich haben auch Wissenschaftler das Internet erfunden, um die Forschungsarbeit zu vereinfachen und zu intensivieren.
Auf dem Mond wäre dies ja noch vertretbar, aber auf dem Mars, da wartet man dann je nach dem zwischen 6 und 40 Minuten auf die Antwort aus dem Internet oder dem Forschungsnet.
Und wenn Deine stundenlange Gedankenreise über die Tapete beendet ist, kannst Du zur Familie, zum Computer, zum TV zurückkehren.
Solche Aussagen erinnern mich einfach stets an Schönrederei, weil man ja selber nicht davon betroffen ist :rolleyes:
 

pauli

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Vorerst sind mal Wissenschaftler gefragt und diese sind vom Internet abhängig. Schliesslich haben auch Wissenschaftler das Internet erfunden, um die Forschungsarbeit zu vereinfachen und zu intensivieren.
Zur Info: Das Internet wurde im Auftrag des Militärs aufgebaut damit im Falle eines (Atom)-Krieges dezentrale Verbindungen zur Verfügung stehen
 

maru

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Aurora

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Hallo Zusammen,

lassen wir mal die Kommunikationsprobleme außen vor. Für eine Mondbasis oder ständig besetzte Raumstation im Erdorbit mag das ja noch angehen, da kann eine Standleitung installiert werden.
Anders sieht es mit der Isolation aus, die verursacht Stress und Stress führt zu diversen Krankheiten. Das ist nachgewiesen. Hinzu kommen aber noch ein Zusammenleben auf engstem Raum, Unterbrechung sozialer Kontakte, lebensfeindliche Außenwelt uvm.
Das wird selbst für Idealisten und für Leute, denen es nicht schwer fällt stundenlang Tapete anzustarren, auf Dauer schwer. Ständig die gleichen Gesichter sehen, sich mit den Eigenheiten der Mitarbeiter/Mitbewohner auseinander setzten, sie tolerien/akzeptieren zu müssen, führt irgendwann zwangsläufig zu Problemen, die das Leben auf einer Außenstation gefährden können. Zeitlich begrenzte Sprechzeiten mit Familie oder Freunden sind kein Ersatz für soziale Kontakte.
Auf der Erde können an isolierten Arbeitsorten erkrankte Teammitglieder relativ schnell ausgetauscht werden. Im Weltraum ist das so nicht möglich.
Es ist also nicht nur die technische Machbarkeit eines solchen Projekts, welches genauestens untersucht und geplant werden muss, sondern auch oder vor allem der psychologische Aspekt, der m.E. bisher völlig unberücksichtigt geblieben ist, dem aber wesentlich mehr Beachtung geschenkt werden muss.

Gruß Aurora
 

mac

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Hallo Aurora,

Es ist also nicht nur die technische Machbarkeit eines solchen Projekts, welches genauestens untersucht und geplant werden muss, sondern auch oder vor allem der psychologische Aspekt, der m.E. bisher völlig unberücksichtigt geblieben ist, dem aber wesentlich mehr Beachtung geschenkt werden muss.
dieser Aspekt ist auch in meinen Augen eine große Unsicherheit solcher Missionen. Er ist aber nicht ganz so unerforscht wie Du hier annimmst. http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_bemannter_Missionen_zur_Raumstation_Mir
Allerdings sind 14 Monate mit der Option eines kurzfristigen Abbruchs nicht vergleichbar mit 2 Jahren ohne vorzeitige Abbruchmöglichkeit.

Herzliche Grüße

MAC
 

Water

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http://www.astronews.com/forum/showthread.php?t=1572
Wie ich in diesem Thread schon geschrieben habe, um heraus zu bekommen wer mit wem kann, reicht meiner Meinung nach eine wesentlich kürzere Testdauer aus. Ich schätze mal so 200 Tage, zumal es diese Art von Tests schon gegeben hat und der Erkenntnisgewinn für Psychologen sicher begrenzt ist.
Was soll denn eigentlich bei diesem Test heraus kommen? Danach weiß ich das die Herren A, C, D und Frau Y zueinander passen und Frau B nicht. Fliegen dann A, C, D und Y zum Mars (oder zur Mondbasis)? Ganz sicher nicht. Es gibt dann ein neues Auswahlverfahren bei dem man sich nie 100 %ig sicher sein kann ob das zwischen denen 520 Tage gut geht.

Herzliche Grüße

Water
 

maru

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Es gibt zwei Faktoren. Einmal der Langzeitaufenthalt im Erdorbit ink. Mondbasis, wo relativ absehbar Hilfe gebracht werden könnte und eine Mission zum Mars, wo Hilfe von der Erde nicht mehr möglich ist.
Die Probleme sind sehr umfangreich und ohne diese im Griff zu haben ist ein Mars-Unternehmen sinnlos. Wir wissen ja nicht einmal, ob ein Knochenbruch im Weltraum wieder verheilt. Das grössere Problem ist der Knochen- und Muskel-Schwund und der Gewichtsverlust bei längerem Aufenthalt im All.
Und wie sich die Psyche eines Astronauten auswirken kann, wenn er dann durch Unfall beeinträchtigt ist, dass wissen die Götter und die sagen es nicht. Da kann die Crew noch so tiefgründig ausgelesen und zusammengestellt worden sein, wer wann und wie amok läuft, das weiss man nicht im Voraus.

Ein bemanntes Marsunternehmen stellt also nicht vorwiegend ein technisches Problem dar, sondern ein "medizinisches". Der ehemalige NASA-Chef Daniel Goldin hat das bereits 1997 erkannt und das National Space Biomedical Research Institute "NSBRI" ins Leben gerufen.
http://www.nsbri.org/
http://www.nsbri.org/EarthBenefits/PsychoFactors.html
http://www.nsbri.org/About/StrategicPlan.pdf
Dieses Gremium von medizinischen Experten führender Forschungsinstitute beschäftigt sich eingehend mit der bemannten Marsmission und wird sich bis 2010 für oder gegen eine solche aussprechen.
 

Gernot

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Für ein längeres "Funktionieren" einer Mond-/Marskolonie muss eine genügend
große Bevölkerungszahl (>1000?) und genügend Platz zum verkrümeln da sein,
um sich mit mehr Mitbewohnern austauschen zu können und um auchmal die
Einsamkeit suchen zu können, wenn man dies braucht - ohne in einen Druck-
anzug schlüpfen zu müssen. Quasi ein kleines Dorf mit 500 bis 1000 m Durch-
messer, darunter wirds wohl irgendwann zu kleinen oder größeren Katastrophen
kommen. Was brauchts noch? Grünanlagen, Freizeit-/Zerstreuungsareale,
Frischkost, gut durchmischte Bevölkerungsstruktur, Entbindungsstation ;),
und genügend Psychologen - und natürlich ein passendes Rechtssystem um
Verfehlungen angemessen zu ahnden.
Also sehr komplex das alles, aber ohne gewachsene Sozialstrukturen in den
weit entfernten Kolonien nachzubilden, kommts früher oder später zur
Katastrophe.
 

maru

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Was brauchts noch? Grünanlagen, Freizeit-/Zerstreuungsareale,
Frischkost, gut durchmischte Bevölkerungsstruktur, Entbindungsstation ;),
und genügend Psychologen - und natürlich ein passendes Rechtssystem um
Verfehlungen angemessen zu ahnden.
Also sehr komplex das alles, aber ohne gewachsene Sozialstrukturen in den
weit entfernten Kolonien nachzubilden, kommts früher oder später zur
Katastrophe.

Dies ist schon hundert bis tausend Schritte weiter gedacht. Vorerst ginge es mal um ein zeitlich begrenztes Marsunternehmen. Eine momentan kürzeste Marsmission würde zweieinhalb Jahre dauern. Erst wenn die erfolgreich durchgeführt wurde, kann man an weitere Schritte denken.
Punkto Entbindungsstation, ein auf dem Mars geborener, ein Marsianer also, könnte nicht ohne mechanisches Stützkorsett auf die Erde zurückkehren. Er ist also auf eine technische Hilfe angewiesen, die hundertprozentig funktionieren müsste, ansonsten würde die Schwerkraft ihn zerdrücken.
 
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