halb Tier halb Geist
Hallo ispom, hallo slapper,
also die "Nichtvorausberechenbarkeit" eines Denkvorganges oder überhaupt eines Ereignisse ist nicht das, was uns von der Maschine unterscheidet. Es gibt genug Beispiele aus der Chaosforschung, die zeigen, dass selbst deterministisch anmutenden Vorgänge nicht berechenbar sind. Trotzdem rechne ich diese Dinge nicht zu den "mystischen" oder "unerklärlichen" Vorgängen. Das chaotische Verhalten ist dann immer noch in irgendeiner Weise beschreibbar und erklärbar. Und ich bin auch immer dafür zu begeistern scheinbar "mystische" Beobachtungen zu erklären. Hinter die Geheimnisse zu kommen. Vielleicht entdecken wir bald die Weltformel. Halt ich sogar für realistisch! Aber selbst das darf uns nicht zu dem Trugschluß veranlassen, dass wir damit alles(!) erklären könnten geschweigen denn alles im Griff hätten.
Nun zur Antwort von ispom: Wenn ich bei der Betrachtung der Komplexität des Menschen zu dem Schluß komme, dass er etwas unerklärliches enthält und auch für immer behält, dann ist das für mich keine pessimistische Sicht, sondern im Gegenteil. Dieses gewisse Etwas, hebt uns heraus und macht uns zu etwas Besonderem. Ich lasse mir heute von niemanden mehr sagen, dass ich auch nur ein Stück Vieh bin oder vielleicht durch eine Maschine nachbildbar bin. Ich glaube Martin Luther hat es am besten getroffen als er einmal bemerkt hat, dass der Mensch halb Tier halb Geist ist. Und eben die Geistkomponente, die sollte man ganz intensiv erforschen, um immer neue Türen der Erkenntnis aufzustoßen. Ähnlich wie in der Quantenphysik oder auch in der Kosmologie würde man, so glaube ich, aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Ich glaube sogar, dass der Mensch ein Stück "Ewigkeit" oder besser gesagt "Unendlichkeit" oder "Singularität" in sich trägt. Glaube ich zumindest.
Nun sagst Du, der Vorgang der Vererbung ist erklärt und entmystifiziert. Nicht ganz. Der Mathematiker von Neumann hat meines Wissens einmal ein theoretische Untersuchung über "selbstreproduzierende Automaten" gemacht. Er ging von dem Grundgedanken aus, dass Maschinen andere Maschine bauen. Heute nichts besonderes mehr. Computer, die Leiterplatten für Motherboards anderer Computer designen gibt es längts. Herr von Neumann hat aber die Frage untersucht, ob es sein kann, dass ein Automat, die exakte Kopie seiner selbst vollautomatisch erzeugen kann. Und dass dann auch die Kopien dieser Automaten von selbst wieder neue Generationen von gleichen Automaten erzeugen können. - Das bemerkenswerte ist, dass bei dieser rein theoretischen Untersuchung herauskam, dass soetwas nur möglich ist, wenn es Eingriffe von aussen gibt. Wenn eine junge Mutter sagt "mir wurde ein Kind geschenkt" ist sie der Wahrheit vielleicht viel näher, als wenn Fertilisationsmediziner sagen "wir haben das bald alles im Griff".
Mein Anliegen sollte ich vielleicht so formulieren: So viel entmystifizieren wie möglich, um den Kern freizulegen.
Gruß SirToby