Hallo zusammen,
ich muss zugeben, dass auch ich mich während Jahrzehnten nicht weiter für die Jupitermonde interessiert habe; frühzeitig habe ich sie selber als Jugendlicher im Feldstecher gesehen, mit Spannung auf die tollen Bilder der Voyager- und der Galileo-Missionen gewartet, war vom Aussehen von Io überwältigt, vom Aussehen Europas irgendwie verblüfft und vom Aussehen Ganymeds - immerhin dem grössten Mond unseres Sonnensystems enttäuscht, der sah ja fast so aus wie unser Erdmond. Und das harsche Aussehen von Kallisto erinnerte auch mehr an unseren Erdmond, nur mit einer noch höheren Kraterdichte.
Gewiss, wenn da der Jupiter am Himmel stand, ich einen Feldstecher dabei hatte und gerade nichts besseres zu tun wusste habe ich schon zu den Monden geschaut, aber das war es dann auch schon, ich habe dann auch nicht geschaut, welcher Lichtpunkt welcher Mond war.
Das änderte sich erst, als ich einen Artikel zur Mondentstehung anhand der Arbeit Origin of Europa and the Galilean Satellites von Canup und Ward, die etwas besser verständlich z.B. hier zusammenfassend dargestellt wird, in einem (vor 2 Jahren geschlossenen) Jugendforum verfassen wollte. Das Thema erschien mir für dieses Auditorium allerdings als zu heavy und deswegen wollte ich vorgängig einen Beitrag mit dem geschichtlichen Abriss über die Entdeckung der Monde unseres Sonnensystems erstellen.
Und da mir das aufgrund der grossen Anzahl Monde immer noch zu unübersichtlich erschien dachte ich mir, ich fang mal mit den vier grossen Jupitermonden an und schreibe einen Artikel über diese. Zumal die geneigte Leserschaft hier eben auch den Bezug hat, dass man diese einfach selber im Feldstecher beobachten kann - das Schöne ist hier ja, dass die Äquatorialebene des Jupiter nur minimal zur Ekliptik geneigt ist, so dass die vier grossen Jupitermonde von der Erde aus gesehen immer in einer Linie stehen. Zudem sind sie so hell, dass sich nur selten ein Hintergrundstern vergleichbarer Helligkeit in ihre Nähe gesellt und für Verwirrung sorgen könnte, und wenn dann typischerweise auch nur in der Helligkeit von Kallisto, also 6 mag.
Na ja, und wenn ich da schon "kluge" Sachen vorstelle, ist es immer gut, sich das Ganze zuvor mal ein bisschen gründlicher selber anzuschauen, und auf diese Art und Weise bin ich dazu gekommen, bei jeder Gelegenheit die Jupitermonde anzuschauen und konnte damit auch endlich nachvollziehen, was die Astronomiebücher meiner Kindheit mit der Wortwahl "Tanz der Jupitermonde" gemeint haben. Besonders wenn der Jupiter in Opposition steht und die ganze Nacht beobachtbar ist kann man dann innert weniger Stunden sehen, wie sie sich untereinander weiterbewegen.
Und da die Tabellen im Himmelsjahr oder im SuW meist schwer lesbar sind, weil sie so klein sind, habe ich mir angewöhnt, selber zu erraten, welcher Mond welcher ist, die Beobachtung aufzuschreiben und dann erst hinterher, sonst sieht man das, was man zu sehen erwartet, im Calsky, das leider kurz nach dem Jugendforum ebenfalls abgeschaltet wurde, meine Beobachtung zu überprüfen. Inzwischen überprüfe ich das ganze auf Jupiter - Astronomie.de, wobei man noch beachten muss, dass die Minutenangaben nicht berücksichtigt werden. 21:55 Uhr schaut man also mit Vorteil bei 22 Uhr nach, sonst sieht man die Positionen von 21 Uhr. Meist spielt das keine Rolle, aber dann, wenn sich da zwei Monde gerade gegenseitig überholen, eben schon, wobei es sich hier lohnen kann, den Feldstecher auf ein Stativ zu montieren. Aber das mach tes schon wieder umständlich, denn den Feldstecher kann ich zwanglos mitnehmen und dann unterwegs beobachten, ein Stativ muss man mit sich herumschleppen und dann auch noch eine Sitzgelegenheit suchen oder einen Campingstuhl mitnehmen, da öffentliche Sitzgelegenheiten oft in der Nähe von Strassenlaternen sind.
Freundliche Grüsse, Ralf
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