Du widersprichst also die Meinung vieler, dass z.B. die Urknalltheorie und die Evolutionstheorie durch ihre Monopolstellung Forschungen in andere Richtungen blockieren?
Wie kommst Du denn darauf ? Es gibt keine Monopolstellung, es ist vielmehr so, dass alternative Modelle wie beispielsweise das Steady State Modell von Fred Hoyle zwar lange Zeit aufgrund der Messungenauigkeiten nicht gänzlich auszuschliessen waren, aber seit der HIPPARCOS-Mission sehr unplausibel geworden sind, während immer mehr Forschungsergebnisse die Urknalltheorie - in Kombination mit der Inflationstheorie, welche eigentlich eine Folge der Grossen Vereinheitlichten Theorien (also starke, elektro-magnetische und schwache Wechselwirkung, aber ohne Gravitation) und dem Fehlen der vorausgesagten magnetischen Monopole waren, ist. Dass sie zudem die Flachheit exzellent "auf natürliche Weise" zu erklären vermochte, war nur ein ganz angenehmes Nebenprodukt.
Aber natürlich - die Urknall-Singularität ist
allen Forschern ein Dorn im Auge, ganz klar. Und ich denke, wer es schafft, sie zu umgehen, der hat den Nobelpreis auf sicher.
Ich hatte es ja gestern schon angedeutet - vielleicht konnte das Universum an dieser Singularität vorbeitunneln. Ich habe auch schon von Theorien gelesen, bei welchen der Anfang des Universums einige Minuten
vor dem Urknall stattfand; natürlich sind hier auch Modelle denkbar, die eine unendlich lange Vorgeschichte des Universums vorsehen.
Was hört man denn in den Medien?
Urknall, Urknall etc., aber keine einzige kritische Stimme!
Das stimmt nicht - alle seriösen Veröffentlichungen sind sich der Problematik der Urknall-Singularität natürlich bewusst und wie gesagt - es gibt zahlreiche Publikationen, die das zu umgehen versuchen, seien es "Multiversen", seien es "Weisse Löcher" irgendwie am "anderen" Ende eines Schwarzen Loches, seien es "abknospende Universen" oder "Tunneleffekte" etc.
Ich hatte das Cosmologystatement eigentlich angegeben, um die Monopolstellung darzustellen.
(
http://www.cosmologystatement.org/)
Selbstverständlich herrscht Meinungsfreiheit und jeder kann so ein Statement verfassen und kurzerhand die aktuellsten Forschungsgebiete, die zwangsläufig experimentell noch nicht sehr gut gesichert sind und die - das ist durchaus möglich - auch unzutreffend sein können - anzweifeln. Dieselbe Situation findet man aber in anderen Wissenschaften auch vor und ich denke, statt einer derartigen destruktiven Zweiflerei wäre es besser, mit konstruktiven offenen Punkten an den Modellen zu arbeiten. Die Spezialisten der Urknalltheorie wissen im Allgemeinen sehr gut, wo die Defizite liegen und arbeiten daran; ok - es gibt tatsächlich eine Gefahr, dass sie sich in eine Idee verrannt haben, doch typischerweise sind es junge Forscher, die dann mit neuen Ideen aus solchen Sackgassen wieder herauszufinden fähig sind.
Nun hat sich durch die Verleihung des Nobelpreis für die beiden Urknallforscher sich die Lage für urknallkritische Forschungen verschlechtert, denn wenn herauskommt, dass die Urknalltheorie nicht das Wahre wäre, was würden sie mit den verliebenden Nobelpreisen machen?
Nein - da hat sich keine Lage "verschlechtert". Forschung geht stets von Ausgangs- und Randbedingungen aus, aus denen Herleitungen gefolgert worden sind und wenn ganz besonders "wertvolle" Herleitungen gelingen, dann können sie mit einem Nobelpreis geehrt werden.
Aber natürlich ist es möglich, dass sich einige Ausgangs- oder Randbedingungen als unzutreffend oder verallgemeinbar erweisen, dann liegen da weitere Nobelpreise drin, die für ganz andere Ergebnisse verliehen werden. Letztlich stelllt ein Nobelpreis den Stand des aktuellen Wissens dar und keineswegs ein auf ewig einzementiertes Dogma.
Freundliche Grüsse, Ralf