Wo befindet sich der größte Asteroiden-Krater der Erde?

Toni

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Vor kurzem las ich auf Bynaus' HP von einem gewaltigen Asteroiden-Krater, den Forscher unter dem antarktischen Eispanzer entdeckt haben. Er soll wohl einen Durchmesser von 500 km haben. Daraufhin verfasste ich diesen "kleinen" Kommentar:
ach so, denkt man nun also endlich auch mal in größeren Maßstäben? Ich gebe Dir hiermit Brief und Siegel, dass dieser Krater noch längst nicht das größte Objekt dieser Art auf der Erde ist! Die Erde ist in den 4,5 Mrd. Jahren viel öfter und heftiger getroffen worden als der Mond - und schau Dir mal dessen Oberfläche an!
Nun gut, das Antlitz der Erde hat sich aufgrund von Erosion und tektonischer Bewegungen ständig verändert und somit viele der kleineren Krater abgetragen oder unsichtbar gemacht. Eugene Shoemaker ist seit Jahrzehnten auf der Suche nach solchen Kratern und vermutet sogar einen solchen mit ~200 km Durchmesser in Tschechien, umrahmt von Sudetengebirge, Erzgebirge und Bayrischem -/ Böhmerwald. Ich hätte da noch einen viel besseren Vorschlag anzubieten: Wie wäre es mit dem stellenweise mehr als 1000 km umfassenden Krater (sogar mit Zentralberg wie bei einigen auf dem Mond!) in Asien? Das Japanische Meer und die es umgebenden Küsten sind ziemlich kreisrund (vor allem die japanische). Nach Nordosten hin ist der Krater offen und man bekommt den Eindruck, als ob das ihn verursachende Objekt in ziemlich spitzem Winkel die Erdoberfläche getroffen hat. Allerdings müsste man dieses Ereignis wahrscheinlich noch weiter in der Zeit zurückdatieren, denn nach dem Karbon gab es auch schon ein riesiges Massenaussterben. Hat sich da noch keiner mal die Mühe gemacht, diese Struktur zu erkunden? Der Zentralberg übrigens liegt heutzutage unterhalb der Wasseroberfläche mitten in diesem Meer.
Nun, was meinen denn die vielen klugen Leute dieses Forums dazu? Wäre es nicht möglich, dass es sich bei dieser Struktur um einen der größten, wenn nicht sogar den größten Einschlagskrater auf der Erde handelt?
 

Mahananda

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Hallo Toni,

das Japanische Meer scheint es nicht zu sein, da der Inselbogen der japanischen Inseln sowie die sich daran anschließenden Inselbögen der Kurilen bzw. der Riu-kiu-Inseln aus vulkanischer Aktivität hervorgegangen sind. Sie machen einen Teil des sogenannten "Feuerrings" aus, der den gesamten Pazifischen Ozean umspannt. Die westlichen Ufer des Japanischen Meeres werden durch Bruchschollengebirge begrenzt, die sich bis ins Innere des Kontinents fortsetzen (Sichote-Alin-Gebirge; Koreanisches Gebirge; Großer Chingan). Der vermeintliche Zentralberg dürfte - wie einige Inselchen vor Japan - eher eine vulkanische Erscheinung sein.

Viele Grüße!
 

ispom

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Wikipedia nennt

Der größte Einschlagkrater der Erde ist vermutlich der Vredefort-Krater nahe dem Witwatersrand-Gebirge bei Vredefort in Südafrika.
Der Vredefort-Krater befindet sich im Norden der Freistaat-Provinz rund 120 km südwestlich von Johannesburg, etwa genauso weit südlich des Witwatersrand-Gebirges und ca. 75 km westlich des Vaaldam (je Luftlinie). Dort breitet er sich im Witwatersrand-Becken bei Vredefort aus.
Verschiedenen Angaben zufolge bildete dort der Einschlag eines Asteroiden, der vermutlich zehn km Durchmesser aufwies, vor 2 bis 3,4 Milliarden Jahren einen bis 320 km langen und 180 km breiten Multring-Krater. Aufgrund von Erosion und Plattentektonik ist von diesen Ringen heute allerdings nur noch der Vredefort-Ring mit etwa 50 km Durchmesser vorhanden.
Bild aus dem Weltraum hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Vredefort_Dome_STS51I-33-56AA.jpg

informative Grüße von Ispom
 

Toni

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Hallo Mahananda,

das, was Du hier erklärst ...
das Japanische Meer scheint es nicht zu sein, da der Inselbogen der japanischen Inseln sowie die sich daran anschließenden Inselbögen der Kurilen bzw. der Riu-kiu-Inseln aus vulkanischer Aktivität hervorgegangen sind. Sie machen einen Teil des sogenannten "Feuerrings" aus, der den gesamten Pazifischen Ozean umspannt.
... kenne ich leider auch nicht anders aus den Schulbüchern. Doch in den letzten 10 Jahren sind große Fortschritte in der Forschung nach Einschlagskratern gemacht worden. Vornehmlich Amateur-Astronomen wie Eugene Shoemaker haben sich der Auffindung von Einschlagskratern auf der Erde verschrieben. Der Einschlag des Kometen Shoemaker-Levy-9 auf dem Jupiter hat den Wissenschaftlern erst so richtig die Augen geöffnet und diese endlich ein bisschen "empfindsamer" für den schon totgeglaubten Wissenschaftszweig gemacht.
Aber, wie schon oben beschrieben, ist der Krater in Südafrika wahrscheinlich nicht mehr der größte seiner Art. :cool:

Die westlichen Ufer des Japanischen Meeres werden durch Bruchschollengebirge begrenzt, die sich bis ins Innere des Kontinents fortsetzen (Sichote-Alin-Gebirge; Koreanisches Gebirge; Großer Chingan). Der vermeintliche Zentralberg dürfte - wie einige Inselchen vor Japan - eher eine vulkanische Erscheinung sein.
Ja, sicher, "dürfte" bedeutet in meinen Augen halt auch nur: "Nichts genaues weiß man nicht." :(

Ungläubig dreinschauende Grüße von
Toni
 

Toni

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Hallo ispom,

vielen Dank für Deinen aufschlussreichen Link, aber auch hier scheint Wikipedia leider nicht auf dem neuesten Stand zu sein ... :( Auf Bynaus' HP "Final Frontiers" kannst Du von dieser Antarktis-Formation lesen, wo mithilfe eines Satelliten Radaraufnahmen von dem entsprechenden Gebiet gemacht und ein riesiger Einschlagskrater von 500 km Ausdehnung entdeckt wurde! :eek:

Immer noch ungläubige Grüße von
Toni :cool:
 

Toni

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Nochmals einige Worte zu Mahanandas Post:
das Japanische Meer scheint es nicht zu sein, da der Inselbogen der japanischen Inseln sowie die sich daran anschließenden Inselbögen der Kurilen bzw. der Riu-kiu-Inseln aus vulkanischer Aktivität hervorgegangen sind. Sie machen einen Teil des sogenannten "Feuerrings" aus, der den gesamten Pazifischen Ozean umspannt.
Der "Krater", von dem ich in meinem Einführungspost sprach, muss sehr alt sein, sehr, sehr alt! Dass sich auf dem "Kraterrand" viele Vulkane gebildet haben, hat wahrscheinlich rein tektonische Ursachen (pazifische + asiatische Platte). Wäre auch alles nicht erwähnenswert, wenn nicht die japanische Westküste und die Gebirgsketten westlich des Japanischen Meeres so auffällig kreisrund angeordnet wären! Das i-Tüpfelchen aber ist der vollkommen mittig liegende Zentralberg, den man nur auf Unterwasserkarten oder auf vom Meerwasser befreiten Karten des Meeresbodens genau sieht und auch nur als solchen deuten kann!
Ist das Japanische Meer ein Überbleibsel eines solchen Einschlages, so hätte dieser 100-prozentig eines der vielen Massensterben in grauester Vorzeit auf der Erde verursacht.

Und um den Bogen der Spekulationen noch ein bisschen weiter zu spannen: :rolleyes:
Das Japanische Meer ist nur eines einer regelrechten Kette von möglichen Giga-Einschlagskratern! - Angefangen mit dem Golf von Thailand, dem Golf von Tonking, die zentrale ostchinesische Ebene mit dem "Zentralberg" zwischen Tsinan und Xuzhou, dann das Japanische Meer, Teile des Ochotskischen Meeres, das mehr als nur seltsam runde Beeringmeer und auch die kanadische Hudsonbay ist merkwürdig rund. Schaut man dann noch auf einen Globus, dann lassen sie sich alle wie an einer Perlenschnur aufreihen! - Ein eindeutiges Indiz für einen durch die Gravitationskräfte der Erde im Anflug zerfallenen Asteroiden.

Nochmals ungläubig nachdenkliche Grüße von
Toni
 

Mahananda

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Hallo Toni,

das Japanische Meer ist sehr tief - mehr als 2000 m - und auch die umgebenden Küsten machen mir nicht den Eindruck, als wären sie Kraterränder. Das Beringmeer ist rund, weil die Subduktionszone der Aleuten einen Bogen beschreibt. Der sich anschließende Golf von Alaska beschreibt ebenfalls einen schönen Bogen, ist aber nur die Kollisionszone zweier Platten. In der Nähe der Hudsonbay befinden sich mehrere kleinere Impaktkrater (z.B. der Lake Manicoogan auf der Halbinsel Labrador), so dass die ganze Bay vielleicht einen Krater darstellt. Noch auffälliger ist das Kongobecken in Zentralafrika, das von einer 500 bis 1000 m hohen Schwelle kreisförmig umgeben ist. Mit einem Durchmesser von etwa 2000 km wäre dies die größte erkennbare Kraterstruktur auf der Erde. Ein weiterer Kandidat ist das Rote Becken in der chinesischen Provinz Szetschuan. Mit etwa 500 km Durchmesser liegt es in der Größenordnung des Antarktis-Impaktes. Deine Spekulationen sind ganz hübsch, aber ein Vergleich mit Shoemaker-Levy 9 passt nicht ganz, da Jupiter als Gasriese ganz andere Eigenschaften hat als die Erde. Auf Jupiter waren die Explosionen viel verheerender, weil sie sich ungehindert im Gasozean ausbreiten konnten, und somit auch sehr viel Gas in Mitleidenschaft zogen. Auf der Erde hätten wir zwar auch sehr viel "erlebt", aber bei weitem nicht in diesem Ausmaß - schon weil die Atmosphäre nicht dicht genug ist. Aber das nur am Rande. Der unübertroffen größte Impaktkrater ist der, der nach der Kollision mit "Theia" übrigblieb - jener Protoplanet, der Teile des Erdmantels herausschlug, aus denen sich unser Mond bildete. Wenn ich jetzt mal spekulieren darf: Die Kontinente sind das verbliebene Relikt der Urkruste, die nach diesem Impakt übrig blieb. Die Ozeankruste bildet die "Narbe" dieses Ereignisses. Könnte man die Kontinente kreisförmig anordnen, würde die Entfernung von der Ostküste bis zur Westküste über Meer ca. 30000 km betragen. Doch bei diesen Dimensionen versagt wohl die Definition für Impaktkrater.

Viele Grüße!
 

Toni

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Sei gegrüßt, Mahananda,

einen solch kompakten Textblock zu beantworten, ist nicht sehr einfach, aber ich versuch's mal.
das Japanische Meer ist sehr tief - mehr als 2000 m - ...
Richtig, Mahananda, genau wie es sich für einen Krater dieser Größe gehört! ;)
... und auch die umgebenden Küsten machen mir nicht den Eindruck, als wären sie Kraterränder. Das Beringmeer ist rund, weil die Subduktionszone der Aleuten einen Bogen beschreibt.
Na gut. Und durch was zeichnen sich Kraterränder aus? - Durch annähernd runde (können auch oval sein) Ringwälle oder Ringgebirge (siehe Mond, Mars, Merkur usw. usf.). Bei besonders schweren Hochgeschwindigkeitseinschlägen entsteht durch das puddingartige Zurückfedern der Gesteine im Einschlagszentrum ein sogenannter Zentralberg.
Die Subduktionszone des Aleuten-Bogens ist doch nur deshalb so rund, weil nicht jeder Einschlag entweder nur das Meer oder nur das Land trifft, sondern (wie beim KT-Ereignis mit dem Chicxulub-Krater) an irgend einer Stelle die Küstenlinie überdeckt. Nördlich hinter dem Aleuten-Bogen ist keine nennenswerte Kontinentalschelfmasse, die einen solchen Bogen rechtfertigen würde.
Der sich anschließende Golf von Alaska beschreibt ebenfalls einen schönen Bogen, ist aber nur die Kollisionszone zweier Platten. In der Nähe der Hudsonbay befinden sich mehrere kleinere Impaktkrater (z.B. der Lake Manicoogan auf der Halbinsel Labrador), so dass die ganze Bay vielleicht einen Krater darstellt.
Klaro, das würde ich auch so sehen. Wie ich allerdings schon gelesen habe, haben diese vielen kleineren und recht flachen Krater mit einem anderen Ereignis der jüngeren Erdgeschichte zu tun (sprich: Kometeneinschlag am Ende der letzten Eiszeit).
Noch auffälliger ist das Kongobecken in Zentralafrika, das von einer 500 bis 1000 m hohen Schwelle kreisförmig umgeben ist. Mit einem Durchmesser von etwa 2000 km wäre dies die größte erkennbare Kraterstruktur auf der Erde.
Das ist durchaus möglich, müsste aber vielleicht noch früher datiert werden, denn es scheint schon ziemlich verwittert und nicht mehr all zu viel von ihm übrig zu sein.
Ein weiterer Kandidat ist das Rote Becken in der chinesischen Provinz Szetschuan. Mit etwa 500 km Durchmesser liegt es in der Größenordnung des Antarktis-Impaktes.
Wunderbar! :D Dieser Vorschlag hätte glatt von mir sein können! ;) Allerdings liegt er nicht so richtig auf der "Perlenschnur" und ist außerdem wahrscheinlich viel, viel jünger, da dieser Einschlagsort von relativ jungen Faltengebirgen umgeben ist.
Deine Spekulationen sind ganz hübsch, ...
Na ja, wieso denn "ganz hübsch"? :( Erstens wollte ich damit niemandem "gefallen", und zweitens besitzt die Erde die 81-fache Masse des Mondes, eine x-fach größere Oberfläche und müsste demnach mindestens die 100-fache Menge an Einschlagskratern aufweisen wie der Mond! - Gut, wir haben hier eine nicht zu unterschätzende Erosion, Plattentektonik, Vulkanismus und riesige, sehr tiefe Meere und Ozeane, die die größte Menge solcher Einschläge wahrscheinlich "schluckten", ohne großartig Spuren im Meeresboden zu hinterlassen.
... aber ein Vergleich mit Shoemaker-Levy 9 passt nicht ganz, da Jupiter als Gasriese ganz andere Eigenschaften hat als die Erde. Auf Jupiter waren die Explosionen viel verheerender, weil sie sich ungehindert im Gasozean ausbreiten konnten, und somit auch sehr viel Gas in Mitleidenschaft zogen. Auf der Erde hätten wir zwar auch sehr viel "erlebt", aber bei weitem nicht in diesem Ausmaß - schon weil die Atmosphäre nicht dicht genug ist.
Also, Mahananda, Shoemaker-Levy 9 habe ich deshalb als Vergleich herangezogen (ich weiß, dass dies ein Komet war, der in über 21 Teile zerbrach, bevor diese im Jupiter eintauchten), weil anhand seiner nacheinander auftreffenden Bestandteile das Bild der wie an einer Perlenschnur auf die Erde einschlagenden Trümmerteile bestens erklärbar ist!
Der unübertroffen größte Impaktkrater ist der, der nach der Kollision mit "Theia" übrigblieb - jener Protoplanet, der Teile des Erdmantels herausschlug, aus denen sich unser Mond bildete. Wenn ich jetzt mal spekulieren darf: Die Kontinente sind das verbliebene Relikt der Urkruste, die nach diesem Impakt übrig blieb. Die Ozeankruste bildet die "Narbe" dieses Ereignisses. Könnte man die Kontinente kreisförmig anordnen, würde die Entfernung von der Ostküste bis zur Westküste über Meer ca. 30000 km betragen. Doch bei diesen Dimensionen versagt wohl die Definition für Impaktkrater.
Das ist richtig. Doch wer ist "Theia"??? - So viel ich weiß, wird dieses Proto-Dingsda "Hera" (wie die griech. Göttin der Erde) genannt? - Aber egal. Das mit dem Relikt der Urkruste sehe ich auch so, wenn auch vielleicht von der Auslegung her etwas anders.
Meiner Meinung nach sind die heuto noch existierenden kontinentalen Krusten, welche mit durchschnittlich 24 km Dicke dreimal (!) so dick sind wie die ozeanischen Böden, der Rest der an den beiden Polen damals zurückgebliebenen Kruste, welche sich durch die darauf einsetzende Plattentektonik immer weiter verschoben, einmal auch als "Pangäa" komplett zusammenhingen, bis sie ihre heutigen Positionen erreichten. Aber von der Sache her hast Du so weit recht, nur eben dass man dabei nicht mehr von einem "Impaktkrater" sprechen kann.

Asteroideneinschlagsfreie Grüße von
Toni
 

Mahananda

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Hallo Toni,

Spekulationen sind immer hübsch ... zumindest mag ich sie, wenn sie plausibel sind. War also keine Kritik, eher ein Kompliment!

Zu "Theia": Dieser Name tauchte im Jahr 2003 auf, als das Max-Planck-Institut für Chemie und die Universität Münster eine Presseveröffentlichung herausgaben, in der der Nachweis geführt wurde, dass der Mond aus dem Material des Erdmantels entstand (identisches Niob/Tantal-Verhältnis von Mondgestein und Erdmantel). Über google wirst du bestimmt was finden.

Zu den Inselbögen: Schau dir mal die Antillen an oder die Süd-Sandwich-Inseln - dort gibt es auch keine angrenzenden Kontinentalschelfe. Ebenso die vielen Inselbögen im Pazifik (Marianen, Tonga-Inseln usw.). Sollen das alles Kraterränder sein? Ich habe da so meine Zweifel.

Das mit Shoemaker-Levy 9 habe ich wohl falsch interpretiert. Aber es könnte schon sein, dass ein großer Asteroid in mehrere Bruchstücke zerfallen ist, bevor sich der Impakt ereignete. Kraterketten gibt es auf dem Mond zuhauf (u.a. eine schöne bogenförmige im Ringgebirge Clavius), warum also nicht auf der Erde? Problematisch erscheint mir nur die Identifizierung einer derart dimensionierten Kraterkette auf der Erde mit einer geologisch jungen Region - wie es eben der westliche Pazifikrand ist. Hier ist durch Plattentektonik in geologisch kurzen Zeiträumen sehr viel sehr stark zusammengeschoben und aufgefaltet worden, so dass von den einstigen Kraterrändern nichts mehr übrig wäre. Der Chicxulub-Krater, der "nur" 65 Millionen Jahre ist, ist nur noch mit sehr aufwändigen Methoden zu erkennen. Auf der Oberfläche der Halbinsel Yucatan deutet jedenfalls nichts mehr auf diesen Impakt hin, was mit bloßem Auge zu erkennen wäre. Die Impaktkette, auf die du hindeutest, müsste noch älter sein und wäre demnach noch stärker verwittert. Vielleicht lässt sich aber mit spezielleren Methoden doch ein Nachweis erbringen, dass sich dort Impakte ereigneten (z.B. deformierte Kraterränder, die sich entlang der Plattengrenzen in Bewegungsrichtung abscheren usw.). Es darf also fleißig weiter spekuliert werden ... und hübsch natürlich ...

Viele Grüße!
 
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Toni

Registriertes Mitglied
Danke, Mahananda,

für das "hübsche" Kompliment ;) und natürlich für den Hinweis auf die Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts! Werde ich mal "durchgoogeln".
Ansonsten bin ich natürlich auch der Meinung, dass nicht alles Krater ist, wo rein äußerlich Krater "draufsteht". Etliche Inselbögen, vor allem im Pazifik, haben sicherlich andere Ursachen. Beim Antillenbogen handelt es sich aber in Wirklichkeit, wenn man mal genauer hinschaut, eigentlich nicht um einen Bogen, eher um die Kanten eines Rechtecks. Vom Chicxulub ist wirklich nicht mehr viel zu sehen und wenn doch, dann nur noch unter Wasser, wo die Erosion nicht so stark daran nagte.

Auf weitere "hübsche" Spekulationen :)
Gruß Toni
 

Bynaus

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Jetzt komme ich wieder und bringe die ganzen Spekulationen durcheinander... ;) Das ist nicht böse gemeint, ich habe nichts gegen Spekulationen, aber einige wurden schon überprüft und konnten ausgeschlossen werden.

Zum japanischen Meer: schön und gut, eine runde Form und ein "Zentralberg": es lohnt sich auf jeden Fall, einmal genauer hinzuschauen. Aber nur weil etwas an einen Krater erinnert, ist es noch lange keiner: es gehört noch viel mehr als bloss eine passende Form dazu, um eine Struktur zum Krater zu machen. Die Kraterwände und der "Zentralberg" sollten gleich alt sein: sie sollten entsprechende Deformations- und Schockstrukturen (z.B. sog. "Shatter Cones", wie beim Nördlinger Ries) aufweisen. Man sollte geschockte Quarzkügelchen in der entsprechenden Zeitperiode finden. All dies findet man dort nicht: es gibt also keinen Grund, davon auszugehen, dass es sich um einen Impaktkrater handelt. Wie so oft in der Wissenschaft muss man sagen: Nette Idee, funktioniert aber leider nicht.

Ähnliches gilt auch für die Hudson Bay oder andere "runde" Strukturen.

Ich bezweifle auch die Spekulation von Mahananda, dass es sich bei den Kontinenten um die Kruste der Erde vor Theia handelt. Die Kontinente sind in den Jahrmilliarden graduell gewachsen (das lässt sich auf verschiedene Arten belegen): im Archaikum bedeckten sie nur etwa 10% der Erdoberfläche. Es gibt im Kern einiger Kontinente sogenannte Kratone ("Kontinentkerne"), die über 2 Milliarden Jahre alt sind: alles andere Material wurde später von Aussen her hinzugefügt, vermutlich über akkretierte vorgelagerte Inselketten. Das passt schlecht zur Idee, dass die Kontinente die Überreste der Urkruste waren. Was immer auf der Oberfläche der Erde existierte, bevor Theia kam, wurde bei der Kollision vernichtet.
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
Hallo Bynaus,

könnte es nicht sein, dass Teile der Urkruste anfangs mit subduziert wurden und somit später erst angelagert wurden? Schließlich war die Kruste anfangs wesentlich dünner als heute und womöglich zu einem größeren Teil flüssig - zumindest die ersten paar Dutzend Millionen Jahre nach dem Impakt. Die noch erhaltenen alten Kerne wären dann Reste, die nicht subduziert worden sind. Die später angelagerten Inselketten bestanden dann wohl aus vulkanischem Material, welches wegen der geringeren Dichte des Granits sich auf dem Basalt der Ozeankruste ansammelten und aufgrund der Massendeformation lokale Verschiebungen auslösten.

Viele Grüße!
 

Bynaus

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Das Problem - sorry, dass mir das erst jetzt einfällt - ist auch, dass die ältesten Gesteine, die man auf der Erdoberfläche kennt (die Acosta-Gneise in Grönland) knapp 4 Milliarden Jahre alt sind. Der Theia-Impakt war aber viel früher, vor etwa 4.527 Milliarden Jahren. Folglich haben wir heute keinerlei Zeugen aus der Zeit des Impakts.

Die Kruste der Erde musst du dir so vorstellen: es gibt eine basaltische Unterkruste (sie macht den Grund der Ozeane aus und den Unterbau der Kontinente), die "Kontinente" bilden eine andesitisch/granitische Oberkruste, die auf der Unterkruste aufliegt. Die Dichte der Oberkruste ist viel zu gering, als dass sie subduziert werden könnte: für die erkaltete Unterkruste hingegen trifft das nicht zu. Wird diese subduziert, schmilzt sie auf, die Schmelze trennt sich ("differenziert") in eine aufsteigende andesitisch/granitische Komponente und eine ultrabasische, zurückbleibende Komponente. Die aufsteigende Komponente tritt an der Erdoberfläche aus und ergänzt die Kontinente: so stellt man sich auch die Entstehung der ersten Kontinente vor. Alle vorgelagerten Inselketten (wie z.B. die Karibik, die Mittelamerikanische Landbrücke, Japan, die Philipinen, etc.) sind solche neuen Kontinentteile, die durch die Plattenbewegung dann irgendwann zu den Rändern der Kontinente hinzugefügt werden und sie vergrössern. Dieser Prozess lief früher etwas schneller ab, entsprechend der grösseren Wärme, die die Erde noch abbauen musste: berücksichtigt man dies, kommt man (auch) auf 10% Kontinente im Archaikum.
 

Mahananda

Registriertes Mitglied
Danke,

das klingt einleuchtend. Also statt 35% Restkruste höchstens 10% - wenn überhaupt. Eine andere Sache: Ich hatte schon einmal an anderer Stelle darüber nachgedacht, dass die Venus möglicherweise von Anfang an nur sehr wenig Wasser enthielt, weil während der Akkretion durch die vielen Impakte unter dem Einfluss des Sonnenwindes der Wasserdampf als flüchtiges Material in den interplanetaren Raum geweht wäre. Dasselbe dürfte auch auf die Erde zugetroffen haben. Könnte es nun nicht sein, dass Theia von ähnlicher Beschaffenheit wie der Saturnmond Titan gewesen ist - also ca. 50 Vol% Silikatkern + 50 Vol% Eismantel und das heute vorhandene Ozeanwasser quasi mitgebracht hat. Ich habe mal durchgerechnet und bin darauf gekommen, dass bei einem Körper mit einem Radius von 2700 km und einem Mantel von 800 km Dicke gerade mal 3% des Eismantels den Impakt hätten überstehen müssen, um die Ozeane zu füllen. Zwar sind 2700 km Radius etwas weniger als Marsgröße, aber bei einem etwas frontaleren Aufprall dürfte die geringere Masse - gepaart mit der Explosionsenergie des schlagartig verdampfenden Wassers wieder ausgeglichen werden, um eine Mondmasse vom Erdkörper abzulösen. Vor einiger Zeit hatte ich einen Artikel gelesen, in dem die etwa 50fach geringere Menge an Edelgasen in der Erdatmosphäre im Vergleich zur Venusatmosphäre damit erklärt werden kann, dass große Impakte in Ozeane stattfanden. (Titel des Artikels: "Ozeane katapultieren Atmosphären ins All") Ich habe nun überlegt, ob das umgekehrte Szenario vielleicht auch funktioniert haben könnte - dass also der Impaktkörper den Ozean mitbrachte und damit die Atmosphäre ausdünnte. Ähnliches ist vielleicht auch auf dem Mars passiert.

Soweit eine weitere "hübsche" Spekulation von mir.

Viele Grüße!
 

Bynaus

Registriertes Mitglied

Ja, eben: wenn alle Gesteine der Kontinente deutlich jünger sind als der Theia-Impakt, kann es sich dabei natürlich nicht um Rest aus der Zeit vor dem Impakt handeln.

Zwar sind 2700 km Radius etwas weniger als Marsgröße, aber bei einem etwas frontaleren Aufprall dürfte die geringere Masse - gepaart mit der Explosionsenergie des schlagartig verdampfenden Wassers wieder ausgeglichen werden, um eine Mondmasse vom Erdkörper abzulösen.

Das mit dem "dürfte" ist eben so eine Sache: Damit der Theia-Impakt funktioniert und wirklich unseren Mond hervorbringt, ist nur ein ziemlich kleiner Parameter-Raum von Inklination, Geschwindigkeit und Masse möglich. Inwieweit die Zusammensetzung eine Rolle spielt, kann ich dir nicht sagen, aber soviel ich weiss, geht man von einem Körper von Mars-Dichte (ca. 3.7 g/cm^3) aus. Ich weiss also nicht, ob deine Spekulation hier auch möglich wäre, das müsste man sicher simulieren. Aber ein Körper dieser Zusammensetzung wäre aus dem äusseren Sonnensystem gekommen: da wäre es doch viel wahrscheinlicher, dass die Erde mit einem der vielen Planetesimale im inneren Sonnensystem zusammengestossen wäre.

Vor einiger Zeit hatte ich einen Artikel gelesen

Interessant - weisst du noch, wo du das gelesen hast?
 

Toni

Registriertes Mitglied
Hallo Mahananda,

danke für den Link. Das ist ja ein äußerst interessanter Artikel, der gleich mehrere Themen-Fragen hier im Forum beantwortet!

Beste Grüße
Toni
 

Toni

Registriertes Mitglied
Hallo Bynaus,

Das Problem - sorry, dass mir das erst jetzt einfällt - ist auch, dass die ältesten Gesteine, die man auf der Erdoberfläche kennt (die Acosta-Gneise in Grönland) knapp 4 Milliarden Jahre alt sind. Der Theia-Impakt war aber viel früher, vor etwa 4.527 Milliarden Jahren.
woher hast Du einen solch genauen Wert (4,527 Mrd.)? :( Soweit ich weiß, legen sich Geologen nie auf so verhältnismäßig extrem genaue Angaben fest, da Datierungen in derartigen Zeiträumen meist sehr ungenau sind. Hat man diesen Wert anhand der Fluchtgeschwindigkeit des Mondes berechnet? :confused:

Erstaunte Grüße von
Toni
 
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